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== Die Burgruine Schauenstein in Sage und Legende == | == Die Burgruine Schauenstein in Sage und Legende == | ||
=== Der Rösselsprung === | === Der Rösselsprung === | ||
Besitzer der hier als Felsenschloss bezeichneten Burg Schauenstein am Kamp ist der riesige und ungesellige Wildgraf Hugo, der sich aus freien Stücke vom Hof zurückgezogen hat, wo er ohnehin weniger geachtet als gefürchtet ist. Um seine starke und streitbare Tochter, die ihn gewöhnlich auf der Jagd begleitet, werben zwei ehrenwerte Ritter. Als die Wildgrafentochter eine Entscheidung trifft, will sich der abgewiesene Freier damit nicht abfinden und lässt Schauenstein belagern. Durch den Verrat eines Knechtes gelingt es ihm mit seinen Leuten die Burgmauern zu überwinden und in das Gemach der Wildgrafentochter einzudringen. Sie schafft es jedoch auf ihrem Jagdross zu flüchten, er verfolgt sie. Als ein mächtiger Felsblock und ein grässlicher Abgrund ihre Flucht behindern, überwindet sie diese mit einem kühnen Sprung mit ihrem Pferd, während der Verfolger abstürzt. Inzwischen konnten auch die Söldner des Angreifers wieder aus der Burg verjagt werden, was im Wesentlichen dem Verlobten der Wildgrafentochter zu verdanken ist. Einem Happyend mit Hochzeit steht somit nichts mehr im Wege.<ref>vgl. Ilse Schöndorfer: ''Steine und Sagen'', 1999, S. 83f.</ref> | Besitzer der hier als Felsenschloss bezeichneten Burg Schauenstein am Kamp ist der riesige und ungesellige Wildgraf Hugo, der sich aus freien Stücke vom Hof zurückgezogen hat, wo er ohnehin weniger geachtet als gefürchtet ist. Um seine starke und streitbare Tochter, die ihn gewöhnlich auf der Jagd begleitet, werben zwei ehrenwerte Ritter. Als die Wildgrafentochter eine Entscheidung trifft, will sich der abgewiesene Freier damit nicht abfinden und lässt Schauenstein belagern. Durch den Verrat eines Knechtes gelingt es ihm mit seinen Leuten die Burgmauern zu überwinden und in das Gemach der Wildgrafentochter einzudringen. Sie schafft es jedoch auf ihrem Jagdross zu flüchten, er verfolgt sie. Als ein mächtiger Felsblock und ein grässlicher Abgrund ihre Flucht behindern, überwindet sie diese mit einem kühnen Sprung mit ihrem Pferd, während der Verfolger abstürzt. Inzwischen konnten auch die Söldner des Angreifers wieder aus der Burg verjagt werden, was im Wesentlichen dem Verlobten der Wildgrafentochter zu verdanken ist. Einem Happyend mit Hochzeit steht somit nichts mehr im Wege.<ref>vgl. Ilse Schöndorfer: ''Steine und Sagen'', 1999, S. 83f.</ref><ref>vgl. Renate Seebauer: ''Sagen und andere Kuriosa aus dem Poigreich''. Mit historischen und didaktischen Anmerkungen (= Schriften zur Kulturgeschichte. Bd. 52). Verlag Dr. Kovač, Hamburg, 2018. ISBN 978-3-339-10266-9- S.35ff.</ref> | ||
Es handelt sich um eine jener Sagen, wo ein ungewollten Verführer eine Jungfrau in seine Gewalt bringen will. Sie entkommt ihm zu Pferd, indem es ihr gelingt, mit einem Sprung einen Abgrund zu überwinden, während er mit seinem Pferd dabei in die Tiefe stürzt. Die Bekannteste dieser Sagen spielt auf dem Felsen [[w:Roßtrappe#Sage|Roßtrappe]] im Harz und könnte das Vorbild für die Schauensteiner Rösselsprungsage sein, deren zeitlicher Schauplatz das Mittelalter unter der Herrschaft eines Königs Heinrich ist. Auffällig ist in dieser Version, dass der Wildgraf und seine Tochter wie Figuren aus einer "Anderwelt" wirken<ref group="A">Obwohl es bisher keine Belege dafür gibt, dass Burg Schauenstein einst im Besitz der [[Hugo von Lichtenfels#Herkunft und Familie|Tursen]] war, könnte die Figur des Wildgrafen Hugo möglichweise eine Anspielung auf diese Familie sein, deren Beiname Turse Riese bedeutet, vgl. [http://www.taterman.at/ruine-schauenstein_-eine-sympathische-ruine-im-kamptal/ Ruine Schauenstein], Taterman.AT, abgerufen am 4. Juli 2020. Dazu passt, dass der Bewerber, der die Wildgrafentochter bekommt, ein Otto von [[Burg Lichtenfels|Lichtenfels]] ist, was ebenfalls auf die Tursen verweist.</ref>, der Schurke allerdings zunächst als seriöser Bewerber eingeführt wird und erst durch die Abweisung seiner Bewerbung zu Gunsten eines anderen auf die schiefe Bahn gerät. | Es handelt sich um eine jener Sagen, wo ein ungewollten Verführer eine Jungfrau in seine Gewalt bringen will. Sie entkommt ihm zu Pferd, indem es ihr gelingt, mit einem Sprung einen Abgrund zu überwinden, während er mit seinem Pferd dabei in die Tiefe stürzt. Die Bekannteste dieser Sagen spielt auf dem Felsen [[w:Roßtrappe#Sage|Roßtrappe]] im Harz und könnte das Vorbild für die Schauensteiner Rösselsprungsage sein, deren zeitlicher Schauplatz das Mittelalter unter der Herrschaft eines Königs Heinrich ist. Auffällig ist in dieser Version, dass der Wildgraf und seine Tochter wie Figuren aus einer "Anderwelt" wirken<ref group="A">Obwohl es bisher keine Belege dafür gibt, dass Burg Schauenstein einst im Besitz der [[Hugo von Lichtenfels#Herkunft und Familie|Tursen]] war, könnte die Figur des Wildgrafen Hugo möglichweise eine Anspielung auf diese Familie sein, deren Beiname Turse Riese bedeutet, vgl. [http://www.taterman.at/ruine-schauenstein_-eine-sympathische-ruine-im-kamptal/ Ruine Schauenstein], Taterman.AT, abgerufen am 4. Juli 2020. Dazu passt, dass der Bewerber, der die Wildgrafentochter bekommt, ein Otto von [[Burg Lichtenfels|Lichtenfels]] ist, was ebenfalls auf die Tursen verweist.</ref>, der Schurke allerdings zunächst als seriöser Bewerber eingeführt wird und erst durch die Abweisung seiner Bewerbung zu Gunsten eines anderen auf die schiefe Bahn gerät. |
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