Zuckerfabrik Siegendorf: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Familie baute sich auch ihren Familiensitz in Siegendorf auf. Sie wird im Jahr 1910 in den Adelsstand erhoben. Sie spielte im Ort die Rolle der [[w:Esterházy|Esterházy's]]. Die Zuckerproduktion, die sich gut mit der ländlichen Struktur verband, verhalf Siegendorf einen Reichtum, den die Bewohner auch nach außen trugen. Das verhalf den Siegendorfern zum Spitznamen den ''Aufschneider'' oder [[w:Burgenlandkroatisch|kroatisch]] ''britve''.<ref>[http://burgenland.orf.at/tv/stories/2674037/ Die Zuckerfabrik in Siegendorf] auf ORF vom 17. Oktober 2014 abgerufen am 9. März 2015</ref> Die Häuseranzahl verdoppelte sich in der Zeit von 200 auf 400.
Die Familie baute sich auch ihren Familiensitz in Siegendorf auf. Sie wird im Jahr 1910 in den Adelsstand erhoben. Sie spielte im Ort die Rolle der [[w:Esterházy|Esterházy's]]. Die Zuckerproduktion, die sich gut mit der ländlichen Struktur verband, verhalf Siegendorf einen Reichtum, den die Bewohner auch nach außen trugen. Das verhalf den Siegendorfern zum Spitznamen den ''Aufschneider'' oder [[w:Burgenlandkroatisch|kroatisch]] ''britve''.<ref>[http://burgenland.orf.at/tv/stories/2674037/ Die Zuckerfabrik in Siegendorf] auf ORF vom 17. Oktober 2014 abgerufen am 9. März 2015</ref> Die Häuseranzahl verdoppelte sich in der Zeit von 200 auf 400.


''Patzenhofer'' stellte auch einen eigenen Arzt an. Auch der Schulbau wurde von ihm unterstützt. Auch ein eigener [[w:Bundesgendarmerie|Gendarmerieposten]] wurde von ihm eingerichtet. Die [[w:Betriebsfeuerwehr|Betriebsfeuerwehr]] in der Zuckerfabrik war die erste dieser Art im Burgenland. Mit dem Bau der Wohnhäuser für die aus [[w:Böhmen|Böhmen]] kommenden Angestellten, entstand in Fabriksnähe das ''Böhmerviertel''. Durch deb Bau der [[w:Bahnstrecke Győr–Sopron–Ebenfurth|Bahnstrecke Győr–Sopron–Ebenfurth]] in den 1870er Jahren wurde auch mit einem eigenen Gleisanschluss die Transportmöglichkeit wesentlich verbessert.
''Patzenhofer'' stellte auch einen eigenen Arzt an. Auch der Schulbau wurde von ihm unterstützt. Auch ein eigener [[w:Bundesgendarmerie|Gendarmerieposten]] wurde von ihm eingerichtet. Die [[w:Betriebsfeuerwehr|Betriebsfeuerwehr]] in der Zuckerfabrik war die erste dieser Art im Burgenland. Mit dem Bau der Wohnhäuser für die aus [[w:Böhmen|Böhmen]] kommenden Angestellten, entstand in Fabriksnähe das ''Böhmerviertel''. Durch deb Bau der [[w:Bahnstrecke Győr–Sopron–Ebenfurth|Bahnstrecke Győr–Sopron–Ebenfurth]] in den 1870er Jahren wurde auch mit einem eigenen Gleisanschluss die Transportmöglichkeit wesentlich verbessert. Um diese Zeit wurden aus 100 kg Rüben etwa 15 kg Zucker gewonnen.


Um diese Zeit wurden aus 100 kg Rüben etwa 15 kg Zucker gewonnen.
Im Jahr 1904 starb Conrad Patzenhofer und seine Söhne führten das Unternehmen  weiter. Im Jahr 1926 wurde auch eine [[w:Betriebsfeuerwehr|Betriebsfeuerwehr]]. Sie war die älteste Betriebsfeuerwehr im Bundesland.
 
Im Jahr 1904 starb Conrad Patzenhofer und seine Söhne führten das Unternehmen  weiter.
 
Im Jahr 1926 wurde auch eine [[w:Betriebsfeuerwehr|Betriebsfeuerwehr]]. Sie war die älteste Betriebsfeuerwehr im Bundesland.


Während des [[w:Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] wurden auch Zwangsarbeiter eingesetzt. 1944 wurden etwa 1100 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter einquartiert<ref>Szabolcz Szita: ''Verfolgung–Zwangsarbeit im Burgenland – Todesmärsche, 2003, S. 8 ([http://www.erinnern.at/bundeslaender/oesterreich/e_bibliothek/seminarbibliotheken-zentrale-seminare/abbild-und-reflexion/412_Szita%20Verfolgung%20-%20Zwangsarbeit%20im%20Burgenland%20-%20Todesmaersche.pdf Online-PDF])</ref>, die vorwiegend bei Bau des [[w:Südostwall|Südostwalls]] eingesetzt wurden. Nur während der Zuckerrübenkampagne waren sie auch daran beteiligt.
Während des [[w:Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] wurden auch Zwangsarbeiter eingesetzt. 1944 wurden etwa 1100 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter einquartiert<ref>Szabolcz Szita: ''Verfolgung–Zwangsarbeit im Burgenland – Todesmärsche, 2003, S. 8 ([http://www.erinnern.at/bundeslaender/oesterreich/e_bibliothek/seminarbibliotheken-zentrale-seminare/abbild-und-reflexion/412_Szita%20Verfolgung%20-%20Zwangsarbeit%20im%20Burgenland%20-%20Todesmaersche.pdf Online-PDF])</ref>, die vorwiegend bei Bau des [[w:Südostwall|Südostwalls]] eingesetzt wurden. Nur während der Zuckerrübenkampagne waren sie auch daran beteiligt.
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Ab 1947 ist [[Conrad Patzenhofer (1866)|Conrad Patzenhofer]] alleiniger Firmeninhaber. Um diese Zeit ist der Rübenzucker in Eurtopa knapp, so dass er Rohzucker aus Übersee importiert und damit das Überleben der Firma sichert. 1953 stirbt ''Conrad Patzenhofer II.'' In der Folge führen ''Konrad Patzenhofer III.'' mit zwei Brüdern ''Paul'' und ''Peter Girardoni'', die ebenfalls der ''Patzenhofer-Familie'' angehörten, das Unternehmen.
Ab 1947 ist [[Conrad Patzenhofer (1866)|Conrad Patzenhofer]] alleiniger Firmeninhaber. Um diese Zeit ist der Rübenzucker in Eurtopa knapp, so dass er Rohzucker aus Übersee importiert und damit das Überleben der Firma sichert. 1953 stirbt ''Conrad Patzenhofer II.'' In der Folge führen ''Konrad Patzenhofer III.'' mit zwei Brüdern ''Paul'' und ''Peter Girardoni'', die ebenfalls der ''Patzenhofer-Familie'' angehörten, das Unternehmen.


In den 1960er Jahren wurde unter dem technischen Direktor ''Schlanitz'' der Betrieb auf den neuesten Stand gebracht. Einer der modernsten Rübenlagerplätze Europas, sowie Kühltürme wurden errichtet.
In den 1960er Jahren wurde unter dem technischen Direktor ''Schlanitz'' der Betrieb auf den neuesten Stand gebracht. Einer der modernsten Rübenlagerplätze Europas, sowie Kühltürme wurden errichtet. In den 1960er Jahren wurden etwa 1.500 bis 2.000 LKW-Ladungen Rüben in der Saison verarbeitet.
 
In den 1960er Jahren wurden etwa 1.500 bis 2.000 LKW-Ladungen Rüben in der Saison verarbeitet.
 
Im Jahr 1977 wurde das Unternehmen von der Familie ''Patzenhofer'' an die [[w:Zuckerfabrik Tulln|Tullner Zuckerfabrik]] AG verkauft. Der Betrieb lief in der Folge aber, wie gewohnt weiter.
 
Nach der Schließung der Zuckerfabriken in [[Dürnkruter Zuckerfabrik|Dürnkrut]] und [[Brucker Zuckerfabrik|Bruck an der Leitha]] wurde 1988 auch der Betrieb in Siegendorf als letzter im Burgenland eingestellt. Zu diesem Zeitpunkt waren 225 Mitarbeiter beschäftigt. Zusätzlich waren 150 Mitarbeiter betroffen, die während der [[w:Rübenkampagne|Kampagne]] beschäftigt waren.
 
Noch während der Schließung wurden Pläne bekannt, nach denen auf dem Gelände eine Müllverwertung gebaut werden soll. Dies rief aber Proteste der Bevölkerung hervor, sodass diese Pläne schließlich fallen lassen wurden. Dieser Zeitpunkt gilt auch als Beginn der Grün-Bewegungen im Bundesland.


1992 wurde das Areal an ''Anton Krobath'' verkauft, nachdem die Produktionshallen entkernt wurden und die alten Maschinen demontiert wurden.
Im Jahr 1977 wurde das Unternehmen von der Familie ''Patzenhofer'' an die [[w:Zuckerfabrik Tulln|Tullner Zuckerfabrik]] AG verkauft. Der Betrieb lief in der Folge aber, wie gewohnt weiter. Nach der Schließung der Zuckerfabriken in [[Dürnkruter Zuckerfabrik|Dürnkrut]] und [[Brucker Zuckerfabrik|Bruck an der Leitha]] wurde 1988 auch der Betrieb in Siegendorf als letzter im Burgenland eingestellt. Zu diesem Zeitpunkt waren 225 Mitarbeiter beschäftigt. Zusätzlich waren 150 Mitarbeiter betroffen, die während der [[w:Rübenkampagne|Kampagne]] beschäftigt waren. Noch während der Schließung wurden Pläne bekannt, nach denen auf dem Gelände eine Müllverwertung gebaut werden soll. Dies rief aber Proteste der Bevölkerung hervor, sodass diese Pläne schließlich fallen lassen wurden. Dieser Zeitpunkt gilt auch als Beginn der Grün-Bewegungen im Bundesland.


Im Jahr 2024 kaufte das Fabriksgelände, das zur sogenannten ''Gewerbezone Ost'' umfunktioniert wurde, die Landesimmobiliengesellschaft des Landes Burgenland.<ref>[https://burgenland.orf.at/stories/3242120/ Siegendorf: Land kauft ehemalige Zuckerfabrik] auf [[ORF-Burgenland]] vom 25. Jänner 2024 abgerufen am 25. Jänner 2024</ref>
1992 wurde das Areal an ''Anton Krobath'' verkauft, nachdem die Produktionshallen entkernt wurden und die alten Maschinen demontiert wurden. Im Jahr 2024 kaufte das Fabriksgelände, das zur sogenannten ''Gewerbezone Ost'' umfunktioniert wurde, die Landesimmobiliengesellschaft des Landes Burgenland.<ref>[https://burgenland.orf.at/stories/3242120/ Siegendorf: Land kauft ehemalige Zuckerfabrik] auf [[ORF-Burgenland]] vom 25. Jänner 2024 abgerufen am 25. Jänner 2024</ref>


== Sonstiges ==
== Sonstiges ==
* Durch den Wohlstand, den die Bevölkerung erreichte und auch zur Schau trug, erhielten die Siegendorfer den kroatischen Namen ''britve'' ({{hr-atS|Aufschneider}}).<ref>[http://burgenland.orf.at/tv/stories/2674037/ Die Zuckerfabrik in Siegendorf] auf [[ORF-Burgenland]] vom 16. Oktober 2014 abgerufen am 23. Mai 2018</ref>
* Durch den Wohlstand, den die Bevölkerung erreichte und auch zur Schau trug, erhielten die Siegendorfer den kroatischen Namen ''britve'' ({{hr-atS|Aufschneider}}).<ref>[http://burgenland.orf.at/tv/stories/2674037/ Die Zuckerfabrik in Siegendorf] auf [[ORF-Burgenland]] vom 16. Oktober 2014 abgerufen am 23. Mai 2018</ref>
* Der von burgenländischen Winzern in der Kellerwirtschaft zwecks Erreichung höherer Alkoholwerte zum Aufzuckern ihrer Moste eingesetzte Zucker wurde – nach der Siegendorfer Zuckerfabrik – als ''Siegendorfer Sonne'' bezeichnet.<ref>Johann Werfring: ''Der Weinbaupionier Anton Kollwentz. Die Geschichte einer burgenländischen Winzerdynastie.'' edition lex liszt 12, Oberwart 2021, ISBN 978-3-99016-179-1, S. 97.</ref>
* Der von burgenländischen Winzern in der Kellerwirtschaft zwecks Erreichung höherer Alkoholwerte zum Aufzuckern ihrer Moste eingesetzte Zucker wurde – nach der Siegendorfer Zuckerfabrik – als ''Siegendorfer Sonne'' bezeichnet (und zwar deshalb, weil das Aufzuckern der Moste in Jahren erfolgte, in denen mangels ausreichender Sonnenbestrahlung nicht die gewünschten Mostgewichte erreicht wurden).<ref>Johann Werfring: ''Der Weinbaupionier Anton Kollwentz. Die Geschichte einer burgenländischen Winzerdynastie.'' edition lex liszt 12, Oberwart 2021, ISBN 978-3-99016-179-1, S. 97.</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
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