Villa Häusle (Rankweil)
Die Villa Häusle ist ein denkmalgeschütztes[1] Wohn- und Geschäftsgebäude mit danebenstehendem Stickereigebäude in der Marktgemeinde Rankweil (Vorarlberg, Österreich). Die Villa ist in der Nacht vom 14. März auf den 15. März 2020 abgebrannt und wurde 2022 bis 2024 wieder neu errichtet.
Der Name Villa Häusle wird umgangssprachlich verwendet und ist keine offizielle Bezeichnung.
Lage
Das Grundstück und die Gebäude (465 m ü. A.) liegen im Zentrum der Marktgemeinde Rankweil. Das Grundstück ist an zwei Seiten von Straßen umgeben. Südlich führt die Sigmund-Nachbauer-Straße (L64) vorbei, östlich das St.-Peter-Gässele.
Von der nordöstlich gelegenen Basilika Rankweil ist das Grundstück etwa 170 Meter Luftlinie entfernt, von der Pfarrkirche Rankweil-St. Peter rund 50 Meter. Gegenüber der Villa Häusle steht das Sigmund-Nachbauer-Denkmal (dieses wurde beim Neubau der Villa etwas verrückt).
Geschichte
Der Stickermeister Johann Marte aus Götzis und seine Frau Paulina ersteigerten 1902 von den Erben des Sattlermeisters Josef Anton Werder das von diesem 1856/1857 erbaute einfache Wohnhaus.[2] Die Familie Marte baute das teilweise unterkellerte Haus zu einer stattlichen Villa mit Dachgeschoß und Jugendstilelementen, geschwungenem Giebel und turmartigem Aufbau im Nordosten um. 1907 wurde das angrenzende Stickereigebäude errichtet. Die Tochter Paula Häusle heiratete den aus Satteins stammenden Josef Häusle und von diesem Ehepaar leitet sich der heutige Name „Häusle Villa“ ab. Nach dem Tod der Eltern erbten deren Kinder Herbert und Elisabeth (1942–2019) die Villa.
1990 wurden beiden Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Die Villa und das danebenstehende, ebenfalls denkmalsgeschützte, Stickereigebäude waren über Jahre hinweg aufgrund der Eigentümersituation in äußerst schlechten Bauzustand und es wurden vom Bundesdenkmalamt Notreparaturen empfohlen und von der zuständigen Bezirkshauptmannschaft 2015 angeordnet.
Die Villa Häusle samt den Grundstück und dem denkmalgeschützten Wirtschaftsgebäude wurden im Dezember 2019 von der Gemeinde Rankweil um 755.000 Euro gekauft[3], um diese für die Nachwelt zu erhalten und öffentlich nutzen zu können.[4][5][6][7]
Gebäude
Eigentümer des Gebäudes ist die Marktgemeinde Rankweil. Nach dem Brand wurde die Villa um 3.3 Millionne Euro fast zur Gänze neu errichtet.
Vorbild für diesen Baustil soll eine Villa eines Stickers in St. Gallen gewesen sein. Der turmartige Aufbau und die Holzveranda wurden erst einige Jahre nach dem Bau des Gebäudes nach den Plänen des Baumeister Josef Schöch errichtet. Das polygonale Gebäude ist etwa 16 Meter lang und 11 Meter breit.[8] Gemäß den Bauplänen[9] waren im Erdgeschoß der Villla ursprünglich die Büro- und Lagerräume vorgesehen (ursprünglich 4, nach der Erweiterung 1902 dann 8 Zimmer), im Obergeschoß der Wohnbereich (ursprünglich 4, dann 9 Zimmer).
Im nördlichen Teil des Grundstücks befindet sich das denkmalgeschützte eingeschoßige Wirtschaftsgebäude (ehemalige Stickerei), welches 1907 errichtet wurde.[10] Diese ehemalige Stickerei ist etwa 21 Meter lang und 6,5 Meter breit.[11]
Beide Gebäude befinden sich auf einem Grundstück mit vier verschiedenen Grundstücksnummern, das Grundstück hat eine Fläche von 839 m².[12] Die Villa selbst hat eine Nutzfläche von 460,50 m².[5][6][7]
Brand
Der Brand begann am 14. März 2020 etwa um 22 Uhr und um 3 Uhr früh war Brandaus. Dach und Dachstuhl von Haus und Turmanbau sind gänzlich abgebrannt. Alle Treppen und die Decke des Obergeschosses wurden vernichtet, im Erdgeschoß stark beschädigt, wie auch ein erheblicher Teil des Innenausbaus. Das Übergreifen des Feuers auf das Stickereigebäude konnte verhindert werden. Fast alle im Haus befindlichen Antiquitäten sind verbrannt.[4][13]
An den Löscharbeiten waren Feuerwehren aus den Gemeinden Rankweil, Götzis, Meiningen, Feldkirch-Altenstadt, der Stadt Feldkirch, Mäder und Zwischenwasser mit insgesamt 126 Mann und 26 Fahrzeugen beteiligt. Das Rote Kreuz war mit 22 Mann und 5 Fahrzeugen und die Bundespolizei mit drei Fahrzeugen vor Ort.[4][14]
Wiederaufbau
Beim Wiederaufbau ab 2022 wurde darauf geachtet, modernste Standards einzubringen. Im Prinzip wurde konstruktiv ein neuer hochisolierten Holzbau in den Altbestand hineingestellt. Die Proportionen der Räume wurden dadurch etwas verändert.
Im Erdgeschoß sind nunmehr Büros der Abteilungen Kultur sowie Jugend, Sport, Vereine und das Büro des Gemeindearchivs untergebracht.
Im ersten Obergeschoß ist ein Trauungsraum für das Standesamt inklusive Büro. In Erinnerung an die die ehemalige Miteigentümerin und Schriftstellerin Elisabeth Wäger-Häusle, wurde ein Raum nach ihr benannt, der dem Standesamt als Besprechungsraum zugeordnet ist. Darin befindet sich teilweise vor dem Feuer gerettetes Originalmobiliar.
Im Dachgeschoß mit dem Turmzimmer ist nun ein Atelier für einen „Artist-in-Residence“. In diesem Turmzimmer soll Elisabeth Wäger-Häusle als Jugendliche gelesen und erste schriftstellerische Schritte gemacht haben.
In der ebenfalls renovierten angrenzende ehemaligen Stickerei wurde ein multifunktionaler Veranstaltungssaal eingebaut.
Die Heizung und Kühlung beider Gebäude wurde durch eine Erdsondenanlage mit Wärmepumpe realisiert.
Im Zuge der Renovierungen wurde auch der darvorliegende Park umgestaltet und in drei eigenständige Bereiche unter Einbeziehung der historischen Großbäume und Gebäude aufgegliedert. Der einjahrhundertalte Bergmammutbaum[15] bildet weiterhin das Zentrum des Parkes und des Marktplatzes, um den sich die Villa Häusle, das Stickereigebäude, die denkmalgeschützte Volksschule, das Rathaus, die renovierte Pfarrkirche St. Peter mit dem renovierten Beinhaus und das Sigmund-Nachbauer-Denkmal (1910 errichtet) gruppieren.[5][6][7]
Literatur
- DEHIO-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs: Vorarlberg. Bregenz. Amtsplatz 2. Bundesdenkmalamt (Hrsg.), Verlag Anton Schroll & Co, Wien 1983, ISBN 3-7031-0585-2, S. 207 (ohne Café).
Weblinks
Villa Häusle (Rankweil) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Einzelnachweise
- ↑ Villa Häusle, Wohngebäude und Stickereigebäude, ObjektID: 30017.
- ↑ Adresse: St.-Peter-Gässele 1. Grundstücksnummer: .269 und teilweise .526 und .527 in EZ 1897 (GB Rankweil 92117).
- ↑ Kaufvertrag vom 13. Dezember 2019.
- ↑ 4,0 4,1 4,2 Altehrwürdige Häusle Villa in Flammen, Vorarlberger Nachrichten vom 16. März 2020, S. B1.
- ↑ 5,0 5,1 5,2 Häusle-Villa, Webseite: rankweil.at, abgerufen am 25. Juli 2025.
- ↑ 6,0 6,1 6,2 Die Häusle Villa in Rankweil, Webseite: rankweil.at, abgerufen am 25. Juli 2025.
- ↑ 7,0 7,1 7,2 Wiederhergestellt, Webseite: rankweil.at, Vorarlberger Nachrichten vom Samstag/Sonntag, 16./17. November 2024, S. 5 ff.
- ↑ Gemäß Grundbuchauszug beträgt die Baufläche 175 m².
- ↑ Im Archiv der Marktgemeinde Rankweil.
- ↑ Barbara Motter, Barbara Grabherr-Schneider: Orte - Fabriken - Geschichten: 188 historische Industriebauten in Vorarlberg, Innsbruck/Wien 2014, Haymon Verlag, ISBN 978-3-7099-3575-0.
- ↑ Adresse: St.-Peter-Gässele 3. Grundstücksnummer: .607 in EZ 1897 (GB Rankweil 92117). Gemäß Grundbuchauszug 164 m² Baufläche.
- ↑ Grundstücksnummern: .269, .526, .527 und .607 in EZ 1897 (GB Rankweil 92117).
- ↑ Denkmalgeschütztes Haus abgebrannt. In: vorarlberg.ORF.at. 15. März 2020, abgerufen am 15. März 2020.
- ↑ Vbg: Denkmalgeschützte Häusle Villa in Rankweil in Vollbrand, Webseite: fireworld.at vom 15. März 2020.
- ↑ 1893 als Souvenir von der Weltausstellung in Chicago mitgebracht und gepflanzt. Seit 1988 Naturdenkmal.
47.2690649.641641Koordinaten: 47° 16′ 9″ N, 9° 38′ 30″ O