Gertrud von Österreich und Steier: Unterschied zwischen den Versionen

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Da Gertruds Vater bereits vor 1230 starb, folgte sein jüngerer Bruder, Herzog Friedrich (II.) "''der Streitbare''" seinem Vater als Herzog von Österreich und Steier nach. Dieser vereinbarte um 1238 Gertruds Eheschließung mit Herzog Wladislaw von Mähren mit dem Vater des Bräutigams, dem böhmischen König Ottokar (I.), nachdem dem dieser ihn bei der Rückgewinnung seiner Herzogtümer gegen Kaiser Friedrich II. unterstützt hatte. Offiziell verlobt wurde Gertrud mit Wladislaw  aber erst 1241, als sie ca. 11 Jahre alt war.<ref name ="Österr.Geschichte242">vgl. Dopsch-Brunner-Weltin: ''Österreichische Geschichte 1122–1278'', 1999, S. 442</ref> Die Hochzeit zwischen ihr und dem Markgrafen wurde jedoch von ihrem Onkel in den Folgejahren immer wieder aufgeschoben. In der neueren Forschungsliteratur wird davon ausgegangen, dass er das tat, weil er nicht imstande war, ihre Mitgift zu bezahlen.  
Da Gertruds Vater bereits vor 1230 starb, folgte sein jüngerer Bruder, Herzog Friedrich (II.) "''der Streitbare''" seinem Vater als Herzog von Österreich und Steier nach. Dieser vereinbarte um 1238 Gertruds Eheschließung mit Herzog Wladislaw von Mähren mit dem Vater des Bräutigams, dem böhmischen König Ottokar (I.), nachdem dem dieser ihn bei der Rückgewinnung seiner Herzogtümer gegen Kaiser Friedrich II. unterstützt hatte. Offiziell verlobt wurde Gertrud mit Wladislaw  aber erst 1241, als sie ca. 11 Jahre alt war.<ref name ="Österr.Geschichte242">vgl. Dopsch-Brunner-Weltin: ''Österreichische Geschichte 1122–1278'', 1999, S. 442</ref> Die Hochzeit zwischen ihr und dem Markgrafen wurde jedoch von ihrem Onkel in den Folgejahren immer wieder aufgeschoben. In der neueren Forschungsliteratur wird davon ausgegangen, dass er das tat, weil er nicht imstande war, ihre Mitgift zu bezahlen.  


Gertruds erste Ehe wurde noch 1246, also bald, nach Herzog Friedrichs Tod, geschlossen. Markgraf Wladislaw wurde von den meisten Landadeligen der Herzogtümer Österreich und Steier als sein Nachfolger anerkannt, starb aber bereits a, 3. Jänner 1247 an einer kurzen Krankheit, noch ehe er sich endgültig durchsetzt hatte.<ref name ="Österr.Geschichte244">vgl. Dopsch-Brunner-Weltin: ''Österreichische Geschichte 1122–1278'', 1999, S. 444</ref><ref name ="neukam236">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 236</ref> Wie später auch bei ihrem zweiten Ehemann wurde in der (älteren) Literatur behauptet, dass er vergiftet worden war.<ref name ="neukam42">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 42</ref>
Gertruds erste Ehe wurde noch 1246, also bald, nach Herzog Friedrichs Tod, geschlossen. Markgraf Wladislaw wurde von den meisten Landadeligen der Herzogtümer Österreich und Steier als sein Nachfolger anerkannt, starb aber bereits am 3. Jänner 1247 an einer kurzen Krankheit, noch ehe er sich endgültig als Herrscher durchsetzt hatte.<ref name ="Österr.Geschichte244">vgl. Dopsch-Brunner-Weltin: ''Österreichische Geschichte 1122–1278'', 1999, S. 444</ref><ref name ="neukam236">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 236</ref> Wie später auch bei ihrem zweiten Ehemann Hermann findet sich in der (älteren) Literatur die Behauptung, dass er vergiftet worden war.<ref name ="neukam42">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold'', 2013, S. 42</ref> Wenige Monate später, im Sommer 1247, schloss Gertrud ihre zweite Ehe mit dem Markgrafen Hermann von Baden.<ref name ="Österr.Geschichte244">vgl. Dopsch-Brunner-Weltin: ''Österreichische Geschichte 1122–1278'', 1999, S. 444</ref> Diese wurde vom Papst vermittelt.<ref name ="neukam237"/>  


Wenige Monate später, im Sommer 1247, schloss Gertrud ihre zweite Ehe mit dem Markgrafen Hermann von Baden.<ref name ="Österr.Geschichte244">vgl. Dopsch-Brunner-Weltin: ''Österreichische Geschichte 1122–1278'', 1999, S. 444</ref> Diese wurde vom Papst vermittelt.<ref name ="neukam237"/>  
Nach dem Tod von Herzog Friedrich dem Steitbaren beanspruchte Gertrud von Österreich, die den Titel "''Ducissa Austrie et Stirie''" führte, gestützt auf das [[w:Privilegium minus|Privilegium minus]], die Herrschaft über die Herzogtümer Österreich und Steier. Obwohl der Kaiser ihre Ansprüche ignorierte, konnte sie sich zunächst mit Einschränkungen durchsetzen, da sie von päpstlicher Seite unterstützt wurde. 1248 erklärte sie [[w:Innozenz IV.|Papst Innozenz IV.]] für erbberechtigt.<ref name ="gedaechtnis"/> An ihrem Hof dürfte der Notar Otto von [[Mödling]] 1249/50 jene Abschrift des [[w:Privilegium minus|Privilegium minus]] angefertigt haben, die sich in einer "Klosterneuburger Handschrift" erhalten hat und in der neueren Forschung als gültige Edition des angeblich ursprünglichen Textes, der nicht erhalten ist, gilt.<ref name ="Lohrmann26">vgl. [[w:Klaus Lohrmann|Klaus Lohrmann]]: "''Die Babenberger und ihre Nachbarn''". Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2020. ISBN 978-3-205-20636-1. S. 26</ref> Nach ihrer zweiten Eheschließung konnte sich Gertrud mit Hilfe der vorländischen Kontigente, über die ihr Ehemann zunächst verfügte, zunächst im [[Industrieviertel|Viertel unter dem Wienerwald]] behaupten. Sie erreichte außerdem, dass der von Kaiser Friedrich II. als Landesverweser eingesetzte Graf [[Otto von Eberstein]] im Sommer 1248 als solcher resignierte. Gegen einen weiteren Versuch des Kaisers, nun einen Wittelsbacher als seinen Statthalter im Herzogtum Österreich einzusetzen, leistete der Adel im "oberen Österreich" erbitterten Widerstand. Allerdings fanden Gertrud und ihr neuer Ehemann Hermann ebenfalls nur wenige verlässliche Parteigänger, die ihre Ansprüche tatsächlich unterstützten. Zu diesen gehörten der Landrichter [[Heinrich von Haßbach|Heinrich Schenk von Haßbach]] und die Brüder Preußl, die bereits verlässliche Gefolgsleute ihres Onkels Friedrich gewesen waren. Diesem verdankten sie im Wesentlichen auch ihren Aufstieg in die Führungshierarchie. Heinrich von Haßbach wechselte allerdings schon wenige Jahre später auf die Seite von König Ottokar.<ref >vgl. [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]]: ''Landesfürst und Adel - Österreichs Werden''. In: [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - Maximilian Weltin (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278''. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1,  S. 255 und S. 257</ref> Ein weiterer Teil des Adels, so zum Beispiel die Grafen [[Konrad III. von Plain|Konrad (III.)]] († 1260) und [[Otto II. von Plain|Otto (II.)]] († 1260) von Plain und Hardegg oder [[Heinrich I. von Liechtenstein|Heinrich (I.) von Liechtenstein]] blieben zunächst neutral, ließen sich aber diese Haltung entsprechend honorieren.<ref>vgl. [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]]: ''Landesfürst und Adel - Österreichs Werden''. In: [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - Maximilian Weltin (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278''. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, S. 255f.</ref> Nach dem Tod ihres Ehemannes Hermann versuchte Gertrud ihre Stellung in den Herzogtümern mit Hilfe des [[w:Bela IV. (Ungarn)|ungarischen Königs]] zu behaupten und schloss daher eine weitere Ehe mit einem seiner Verwandten, Roman von Halicz.<ref name ="neukam237"/>


Nach dem Tod von Herzog Friedrich dem Steitbaren beanspruchte Gertrud von Österreich, die den Titel "''Ducissa Austrie et Stirie''" führte, gestützt auf das [[w:Privilegium minus|Privilegium minus]], die Herrschaft über die Herzogtümer Österreich und Steier. Obwohl der Kaiser ihre Ansprüche ignorierte, konnte sie sich zunächst mit Einschränkungen durchsetzen, da sie von päpstlicher Seite unterstützt wurde. 1248 erklärte sie [[w:Innozenz IV.|Papst Innozenz IV.]] für erbberechtigt.<ref name ="gedaechtnis"/> An ihrem Hof dürfte der Notar Otto von [[Mödling]] 1249/50 jene Abschrift des [[w:Privilegium minus|Privilegium minus]] angefertigt haben, die sich in einer "Klosterneuburger Handschrift" erhalten hat und in der neueren Forschung als gültige Edition des angeblich ursprünglichen Textes, der nicht erhalten ist, gilt.<ref name ="Lohrmann26">vgl. [[w:Klaus Lohrmann|Klaus Lohrmann]]: "''Die Babenberger und ihre Nachbarn''". Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2020. ISBN 978-3-205-20636-1. S. 26</ref> Nach ihrer zweiten Eheschließung konnte sich Gertrud mit Hilfe der vorländischen Kontigente, über die ihr Ehemann zunächst verfügte, zunächst im [[Industrieviertel|Viertel unter dem Wienerwald]] behaupten. Sie erreichte außerdem, dass der von Kaiser Friedrich II. als Landesverweser eingesetzte Graf [[Otto von Eberstein]] im Sommer 1248 als solcher resignierte. Gegen einen weiteren Versuch des Kaisers, nun einen Wittelsbacher als seinen Statthalter im Herzogtum Österreich einzusetzen, leistete der Adel im "oberen Österreich" erbitterten Widerstand. Allerdings fanden Gertrud und ihre Ehemann Hermann ebenfalls nur wenige verlässliche Parteigänger, die ihre Ansprüche tatsächlich unterstützten. Zu diesen gehörten der Landrichter [[Heinrich von Haßbach|Heinrich Schenk von Haßbach]] und die Brüder Preußl, die bereits verlässliche Anhänger ihres Onkels gewesen waren, dem sie im Wesentlichen auch ihren Aufstieg in die Führungshierarchie zu verdanken hatten. Heinrich von Haßbach wechselte allerdings wenige Jahre später auf die Seite von König Ottokar.<ref >vgl. [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]]: ''Landesfürst und Adel - Österreichs Werden''. In: [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - Maximilian Weltin (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278''. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1,  S. 255 und S. 257</ref> Ein Teil des Adels, so zum Beispiel die [[Konrad III. von Plain|Grafen von Hardegg]] oder [[Heinrich I. von Liechtenstein|Heinrich (I.) von Liechtenstein]] blieben neutral, ließen sich aber diese Passivität entsprechend honorieren.<ref>vgl. [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]]: ''Landesfürst und Adel - Österreichs Werden''. In: [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - Maximilian Weltin (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278''. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1,  S. 255f.</ref> Nach dem Tod ihres Ehemannes Hermann versuchte Gertrud ihre Stellung in den Herzogtümern mit Hilfe des [[w:Bela IV. (Ungarn)|ungarischen Königs]] zu behaupten und schloss daher eine weitere Ehe mit Roman von Halicz.<ref name ="neukam237"/>
Letztlich konnte sich König Ottokar, der 1252 Gertruds Tante [[Margarete von Babenberg|Margarete]] († 1266) geheiratet hatte, nicht nur im Herzogtum Österreich, sondern auch im Herzogtum Steier behaupten. Bereits im "Frieden von Ofen" (1254) verzichtete Gertrud auf das Herzogtum Österreich und Teile des Herzogtums Steier. Das Herzogtum Österreich kam nun endgültig an König Ottokar, das Herzogtum Steier an König Bela. Dieser musste das Herzogtum Steier nach weiteren kriegerischen Auseinandersetzungen im "[[Friede von Wien (1261)|Frieden von Wien]] (1261) ebenfalls König Ottokar überlassen.<ref name ="gedaechtnis"/> Nachdem König Ottokar seine Ehe mit Gertruds Tante auflösen ließ und sich König Bela annäherte, brachte er 1267 auch die letzten, ihr und ihrem Sohn Friedrich im Herzogtum Steier verbliebenen Besitzungen an sich. Nach der Hinrichtung ihres Sohnes nötigte er sie 1269 das Herzogtum Steier endgültig zu verlassen.  
 
Letztlich konnte sich König Ottokar, der ihre Tante [[Margarete von Babenberg|Margarete]] geheiratet hatte, nicht nur im Herzogtum Österreich, sondern auch im Herzogtum Steier behaupten. Im Frieden von Ofen (1254) verzichtete Gertrud schließlich auf die Ausübung der Herrschaft über das Herzogtum Österreich und Teile des Herzogtums Steier. Das Herzogtum Österreich kam nun endgültig an König Ottokar, das Herzogtum Steier an König Bela. Dieser musste das Herzogtum Steier nach weiteren kriegerischen Auseinandersetzungen 1260 ebenfalls König Ottokar überlassen.<ref name ="gedaechtnis"/> Nachdem König Ottokar seine Ehe mit ihrer Tante auflösen ließ und sich König Bela annäherte, brachte er 1267 auch die letzten, ihr und ihrem Sohn Friedrich im Herzogtum Steier verbliebenen Besitzungen an sich. Nach der Hinrichtung ihres Sohnes nötigte er sie 1269 das Herzogtum Steier endgültig zu verlassen.  


Bei dieser Vertreibung könnte auch der Tod von Herzog Ulrich von Kärnten († um 1269), den ihre Tochter Agnes geheiratet hatte, eine Rolle gespielt haben. Seit 1266 hatte sich Gertrud häufig an seinem Hof aufgehalten. Sie verbrachte ihre letzten Lebensjahre in der [[w:Markgrafschaft Meißen|Markgrafschaft Meißen]], wo damals der [[w:Heinrich III. (Meißen)|Ehemann]] ihrer bereits verstorbenen Tante [[Constantia von Österreich|Konstanze]] regierte. 1288 starb sie in einem Kloster.<ref name ="neukam237"/>
Bei dieser Vertreibung könnte auch der Tod von Herzog Ulrich von Kärnten († um 1269), den ihre Tochter Agnes geheiratet hatte, eine Rolle gespielt haben. Seit 1266 hatte sich Gertrud häufig an seinem Hof aufgehalten. Sie verbrachte ihre letzten Lebensjahre in der [[w:Markgrafschaft Meißen|Markgrafschaft Meißen]], wo damals der [[w:Heinrich III. (Meißen)|Ehemann]] ihrer bereits verstorbenen Tante [[Constantia von Österreich|Konstanze]] regierte. 1288 starb sie in einem Kloster.<ref name ="neukam237"/>
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