Adolf Kaipel im Zweiten Weltkrieg: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Schlammperiode und Vormarsch auf Charkow Oktober bis Dezember 1941 ===
=== Schlammperiode und Vormarsch auf Charkow Oktober bis Dezember 1941 ===
Nach dem Abschluss der Kämpfe im Kessel von Kiew wurde der Division ab 2. Oktober der Weitermarsch Richtung Osten mit dem Ziel [[w:Ochtyrka|Achtyrka]] befohlen. In der Nacht vom 6. auf den 7. Oktober 1941 fiel der erste Schnee, der die Straßen unpassierbar machte. Die deutsche Wehrmacht machte Bekanntschaft mit der [[w:Rasputiza|Rasputiza]], der Schlammperiode, die keinen LKW-Verkehr mehr zuließ. Auch Panzer konnten sich in dieser Schlammwüste nur sehr langsam vorwärts quälen. Am besten erging es noch der Infanterie, die sich abseits der zerfahrenen Straßen etwas besser bewegen konnte. Adolf Kaipels Infanterieregiment 131 kämpfte ab 10. Oktober vier Tage lang im Raum Achtyrka bis sie die Stadt vollständig vom Feind gesäubert hatte. Adolf musste in ein Lazarett und schrieb am 10. Oktober folgenden Brief an seine Eltern:
Nach dem Abschluss der Kämpfe im Kessel von Kiew wurde der Division ab 2. Oktober der Weitermarsch Richtung Osten mit dem Ziel [[w:Ochtyrka|Achtyrka]] befohlen. In der Nacht vom 6. auf den 7. Oktober 1941 fiel der erste Schnee, der die Straßen unpassierbar machte. Die deutsche Wehrmacht machte Bekanntschaft mit der [[w:Rasputiza|Rasputiza]], der Schlammperiode, die keinen LKW-Verkehr mehr zuließ. Auch Panzer konnten sich in dieser Schlammwüste nur sehr langsam vorwärts quälen. Am besten erging es noch der Infanterie, die sich abseits der zerfahrenen Straßen etwas besser bewegen konnte. Adolf Kaipels Infanterieregiment 131 kämpfte ab 10. Oktober vier Tage lang im Raum Achtyrka bis sie die Stadt vollständig vom Feind gesäubert hatte.<ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 180 bis 182, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref> Adolf musste in ein Lazarett und schrieb am 10. Oktober folgenden Brief an seine Eltern:
{{Zitat|Liebe Mutter!  
{{Zitat|Liebe Mutter!  
Meine Kameraden gehen weiter nach Osten und ich mußte ein Lazarett besuchen, denn es ging nicht weiter mit der Ruhr. Draußen regnet und schneit es was vom Himmel fallen kann. Jetzt ist es nicht mehr schön in Rußland. Kein Weg, alle Fahrzeuge stecken. Es ist jetzt so trostlos, nicht zu beschreiben. Manche von meinen Kameraden haben schon Läuse, man kann schon fast sagen alle. Bis jetzt habe ich noch keine. Hans hat einmal gesagt, daß er eine Lausschmiere hat oder vielleicht bekommst Du eine in der Apotheke. Auch um eine Unterhose, aber nur aus Leinwand, möchte ich schon bitten. Es ist mir alles zerrissen. Und, liebe Mutter, mit den kleinen Pakten tut nicht so sparen, viel ist es nicht, aber man freut sich und es hilft im täglichen Leben. Bis jetzt habe ich alles bekommen, was Ihr mir geschickt habt.  
Meine Kameraden gehen weiter nach Osten und ich mußte ein Lazarett besuchen, denn es ging nicht weiter mit der Ruhr. Draußen regnet und schneit es was vom Himmel fallen kann. Jetzt ist es nicht mehr schön in Rußland. Kein Weg, alle Fahrzeuge stecken. Es ist jetzt so trostlos, nicht zu beschreiben. Manche von meinen Kameraden haben schon Läuse, man kann schon fast sagen alle. Bis jetzt habe ich noch keine. Hans hat einmal gesagt, daß er eine Lausschmiere hat oder vielleicht bekommst Du eine in der Apotheke. Auch um eine Unterhose, aber nur aus Leinwand, möchte ich schon bitten. Es ist mir alles zerrissen. Und, liebe Mutter, mit den kleinen Pakten tut nicht so sparen, viel ist es nicht, aber man freut sich und es hilft im täglichen Leben. Bis jetzt habe ich alles bekommen, was Ihr mir geschickt habt.  
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Euer Adolf. }}
Euer Adolf. }}


In den nächsten Wochen quälten sich die Divisionen der 6. Armee weiter durch die Schlammwüste in Richtung Charkow. Östlich dieser Großstadt bezogen sie eine Sicherungslinie um nach Einsetzen des Frostes weiter nach Osten vorstoßen zu können. So zumindest lautete die Absicht der militärischen Führung. Die 44. Infanterie-Division hatte das scheinbare Glück als Armeereserve aus der Front gezogen zu werden und konnte ab 4. November Ruhequartiere direkt in Charkow zu beziehen. Die Truppe hatte es bitter nötig, denn laut Divisionsbericht war die Truppe zu 90 Prozent verlaust. Die Soldaten selbst glaubten in ihren Ruhequartieren überwintern zu können und dachten schon an das Weihnachtsfest. Auch in Briefen, die Adolf Kaipel Ende November bzw. Anfang Dezember 1941 an seine Verwandten bzw. Familie Hirschberg schrieb, ist diese Zuversicht heraus zu lesen:
In den nächsten Wochen quälten sich die Divisionen der 6. Armee weiter durch die Schlammwüste in Richtung Charkow. Östlich dieser Großstadt bezogen sie eine Sicherungslinie um nach Einsetzen des Frostes weiter nach Osten vorstoßen zu können. So zumindest lautete die Absicht der militärischen Führung. Die 44. Infanterie-Division hatte das scheinbare Glück als Armeereserve aus der Front gezogen zu werden und konnte ab 4. November Ruhequartiere direkt in Charkow zu beziehen. Die Truppe hatte es bitter nötig, denn laut Divisionsbericht war die Truppe zu 90 Prozent verlaust. Die Soldaten selbst glaubten in ihren Ruhequartieren überwintern zu können und dachten schon an das Weihnachtsfest.<ref>Friedrich Dettmer, Otto Jaus, Helmut Tolkmitt: ''Die 44. Infanterie-Division. Reichs-Grenadier-Division Hoch- und Deutschmeister 1938–1945.'', Seite 184 bis 185, Verlag Austria Press, Wien 1969</ref> Auch in Briefen, die Adolf Kaipel Ende November bzw. Anfang Dezember 1941 an seine Verwandten bzw. Familie Hirschberg schrieb, ist diese Zuversicht heraus zu lesen:
{{Zitat|Liebe Schwester!  
{{Zitat|Liebe Schwester!  
Wenn heuer in einigen Tagen die Weihnachtsglocken vom Turm ertönen, freut sich groß und klein, auch wenn das Geschenk noch so klein ist. Leider kann ich dieses Jahr nicht die Freude teilen und muß das große deutsche Familienfest fern der Heimat verbringen.   
Wenn heuer in einigen Tagen die Weihnachtsglocken vom Turm ertönen, freut sich groß und klein, auch wenn das Geschenk noch so klein ist. Leider kann ich dieses Jahr nicht die Freude teilen und muß das große deutsche Familienfest fern der Heimat verbringen.   
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