Vorsäß Sonderdach

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Vorsäß Sonderdach (2020)

Die Vorsäß Sonderdach (auch nur Sonderdach) ist ein Maisäß (Vor-Sömmerungsgebiet für die darüber liegenden Alpen, daher auch Vorsäß) mit Wirtschaftsgebäuden und sonstige Infrastruktur sowie Gasthäusern im Gemeindegebiet Bezau im Bregenzerwald in Vorarlberg.

Name

Der Name Sonderdach leitet sich von einer hier früher stehenden, auffallenden Tanne ab. In Urkunden aus früherer Zeit wird das heutige Sonderdach als Sundertann bezeichnet. In der Bregenzerwälder Mundart im Bereich Bezau wird das Sonderdach noch heute als Sundortaa bzw. Sundortha bezeichnet. Dieses Dialektwort setzt sich aus b‘sundors (besonders) und Tanno (Tanne) zusammen.[1][2]

Lage, Infrastruktur und Ausdehnung

Das Vorsäß ist rund 2,3 Kilometer Luftlinie vom südwestlich befindlichen Dorf Bezau entfernt. Zum südlich gelegenen Dorfzentrum von Bizau sind es rund 2,6 Kilometer Luftlinie und nach Andelsbuch rund drei Kilometer.

Die Vorsäß Sonderdach liegt auf rund 1208 m ü. A. (Kapelle). Die Vorsäß Sonderdach ist über einen beschränkt öffentlich zugänglichen Güterweg mit Fahrzeugen erreichbar. Ansonsten mit der das ganze Jahr in Betrieb befindlichen Bezauer Seilbahn.

Alpwirtschaft im Bereich des Vorsäß Sonderdach

Das Vorsäß Sonderdach gehört zu einem wesentlichen Teil der Agrargemeinschaft Sonderdach und hat einen Umfang von 64,30 ha. Das Vorsäß wird je nach Witterung von Mitte Mai bis Mitte Juni sowie Anfang bis Ende September bewirtschaftet. Es bestehen hier rund 100 Weiderechten.

Im Gebiet der Winterstaude der Gemeinden Andelsbuch und Bezau bestand einst die Großalpe Niedere. Von dieser wurden im Laufe der Jahrhunderte immer mehr Alpen abgetrennt. Zuerst wurde die Alpe Greußings Wildmoos mit dem Vorsäß Sonderdach abgetrennt. 1563 die restliche Großalpe in die Alpe Vordere Niedere und Alpe Hintere Niedere geteilt. Durch weitere Teilungen entstanden zum Beispiel die Kleinalpen Höfle, Alpe Leugehr und Vordere Baumgarten. 1650 wurde die Alpe Schreibere von der Alpe Sammere abgetrennt. 1723 von der Hinteren Niederealpe die Alpe Rühe und die Alpe Stoangerhöhe. Im 19. Jahrhundert folgte die Abtrennung der Alpe Kassa Wildmoos und Holdereggalpe.[3][4]

Seilbahn Bezau

Die erste Sektion der alten Seilbahn Bezau (Sonderdachbahn I) wurde 1954 gebaut und 1955 eröffnet. Diese führte von Bezau (Talstation) auf das Sonderdach (Bergstation). 1960 wurde die zweite Sektion (Sonderdachbahn II) vom Sonderdach (Talstation) auf die Baumgartnerhöhe (Bergstation) eröffnet.

Anlässlich des Umbaus der Anlage 2010 wurden die bisherigen Stationen abgerissen, eine durchgehende Seilbahnanlage (Funifor) errichtet und eine Mittelstation Sonderdach (1200 m ü. A.) etwa 38 Meter versetzt nach Nordwesten erbaut. Auf einem Teil der Fundamente der ehemaligen Stationsgebäuden steht heute eine öffentliche WC-Anlage.

Die alte Seilbahnanlagen (Sonderdachbahn) wurden von der Fa. Ludwig Steurer Maschinen und Seilbahnbau errichtet. Diese Anlage war für die Fa. Ludwig Steurer Maschinen und Seilbahnbau der Einstieg in den Personenpendelbahnbau, zuvor wurden Sessellifte und Schlepplifte gebaut.

Religion

Kapelle am Sonderdach

Rund 90 Meter von der heutigen Mittelstation der Bezauer Seilbahn steht nordöstlich die Kapelle zum hl. Johannes (auch: Kapelle auf dem Sonderdach bzw. Kapelle am Sonderdach genannt).[5]

Persönlichkeiten

Das große Haus ist das Elternhaus von Toni Innauer

Die wohl bekannteste Person, welche auf dem Sonderdach aufgewachsen ist, ist der ehemalige österreichische Skispringer und Skisprungtrainer Toni Innauer (* 1. April 1958). Das Elternhaus von Toni Innauer, das Berghaus Sonderdach, steht rund 60 Meter östlich der heutigen Mittelstation der Bezauer Seilbahn. Im Haus ist heute kein Gastwirtschaftsbetrieb mehr.

Gewässer

Direkt auf dem Sonderdach, hinter der Kapelle, bestand bis 1875 ein See. Dieser wurde im Spätherbst 1875 von den Bauern abgelassen, um mehr Weideland zu gewinnen. Durch das abgelassene Wasser kam es zu einer Hanginstabilität unterhalb Vosäßes und es kam am 7. Jänner 1884 zu einer großen Hangrutschung, bei der 13 Bauernhöfe und eine Mühle teilweise haushoch überschüttet wurden. Die Hangrutschung ist heute noch zu sehen und wurde 1954 und 1965 aufwendig gesichert.[2]

Sport

Winter

Vom Vorsäß Sonderdach kann bei guter Schneelage über den vorhandenen Güterweg gerodelt werden. Die Strecke ist etwa drei Kilometer lang und endet in der Nähe der Talstation der Bezauer Seilbahn.

Sommer

Im Sommer führen zahlreiche Wanderweg von und zum Vorsäß Sonderdach. Teilweise auch Rundwanderwege.

Sage

Zum Vorsäß Sonderdach wird die Sage vom Drachen im See Sonderdach erzählt. In diesem hier früher bestandenen Bergsee soll ein ungeheurer Drache gehaust haben. Einige Knechte hätten versuchten, die Tiefe des Sees zu erkunden. Daraufhin seien aus dem Wasser vom Drachen die Worte gesprochen worden:

Ergründst du mich, verschling ich dich.

Danach seien keine Versuche mehr angestellt worden, den See auszumessen. Den Bezauern sei die Angst vor dem Drachen geblieben. Es ging die Furcht um, wenn der Drache sich rühre und mit dem Schwanz um sich schlage, dann könne geschehen, dass er das Ufer des Sees durchstoße und das Wasser mitsamt dem Ungeheuer unter fürchterlichem Tosen und Brausen in das Tal herabstürze und dabei das ganze Dorf überschwemme und verheere.[6]

Weblinks

 Vorsäß Sonderdach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. Quelle: Informationstafel vor Ort.
  2. 2,0 2,1 Bezauer Berggeschichten, S. 4.
  3. Alpe Stongen, Webseite: Laendle.at.
  4. Der Bregenzerwald und die 3-Stufenlandwirtschaft – das landschaftskulturelle und naturräumliche Erbe, Klagenfurter Geographische Schriften, Heft 28, Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Klagenfurt 2012, S. 230 f.
  5. Liste der Kirchen und Kapellen in Vorarlberg, Webseite: katholische Kirche Vorarlberg.
  6. Quelle: Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen aus Liechtenstein, Franz Josef Vonbun, Nr. 20, Seite 62.

47.3933099.931823Koordinaten: 47° 23′ 36″ N, 9° 55′ 55″ O