Jugend und Kriegspropaganda im Ersten Weltkrieg: Unterschied zwischen den Versionen
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Jugend und Kriegspropaganda im Ersten Weltkrieg (Quelltext anzeigen)
Version vom 31. Juli 2015, 16:02 Uhr
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Schon Jahrzehnte vor dem [[w:Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] war die Kinder-und Jugendliteratur von militärischen und nationalistischen Themen geprägt. In beispielhaften Erzählungen wurde stets die Ehrenpflicht betont, für das Vaterland in das große | Schon Jahrzehnte vor dem [[w:Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] war die Kinder-und Jugendliteratur von militärischen und nationalistischen Themen geprägt. In beispielhaften Erzählungen wurde stets die Ehrenpflicht betont, für das Vaterland in das große Abenteuer des Krieges zu ziehen. Dies hatte zur Folge, dass sich vermehrt junge Männer, aber auch Schüler freiwillig für den Einzug an die Front meldeten.<ref>Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 151</ref> | ||
Zwar war die offizielle [[w:Propaganda|Kriegspropaganda]] in [[w:Deutschland|Deutschland]] und [[w:Österreich- Ungarn|Österreich-Ungarn]] auffallend zurückhaltend, da man sich an Artikel 22 der [[w:Haager Landkriegsordnung|Haager Landkriegsordnung]] von 1907 orientierte. Nach dem Kriegseintritt wurde die Kriegspropaganda aber zusehends mehr und mehr von kommerziellem Interesse. Sie sollte nicht nur für die Vermarktung des Krieges sorgen, sondern auch für diverse Geschäfte werben. Am besten gelang dies über die Kinder der Kunden.<ref>Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 155</ref> | Zwar war die offizielle [[w:Propaganda|Kriegspropaganda]] in [[w:Deutschland|Deutschland]] und [[w:Österreich- Ungarn|Österreich-Ungarn]] auffallend zurückhaltend, da man sich an Artikel 22 der [[w:Haager Landkriegsordnung|Haager Landkriegsordnung]] von 1907 orientierte. Nach dem Kriegseintritt wurde die Kriegspropaganda aber zusehends mehr und mehr von kommerziellem Interesse. Sie sollte nicht nur für die Vermarktung des Krieges sorgen, sondern auch für diverse Geschäfte werben. Am besten gelang dies über die Kinder der Kunden.<ref>Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 155</ref> | ||
==Deutsche und österreichische Kriegsbilderbücher== | ==Deutsche und österreichische Kriegsbilderbücher== | ||
Kriegsbilderbücher waren | Kriegsbilderbücher waren die mediale Reflexion des Krieges und eine Fortsetzung der bereits vorhandenen national-militaristischen Literatur. Diese wurde auf die damals aktuellen Kriegsereignisse abgestimmt. | ||
Die Kriegsbilderbücher waren für Kinder ab dem ersten Lesealter bestimmt und gaben die Kriegsereignisse in Bilderbuchform wieder. Es wurde versucht, den Kindern in den Büchern zu erklären, wie und warum ein Krieg überhaupt zustande komme. | |||
Die Kriegsbilderbücher waren damals wie eine Fortsetzung der Vorkriegsbilderbücher, welche auf den Ernstfall vorbereitet | Die Kriegsbilderbücher waren damals wie eine Fortsetzung der Vorkriegsbilderbücher, welche auf den Ernstfall vorbereitet hatten. | ||
Diese | Diese Kriegskinderbücher wurden damals von öffentlichen und halböffentlichen Stellen herausgegeben. Ein Teil des Erlöses diente einem karitativen Zweck, nämlich der Unterstützung der Kriegsversehrten. | ||
Es gab zum Beispiel auch das „Des Kindes Kriegsbilderbuch“, welches 1915 vom Zentralkomitee der Deutschen Vereine vom [[w:Rotes Kreuz|Roten Kreuz]] herausgegeben wurde. Dabei ging ein Teil des Erlöses an das Rote Kreuz.<ref>Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 158–163</ref> | Es gab zum Beispiel auch das „Des Kindes Kriegsbilderbuch“, welches 1915 vom Zentralkomitee der Deutschen Vereine vom [[w:Rotes Kreuz|Roten Kreuz]] herausgegeben wurde. Dabei ging ein Teil des Erlöses an das Rote Kreuz.<ref>Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 158–163</ref> | ||
Allgemein kann man heute leider nicht mehr sagen, wie viele solcher Bücher den Weg in das Kinderzimmer fanden.<ref>Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 206</ref> | Allgemein kann man heute leider nicht mehr sagen, wie viele solcher Bücher den Weg in das Kinderzimmer fanden.<ref>Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 206</ref> | ||
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==Kriegsspiele und Kriegsspielzeug== | ==Kriegsspiele und Kriegsspielzeug== | ||
Neben den Kriegsbilderbüchern, gab es auch die Kriegsspiele und Kriegsspielzeuge für alle jene die nicht an der Front kämpfen durften. | Neben den Kriegsbilderbüchern, gab es auch die Kriegsspiele und Kriegsspielzeuge für alle jene die nicht an der Front kämpfen durften. | ||
Im Folgenden finden sich zwei der damals bekanntesten und beliebtesten Kriegsspiele des Ersten Weltkrieges. | |||
===Schützengraben-Spiel=== | ===Schützengraben-Spiel=== | ||
Ein bekanntes Spiel war das „Schützengraben-Spiel“. Das Spiel bestand aus 24 Aufstellteilen mit Füßen: | Ein bekanntes Spiel war das „Schützengraben-Spiel“. Das Spiel bestand aus 24 Aufstellteilen mit Füßen: [[w:Brustwehre|Brustwehre]], Sandsackdeckungen, Unterstände, Drahtverhauen, [[w:Wolfsgrube|Wolfsgruben]], Blockhaus, 20 wirklich schießende Soldaten mit 100 Patronen, 2 wirklich schießende Kanonen mit 50 Patronen. | ||
===Dum-Dum=== | ===Dum-Dum=== | ||
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==Kinderbücher als Artikel der Propagandaindustrie== | ==Kinderbücher als Artikel der Propagandaindustrie== | ||
Die offizielle Kriegspropaganda Deutschlands und Österreich-Ungarns war auffallend zurückhaltend. Die private Kriegspropaganda hingegen war von einem ausufernden kommerziellen Interesse geprägt. | Die offizielle Kriegspropaganda Deutschlands und Österreich-Ungarns war auffallend zurückhaltend. Die private Kriegspropaganda Deutschlands und Österreich-Ungarns hingegen, war von einem ausufernden kommerziellen Interesse geprägt. | ||
Kriegsbilderbücher bzw. Bilderbögen dienten meist nicht nur der Kriegspropaganda,sondern warben auch für Geschäfte und wurden als kostenlose Zugaben an den Kunden gebracht. Die typische Gestaltung einer Bildergeschichte, wie sie auch in zahlreichen Kinderbüchern und Kinderzeitschriften zu finden war, weist jedoch darauf hin, dass die Bücher für die Kinder der Kunden bestimmt waren. Als Artikel der Propagandaindustrie wiesen diese jedoch ein hohes Maß an Brutalität und Gehässigkeit gegenüber Kriegsgegnern auf.<ref>Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 155</ref> | Kriegsbilderbücher bzw. Bilderbögen dienten meist nicht nur der Kriegspropaganda,sondern warben auch für Geschäfte und wurden als kostenlose Zugaben an den Kunden gebracht. Die typische Gestaltung einer Bildergeschichte, wie sie auch in zahlreichen Kinderbüchern und Kinderzeitschriften zu finden war, weist jedoch darauf hin, dass die Bücher für die Kinder der Kunden bestimmt waren. Als Artikel der Propagandaindustrie wiesen diese jedoch ein hohes Maß an Brutalität und Gehässigkeit gegenüber Kriegsgegnern auf.<ref>Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 155</ref> | ||
Wie sich im Folgenden zeigt, sind auch einige der noch heute bekannten, klassischen Kinderbücher für Propagandazwecke abgewandelt worden. | |||
===Struwwelpeter=== | ===Struwwelpeter=== | ||
Neben zahlreichen neuen Kriegsbilderbüchern wurden auch viele Kinderbücher einfach mit dem aktuellen Kriegsthema überarbeitet bzw. erweitert. Ein gutes Beispiel dafür ist der [[w:Struwwelpeter|Struwwelpeter]]. Er ist ohnehin für seine politischen Botschaften bekannt und setzte sich auch mit dem 1. Weltkrieg auseinander. Der Kriegs-Struwwelpeter aus Deutschland verspottet die Kriegsgegner. Zeichner und Verfasser war [[w:Karl Ewald Olszewski|Karl Ewald Olszewsk]]. Der serbische Großfürst erscheint als Bombenpeter, der russische Großfürst Nikolai ist der böse Friedrich, welcher einer Friedenstaube die Flügel ausreißt und die französische Marianne mit Jakobinermütze entzündet mit den Revanche-Feuerzeug einen Brand, in welchem sie selbst ums Leben kommt. In der Geschichte werden die Kriegsgründe aus der Sicht von Deutschland | Neben zahlreichen neuen Kriegsbilderbüchern wurden auch viele Kinderbücher einfach mit dem aktuellen Kriegsthema überarbeitet bzw. erweitert. Ein gutes Beispiel dafür ist der [[w:Struwwelpeter|Struwwelpeter]]. Er ist ohnehin für seine politischen Botschaften bekannt und setzte sich auch mit dem 1. Weltkrieg auseinander. Der Kriegs-Struwwelpeter aus Deutschland verspottet die Kriegsgegner. Zeichner und Verfasser war [[w:Karl Ewald Olszewski|Karl Ewald Olszewsk]]. Der serbische Großfürst erscheint als Bombenpeter, der russische Großfürst Nikolai ist der böse Friedrich, welcher einer Friedenstaube die Flügel ausreißt und die französische Marianne mit Jakobinermütze entzündet mit den Revanche-Feuerzeug einen Brand, in welchem sie selbst ums Leben kommt. In der Geschichte werden die Kriegsgründe aus der Sicht von Deutschland kindgerecht dargestellt. | ||
[[File:Struwwelpeter Alphabet - Struwwelpeter Museum - Frankfurt am Main - DSC03096.JPG|mini|Struwwelpeter Alphabet, Struwwelpeter Museum, Frankfurt am Main]] | [[File:Struwwelpeter Alphabet - Struwwelpeter Museum - Frankfurt am Main - DSC03096.JPG|mini|Struwwelpeter Alphabet, Struwwelpeter Museum, Frankfurt am Main]] | ||
Neben dem Kriegsstruwwelpeter gibt es auch den Europa-Struwwelpeter aus dem Jahr 1915. Darin wird der Serbenpeter ebenfalls mit Bombe und Dolch dargestellt. Der Autor verwendet [[w:Wilhelm Busch|Wilhelm Busch]] im Zusammenhang mit dem Struwwelpeter. Man weiß aber nicht ob das Absicht war oder um die Attraktivität des Buches zu steigern. | Neben dem Kriegsstruwwelpeter gibt es auch den Europa-Struwwelpeter aus dem Jahr 1915. Darin wird der Serbenpeter ebenfalls mit Bombe und Dolch dargestellt. Der Autor verwendet [[w:Wilhelm Busch|Wilhelm Busch]] im Zusammenhang mit dem Struwwelpeter. Man weiß aber nicht ob das Absicht war oder um die Attraktivität des Buches zu steigern. | ||
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[[File:Alice par John Tenniel 21.png|mini|Alice im Wunderland - zu Kriegszeiten "Malice in Kulturland"]] | [[File:Alice par John Tenniel 21.png|mini|Alice im Wunderland - zu Kriegszeiten "Malice in Kulturland"]] | ||
Dass Kriegskinderbücher und -zeitungen vermehrt zu Werbezwecken eingesetzt wurden, zeigt sich anhand des folgenden Beispiels. | |||
===Der kleine Coco=== | ===Der kleine Coco=== | ||
„Der kleine Coco“ war eine Werbekinderzeitung und erschien ab 1908, wurde im zweiten Kriegsjahr jedoch wieder eingestellt. Er warb für Margarine und war die erste periodische Zeitschrift, die über die Kinder der Kunden warb. Nach Kriegsausbruch gab er sich ausgesprochen [[w:martialisch|martialisch]]. | „Der kleine Coco“ war eine Werbekinderzeitung und erschien ab 1908, wurde im zweiten Kriegsjahr jedoch wieder eingestellt. Er warb für Margarine und war die erste periodische Zeitschrift, die über die Kinder der Kunden warb. Nach Kriegsausbruch gab er sich ausgesprochen [[w:martialisch|martialisch]]. | ||
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==Kriegsbilderbücher== | ==Kriegsbilderbücher== | ||
Die Anzahl, der im Ersten Weltkrieg erschienenen Kriegsbilderbücher, ist nicht genau dokumentiert. Im Folgenden finden sich Auszüge der beliebtesten und umstrittensten Werke dieser Zeit. Anhand dieser Beispiele wird der Propagandazweck dieser Kriegsbilderbücher deutlich und die nicht-kindgerechten Inhalte veranschaulicht. | |||
===Vater ist im Kriege=== | ===Vater ist im Kriege=== | ||
Das Bilderbuch wurde für Kinder ausgewiesen und von der Kriegskinderspende deutscher Frauen im Jahr 1914 produziert. Das Titelbild ist idyllisch. Eine, den Anschein nach, wohlhabende Frau hält ihr Baby in den Armen. Der Inhalt handelt vom Einzug Deutschlands in [[w:Frankreich|Frankreich]], die Bilder sind kriegerisch und brutal. Sie zeigen den „Feind wie er die letzte Granate entsandt“, das eigene Städtchen in Brand setzt, die Deutschen, wie sie - Kriegslieder singend - die Straße entlang marschieren.<ref>Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 159</ref> | Das Bilderbuch wurde für Kinder ausgewiesen und von der Kriegskinderspende deutscher Frauen im Jahr 1914 produziert. Das Titelbild ist idyllisch. Eine, den Anschein nach, wohlhabende Frau hält ihr Baby in den Armen. Der Inhalt handelt vom Einzug Deutschlands in [[w:Frankreich|Frankreich]], die Bilder sind kriegerisch und brutal. Sie zeigen den „Feind wie er die letzte Granate entsandt“, das eigene Städtchen in Brand setzt, die Deutschen, wie sie - Kriegslieder singend - die Straße entlang marschieren.<ref>Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 159</ref> | ||
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===Maledetto Katzelmacker=== | ===Maledetto Katzelmacker=== | ||
Ein weiteres Beispiel für diese Art von Kinderbuch ist „Maledetto Katzelmacker“. Auch hier wird den Kindern – auf gänzlich ungeeignete Weise – anhand von Namen Kriegsführung und | Ein weiteres Beispiel für diese Art von Kinderbuch ist „Maledetto Katzelmacker“. Auch hier wird den Kindern – auf gänzlich ungeeignete Weise – anhand von Namen Kriegsführung und –ansichten nähergebracht. Es geht um den „Verrat“ [[w:Italien|Italiens]] ( Katzelmacker) an Deutschland und Österreich. Der Maronibrater „Katzelmacker“ schließt sich der Räuberbande „Niko“ (Russland), „John“ (England) und „Jacques“ (Frankreich) an und wird von „Michel“ (Deutschland) und „Seppel“ (Österreich) dabei erwischt und verprügelt. | ||
Als "Katzelmacker" oder auch "Gatzelmacker" wurden in Österreich und im süddeutschen Raum italienische Handwerker, welche Kochgeräte reparierten und Löffeln - sog. "Gatzeln" herstellten, bezeichnet. Ab dem Kriegseintritt Italiens wurde dieser Ausdruck mit "falsch" assoziiert und allgemein abschätzig für Italiener gebraucht. Heute ist dieser Begriff weitgehend außer Gebrauch.<ref>Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 166</ref> | Als "Katzelmacker" oder auch "Gatzelmacker" wurden in Österreich und im süddeutschen Raum italienische Handwerker, welche Kochgeräte reparierten und Löffeln - sog. "Gatzeln" herstellten, bezeichnet. Ab dem Kriegseintritt Italiens wurde dieser Ausdruck mit "falsch" assoziiert und allgemein abschätzig für Italiener gebraucht. Heute ist dieser Begriff weitgehend außer Gebrauch.<ref>Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 166</ref> | ||
[[Datei:Katzelmacker01.jpg|mini|Titelbild von "Maledetto Katzelmacker"]] | [[Datei:Katzelmacker01.jpg|mini|Titelbild von "Maledetto Katzelmacker"]] | ||
===Die Geschichte vom General Hindenburg=== | ===Die Geschichte vom General Hindenburg=== | ||
Im Gegensatz zu den derben und brutalen Kinderbüchern gibt es auch einige Beispiele | Im Gegensatz zu den derben und brutalen Kinderbüchern gibt es auch einige Beispiele für „lustig dargestellte Kinderbücher“, wie „Die Geschichte vom General Hindenburg“. Ebenfalls mit Reimen von Arpad Schmiedehammer, erschien es wie auch "Lieb Vaterland magst ruhig sein" 1914 bei Josep Scholz in Mainz. Als Thema des Kinderbuches wurde die [[w:Schlacht bei Tannenberg (1914)|Schlacht von Tannenberg]] im August 1914 aufgegriffen. Hier fand der erste große der Sieg der Deutschen statt. Dieser wurde entsprechend propagandistisch ausgewertet, [[w:Paul von Hindenburg|General Hindenburg]] wurde dadurch zum Volkshelden. Unter seinen Befehlen gelang es den deutschen Truppen die überraschend starken und rasch nach [[w:Ostpreußen|Ostpreußen]] einziehenden russischen Truppen zurück zu drängen. Im Kinderbuch wurden diese verlustreichen Kämpfe als lustiges Kinderspiel dargestellt. Mit diesem Kinderbuch wurde - selbst unter Zugrundelegung zeitgenössischer Maßstäbe - die Grenze dessen, was für Kinder noch akzeptabel war, eindeutig überschritten.<ref>Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 164–165</ref> | ||
[[Datei:Arpad Schmidhammer Geschichte vom General Hindenburg 01.jpg|mini|Titelbild von "Die Geschichte vom General Hindenburg"]] | [[Datei:Arpad Schmidhammer Geschichte vom General Hindenburg 01.jpg|mini|Titelbild von "Die Geschichte vom General Hindenburg"]] | ||
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Der Wandervogel war eine Monatszeitschrift, die von Jugendlichen – hauptsächlich Schülern von Gymnasien bzw. des mittleren Bürgertums gestaltet wurde. Mit dem Motto „Jugend für Jugend“ und inspiriert von spätromantischen Vorstellungen ausgedehnter Gruppenwanderungen, wollten sie sich von der Welt der Erwachsenen distanzieren. Im Vordergrund stand das Gruppenerlebnis mit Gleichaltrigen, sowie ein intensives Naturerlebnis. Durch die verschiedenen Entwicklungen regionaler Gruppen ist eine exakte Einordnung ihrer Weltanschauung schwierig. Klar ist jedoch, dass staatliche und konfessionelle Einflüsse und jegliche Organisationen, in denen Erwachsene das Sagen hatten, strikt abgelehnt wurden. Obwohl die „Wandervögel“ mit Krieg nichts im Sinn hatten, stellten sie das System an sich nicht grundsätzlich in Frage, sondern arrangierten sich damit. Sie versuchten auch, ihre naive Weise der Weltansicht ins Militär zu tragen. | Der Wandervogel war eine Monatszeitschrift, die von Jugendlichen – hauptsächlich Schülern von Gymnasien bzw. des mittleren Bürgertums gestaltet wurde. Mit dem Motto „Jugend für Jugend“ und inspiriert von spätromantischen Vorstellungen ausgedehnter Gruppenwanderungen, wollten sie sich von der Welt der Erwachsenen distanzieren. Im Vordergrund stand das Gruppenerlebnis mit Gleichaltrigen, sowie ein intensives Naturerlebnis. Durch die verschiedenen Entwicklungen regionaler Gruppen ist eine exakte Einordnung ihrer Weltanschauung schwierig. Klar ist jedoch, dass staatliche und konfessionelle Einflüsse und jegliche Organisationen, in denen Erwachsene das Sagen hatten, strikt abgelehnt wurden. Obwohl die „Wandervögel“ mit Krieg nichts im Sinn hatten, stellten sie das System an sich nicht grundsätzlich in Frage, sondern arrangierten sich damit. Sie versuchten auch, ihre naive Weise der Weltansicht ins Militär zu tragen. | ||
In der letzten Friedensausgabe des „Wandervogels“ fand sich schließlich auch ein Bericht über ein Kriegsspiel, welches jedoch mehr einem friedlichen Geländespiel als ernst zunehmender Wehrübung glich. | In der letzten Friedensausgabe des „Wandervogels“ fand sich schließlich auch ein Bericht über ein Kriegsspiel, welches jedoch mehr einem friedlichen Geländespiel als ernst zunehmender Wehrübung glich. | ||
Wenig später wurde dann der Krieg ausgerufen, die romantische Weltanschauung der Wandervögel brach von einem Tag auf den anderen in sich zusammen und hinterließ eine Grundhaltung, welche der jahrzehntelangen [[w:Indoktrination|Indoktrination]]- der vehementen Belehrung-der Jugend entsprach. Dies spiegelte sich auch in der ersten Kriegsausgabe des „Wandervogels | Wenig später wurde dann der Krieg ausgerufen, die romantische Weltanschauung der Wandervögel brach von einem Tag auf den anderen in sich zusammen und hinterließ eine Grundhaltung, welche der jahrzehntelangen [[w:Indoktrination|Indoktrination]]- der vehementen Belehrung-der Jugend entsprach. Dies spiegelte sich auch in der ersten Kriegsausgabe des „Wandervogels" wieder. Dort wird den Gegnern Deutschlands die Schuld am Ausbrechen des Krieges zugewiesen. Diese „fremden Völker“, wie die „Wandervögel“ sie nannten, würden im friedlichen Wettbewerb mit der deutschen Kraft, dem deutschen Fleiß und der deutschen Rechtlichkeit nicht mehr bestehen können und versuchten deshalb sie treulos mit hoher Gewalt und wüster Masse Deutschland zu Boden zu zwingen. Laut „Wandervögel“ gab es für sie nur noch einen einzigen Gedanken: ''"In Herrlichkeit und Glück, in Not und Tod, Vaterland, nur dir.“''<ref>Peter Lukasch, Der muss haben ein Gewehr, S. 152–154</ref> | ||
[[File:Bundesarchiv Bild 183-R24553, Gruppe des Wandervogels aus Berlin.jpg|mini|Ein Teil der "Wandervögel" vollzieht die ursprüngliche Idee: das Zusammensein von Jugendlichen in der freien Natur]] | [[File:Bundesarchiv Bild 183-R24553, Gruppe des Wandervogels aus Berlin.jpg|mini|Ein Teil der "Wandervögel" vollzieht die ursprüngliche Idee: das Zusammensein von Jugendlichen in der freien Natur]] | ||