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In Wien hatte er Catharina Agnes N. geheiratet und dort kam Sohn Martin zur Welt. Anastasia Sasslaberin, eine Ferrethi-Tochter und Schwester seiner Mutter, war kinderlos geblieben, so ''"verkaufte"'' sie dem jungen Ehepaar am 31. Mai 1735 anlässlich seiner Verheiratung und Geburt eines Sohnes Teile ihres Besitzes. Mit einem Haus, Stadl, Obstgarten, einem halben und einem viertel Steinbruch wurden sie im Kaisersteinbrucher [[Grundbuch]] eingeschrieben. | In Wien hatte er Catharina Agnes N. geheiratet und dort kam Sohn Martin zur Welt. Anastasia Sasslaberin, eine Ferrethi-Tochter und Schwester seiner Mutter, war kinderlos geblieben, so ''"verkaufte"'' sie dem jungen Ehepaar am 31. Mai 1735 anlässlich seiner Verheiratung und Geburt eines Sohnes Teile ihres Besitzes. Mit einem Haus, Stadl, Obstgarten, einem halben und einem viertel Steinbruch wurden sie im Kaisersteinbrucher [[Grundbuch]] eingeschrieben. | ||
== | == Probleme zwischen italienischen und deutschen Steinmetzen == | ||
1738 entbrannte ein heftiger [[Konflikt]] mit nachfolgendem [[Gerichtsverfahren]] zwischen den [[Welsche|welschen]] und ''teutschen'' Steinmetzen. (Die im Steinbruch sesshaften [[Magistri Comacini|Italiener]] waren meist in dritter [[Generation]] hier anwesend.) Im Gerichtsverfahren am 4. Juli 1740 berichtete der [[Gastwirt]] Balthasar Tetzl wahrheitsgemäß, dass die Brüder Franz und Maximilian Trumler den 19. August 1738 gegen den Abend aus des [[Johann Paul Schilck|Schilcken]] Garten zu dem Kirchenkeller gekommen. In einem Wortgefecht sagte Schilck, ''ich bin ein [[deutsche|teutscher]] Steinmetz'', beide Trumlers antworteten ihm, ''das was die Teutschen haben, sie es ebenso gut und besser wüssten''. | 1738 entbrannte ein heftiger [[Konflikt]] mit nachfolgendem [[Gerichtsverfahren]] zwischen den [[Welsche|welschen]] und ''teutschen'' Steinmetzen. (Die im Steinbruch sesshaften [[Magistri Comacini|Italiener]] waren meist in dritter [[Generation]] hier anwesend.) Im Gerichtsverfahren am 4. Juli 1740 berichtete der [[Gastwirt]] Balthasar Tetzl wahrheitsgemäß, dass die Brüder Franz und Maximilian Trumler den 19. August 1738 gegen den Abend aus des [[Johann Paul Schilck|Schilcken]] Garten zu dem Kirchenkeller gekommen. In einem Wortgefecht sagte Schilck, ''ich bin ein [[deutsche|teutscher]] Steinmetz'', beide Trumlers antworteten ihm, ''das was die Teutschen haben, sie es ebenso gut und besser wüssten''. | ||
Im Keller begehrten sie eine halbe Wein, da sagt der Maximilian Trumler, ''die [[Deutscher|''teutschen'']] Steinmetzen wären mit [[Respekt|Respekht]], [[Hundsfott (Schimpfwort)|Huntsfiter]], [[Spitzbub|Spitzburben]] und Scheiskehrln, und es ist ein [[Halunke|Hallunkh]] wie der andere, keiner ausgenommen''. Da sagte der Franz Trumler zu ihm, ''du hast recht, [[Verwandtschaftsbeziehung #Geschwister|Pruetter]]'' und diese [[Schmähung]] hat eine ganze Glockhen-Stunde gedauert. | Im Keller begehrten sie eine halbe Wein, da sagt der Maximilian Trumler, ''die [[Deutscher|''teutschen'']] Steinmetzen wären mit [[Respekt|Respekht]], [[Hundsfott (Schimpfwort)|Huntsfiter]], [[Spitzbub|Spitzburben]] und Scheiskehrln, und es ist ein [[Halunke|Hallunkh]] wie der andere, keiner ausgenommen''. Da sagte der Franz Trumler zu ihm, ''du hast recht, [[Verwandtschaftsbeziehung #Geschwister|Pruetter]]'' und diese [[Schmähung]] hat eine ganze Glockhen-Stunde gedauert. | ||
== 4. Juli 1740: Klagpunkte wider den Maximilian Trumler == | === 4. Juli 1740: Klagpunkte wider den Maximilian Trumler === | ||
Beschwerde des Elias Hügel (auszugsweise): | Beschwerde des Elias Hügel (auszugsweise): | ||
* wegen verübter Schelt- und [[Schmach]]worten wider die deutschen Steinmetzen insgesamt und Verletzung derselben | * wegen verübter Schelt- und [[Schmach]]worten wider die deutschen Steinmetzen insgesamt und Verletzung derselben [[Ehre]]n | ||
* wegen Verspott- und [[Verachtung]] der lieben [[Heilige]]n Gottes, der Heyl. [[Vier Gekrönte]]n. | * wegen Verspott- und [[Verachtung]] der lieben [[Heilige]]n Gottes, der Heyl. [[Vier Gekrönte]]n. | ||
* wegen gänzlichen [[Ruin]] unserer Steinbrüche, wegen Einführung schädlichen und verbotenen [[Pfuschen]]s, mit Einführung von fremden und nichtswertigen Steinen. | * wegen gänzlichen [[Ruin]] unserer Steinbrüche, wegen Einführung schädlichen und verbotenen [[Pfuschen]]s, mit Einführung von fremden und nichtswertigen Steinen. | ||
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Deswegen von Ihro Hochgräfliche Excellenz der [[Karoline von Fuchs-Mollard|Gräfin von Fux]], die billige [[Satisfaktion|Satisfaction]] wegen Ihrer [[Untertan|Unterthanen]] zu begehren ist. | Deswegen von Ihro Hochgräfliche Excellenz der [[Karoline von Fuchs-Mollard|Gräfin von Fux]], die billige [[Satisfaktion|Satisfaction]] wegen Ihrer [[Untertan|Unterthanen]] zu begehren ist. | ||
Anmerkung: Die [[Sommerein]]er Steinmetz- und Maurermeister waren der [[Zunft|Viertellade]] zu Kaisersteinbruch zugehörig. | :Anmerkung: Die [[Sommerein]]er Steinmetz- und Maurermeister waren der [[Zunft|Viertellade]] zu Kaisersteinbruch zugehörig. | ||
* wegen [[Entfremdung]] - mit Respect - gestohlener Schlüssel, welche zur [[Zunftlade|Handwerkslade]] gehörig, das gehabte Bubenstück mit Freisagen und [[Freisprechung|Ledigsprechung]] der [[Lehrbub|Lehrjungen]], welche bei unserem ehrsamen Handwerk ein- und aufgedungen worden, welche nach den [[Handwerksordnung|Handwerks-Articeln]] abzustrafen sein. | * wegen [[Entfremdung]] - mit Respect - gestohlener Schlüssel, welche zur [[Zunftlade|Handwerkslade]] gehörig, das gehabte Bubenstück mit Freisagen und [[Freisprechung|Ledigsprechung]] der [[Lehrbub|Lehrjungen]], welche bei unserem ehrsamen Handwerk ein- und aufgedungen worden, welche nach den [[Handwerksordnung|Handwerks-Articeln]] abzustrafen sein. | ||
* letztlichen meine so oft wiederholte Klage wegen Aufstellung der mir so schädlichen eingefallenen Mauer neben meinem Haus, die Auflage zu Thun gebeten, aber nichts erlangen können. Mithin er Trumler das gefährliche Schütten, davon die größten Steine gegen mein Haus und Keller herunterspringen und laufen, dass weder ich mit meinen Leuthen, Kinder und Dienstboten oder andere Vorbeigehende mit Gefahr ihres Lebens, oder Gefahr eines großen Unglücks vorbei gehen. | * letztlichen meine so oft wiederholte Klage wegen Aufstellung der mir so schädlichen eingefallenen Mauer neben meinem Haus, die Auflage zu Thun gebeten, aber nichts erlangen können. Mithin er Trumler das gefährliche Schütten, davon die größten Steine gegen mein Haus und Keller herunterspringen und laufen, dass weder ich mit meinen Leuthen, Kinder und Dienstboten oder andere Vorbeigehende mit Gefahr ihres Lebens, oder Gefahr eines großen Unglücks vorbei gehen. | ||
Daher ist mein Bitten an meine gnädige Herrschaft, ihme Trumler das gefährliche Schütten bei Strafe zu verbieten, die obereinander eingefallene Mauer auf die alte Grundmauer zu bauen. | Daher ist mein Bitten an meine gnädige Herrschaft, ihme Trumler das gefährliche Schütten bei Strafe zu verbieten, die obereinander eingefallene Mauer auf die alte Grundmauer zu bauen. | ||
:::::::::::::Euer Hochwürden und Gnaden unterthänigster Elias Hügel | :::::::::::::Euer Hochwürden und Gnaden unterthänigster Elias Hügel | ||
=== Enger Lebensraum zwischen den Steinbrüchen === | |||
Dadurch dass die Häuser ganz nahe bei den Steinbrüchen standen, vor allem aber die vom Stift Heiligenkreuz als Herrschaft vorgegebene sehr enge Verbauung ergaben ein andauerndes Platzproblem. Das erklärt die Tätigkeit des ''Schüttscheibers'', der den anfallenden Abraum an andere Stellen transportierte. Daraus ergaben sich zahlreiche Nachbarschaftskonflikte. So erklärt sich vielleicht die Arbeit des „Schittscheibers“, der den anfallenden Abraum an bestimmte Stellen transportierte. | |||
[[Datei:Wappen_Kaisersteinbruch.jpg|thumb|Kaisersteinbruch Wappenstein, schwarzer-kaiserlicher Adler]] | [[Datei:Wappen_Kaisersteinbruch.jpg|thumb|Kaisersteinbruch Wappenstein, schwarzer-kaiserlicher Adler]] | ||
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Die jungen Meister Johann Paul Schilck jun. und Maximilian Trumler hatten im selben Jahr 1734 geheiratet. Als Schilck 1740 starb verkauften seine alten Eltern dem Maximilian dessen Gut. | Die jungen Meister Johann Paul Schilck jun. und Maximilian Trumler hatten im selben Jahr 1734 geheiratet. Als Schilck 1740 starb verkauften seine alten Eltern dem Maximilian dessen Gut. | ||
== Inventur == | == Inventur == |
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