Buchhandlung Mohr-Breininger: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Buch- und Papierhandlung Mohr-Breininger wurde 1883 von Ferdinand Mohr sen. als Buchbinderei und Papierhandlung Mohr in Baden bei Wien, Pfarrgasse Nr. 12 gegründet und bestand bis um das Jahr 2008. Sie gehörte zu den ehemaligen Badener Traditionsbetrieben.
Die '''Buch- und Papierhandlung Mohr-Breininger''' wurde 1883 von Ferdinand Mohr sen. als [[w:Buchbinder|Buchbinderei]] und Papierhandlung Mohr in [[Baden bei Wien]], Pfarrgasse Nr. 12 gegründet und bestand bis um das Jahr 2008. Sie gehörte mit ihren 125 Bestandsjahren zu den ehemaligen Badener Traditionsbetrieben.


Chronik
== Chronik ==
Ferdinand Mohr, Sohn des Bäckermeisters Franz Mohr und dessen Ehefrau Theresia geb. Kratzel, einer Weberstochter, kam am 25. August 1855, Anfangs der Regierungszeit von Kaiser Franz Joseph I. in Österreichisch Schlesien im Bezirk Freiwaldau zur Welt (1).
Ferdinand Mohr, Sohn des Bäckermeisters Franz Mohr und dessen Ehefrau Theresia geb. Kratzel, einer Weberstochter, kam am 25. August 1855, in der Regierungszeit von Kaiser [[Franz Joseph I.]] in [[w:Österreichisch-Schlesien|Österreichisch-Schlesien]] im Bezirk Freiwaldau zur Welt<ref>[https://digi.archives.cz/da/permalink?xid=be89fed8-f13c-102f-8255-0050568c0263&scan=b17c280e9ba34801b94007219bb63195 Österreichisch-Schlesien, Friedeberg – Geburts- u. Taufbuch 1844-1857 (fol.97)] </ref>. Mohr erlernte das Buchbinderhandwerk und ging als Geselle auf die [[w:Wanderjahre|Walz]], zuerst in [[Wien]], dann [[Linz]] und hernach wieder in [[Wien]], bevor er sich mit seinen Brüdern Alois und Josef Anfang der 1880er Jahre in Baden niederließ und am 1. Mai 1883 in der Pfarrgasse Nr. 12 eine Buchbinderei mit angeschlossenem Papierwarengeschäft übernahm<ref>{{ANNO|bzt|29|04|1933|4|Geschäftsjubiläum}}</ref>.


Mohr erlernte das Buchbinderhandwerk und ging als Geselle auf die Walz, zuerst in Wien, dann Linz und hernach wieder in Wien, bevor er sich mit seinen Brüdern Alois und Josef Anfang der 1880er Jahre in Baden bei Wien niederließ und am 1. Mai 1883 in der Pfarrgasse Nr. 12 eine Buchbinderei mit angeschlossenem Papierwarengeschäft übernahm (4).
Wenige Monate später ehelichte er am 19. August desselben Jahres in der Badener Stadtpfarrkirche St. Stephan seine Braut Theresia Schneller, einer Schuhmacherstochter aus dem ungarischen [[Ritzing (Burgenland)|Ritzing]] im [[w:Komitat Ödenburg|Komitat Ödenburg]]<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/baden-st-stephan/02-12/?pg=273 Baden, Stadtpfarre St. Stephan – Trauungsbuch 1875-1884 (fol.270)]</ref>, die ihm fünf Kinder schenkte, darunter seinen Nachfolger Ferdinand Mohr jun., welcher am 13. Oktober 1886 in der Pfarrgasse Nr. 12 das Licht der Welt erblickte<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/baden-st-stephan/01-20a/?pg=408 Baden, Stadtpfarre St. Stephan – Taufbuch 1883-1887 (fol.404)] </ref>, in seinen jungen Jahren die "Patzelt’sche [[w:Handelsschule|Handelsschule]]" in Wien besuchte, im Anschluss eine Buchhandelslehre in [[Innsbruck]] absolvierte und danach von 1906 bis 1908 in der "Beck’schen Hof- und Universitätsbuchhandlung" (Besitzer Alfred Hölder) in Wien beschäftigt, bevor er 1908 wieder ins Elternhaus zurückkehrte. Nach anderen Quellen absolvierte er in der alten Buchhandelsstadt [[w:Leipzig|Leipzig]] seine Lehrjahre.  


Wenige Monate später ehelichte er am 19. August desselben Jahres in der Badener Stadtpfarrkirche seine Braut Theresia Schneller, einer Schuhmacherstochter aus dem ungarischen Ritzing im Komitat Ödenburg (2), die ihm fünf Kinder schenkte, darunter seinen Nachfolger Ferdinand Mohr jun. welcher am 13. Oktober 1886 in der Pfarrgasse Nr. 12 das Licht der Welt erblickte (3), in seinen jungen Jahren die Patzelt’sche Handelsschule in Wien besuchte, im Anschluss eine Buchhandelslehre in Innsbruck absolvierte und danach von 1906 bis 1908 in der Beck’schen Hof- und Universitätsbuchhandlung (Besitzer Alfred Hölder) in Wien beschäftigt, bevor er 1908 wieder ins Elternhaus zurückkehrte. Nach anderen Quellen absolvierte er in der alten Buchhandelsstadt Leipzig seine Lehrjahre.  
Nachdem Ferdinand Mohr sen. 1909 schwer erkrankt war, verkaufte er die Buchbinderei seinem Buchbindergehilfen August Dürmoser, der den Betrieb Ende Juli 1909 käuflich erwarb<ref>{{ANNO|bzt|31|07|1909|16|Geschäftsübernahme}}</ref>. Als dann im Oktober desselben Jahres Ferdinand Mohr sen. an seinem schweren Krebsleiden verstarb und am [[Stadtpfarrfriedhof Baden|Badener Stadtpfarrfriedhof]] bestattet wurde<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/pfaffstaetten/03-09/?pg=89 Pfarre Pfaffstätten – Sterbebuch 1899-1911 (fol.87)] </ref>, führte seine Witwe die Papierwarenhandlung erfolgreich durch die Wirren des [[w:Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] weiter, in dem der Sohn Ferdinand junior aktiv von 1916 bis 1918 teilnehmen musste.


Nachdem Ferdinand Mohr sen. 1909 schwer erkrankt war, verkaufte er die Buchbinderei seinem Buchbindergehilfen August Dürmoser, der den Betrieb Ende Juli 1909 käuflich erwarb (6). Als dann im Oktober desselben Jahres Ferdinand Mohr sen. an seinem schweren Krebsleiden verstarb und am Badener Stadtfriedhof bestattet wurde (5), führte seine Witwe die Papierwarenhandlung erfolgreich durch die Wirren des Ersten Weltkrieges weiter, in dem der Sohn Ferdinand junior aktiv von 1916 bis 1918 teilnehmen musste.
Zwölf Tage nach Ende des Ersten Weltkrieges ehelich Ferdinand Mohr jun. am 24. November 1918 in der Badener Stadtpfarrkirche St. Stephan seine Ehefrau Maria Christine geb. Breininger, eine [[w:Viktualien|Viktualien]]-Händlerstochter aus [[Tribuswinkel]], die bereits in der Papierhandlung seiner Eltern ihre Einzelhandelslehre absolviert hatte<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/baden-st-stephan/02-19/?pg=178 Baden, Stadtpfarre St. Stephan – Trauungsbuch 1916-1918 (fol.175)] </ref>. Nach dem Krieg im Jahre 1919 erwarb Ferdinand Mohr jun. die Buchhandels[[w:Konzession|konzession]] und gliederte diese in seinem Geschäft ein. Auch gründete er einen Ansichtskartenverlag, dessen Postkarten Baden in der Welt weiter bekannt machte. In den 1920er war Mohr dem Zeitgeist entsprechend, jahrelang Mitglied im Badedner "Turnverein 1862" und im "Deutschen -" und "[[w:Österreichischer Alpenverein|Österreichischen Alpenverein]]" und begeisterter Kenner der Berge. Als Ferdinand Mohr jun. am 17. Juli 1935 mit nur 48 Jahren verstarb<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/baden-st-stephan/03-30/?pg=185 Baden, Stadtpfarre St. Stephan – Sterbebuch 1933-1936 (fol.182)] </ref> führten seine Witwe Maria Christine Mohr (1893-1972) und seine jüngere Schwester Gabriele Mohr (1894-1961)<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/baden-st-stephan/01-21/?pg=7 Baden, Stadtpfarre St. Stephan – Taufbuch 1894-1896 (fol.5)] </ref> das Geschäft weiter.    


Zwölf Tage nach Ende des Ersten Weltkrieges ehelich Ferdinand Mohr jun. am 24. November 1918 in der Badener Stadtpfarrkirche St. Stephan seine Ehefrau Maria Christine geb. Breininger, eine Viktualien-Händlerstochter aus Tribuswinkel, die bereits in der Papierhandlung seiner Eltern ihre Einzelhandelslehre absolviert hatte (7).     
Anno 1968 erwarb Maria Mohr’s Neffe [[August Breininger]], der später langjähriger Badener Bürgermeister werden sollte, die Buch- und Papierhandlung, nachdem er zuvor eine Buch- und Papierhändlerlehre abgeschlossen hatte.1983 konnte die nunmehrige Buch- und Papierhandlung „Mohr-Breininger“ ihr 100-jähriges Bestehen feiern sowie auch das 300. literarische Treffen, in welchen Dichterlesungen mit Gegenwartsautoren unter dem Namen „Mohr-Meeting“ stattfand. Auch konnte im selben Jahr eine Präsentation des hauseigenen Kunstverlags von Ernst Degasperi's Originalradierung „Baden und Wien 1683 bis 1983“, feiern. Bei den alljährlichen „Mohr-Meetings“ war 1976 auch der Sohn des letzten österreichischen Kaisers [[w:Otto von Habsburg-Lothringen|Otto von Habsburg-Lothringen]], ein Politiker, Buchautor und glänzender [[w:Rhetorik|Rhetoriker]] zu Gast. Es war somit die meistbesuchte Buchpräsentation aller Zeiten in Baden<ref>Mein Bezirk: [https://www.meinbezirk.at/baden/c-lokales/es-war-die-meistbesuchte-buchpraesentation-badens_a4770752 Es war die meistbesuchte Buchpräsentation Badens]</ref>.  
 
Im Jahre 1919 erwarb Ferdinand Mohr jun. die Buchhandelskonzession und gliederte diese in seinem Geschäft ein. Auch gründete er einen Ansichtskartenverlag, dessen Postkarten Baden in der Welt weiter bekannt machte. In den 1920er war Mohr dem Zeitgeist entsprechend, jahrelang Mitglied im Turnverein 1862 und im Deutschen und Österreichischen Alpenverein und begeisterter Kenner der Berge.
 
Als Ferdinand Mohr jun. am 17. Juli 1935 mit nur 48 Jahren verstarb (8) führten seine Witwe Maria Christine Mohr (1893-1972) und seine jüngere Schwester Gabriele Mohr (1894-1961) (9) das Geschäft weiter.
 
Anno 1968 erwarb Maria Mohr’s Neffe August Breininger, der später langjähriger Badener Bürgermeister werden sollte, die Buch- und Papierhandlung, nachdem er zuvor eine Buch- und Papierhändlerlehre abgeschlossen hatte.  
 
1983 konnte die nunmehrige Buch- und Papierhandlung „Mohr-Breininger“ ihr 100-jähriges Bestehen feiern sowie auch das 300. literarische Treffen, in welchen Dichterlesungen mit Gegenwartsautoren unter dem Namen „Mohr-Meeting“ stattfand. Auch konnte im selben Jahr eine Präsentation des hauseigenen Kunstverlags von Ernst Degasperis Originalradierung „Baden und Wien 1683 bis 1983“, feiern. Im sogenannten „Mohr. Bei den alljährlichen „Mohr-Meetings“ war 1976 auch der Sohn des letzten österreichischen Kaisers Otto von Habsburg-Lothringen, ein Politiker, Buchautor und glänzender Rhetoriker zu Gast. Es war somit die meistbesuchte Buchpräsentation aller Zeiten in Baden.


Nach rund 125 Jahren schloss um 2008 die Buchhandlung „Mohr-Breininger“ ihre Pforten und die Geschäftsräumlichkeiten wurden von anderen Firmen anderweitig genutzt.
Nach rund 125 Jahren schloss um 2008 die Buchhandlung „Mohr-Breininger“ ihre Pforten und die Geschäftsräumlichkeiten wurden von anderen Firmen anderweitig genutzt.


== Literatur ==


Literatur
* Waltraud de Martin: Kennt ihr sie noch … die Badener ISBN 90 288 2856 7
Waltraud de Martin: Kennt ihr sie noch … die Badener ISBN 90 288 2856 7
* {{ANNO|bzt|29|04|1933|4|Geschäftsjubiläum}}
{{ANNO|bzt|29|04|1933|4|Geschäftsjubiläum}}
* {{ANNO|bzt|20|07|1935|2|Ferdinand Mohr gestorben}}
{{ANNO|bzt|20|07|1935|2|Ferdinand Mohr gestorben}}
* {{ANNO|bzt|31|01|1953|3|70jähriges Geschäftsjubiläum}}
{{ANNO|bzt|31|01|1953|3|70jähriges Geschäftsjubiläum}}
 
Einzelnachweise
(1) Österreichisch Schlesien, Friedeberg – Geburts- u. Taufbuch 1844-1857 (fol.97)
https://digi.archives.cz/da/permalink?xid=be89fed8-f13c-102f-8255-0050568c0263&scan=b17c280e9ba34801b94007219bb63195
 
(2) Baden, Stadtpfarre St. Stephan – Trauungsbuch 1875-1884 (fol.270)
Trauungsbuch - 02-12 | Baden - St. Stephan | Wien/Niederösterreich (Osten): Rk. Erzdiözese Wien | Österreich | Matricula Online
 
(3) Baden, Stadtpfarre St. Stephan – Taufbuch 1883-1887 (fol.404)
Taufbuch - 01-20a | Baden - St. Stephan | Wien/Niederösterreich (Osten): Rk. Erzdiözese Wien | Österreich | Matricula Online
 
(4) {{ANNO|bzt|29|04|1933|4|Geschäftsjubiläum}}
ANNO, Badener Zeitung, 1933-04-29, Seite 4
 
(5) Pfarre Pfaffstätten – Sterbebuch 1899-1911 (fol.87)
https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/pfaffstaetten/03-09/?pg=89
 
(6) {{ANNO|bzt|31|07|1909|16|Geschäftsübernahme}}
 
(7) Baden, Stadtpfarre St. Stephan – Trauungsbuch 1916-1918 (fol.175)
https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/baden-st-stephan/02-19/?pg=178
 
(8) Baden, Stadtpfarre St. Stephan – Sterbebuch 1933-1936 (fol.182)
https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/baden-st-stephan/03-30/?pg=185
 
(9) Baden, Stadtpfarre St. Stephan – Taufbuch 1894-1896 (fol.5)
https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/baden-st-stephan/01-21/?pg=7


(10) www.meinbezirk.at/baden/c-lokales/es-war-die-meistbesuchte-buchpraesentation-badens_a4770752
== Einzelnachweise ==
1976 (vor 45 Jahren) wollten 700 Menschen Otto Habsburg erleben:: Es war die meistbesuchte Buchpräsentation Badens - Baden
<references />
8.605

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