Vinko Nino Jaeger

Vinko Nino Jaeger (* 1972 in Klagenfurt am Wörthersee) ist ein zeitgenössischer bildender Künstler, der sich auf performative Holzskulptur, Fotografie und Schreiben spezialisiert hat. Vinko Nino Jaeger ist ein zentraler Protagonist der queeren Szene Österreichs im Bereich bildende Kunst.[1]

Leben

Er studierte kontextuelle Malerei und Objektskulptur an der Akademie der bildenden Künste Wien sowie Philosophie und Psychologie an der Universität Salzburg. Er lehrt an der Sigmund Freud Privatuniversität Wien zum Bereich Kunsttherapie. Sein Bruder ist der Europarechtswissenschafter Thomas Theodor Jaeger.

Künstlerisches Wirken

Vinko Nino Jaeger bewegt sich nach eigenem Verständnis fließend zwischen Holzskulptur, Schriftstellerei und Fotografie. Er interessiert sich für die Beziehung zwischen den Körpern: zwischen Menschen, Tieren und Bäumen. Seine Holzskulpturen sind nach eigenen Angaben performativ und hätten ihre Wurzeln in Architektur, Philosophie und Literatur. Neben Holz ist auch Stein ein für Jaegers Arbeit zentrales Material. Jaeger betont die Bedeutung des Körpers im kreativen Prozess und sieht seine Werke als Dialog zwischen Körper, Material und Raum. Seine Arbeiten verbinden traditionelle Handwerkskunst mit zeitgenössischen performativen Elementen. Diese Nahbeziehung zu Architektur und Malerei und die Querbezüge zwischen beidem wurden Jaeger schon früh durch das Elternhaus mitgegeben.

Die Arbeiten von Vinko Nino Jaeger wurden in verschiedenen Kontexten präsentiert. Eine frühe Arbeit war der in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Em Schwarzwald 2014 realisierte ARTIST RUN SPACE. Es war dies ein "hermaphroditischer" Raum, der in an regelmäßig abgehaltenen Terminen eine experimentelle Mischung aus künstlerischen Ereignissen bot, wie zum Beispiel Performance, Buchpräsentation und Shop für funktionelle Kunst (etwa Hocker, Holzbänke und skulpturale Spiele von Vinko Nino Jaeger und "Das Wohnkleid" von Em Schwarzwald).

2016 realisierte Vinko Nino Jaeger mit Em Schwarzwald im Kontext der Wienwoche eine unter dem Titel "Wildes Fleisch" realisierte Performance als Kombination von Ausstellung und Fest.[2] Das Kunstprojekt ging Fragen von Abstand und Nähe, Trennung und Zusammensein nach: Das Ringen des wilden Fleisches um eine Lebensform, die Zwänge durchbricht und überwindet.

Von März bis Juni 2022 realisierte Vinko Nino Jaeger im Volkskundemuseum Wien eine zweiteilige Ausstellung, die zum einen unter dem Titel Queer Museum Vienna den ersten Stock des Volskundemuseums bespielte und zum anderen als Intervention im Museumsshop "SchönDing" stattfand. Das Projekt trug den Namen „Nino’s Buch-Handlung“. Im Zentrum von „Nino’s Buch-Handlung“ stand das Buch als queeres Kunstobjekt – eine Erweiterung des Körpers, ein Medium der Wissens- und Identitätstransformation. Die Ausstellung verband „echte“ Bücher mit handgemachten Einzelstücken und performativen Buchskulpturen. Viele dieser Werke entstanden im Workshop „Wunschkörper – Körperwünsche“, der das Buch als demokratisches Kunstwerk in queeren Kontexten verstand. Neben der Ausstellung gab es performative Lesungen, darunter etwa die Lesung „Das Schindeltier kehrt zurück und liest aus seinem Buch“, während der eine bewegte Buchskulptur durch das Museum wanderte, sowie die Lesung und Videoperformance aus „Dropse“ von Harry Hachmeister und Claudia Gülzow, moderiert vom Schindeltier. Das Projekt vereinte Ausstellung, Workshop und Performance mit Beiträgen von internationalen queeren Künstlern und Gruppen, darunter Emir Dizdarević, Claudia Gülzow, Trans Group Kyrgyzstan und weitere.

Im Jahr 2024 stellte Vinko Nino Jaeger im Rahmen der von Gin Müller und Tomka Weiß kuratierten Ausstellung „4T – The Trans Body Rights Ar/ctivist Archive“ aus, die in Kooperation mit dem Queer Museum Vienna im Wiener Otto Wagner Areal stattfand.[3] Die ausgestellte Installation zeigte eine sich mit Towels über Räume ausdehnende Sauna, die in eine auf einer Wäscheleine hängende „activist Laundry“ überging und sich damit durch die Räume zog und dabei mit den Werken anderer ausstellender Künstlerinnen verband, insbesondere mit den benachbareten Werken von Perry Persson Baumgartinger und Frederik Marroquín. Die Sauna steht als Platzhalter für einen umkämpften Ort der trans* Lust und Existen und die Installation versteht sich als Beitrag zur gesellschaftlichen Debatte um Anerkennung von tin Menschen und die Infragestellung von binären Geschlechterordnungen.

Ein gedrucktes Werk von Jaeger ist sein Buch Holzskulpturen selbst gemacht – Queere Notizen vom schreibenden Körper (2021), erschienen im Verlag Bibliothek der Provinz. Es verbindet handwerkliche Anleitungen mit poetischen Reflexionen über Körper, Materialität und queere Identität. Das Buch enthält auch eine fotografische Serie, die den Herstellungsprozess einer Sesselskulptur dokumentiert, welche in einen performativen Dialog mit ihrer Umgebung tritt. Weitere Beiträge von Jaeger finden sich in internationalen Publikationen wie Ways to Wander (Triarchy Press) und Queer Tales (Kyrgyz Indigo).

Vinko Nino Jaeger ist Mitglied der IG Bildende Kunst, des Queer Museum Vienna sowie der w:Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs. Vinko Nino Jaeger ist zudem Gründer von "STŌL – Galerie für Stühle, funktionale und handgemachte Kunst".[4]

Publikationen

• Holzskulpturen selbst gemacht. Queere Notizen vom schreibenden Körper. Bibliothek der Provinz, Weitra 2011, ISBN 978-3-99126-059-2.