Diskussion:Siegfried Heim: Unterschied zwischen den Versionen

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'''16. September 1901 — 21. März 1979'''
'''16. September 1901 — 21. März 1979'''


Unser Vater wurde 1901 in dem alten Bauernhaus Nr. 93
Unser Vater wurde 1901 in dem alten Bauernhaus Nr. 93 in der Bütze geboren. Hierher holte er 1927 seine Frau Frieda und zog dann mit ihr neun Kinder groß. Im gleichen Haus ging sein Leben 1979 zu Ende. Im gleichen Haus: geboren, gelebt, gearbeitet, gestorben!
in der Bütze geboren. Hierher holte er 1927 seine Frau
Bei seiner Geburt waren seine fünf älteren Geschwister alle schon tot, gestorben im zartesten Alter an Kinderkrankheiten oder einfach an Lebensschwäche. Kein Wunder, dass ihn nun seine Mutter Franziska mit besonderer Liebe pflegte und ihm, oft unter dem Spott der Spielgefährten, bei jedem kühlen Wind sein Mäntelchen nachtrug!
Frieda und zog dann mit ihr neun Kinder groß. Im
Sein Vater Josef war Bauer, Sticker und Musikant. Aufgewachsen in Hanso Hus neben der Kirchenstiege, hatte er das Tapeziererhandwerk erlernt. Er hatte Süddeutschland durchwandert und bei den Königsschlössern Ludwigs I. gearbeitet. Daheim in Wolfurt hatte er dann die einzige Tochter des Küfers Haltmayer geheiratet und war zu ihr in die Bütze gezogen. Als Tapezierer fand er in einem Bauerndorf kaum Arbeit. Daher betrieb er jetzt die kleine Landwirtschaft mit zwei oder drei Kühen, pflanzte Bodo-Biora und Türggo im Ried, erntete im Guot beim Haus und im Oberfeld viel Obst und arbeitete in Feld, Ried und Wald zur Selbstversorgung der Familie. Als in Wolfurt 1907 das Stickereifieber ausbrach, schaffte sich auch Josef Heim eine große Maschine an. Bis tief in die Nacht arbeitete er mit seiner Frau und einigen Nachbarskindern an der Franken-Mühle. Die einsetzende Krise machte das Unternehmen aber schon im folgenden Jahr zu einem Verlustgeschäft.
gleichen Haus ging sein Leben 1979 zu Ende. Im
Vater Josef nahm ein paar Jahre lang an den Sitzungen des Gemeindeausschusses teil. Seine ganze Freude gehörte aber der Musik. Zwei Jahre lang war er sogar Kapellmeister der Blasmusik, sonst aber ein gesuchter Klarinettist mit dem B- oder dem kleineren Es-Glanet. Ja, er spielte sogar das damals sehr seltene Bickele, die winzige Piccolo-Flöte. Als ihm das fortschreitende Alter die vorderen Zähne ausfallen ließ, soll er mit einem zurecht geschnitzten Holzspan hinter der Lippe seinem geliebten Instrument neuen Halt gegeben haben. So groß war Josef Heims Interesse an der Musik, dass er gelegentlich Konzerte in St. Gallen besuchte. Zu Fuß natürlich! Der Hinweg schon etwa 40 Kilometer! Und dann nach dem Konzert und einer Jause aus dem Rucksack noch der lange Heimweg durch die dunkle Nacht!
gleichen Haus: geboren, gelebt, gearbeitet, gestorben!
Das war also die Umwelt, in der der kleine Anton als Einzelkind aufwuchs. Drüben auf der anderen Seite der Straße sorgten dagegen bei Zwickles und bei Rists ganze Scharen von Buben für mancherlei Abwechslung. Mit ihnen besuchte er ab 1908 fünf Klassen der Volksschule im Strohdorf.
 
Ein Pfarrer sollte er werden! Da schickte man ihn also zusammen mit seinen besten Freunden Jakob Rist und Johann Zwickle ins Gymnasium nach Bregenz. Den einstündigen Weg dorthin legten sie immer zu Fuß zurück. Wenn Eis die Ach deckte, kürzten sie den Weg ab, und oft wateten sie durch den Fluss, um den Maut-Heller an der neuen Brücke zu sparen. Manchmal durften die jungen Studenten die fromme Nachbarin Düro Franzele besuchen, besser bekannt als erste Autofahrerin in Vorarlberg und selbstbewusste Weltreisende. Mit Vorliebe ließ sie die Buben in ihrer kostbar bebilderten Bibel blättern, weil sie dadurch auf ihren frommen Wegen gestärkt werden sollten. Schlussendlich ist aber dann nur Jakob Rist ein Geistlicher geworden.
Bei seiner Geburt waren seine fünf älteren Geschwister
Der erste Weltkrieg brachte viel Kummer ins Dorf. 1916 starb die Mutter, erst 55 Jahre alt. Die alte Tante Karolina übersiedelte aus Hanso Hus in die Bütze und versorgte so nebenbei den Haushalt. Bis zu ihrem 70. Lebensjahr ging sie täglich zur Arbeit in die Spinnerei Schindler in Kennelbach. 56 Jahre lang, anfangs täglich 12 oder 13 Stunden, ohne Urlaub oder freien Samstag, für kargen Lohn!
alle schon tot, gestorben im zartesten Alter an
Im Haus in der Bütze war die Not eingekehrt. Schon 1911 hatten die Geschwister Heim ein schönes Grundstück zum Bau des Vereinshauses im Strohdorf spottbillig an den Katholischen Arbeiterverein verkauft. Jetzt musste Tante Sefa als alleinstehende Witwe des Sattlers Müller ihr schönes Haus an der Kellhofstraße an den Konsumverein verkaufen. 20 000 Kronen löste sie 1919 dafür und legte das Geld für den einzigen Neffen Anton auf die Bank, als sie mit all ihren alten Möbeln und Sattlerwerkzeugen ebenfalls zu ihrem Bruder Josef in die Bütze übersiedelte.
Kinderkrankheiten oder einfach an Lebensschwäche.
Anton machte 1921 am Gymnasium seine Matura und inskribierte nun an der Hochschule für Bodenkultur in Wien. Feldmesskunst (Geodäsie, Vermessungswesen) wollte er studieren. Inzwischen setzte die Inflation ein. Als ihn fror, konnte er für 8.000 Kronen aus Tante Sefas Sparbuch noch einen Mantel aus „Papierstoff“ kaufen. Für die restlichen 12 000 Kronen bekam er zwei Jahre später gerade noch 1,20 neue Schilling. Das reichte für drei Wecken Brot! Trotzdem genoss Anton das Studentenleben. Mit Frack und Zylinderhut besuchte er die Oper, lernte schöne Wienerinnen kennen und studierte sogar ein paar Monate lang in München.
Kein Wunder, daß ihn nun seine Mutter Franziska mit
Umstürze erschütterten in der Nachkriegszeit das Land und ganz besonders die Universitäten, politische Wirren zwangen die Studenten zur Stellungnahme. Anton begeisterte sich für das Programm der „Großdeutschen“ und wurde davon für sein ganzes Leben geprägt.
besonderer Liebe pflegte und ihm, oft unter dem Spott
Im Jahre 1926 starb Tante Sefa. Vater Josef rief den Sohn heim an sein eigenes Krankenbett. Der Pfarrer empfahl Anton, in Doren eine Helferin zu suchen. Dort fand Vater auf einem Bauernhof am Hüttersberg unsere Mutter. Die 22jährige Frieda Troy pflegte seinen todkranken Vater in seinen letzten Wochen, räumte in dem verwahrlosten Haushalt auf und brachte auch die Landwirtschaft wieder in Schwung. Sie molk die Kühe, mauerte den zerfallenen Brennereiofen wieder auf und machte solchen Eindruck auf den „studierten“ Jungmann, dass dieser sie bat, als Frau für immer bei ihm zu bleiben.
der Spielgefährten, bei jedem kühlen Wind sein
Er war ja vor der Entscheidung gestanden, die Landwirtschaft selbst zu übernehmen oder sich durch deren Verkauf einen Studienabschluss zu ermöglichen. Da entschied sich der 25jährige für die Heimat. Ganz wesentlich hat zu diesem Entschluss ganz sicher beigetragen, dass Frieda im Sommer 1927 von ihm ein Kind erwartete.
Männtelchen nachtrug!
Im April 1927 wurde im Gallusstift Hochzeit gefeiert. Ein letztes Mal fanden sich dazu noch Antons Wiener Freunde ein. Dann nahmen ihn die Sorgen für die rasch wachsende Familie voll in Anspruch. Elsa wurde 1927 geboren, Friedrich 1928, Erich 1930, Siegfried nach Mamas schwerer Erkrankung 1931 und Helmut 1932. Nach einem Abstand folgten noch Adolf 1938, Hilde 1940, Gertrud 1942 und Ernst 1944. Mit zuerst fünf Kindern mussten sich unsere Eltern durch die Not in der Wirtschaftskrise der 30er-Jahre schlagen und dann mit neun Kindern durch die Zeit des Zweiten Weltkrieges!
 
Immer interessierte sich unser Vater für das Weltgeschehen. Als die RAVAG 1934 ihren Radiosender im Ried aufstellte, war er einer der allerersten, der sich einen Empfänger leistete. Viele Stunden saß er nun, manchmal zusammen mit einem Nachbarn, davor und hörte Nachrichten aus aller Welt, vor allem aber Musik, seine geliebte klassische Musik.
Sein Vater Josef war Bauer, Sticker und Musikant.
Schon im Jahre 1929 war er zum Gemeinderat der „Großdeutschen“ gewählt worden und nun für die Schule und Kultur im Dorf verantwortlich. Nach dem großen Krach von 1934, den Kämpfen in Wien und den Auseinandersetzungen mit den „Heimwehrlern“ im Dorf fand sich für ihn aber kein Platz mehr in der Gemeindestube. 1933 bis 1943 war er Konsum-Obmann und leitete den Bau des schönen Konsumgebäudes im Kirchdorf, das damals unter Führung seines alten Freundes Johann Zwickle das größte und modernste Geschäft im weiten Umkreis war. Dazu war er Schriftführer in der Sennerei-Genossenschaft und arbeitete im Aufsichtsrat der Raiffeisenkassa mit.
Aufgewachsen in ''Hanso Hus'' neben der Kirchenstiege,
Meist aber plagten ihn die Schulden. Zwar hatte er, zusammen mit Tante Karolina, 1928 Hanso Hus am Kirchplatz für 11.000 S zum Abbruch und zum Bau eines Kriegerdenkmals an die Gemeinde verkauft. Den Erlös investierte er zum Umbau des baufälligen Stadels und zur Errichtung eines teuren, modernen Grünfuttersilos. Um im Konsum die Lebensmittel für die fünf hungrigen Kinder bezahlen zu können, musste er aber schon 1932 seine schönste Wiese an der Wälderstraße fast umsonst verkaufen. Dieser Verlust hat ihm sein ganzes Leben lang wehgetan. Auch sonst traf die kleine Landwirtschaft manch bitterer Rückschlag. Wegen der Seuche „Bang“ musste er den gesamten Viehstand schlachten lassen und die Versuche mit Weizenanbau im Ried waren absolut erfolglos. Die Nachbarn lachten, als zu allem Überfluss auch noch der schwere Dresch-Dampftraktor der Bauernkammer im morschen Jauchekasten einbrach.
hatte er das Tapeziererhandwerk erlernt. Er hatte Süd-
Geld hatte unser Vater damals nur, wenn er im Herbst die große Obsternte verkaufen konnte oder wenn ein paar Liter Schnaps einigen Erlös eintrugen. Die Brennerei betrieb er mit größter Sorgfalt selbst. Mit dem Anbau von Kartoffeln und Mais wurde die Familie aber wenigstens satt, zum Unterschied von den vielen Arbeitslosen jener Jahre. Von denen manche gerne für eine Jause eine Weile beim Heuen oder beim Fällen der großen Eiche im Ried die Hand anlegten.
Deutschland durchwandert und bei den Königsschlössern
1938 kam dann „der Umbruch“, Hitler marschierte in Österreich ein. Für unseren Vater erschien das als Erfüllung seines langjährigen „großdeutschen“ Traumes. Alles sollte jetzt besser werden. Er fand Arbeit beim Finanzamt Bregenz. Die große Familie lebte weiterhin sparsam von der Landwirtschaft und der neu eingeführten Kinderbeihilfe. Jede Reichsmark Lohn sparte er auf dem Bankkonto, auf dem schon Friedas kleines Erbe lag, ganze 1.900 S hatte sie als Erbteil von ihrer verstorbenen Mutter erhalten, als ihr Vater Kaspar in der schlimmsten Notzeit 1937 sein Anwesen auf dem Hüttersberg verkaufen musste.
Ludwigs I. gearbeitet. Daheim in Wolfurt hatte er dann
Der Vater ging „zur Partei“. Weil er Erfahrung in Gemeindeangelegenheiten hatte, holte ihn der neue Bürgermeister Rohner als Berater und als Stellvertreter an seine Seite. Auch das Amt eines Ortsbauernführers wurde ihm übertragen. 1939 begann der Krieg. Die Begeisterung über die Siege war groß, dann folgten aber ernüchternde Niederlagen. Im Finanzamt wurde er als Betriebsprüfer für den ganzen Bregenzerwald von Firmen und Mitarbeitern sehr geschätzt und als „u.k.“ (unabkömmlich zum Wehrdienst) eingestuft. Jetzt konnte er das in der Kriegsnot sehr belastende Amt des Bauernführers zurücklegen. Es folgten der Einbruch der deutschen Kriegsfronten und damit verbunden der Zusammenbruch eines Weltbildes, das er lange Zeit für das richtige gehalten hatte.
die einzige Tochter des Küfers Haltmayer geheiratet und
1944 und 1945 musste er noch von den neun Kindern weg zum Volkssturm einrücken, jeweils für einen Monat nach Meran, nach Schlanders und nach Gossensaß. Dazwischen vertrat er einen Monat lang den Bürgermeister. Das war im Spätwinter des letzten Kriegsjahres, als mit 1.000 Kriegsflüchtlingen schon der Hunger ins Dorf eingezogen war und fast täglich Todesmeldungen von allen Fronten an bangende Mütter zu überbringen waren. Der letzte Kriegseinsatz des Volkssturms am Seeufer in Hard endete mit der Auflösung der Gruppe. Als Bombenangriffe und Granateneinschläge Panik auslösten, verbrachten unsere Eltern mit den kleineren Kindern und einigen ihnen anvertrauten Nachbarskindern die letzten zwei Kriegsnächte bei Bekannten in Buch. Schwierige Nachkriegsmonate folgten. Zwar blieb die Familie weiterhin vom Hunger verschont. Die Kühe gaben Milch, im Keller lagerten Kartoffeln und auf dem Dachboden Türkenkolben. Hin und wieder konnte man sogar ein Schwein oder ein Schaf schlachten. Für die Wolle der Schafe hatte sich die Mutter wieder ein Spinnrad besorgt und die tüchtige Elsa strickte unermüdlich Schwetter (Pullover) und Socken.
war zu ihr in die Bütze gezogen. Als Tapezierer fand er
Aber der Vater verlor 1946 wegen seiner NSDAP-Mitgliedschaft seinen Arbeitsplatz beim Finanzamt und durch die Reichsmarkentwertung gleichzeitig auch alle seine Ersparnisse auf der Bank. Es war ein großes Glück, dass er bald bei Georg Mutter in Dornbirn eine Anstellung als Steuerberater fand. Jeden Tag, bei Regen, Schnee oder Hitze fuhr er nun mit dem Fahrrad nach Dornbirn. Mit unendlichem Fleiß erwarb er sich einen Ruf als ausgezeichneter Wirtschaftsfachmann und wurde der erste Berater des Chefs, später auch von dessen beiden Nachfolgern Dr. Böhler und Dr. Rümmele. Mit vielen seiner Klienten pflegte er auch persönliche Kontakte, besonders als die Firma ihm sein Büro in der eigenen Wohnstube in der Bütze eingerichtet hatte. Unermüdlich hielt er an der Arbeit fest, bis dem 74jährigen am 19. September 1975 ein Schlaganfall die Hand lähmte. Es brach ihm fast das Herz, als in den folgenden Wochen „seine“ Akten in das Büro nach Dornbirn transportiert wurden.
in einem Bauerndorf kaum Arbeit. Daher betrieb er jetzt
Aus der Dorfgemeinschaft hatte sich unser Vater nach 1945 völlig zurückgezogen. In seiner Freizeit hörte er klassische Musik — Mozart, Haydn, Bach und am allerliebsten Wagner. Dagegen war ihm Jazz ein Gräuel. Er las manch schönes Buch und blätterte in vielerlei Zeitungen und Zeitschriften. Als begabter Mathematiker löste er gerne kniffelige Rechenprobleme, darunter jedes Jahr mit besonderer Freude und ohne Formelbuch die neuen Matura-Aufgaben aus der Jahresschrift seines Bregenzer Gymnasiums. Dazwischen machte er, seit ihm die früher so geliebten Bergtouren verwehrt waren, große Fußmärsche im Rheintal und durch den Vorderwald. Nur ganz selten leistete er sich gemeinsam mit der Mutter eine Autobusreise, am liebsten nach Italien. Italienisch und Latein hatte er am Gymnasium schätzen gelernt, Englisch verabscheute er.
die kleine Landwirtschaft mit zwei oder drei Kühen,
Als die groß gewordenen Kinder der Reihe nach das Haus verließen, wollte er noch lange Zeit die Landwirtschaft erhalten. Er hatte sie schon 1938 ganz unserer Mutter und den heranwachsenden Kindern überlassen. Immer war sie die Existenzgrundlage der Familie gewesen. Noch oft holte er seine „Buben“ ins Feld zum Mähen und Heuen, aber im Jahre 1962 verkaufte er dann doch schweren Herzens die letzten Kühe und verpachtete die Wiesen.
pflanzte ''Bodo-Biora'' und ''Türggo'' im Ried, ermtete im
Vaters ganzer Stolz war seine große Familie. Ihr widmete er all seine Arbeitskraft, ihr zuliebe verzichtete er oft auf persönliche Wünsche. Alle neun Kinder waren gesund. Elsa, die Älteste, musste den Haushalt übernehmen. Die anderen durften Berufe erlernen, fanden Verdienst und, wie Elsa als erste auch, einen Ehepartner. Seit 1951 konnte Vater wieder Ersparnisse machen, die er den Kindern zum Bau von Einfamilienhäusern zur Verfügung stellte. Er sagte später oft, es sei die schönste Zeit seines Lebens gewesen, als er beim Ziegelabladen, Eisenbiegen, Mörtelmischen und beim Betonieren helfen musste und täglich die Baustellen inspizierte, wo sein Geld vermauert wurde. So kamen schließlich alle neun Kinder zu eigenen Häusern:
G''uot'' beim Haus und im Oberfeld viel Obst und arbeitete
in Feld, Ried und Wald zur Selbstversorgung der Familie.
Als in Wolfurt 1907 das Stickereifieber ausbrach,
schaffte sich auch Josef Heim eine große Maschine an. Bis tief in die Nacht arbeitete er mit seiner Frau und
einigen Nachbars-kindern an der Franken-Mühle. Die einsetzende Krise machte das Unternehmen aber schon im
folgenden Jahr zu einem Verlustgeschäft.
 
Vater Josef nahm ein paar Jahre lang an den Sitzungen des Gemeinde-Ausschusses teil. Seine ganze Freude
gehörte aber der Musik. Zwei Jahre lang war er sogar Kapellmeister der Blasmusik, sonst aber ein gesuchter
Klarinettist mit dem B- oder dem kleineren Es-Glanet. Ja, er spielte sogar das damals sehr seltene Bickele, die
winzige Piccolo-Flöte. Als ihm das fortschreitende Alter die vorderen Zähne ausfallen ließ, soll er mit einem
zurechtgeschnitzten Holzspan hinter der Lippe seinem geliebten Instrument neuen Halt gegeben haben. So groß
war Josef Heims Interesse an der Musik, daß er gelegentlich Konzerte in St. Gallen besuchte. Zu Fuß natürlich!
Der Hinweg schon etwa 40 Kilometer! Und dann nach dem Konzert und einer Jause aus dem Rucksack noch der
lange Heimweg durch die dunkle Nacht!
 
Das war also die Umwelt, in der der kleine Anton als Einzelkind aufwuchs. Drüben auf der anderen Seite der
Straße sorgten dagegen bei Zwickles und bei Rists ganze Scharen von Buben für mancherlei Abwechslung. Mit
ihnen besuchte er ab 1908 fünf Klassen der Volksschule im Strohdorf.
 
Ein Pfarrer sollte er werden! Da schickte man ihn also zusammen mit seinen besten Freunden Jakob Rist und
Johann Zwickle ins Gymnasium nach Bregenz. Den einstündigen Weg dorthin legten sie immer zu Fuß zurück.
Wenn Eis die Ach deckte, kürzten sie den Weg ab, und oft wateten sie durch den Fluß, um den Maut-Heller an
der neuen Brücke zu sparen. Manchmal durften die jungen Studenten die fromme Nachbarin Düro Franzele
besuchen, besser bekannt als erste Auto-Fahrerin in Vorarlberg und selbstbewußte Weltreisende. Mit Vorliebe
ließ sie die Buben in ihrer kostbar bebilderten Bibel blättern, weil sie dadurch auf ihren frommen Wegen gestärkt
werden sollten. Schlußendlich ist aber dann nur Jakob Rist ein Geistlicher geworden.
 
Der erste Weltkrieg brachte viel Kummer ins Dorf. 1916 starb die Mutter, erst 55 Jahre alt. Die alte Tante
Karolina übersiedelte aus Hanso Hus in die Bütze und versorgte so nebenbei den Haushalt. Bis zu ihrem 70.
Lebensjahr ging sie täglich zur Arbeit in die Spinnerei Schindler in Kennelbach. 56 Jahre lang, anfangs täglich
12 oder 13 Stunden, ohne Urlaub oder freien Samstag, für kargen Lohn!
 
Im Haus in der Bütze war die Not eingekehrt. Schon 1911 hatten die Geschwister Heim ein schönes Grundstück
zum Bau des Vereinshauses im Strohdorf spottbillig an den Katholischen Arbeiterverein verkauft. Jetzt mußte
Tante Sefa als alleinstehende Witwe des Sattlers Müller ihr schönes Haus an der Kellhofstraße an den
Konsumverein verkaufen. 20 000 Kronen löste sie 1919 dafür und legte das Geld für den einzigen Neffen Anton
auf die Bank, als sie mit all ihren alten Möbeln und Sattlerwerkzeugen ebenfalls zu ihrem Bruder Josef in die
Bütze übersiedelte.
 
Anton machte 1921 am Gymnasium seine Matura und inscribierte nun an der Hochschule für Bodenkultur in
Wien. Feldmeßkunst wollte er studieren. Inzwischen setzte die Inflation ein. Als ihn fror, konnte er für 8000
Kronen aus Tante Sefas Sparbuch noch einen Mantel aus „Papierstoff“ kaufen. Für die restlichen 12 000 Kronen
bekam er zwei Jahre später gerade noch 1,20 neue Schilling. Das reichte für drei Wecken Brot! Trotzdem genoß
Anton das Studentenleben. Mit Frack und Zylinderhut besuchte er die Oper, lernte schöne Wienerinnen kennen
und studierte sogar ein paar Monate lang in München.
 
Umstürze erschütterten in der Nachkriegszeit das Land und ganz besonders die Universitäten, politische Wirren
zwangen die Studenten zur Stellungnahme. Anton begeisterte sich für das Programm der „Groß-Deutschen“ und
wurde davon für sein ganzes Leben geprägt.
 
Im Jahre 1926 starb Tante Sefa. Vater Josef rief den Sohn heim an sein eigenes Krankenbett. Der Pfarrer
empfahl Anton, in Doren eine Helferin zu suchen. Dort fand unser Vater auf einem Bauernhof am Hüttersberg
unsere Mutter. Die 22jährige Frieda Troy pflegte seinen todkranken Vater in seinen letzten Wochen, räumte in
dem verwahrlosten Haushalt auf und brachte auch die Landwirtschaft wieder in Schwung. Sie molk die Kühe,
mauerte den zerfallenen Brennereiofen wieder auf und machte solchen Eindruck auf den „studierten“ Jungmann,
daß dieser sie bat, als Frau für immer bei ihm zu bleiben.
 
Er war ja vor der Entscheidung gestanden, die Landwirtschaft selbst zu übernehmen oder sich durch deren
Verkauf einen Studienabschluß zu ermöglichen. Da entschied sich der 25jährige für die Heimat. Ganz wesentlich
hat zu diesem Entschluß ganz sicher beigetragen, daß Frieda im Sommer 1927 von ihm ein Kind erwartete.
 
Im April 1927 wurde im Gallusstift Hochzeit gefeiert. Ein letztes Mal fanden sich dazu noch Antons Wiener
Freunde ein. Dann nahmen ihn die Sorgen für die rasch wachsende Familie voll in Anspruch. Elsa wurde 1927
geboren, Friedrich 1928, Erich 1930, Siegfried nach Mamas schwerer Erkrankung 1931 und Helmut 1932. Nach
einem Abstand folgten noch Adolf 1938, Hilde 1940, Gertrud 1942 und Ernst 1944. Mit zuerst fünf Kindern
mußten sich unsere Eltern durch die Not in der Wirtschaftskrise der 30er-Jahre schlagen und dann mit neun
Kindern durch die Zeit des Zweiten Weltkrieges!
 
Immer interessierte sich unser Vater für das Weltgeschehen. Als die RAVAG 1934 ihren Radiosender im Ried
aufstellte, war er einer der allerersten, der sich einen Empfänger leistete. Viele Stunden saß er nun, manchmal
zusammen mit einem Nachbarn, davor und hörte Nachrichten aus aller Welt, vor allem aber Musik, seine
geliebte klassische Musik.
 
Schon im Jahre 1929 war er zum Gemeinderat der „Großdeutschen“ gewählt worden und nun für die Schule und
Kultur im Dorf verantwortlich, Nach dem großen Krach von 1934, den Kämpfen in Wien und den
Auseinandersetzungen mit den „Heimwehrlern“ im Dorf fand sich für ihn aber kein Platz mehr in der
Gemeindestube. 1933 bis 1943 war er Konsum-Obmann und leitete den Bau des schönen Konsumgebäudes im
Kirchdorf, das damals unter Führung seines alten Freundes Johann Zwickle das größte und modernste Geschäft
im weiten Umkreis war. Dazu war er Schriftführer in der Sennerei-Genossenschaft und arbeitete im Aufsichtsrat
der Raiffeisenkassa mit.
 
Meist aber plagten ihn die Schulden. Zwar hatte er, zusammen mit Tante Karolina, 1928 Hanso Hus am
Kirchplatz für 11 000 S zum Abbruch und zum Bau eines Kriegerdenkmals an die Gemeinde verkauft. Den Erlös
investierte er zum Umbau des baufälligen Stadels und zur Errichtung eines teuren, modernen Grünfutter-Silos.
Um im Konsum die Lebensmittel für die fünf hungrigen Kinder bezahlen zu können, mußte er aber schon 1932
seine schönste Wiese an der Wälderstraße fast umsonst verkaufen. Dieser Verlust hat ihm sein ganzes Leben
lang weh getan. Auch sonst traf die kleine Landwirtschaft manch bitterer Rückschlag. Wegen der Seuche „Bang“
mußte er den gesamten Viehstand schlachten lassen und die Versuche mit Weizenanbau im Ried waren absolut
erfolglos. Die Nachbarn lachten, als zu allem Überfluß auch noch der schwere Dresch-Dampftraktor der
Bauernkammer im morschen Jauchekasten einbrach.
 
Geld hatte unser Vater damals nur, wenn er im Herbst die große Obsternte verkaufen konnte oder wenn ein paar
Liter Schnaps einigen Erlös eintrugen. Die Brennerei betrieb er mit größter Sorgfalt selbst. Mit dem Anbau von
Kartoffeln und Mais wurde die Familie aber wenigstens satt, zum Unterschied von den vielen Arbeitslosen jener
Jahre, von denen manche gerne für eine Jause eine Weile beim Heuen oder beim Fällen der großen Eiche im
Ried die Hand anlegten.
 
1938 kam dann „der Umbruch“, Hitler marschierte in Österreich ei€ n. Für unseren Vater erschien das als
Erfüllung seines langjährigen „großdeutschen“ Traumes. Alles sollte jetzt besser werden. Er fand Arbeit beim
Finanzamt Bregenz. Die große Familie lebte weiterhin sparsam von der Landwirtschaft und der neu eingeführten
Kinderbeihilfe. Jede Reichsmark Lohn sparte er auf dem Bankkonto, auf dem schon Friedas kleines Erbe lag,
Ganze 1900 S hatte sie als Erbteil von ihrer verstorbenen Mutter erhalten, als ihr Vater Kaspar in der
schlimmsten Notzeit 1937 sein Anwesen auf dem Hüttersberg verkaufen mußte.
 
Der Vater ging „zur Partei“. Weil er Erfahrung in Gemeindeangelegenheiten hatte, holte ihn der neue
Bürgermeister Rohner als Berater und als Stellvertreter an seine Seite. Auch das Amt eines Ortsbauernführers
wurde ihm übertragen. 1939 begann der Krieg. Die Begeisterung über die Siege war groß, dann folgten aber
ernüchternde Niederlagen. Im Finanzamt wurde er als Betriebsprüfer für den ganzen Bregenzerwald von Firmen
und Mitarbeitern sehr geschätzt und als „u.k.“ (unabkömmlich zum Wehrdienst) eingestuft. Jetzt konnte er das in
der Kriegsnot sehr belastende Amt des Bauernführers zurücklegen. Es folgten der Einbruch der deutschen
Kriegsfronten und damit verbunden der Zusammenbruch eines Weltbildes, das er lange Zeit für das richtige
gehalten hatte.
 
1944 und 1945 mußte er noch von den neun Kindern weg zum Volkssturm einrücken, jeweils für einen Monat
nach Meran, nach Schlanders und nach Gossensaß. Dazwischen vertrat er einen Monat lang den Bürgermeister.
Das war im Spätwinter des letzten Kriegsjahres, als mit 1000 Kriegsflüchtlingen schon der Hunger ins Dorf
eingezogen war und fast täglich Todesmeldungen von allen Fronten an bangende Mütter zu überbringen waren.
Der letzte Kriegseinsatz des Volkssturms am See-Ufer in Hard endete mit der Auflösung der Gruppe. Als
Bombenangriffe und Granateneinschläge Panik auslösten, verbrachten unsere Eltern mit den kleineren Kindern
und einigen ihnen anvertrauten Nachbarskindern die letzten zwei Kriegsnächte bei Bekannten in Buch.
Schwierige Nachkriegsmonate folgten. Zwar blieb die Familie weiterhin vom Hunger verschont. Die Kühe
gaben Milch, im Keller lagerten Kartoffeln und auf dem Dachboden Türkenkolben. Hin und wieder konnte man
sogar ein Schwein oder ein Schaf schlachten. Für die Wolle der Schafe hatte sich die Mutter wieder ein Spinnrad
besorgt und die tüchtige Elsa strickte unermüdlich Schwetter und Socken.
 
Aber der Vater verlor 1946 wegen seiner NSDAP-Mitgliedschaft seinen Arbeitsplatz beim Finanzamt und durch
die Reichsmark-Entwertung gleichzeitig auch alle seine Ersparnisse auf der Bank. Es war ein großes Glück, daß
er bald bei Georg Mutter in Dombirn eine Anstellung als Steuerberater fand. Jeden Tag, bei Regen, Schnee oder
Hitze fuhr er nun mit dem Fahrrad nach Dombirn. Mit unendlichem Fleiß erwarb er sich einen Ruf als
ausgezeichneter Wirtschaftsfachmann und wurde der erste Berater des Chefs, später auch von dessen beiden
Nachfolgern Dr. Böhler und Dr. Rümmele. Mit vielen seiner Klienten pflegte er auch persönliche Kontakte,
besonders als die Firma ihm sein Büro in der eigenen Wohnstube in der Bütze eingerichtet hatte. Unermüdlich
hielt er an der Arbeit fest, bis dem 74jährigen am 19. September 1975 ein Schlaganfall die Hand lähmte. Es
brach ihm fast das Herz, als in den folgenden Wochen „seine“ Akten in das Büro nach Dornbirn transportiert
wurden.
 
Aus der Dorfgemeinschaft hatte sich unser Vater nach 1945 völlig zurückgezogen. In seiner Freizeit hörte er
klassische Musik — Mozart, Haydn, Bach und am allerliebsten Wagner -, dagegen war ihm Jazz ein Greuel. Er
las manch schönes Buch und blätterte in vielerlei Zeitungen und Zeitschriften. Als begabter Mathematiker löste
er gerne kniffelige Rechenprobleme, darunter jedes Jahr mit besonderer Freude und ohne Formelbuch die neuen
Matura-Aufgaben aus der Jahresschrift seines Bregenzer Gymnasiums. Dazwischen machte er, seit ihm die
früher so geliebten Bergtouren verwehrt waren, große Fußmärsche im Rheintal und durch den Vorderwald. Nur
ganz selten leistete er sich gemeinsam mit der Mutter eine Autobusreise, am liebsten nach Italien. Italienisch und
Latein hatte er am Gymnasium schätzen gelernt, Englisch verabscheute er.
 
Als die groß gewordenen Kinder der Reihe nach das Haus verließen, wollte er noch lange Zeit die
Landwirtschaft erhalten. Er hatte sie schon 1938 ganz unserer Mutter und den heranwachsenden Kindern
überlassen. Immer war sie die Existenzgrundlage der Familie gewesen. Noch oft holte er seine „Buben“ ins Feld
zum Mähen und Heuen, aber im Jahre 1959 verkaufte er dann doch schweren Herzens die letzten Kühe und
verpachtete die Wiesen.
 
Vaters ganzer Stolz war seine große Familie. Ihr widmete er all seine Arbeitskraft, ihr zuliebe verzichtete er oft
auf persönliche Wünsche. Alle neun Kinder waren gesund. Elsa, die älteste, mußte den Haushalt übernehmen.
Die anderen durften Berufe erlernen, fanden Verdienst und, wie Elsa als erste auch, einen Ehepartner.
Seit 1951 konnte Vater wieder Erspamisse machen, die er den Kindern zum Bau von Einfamilienhäusern zur
Verfügung stellte. Er sagte später oft, es sei die schönste Zeit seines Lebens gewesen, als er beim Ziegelabladen,
Eisenbiegen, Mörtelmischen und beim Betonieren helfen mußte und täglich die Baustellen inspizierte, wo sein
Geld vermauert wurde. So kamen schließlich alle neun Kinder zu eigenen Häusern:
:Elsa 1953 in Lochau,
:Elsa 1953 in Lochau,
:Friedrich und Helmut 1956 im Oberfeld,
:Friedrich und Helmut 1956 im Oberfeld,
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:Gertrud 1965 in Hörbranz,
:Gertrud 1965 in Hörbranz,
:Ernst 1968 im Unterfeld
:Ernst 1968 im Unterfeld
und schließlich noch Erich 1971 in Dornbirn. R
und schließlich noch Erich 1971 in Dornbirn. Wahrlich eine bemerkenswerte Familienleistung! 33 Enkel wuchsen in den jungen Familien heran, die der Großvater gerne bei Festen um sich scharte. Erst 1975 ging er in Pension. Am 1. Jänner 1976 verschenkten die Eltern allen Grundbesitz an die neun Kinder.
Wahrlich eine bemerkenswerte Familienleistung! 33 Enkel wuchsen in den jungen Familien heran, die der
Am 26. April 1977 konnten sie Goldene Hochzeit feiern. Strahlend und zu tiefst gerührt nahmen sie die Glückwünsche von Kindern und Enkeln, von Bürgermeister und Bürgermusik, von Geschäftsfreunden und Nachbarn entgegen. Stolz trug der Vater von jetzt an die goldene Uhr, genau wie die Mutter ihre Perlenkette, beides Erinnerungsgeschenke der Kinder.
Großvater gerne bei Festen um sich scharte. Erst 1975 ging er in Pension. Am 1. Jänner 1976 verschenkten die
Dann aber wollte der Vater sterben. Die Tage ohne Arbeit waren ihm zu lange. Den Großen Brockhaus, den er sich noch geleistet hatte, vermochte er nicht mehr zu lesen. Nur mit Mühe schleppte er sich jeden Sonntag zur Kirche und zur Kommunion. Viele Stunden bewegte er sich noch auf dem Hometrainer, dem Fahrrad in der Stube. Er hörte noch regelmäßig Schallplatten und durchstöberte das Fernsehprogramm nach Konzertmusik. Wohl war er schweigsam geworden, aber geistig blieb er sehr rege. Ein gnädiger Gott holte ihn ganz plötzlich durch einen Schlaganfall am 21. März 1979 vom Stubenfenster weg zu sich. Zwei Tage später geleitete ihn eine ganz große Trauergemeinde zum Familiengrab auf dem alten Friedhof in Wolfurt.
Eltern allen Grundbesitz an die neun Kinder.
 
Am 26. April 1977 konnten sie Goldene Hochzeit feiern. Strahlend und zu tiefst gerührt nahmen sie die
Glückwünsche von Kindern und Enkeln, von Bürgermeister und Bürgermusik, von Geschäftsfreunden und
Nachbarn entgegen. Stolz trug der Vater von jetzt an die goldene Uhr, genau wie die Mutter ihre Perlenkette,
beides Erinnerungsgeschenke der Kinder.
 
Dann aber wollte der Vater sterben. Die Tage ohne Arbeit waren ihm zu lange. Den Großen Brockhaus, den er
sich noch geleistet hatte, vermochte er nicht mehr zu lesen. Nur mit Mühe schleppte er sich jeden Sonntag zur
Kirche und zur Kommunion, Viele Stunden bewegte er sich noch auf dem Home-Trainer, dem Fahrrad in der
Stube. Er hörte noch regelmäßig Schallplatten und durchstöberte das Fernseh-Programm nach Konzert-Musik.
Wohl war er schweigsam geworden, aber geistig blieb er sehr rege. Ein gnädiger Gott holte ihn ganz plötzlich
durch einen Schlaganfall am 21. März 1979 vom Stubenfenster weg zu sich. Zwei Tage später geleitete ihn eine
ganz große Trauergemeinde zum Familiengrab auf dem alten Friedhof in Wolfurt.


== Frieda Heim, geb Troy ==
== Frieda Heim, geb Troy ==
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