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(Die Seite wurde neu angelegt: „mini|"ich bin sehr groß und sehr korpulent;" '''Aloys Virgil Bacher''', auch Pacher geschrieben (* 4. Mai 1766 in Rattenberg, Tirol; † 10. April 1834 in Frankenmarkt, Oberösterreich), war ein Landschaftsphysikus im Lungau, Physiker in Laufen und (Bezirks)arzt in Frankenmarkt. == Leben == Aloys Bacher studierte in Wien Mediz…“) Markierungen: Visuelle Bearbeitung: Gewechselt Begriffsklärungsseiten-Links |
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'''Aloys Virgil Bacher''', auch Pacher geschrieben (* [[4. Mai]] [[1766]] in [[Rattenberg]], [[Tirol]]; † [[10. April]] [[1834]] in [[Frankenmarkt]], [[Oberösterreich]]), war ein | '''Aloys Virgil Bacher''', auch Pacher geschrieben (* [[4. Mai]] [[1766]] in [[Rattenberg]], [[Tirol]]; † [[10. April]] [[1834]] in [[Frankenmarkt]], [[Oberösterreich]]), war ein Landschaftsphysikus im [[Bezirksärzte in Tamsweg|Lungau]], Physiker in Laufen und (Bezirks)arzt in Frankenmarkt. | ||
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[[1802]]: "Dr. Aloys Bacher von Rattenberg aus Tyrol hat das erledigte Landschaftsphysikat im [[Lungau]] erhalten".<ref>"[[Medicinisch-chirurgische Zeitung]]", 25. Februar 1802, "[[Intelligenzblatt von Salzburg]]" 1802, 13. Februar 1802, 109-110.</ref> Der zweite Leibarzt des Fürsterzbischofs, | [[1802]]: "Dr. Aloys Bacher von Rattenberg aus Tyrol hat das erledigte Landschaftsphysikat im [[Lungau]] erhalten".<ref>"[[Medicinisch-chirurgische Zeitung]]", 25. Februar 1802, "[[Intelligenzblatt von Salzburg]]" 1802, 13. Februar 1802, 109-110.</ref> Der zweite Leibarzt des Fürsterzbischofs, Anton Buchmann (* [[1736]]; † [[1806]]), verfasste zu dieser Gelegenheit einen 27 Paragraphen umfassenden "Instructions-Entwurf für den Hr. Landschafts-Physiker in Lungau". Für die Gehörlosen im Lungau wurde dem Physiker Aloys Bacher aufgetragen die Kranken mittels einer Voltaschen Säule, einer [[1800]] in London vorgestellten ersten Batterie, zu galvanisieren. Er war angewiesen "sich mit einem solchen Apparate und den Anleitungsbüchern zu versehen, mit gehöriger Vorsicht die Versuche anzustellen, und seiner Zeit den Erfolg hieher zu berichten". Bezüglich der in gewissen Gegenden des Lungau auch bei Kindern auftretenden Gelenkssteifigkeit "hat er nachzusehen, und zu erforschen, woher das Uebel kömmt, und auch deßfalls darüber Aufschlüsse und Vorschläge" an die hochfürstliche Regierung einzusenden. Bei gefährlichen und ansteckenden Krankheiten musste er sich vor Ort begeben und die Quellen des Übels "mit Hinsicht auf die einwirkenden Ursachen der Lage, Luft, Wasser, Lebensart etc." genau feststellen. Die Untersuchung hatte er "mit aller Genauigkeit vorzunehmen, und das Erhobene mit strenger unpartheyischer Gewissenhaftigkeit an die obrigkeitliche Behörde zu berichten".<ref>SLA churf. u. österr. Reg. XI 008; vgl. auch, Nils Löffelbein / Heiner Fangerau, Blitze, Funken, Sensationen. Sinnüberschuss und Sinnreduktion elektrischer Heilapparate in Deutschland 1750-1930, Stuttgart 2024.</ref> | ||
[[1808]], als mehrere Stellen neu zu besetzen waren, wurde eine Art Beurteilung verfasst. Darin heißt es über ihn: "Dr. Bacher, a) er dient 6 Jahre 7 ½ /mit Zufriedenheit/ der politischen und medicinischen Stellung, b) war er seit dieser Zeit in einem ärmeren Bezirke nur mit 300 | [[1808]], als mehrere Stellen neu zu besetzen waren, wurde eine Art Beurteilung verfasst. Darin heißt es über ihn: "Dr. Bacher, a) er dient 6 Jahre 7 ½ /mit Zufriedenheit/ der politischen und medicinischen Stellung, b) war er seit dieser Zeit in einem ärmeren Bezirke nur mit 300 fl Gehalt angestellt, da seine jüngere Kollegen bey der Anstellung 400 fl erhalten haben. Unter den Kompetenten für das Physikat Laufen sind die Herrn Doktorn Bacher und [[Franz Ferchl|Ferchl]] diejenigen, welche /alleine durch die Aufstellung/ triftiger Gründe auf diese Beförderung Anspruch machen können." In diesem Akt findet sich eine Kurzbeschreibung des Physikats Lungau: Es ist "ein armes, beschwerliches, und nur mit 300 fl dotirtes Physikat".<ref>[[Salzburger Landesarchiv|SLA]] churf. u österr. Reg II B 32.</ref>Einiges aus seiner 6-jährigen Tätigkeit in Tamsweg findet sich in dem Artikel "Lebensweisen und medizinische Versorgung" von Gertraud Steiner.<ref>Gertraud Steiner, Lebensweisen und Medizinische Versorgung, in: Klaus Heitzmann / Anton Heitzmann / Josefine Heitzmann, Hg., Tamsweg. Die Geschichte eines Marktes und seiner Landgemeinden, Tamsweg 2008, 112–157</ref> | ||
== Laufen == | == Laufen == | ||
Das Physikat Laufen war neu zu besetzen, da der dortige Physiker [[Anton Hell]] (relativ jung) unerwartet verstorben war. Diesen Wechsel beschrieb Bacher sieben Jahre später folgendermaßen: "Ich wurde bereits am [[27. Jänner|27. Januar]] [[1802]] als Gerichtsarzt in [[Tamsweg]] angestellt, und hatte meine Übersetzung nach Laufen im November 1808 als die Belohnung meines Siebenjährigen Diensteifers umso mehr zu betrachten als nicht nur damals das Land Physikat zu Laufen, mit der auch jenes von | Das Physikat Laufen war neu zu besetzen, da der dortige Physiker [[Anton Hell]] (relativ jung) unerwartet verstorben war. Diesen Wechsel beschrieb Bacher sieben Jahre später folgendermaßen: "Ich wurde bereits am [[27. Jänner|27. Januar]] [[1802]] als Gerichtsarzt in [[Tamsweg]] angestellt, und hatte meine Übersetzung nach Laufen im November 1808 als die Belohnung meines Siebenjährigen Diensteifers umso mehr zu betrachten als nicht nur damals das Land Physikat zu Laufen, mit der auch jenes von Teisendorf und Tittmoning verbunden war, an Ansehen das erste, und an Einkünften das einträglichste war, sondern auch das freundlichere Klima und eine mildere Natur dem Wohle eines Mannes zusagten dem seine körperliche Beschaffenheit bei Vorrückendem Alter immer beschwerlicher fiel, und der sich in seinen ersten 7 Dienstjahren bereits getreulich allen Anstrengungen unterzogen hatte, mit denen der Posten eines Gerichtsarztes im Lungau verknüpft war, und also Anspruch auf eine bequeme Stelle machen konnte und durfte."<ref>StAM RA Nr 15038.</ref> | ||
[[1815]] las er zu seiner "größten Überraschung" (siehe Bild und Zitat), dass er wieder als Landgerichtsarzt in den Lungau versetzt werden sollte. Um dies zu verhindern, zog er alle Register. Aus diesem von ihm am [[8. Oktober]] 1815 verfassten Brief stammt auch das Zitat: "ich bin sehr groß und sehr korpulent;" Vor allem bringt er vor, dass er die ihm zugedachte Aufgabe wegen seines Alters von 49 Jahren und seiner Korpulenz nicht erfüllen könne. "Wie soll ich also meinen Pflichten gehörig nachkommen? Wie der leidenden Menschheit Hilfe bringen können, die oft nur durch die Schnelligkeit womit sie gebracht wird, wirksam und andauernd wird? Wie redlich in Fällen von Epidemien und Epizotien, wenn ihre Verheerungen mich des Tages zwey – dreymal verschiedentliche Berge zu erklimmen, aufforderten, mich, der ich mit aller Anstrengung vielleicht nur einen derselben zu ersteigen vermöchte? Möge jüngeren Schultern überbürdet bleiben, was ich für meinen Teil schon endlich getragen habe, und möchten euer Königlichen Majestät geruhen, mich in meinem Posten zu Laufen allergnädigst zu belassen, dem ich vollkommen gewachsen bin, und wo ich allgemeine Liebe und Vertrauen zu genießen mir ebenso schmeichle, als die vorliegenden Zeugnisse die Satisfaktion meiner vorgesetzten Kreisstelle und der betreffenden Landgerichte erweisen."<ref>StAM RA Nr 15038.</ref> | [[1815]] las er zu seiner "größten Überraschung" (siehe Bild und Zitat), dass er wieder als Landgerichtsarzt in den Lungau versetzt werden sollte. Um dies zu verhindern, zog er alle Register. Aus diesem von ihm am [[8. Oktober]] 1815 verfassten Brief stammt auch das Zitat: "ich bin sehr groß und sehr korpulent;" Vor allem bringt er vor, dass er die ihm zugedachte Aufgabe wegen seines Alters von 49 Jahren und seiner Korpulenz nicht erfüllen könne. "Wie soll ich also meinen Pflichten gehörig nachkommen? Wie der leidenden Menschheit Hilfe bringen können, die oft nur durch die Schnelligkeit womit sie gebracht wird, wirksam und andauernd wird? Wie redlich in Fällen von Epidemien und Epizotien, wenn ihre Verheerungen mich des Tages zwey – dreymal verschiedentliche Berge zu erklimmen, aufforderten, mich, der ich mit aller Anstrengung vielleicht nur einen derselben zu ersteigen vermöchte? Möge jüngeren Schultern überbürdet bleiben, was ich für meinen Teil schon endlich getragen habe, und möchten euer Königlichen Majestät geruhen, mich in meinem Posten zu Laufen allergnädigst zu belassen, dem ich vollkommen gewachsen bin, und wo ich allgemeine Liebe und Vertrauen zu genießen mir ebenso schmeichle, als die vorliegenden Zeugnisse die Satisfaktion meiner vorgesetzten Kreisstelle und der betreffenden Landgerichte erweisen."<ref>StAM RA Nr 15038.</ref> | ||
== Frankenmarkt == | == Frankenmarkt == | ||
Aloys Bacher musste den Dienstort Laufen verlassen, da sein Nachfolger in Tamsweg Rupert Weibhauser nach Laufen versetzt wurde.<ref>Georg Hunklinger, Dr. Rupert Weibhauser von Aufham, in: Heimatblätter Bad Reichenhall, 42,1 (1974).</ref> An welchem Ort Aloys Bacher die folgenden Jahre verbrachte, ist unklar. [[1816]] sollte er nach einem Schreiben des Kollegen [[Joseph von Lasser zu Zollheim]] erneut nach Tamsweg versetzt werden. Lasser wurde "im Jahre 1816 nach Tamsweg im Lungau versetzt [...], weil der dahin geordnete Arzt, Herr Doktor Bacher wegen vorgerücktem Alter und Kränklichkeit sich diese Stelle verbeten, und das Physikat Frankenmarkt zu erhalten sich bestrebt hatte."<ref>OÖLA Landesregierungsarchiv 1787-1849 / Allgemeine Reihe Schachtel 152, 1827.</ref> Möglicherweise erhielt Bacher also 1816 eine Stelle als Bezirksarzt in Frankenmarkt im | Aloys Bacher musste den Dienstort Laufen verlassen, da sein Nachfolger in Tamsweg Rupert Weibhauser nach Laufen versetzt wurde.<ref>Georg Hunklinger, Dr. Rupert Weibhauser von Aufham, in: Heimatblätter Bad Reichenhall, 42,1 (1974).</ref> An welchem Ort Aloys Bacher die folgenden Jahre verbrachte, ist unklar. [[1816]] sollte er nach einem Schreiben des Kollegen [[Joseph von Lasser zu Zollheim]] erneut nach Tamsweg versetzt werden. Lasser wurde "im Jahre 1816 nach Tamsweg im Lungau versetzt [...], weil der dahin geordnete Arzt, Herr Doktor Bacher wegen vorgerücktem Alter und Kränklichkeit sich diese Stelle verbeten, und das Physikat Frankenmarkt zu erhalten sich bestrebt hatte."<ref>OÖLA Landesregierungsarchiv 1787-1849 / Allgemeine Reihe Schachtel 152, 1827.</ref> Möglicherweise erhielt Bacher also 1816 eine Stelle als Bezirksarzt in Frankenmarkt im Hausruckviertel. In den medizinischen Jahrbüchern ist für 1818 neuerlich eine Berufung zum Bezirksarzt nach Tamsweg vermerkt.<ref>Medizinische Jahrbücher 1819, 29-30.</ref> Es gelang ihm, auch diesen dritten Versuch, ihn nach Tamsweg zu versetzen, abzuwehren. Für Mai 1819 ist ein nicht näher ausgeführter "Hof Recours des Dr. Bacher" in den Akten vermerkt.<ref>OÖLA Landesregierungsarchiv 1787-1849 / Allgemeine Reihe Schachtel 150, 1819.</ref> Vermutlich hatte er in [[Wien]] gegen seine Versetzung in den Lungau geklagt. In den Jahren seit seinem ersten Widerstand 1814 war er nicht jünger und wahrscheinlich auch nicht schlanker geworden. | ||
[[1819]] wurde die Bezirksarztstelle in Tamsweg, gegen die er sich mehrmals so heftig verwehrt hatte, seinem jungen Kollegen [[Karl Maffei]] verliehen. | [[1819]] wurde die Bezirksarztstelle in Tamsweg, gegen die er sich mehrmals so heftig verwehrt hatte, seinem jungen Kollegen [[Karl Maffei]] verliehen. |
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