49.755
Bearbeitungen
KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 8: | Zeile 8: | ||
Die Stadtpfarrkirche Stockerau befindet sich nordwestlich der Stadt [[Wien]] im [[Weinviertel]]. Sie ist Teil der Stadt [[Stockerau]].<ref name ="Pfarrwebsite"/> | Die Stadtpfarrkirche Stockerau befindet sich nordwestlich der Stadt [[Wien]] im [[Weinviertel]]. Sie ist Teil der Stadt [[Stockerau]].<ref name ="Pfarrwebsite"/> | ||
== Bauwerk == | == Das Bauwerk == | ||
Von der ursprünglichen Stadtpfarrkirche und ihrem Erscheinungsbild gibt es nur Hinweise. Bilder oder aussagekräftige Beschreibungen von ihr sind bisher nicht aufgetaucht, erhalten haben sich nur einige Notizen aus der Zeit, ehe sie abgebrochen wurde. Sie dürfte ursprünglich romanisch gewesen sein und wurde wohl später gotisiert. Nach den Aufzeichnungen von Michael Silberknoll, Müllermeister und | Von der ursprünglichen Stadtpfarrkirche und ihrem Erscheinungsbild gibt es nur Hinweise. Bilder oder aussagekräftige Beschreibungen von ihr sind bisher nicht aufgetaucht, erhalten haben sich nur einige Notizen aus der Zeit, ehe sie abgebrochen wurde. Sie dürfte ursprünglich romanisch gewesen sein und wurde wohl später gotisiert. Nach den Aufzeichnungen von Michael Silberknoll, Müllermeister und Marktrichter von Stockerau im 15. Jahrhundert wurde sie 1438-1465 umgebaut.<ref name ="Stockerau6">vgl. ''Stockerau'',1975, S. 6</ref> Anfang des 18. Jahrhunderts befand sie sich bereits in einem sehr schlechten Zustand. Nachdem zunächst eine Erweiterung geplant war, wurde sie schließlich abgebrochen und 1777-1778 durch den noch heute erhaltenen frühklassizistische Neubau nach Plänen des Wiener Baumeisters [[w:Peter Mollner|Peter Mollner]] († 1801) ersetzt.<ref name ="StadtStockerau">vgl. [https://www.stockerau.at/system/web/zusatzseite.aspx?menuonr=220225426&detailonr=220175013 Geschichte Stockerau], Website der Stadt Stockerau, abgerufen am 16. Dezember 2023</ref> Die "neue" Stadtpfarrkirche wurde 1954 renoviert und erhielt 1968 eine Warmluftheizung.<ref name ="Stockerau7">vgl. ''Stockerau'',1975, S. 7</ref> 2009/2010 folgte dann eine umfassende Renovierung.<ref name ="StadtStockerau"/> Teil der Kirche ist auch eine Seitenkapelle, die seit 1841 als Beichtkapelle genutz wird.<ref name ="Stockerau11">vgl. ''Stockerau'',1975, S. 11</ref> | ||
Bekannt ist die Stadtpfarrkirche Stockerau heute vor allem wegen ihres | == Der Kirchturm von Stockerau == | ||
Bekannt ist die Stadtpfarrkirche Stockerau heute vor allem wegen ihres hochbarocken Kirchturms, der als höchster Kirchturm des Bundeslandes Niederösterreich gilt und den Haupteingang bildet. Errichtet wurde er 1722-1727 durch den Wiener Maurermeister [[w:Franz Jänggl|Franz Jänkel (Jänggl)]] († 1734).<ref name ="StadtStockerau"/> Der Kirchturm wurde von Grund auf neu erbaut und der westlichen Giebelseite vorgesetzt. Er ist ca. 88 Meter hoch und mit einer Zwiebelhaube gedeckt. Im Obergeschoss befinden sich zwei Nischen, in denen Statuen der Heiligen Leopold und Stephanus aufgestellt sind. <ref name ="Stockerau7"/> Sein Glockenstuhl wurde 1962 zum Teil erneuert. Heute hängen dort 6 Glocken. Die Heroldsglocke wurde 1659 in [[w:Nürnberg|Nürnberg]] gegossen, die Sterbeglocke stammt aus dem Jahr 1759. Die vier übrigen Glocken wurden 1949 beim Glockengießer Pfundtner in Wien gegossen.<ref name ="Stockerau9">vgl. ''Stockerau'',1975, S. 9</ref> | |||
Die | 1872 wurde im Turm das "Holzkreuz aus der Au" aufgehängt, dem Wunder nachgesagt werden. Zuvor war es seit 1816 in der Au gestanden. <ref name ="Stockerau9"/> | ||
Unter dem Turm befindet sich eine Gruft, in der einige ehemaligen Pfarrherren der Pfarre Stockerau, Mitglieder von mehreren Stockerauer Bruderschaften sowie der Stockerauer Marktrichter Leopold Lengfeld und seine Ehefrau beigesetzt wurden.<ref name ="Stockerau9"/> | |||
== Die Inneneinrichtung der "ersten" Stadtpfarrkirche == | |||
Neben dem Hochaltar, gab es in der "ersten" Stadtpfarrkirche fünf Nebenaltäre, die Maria Himmelfahrt, dem Heiligen Kreuz, der Heiligen Anna, dem Heiligen Sebastian und einem Heiligen Johannes geweiht waren. Erhalten sind ein Bild des Heiligen Peregrinus (1750) und ein Mariahilfbild (1755) sowie die Pieta aus der Seitenkapelle (1770), ein Werk des Bildhauer Schilchers. Erhalten sind außerdem eine Kirchenlade aus Schmiedeeisen aus dem 16. oder 17. Jahrhundert und ein Lavabo aus Rotmarmor. Im Januar 1974 wurde bei der neuen Altarraumgestaltung der Grabstein des Stockerauer Pfarrers Matthias Michael Rosenblum († 1605) entdeckt.<ref name ="Stockerau7"/> | |||
1643 hatte die "erste" Stadtpfarrkirche einen Hochaltar, der 1666 durch einen anderen ersetzt wurde. Dessen Altarbild, ein Werk des Malers Nikolaus von Hoye, zeigt den Heiligen Stephanus. Es befindet sich heute im Heimatmuseum von Stockerau.<ref name ="Stockerau6f.">vgl. ''Stockerau'',1975, S. 6f.</ref> | |||
== Die Inneneinrichtung der "zweiten" Stadtpfarrkirche == | |||
Der heutige Hochaltar (1777) besteht aus Zogelsdorfer Marmor und wurde nach Plänen von Martin Keller geschaffen. Realisiert wurden diese durch die Marmorierer Franz Senger und Karl Müller.<ref name ="Stockerau9"/> Sein Hochaltarbild ist ein Werk des Malers Johann Meidinger und zeigt den Märtyrertod des Heiligen Stephanus. Wie in der "ersten" Stadtpfarrkirche gibt es auch in der "zweiten" Stadtpfarrkirche fünf Seitenaltäre. Auf der linken Seite befinden sich heute ein Koloman-Altar (mit Reliquien des Heiligen Kolomans und einem Altarbild von Leopold Kastner aus dem Jahr 1886) und ein Aloisius-Altar (Altarbild von Josef von Führich aus dem Jahr 1839/41).<ref name ="Stockerau10">vgl. ''Stockerau'',1975, S. 10</ref> Bei diesem ist der Abgang in eine weitere Gruft, in der Pfarrgeistliche, Adeligen, Bürgersfrauen, Kinder, Ratsmitgliedern und weitere Personen beigesetzt sind.<ref name ="Stockerau12">vgl. ''Stockerau'',1975, S. 12</ref> Auf der rechten Seite befinden sich ein Herz-Jesu-Altar (mit einer Herz-Jesu-Statue aus der nach 1945 aufgelassenen Kapelle des Stockerauer Gymnasiums und einem Altarbild des Stockerauer Malers Hubert Schweikhart), ein Maria-Heimsuchungs-Altar (Altarbild des Wiener Malers Hubert Maurer, gemalt um 1875, über dem ein Bild der Maria-Hilf hängt) und ein Marien-Altar aus dem Jahr 1886. Die Marienstatue wurde von 15 Stockerauer Bürgerfrauen aus Dank für die Errettung des Kaisers beim Attentat 1854 gespendet und war 1886-1954 im Turmeingang aufgestellt, ehe sie auf diesen Marien-Altar kam.<ref name ="Stockerau10"/> | |||
Die Kirche besitzt heute eine sehenswürdige Kanzel aus dem Jahr 1778, ein Werk des Bildhauers Christoph Helfer und von Josef Gerber, einem Tischlermeister aus Stockerau. Auf ihr befinden sich der Heilige Augustinus und Papst Gregor der Große. Den Schalldeckel schmücken drei Engel, die Hoffnung, Glaube und Liebe symbolisieren. Auf drei Reliefs sind der Sämann, der "Gute Hirte" sowie Johannes der Täufer in der Wüste dargestellt. Weitere Kunstwerke sind zwei Lindenholzplastiken der Heiligen Petrus und Paulus, ein Geschenk des Wiener Erzbischofs Kardinal Rauscher aus den Beständen des [[Stephansdom (Wien)|Wiener Stephansdoms]].<ref name ="Stockerau10"/> | |||
Die Orgel der "ersten" Kirche wurde zunächst in die "zweite" Kirche übernommen. Erst 1888 wurde sie durch eine neue Orgel aus der Werkstätte des Wiener Orgelbauers Johann Kaufmann ersetzt, die zuvor auf der Wiener Jubiläums-Gewerbeausstellung ausgestellt war.<ref name ="Stockerau11"/> | |||
== Entstehung und Entwicklung der Pfarre Stockerau == | == Entstehung und Entwicklung der Pfarre Stockerau == | ||
Zeile 24: | Zeile 39: | ||
In den Annalen der Stifte [[Stift Melk|Melk]], [[w:Hochstift Merseburg|Merseburg]] und [[w:Abtei Niederaltaich|Niederaltaich]] wird die älteste Kirche von Stockerau als erste Grabstätte des Heiligen Kolomans genannt. Sie soll sich "nahe der Donau in einer Au" befunden haben. 1013 soll sie als Folge einer Überschwemmung zur Hälfte unter Wasser gestanden haben, jedoch blieb das Grab des Heiligen unversehrt.<ref name ="Stockerau6"/> Diese Kirche wird gewöhnlich mit der späteren Stadtpfarrkirche identifiziert, obwohl die überlieferten Fakten nicht so recht zusammenpassen. | In den Annalen der Stifte [[Stift Melk|Melk]], [[w:Hochstift Merseburg|Merseburg]] und [[w:Abtei Niederaltaich|Niederaltaich]] wird die älteste Kirche von Stockerau als erste Grabstätte des Heiligen Kolomans genannt. Sie soll sich "nahe der Donau in einer Au" befunden haben. 1013 soll sie als Folge einer Überschwemmung zur Hälfte unter Wasser gestanden haben, jedoch blieb das Grab des Heiligen unversehrt.<ref name ="Stockerau6"/> Diese Kirche wird gewöhnlich mit der späteren Stadtpfarrkirche identifiziert, obwohl die überlieferten Fakten nicht so recht zusammenpassen. | ||
Mit Sicherheit wurde die "erste" Stadtpfarrkirche jedenfalls vor 1215 erbaut, da 1215 erstmals die Pfarre Stockerau urkundlich genannt ist. Sie bestand bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhundert. Nach ihrem Abriss wurde sie 1777/78 durch einen Neubau ersetzt. Diese "zweite" Stadtpfarrkirche | Mit Sicherheit wurde die "erste" Stadtpfarrkirche jedenfalls vor 1215 erbaut, da 1215 erstmals die Pfarre Stockerau urkundlich genannt ist. Sie bestand bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhundert. Nach ihrem Abriss wurde sie 1777/78 durch einen Neubau ersetzt.<ref name ="StadtStockerau"/> Diese "zweite" Stadtpfarrkirche wurde am 7. Oktober 1781 durch den Wiener Weihbischof Ernst Johann Graf von Herberstein geweiht.<ref name ="Stockerau9"/> Die Stadtpfarrkirche war Zentrum einer Pfarre, die von Beginn an sehr gut dotiert war und eine eigene kleine Grundherrschaft bildete. Sie wurde mehrmals von historischen Geschehnissen geprägt. 1426 suchte die Bevölkerung von Stockerau vor den [[Hussitenkrieg|Hussiten]] Zuflucht in ihren Umfassungsmauern<ref name ="StadtStockerau"/>. Im 16. und 17. Jahrhundert folgten die Reformation und Gegenreformation. 1713 wurde die Pfarre von einer Pestepidemie heimgesucht, 1805 und 1809 von den "Napoleonischen Kriegen". Schließlich folgten noch der Erste und der Zweite Weltkrieg.<ref name ="Stockerau5">vgl. ''Stockerau'',1975, S. 5</ref> | ||
== Der Pfarrhof der Stockerauer Pfarrkirche == | == Der Pfarrhof der Stockerauer Pfarrkirche == |
Bearbeitungen