Walter Kraus (Bildhauer)
Walter Kraus (* 1917 in Wien; † April 1945 im KZ Jasenovac im heutigen Kroatien) war Bildhauer, Maler und NS-Opfer.
Leben
Während des Ersten Weltkrieg geboren, ist aus der Jugendzeit von Walter Kraus nichts bekannt. Nach dem Anschluss im Jahr 1938 soll Kraus in das Königreich Jugoslawien ausgewandert sein, wo er in Belgrad als Maler, Grafikdesigner, Illustrator und Designer von Markenzeichen für verschiedene Firmen arbeitete. Dort lernte er auch die jugoslawische Jüdin Vera Klein, die Tochter vom Textilgroßhändler Eugen Klein kennen, die er 1941 heiratete.
Nach der Gründung des NDH-Staates Kroatien und der Besetzung Serbiens durch die Deutschen versuchte er mit seiner Frau nach Dalmatien, das zu diesem Zeitpunkt unter der Herschaft der italienischen Faschisten, die den Juden gegenüber als toleranter bekannt waren, stand, zu fliehen. In Novska wurden die beiden jedoch verhaftet und in das Konzentrationslager Stara Gradiška deportiert. Vera wurde von dort in das KZ Đakovo überstellt, wo sie ermordet wurde.
Walter Kraus arbeitete mit den anderen jüdischen jugoslawischen Künstlern Slavko Brill , Danijela Ozma und Mladen Iveković in einer Keramikwerkstatt. Aus dieser Zeit stammt eine 28 Zentimeter große Skulptur, die die Inschrift „Walter Kraus Jasenovac 1941–1944“ sowie das eingestempelte Zeichen „RL/ST/GR“ (Arbeitslager/Stara Gradiška) tragen. Dem jugoslawischen Mineralogen Fran Tućan gelang es, die Skulptur aus dem Lager zu schaffen, und er schenkte sie 1994 der Jüdischen Gemeinde von Zagreb (ŽOZ). Im Lager schuf Walter auch die Skulptur „Junge isst Wassermelone“, die auf einer Reproduktion des gleichnamigen Gemäldes des spanischen Malers Bartolomé Esteban Murillo basierte.
Am 10. April 1944 wurde Walter zusammen mit Brill, Ozma und Iveković in das Konzentrationslager Jasenovac überstellt. Nach seiner Ankunft in Jasenovac arbeitete er einige Zeit im Salon, wo Pläne für den Bau von Baracken, Gebäuden usw. angefertigt wurden. Auf Anweisung der Lagerverwaltung wurde Walter gezwungen, vergrößerte Porträts von Ustascha-Henkern anhand von Fotos zu zeichnen. Eine Erklärung von sieben überlebenden Häftlingen aus Jasenovac beschreibt jedoch Kraus als einen Liebling der Ustascha, der lange Haare tragen durfte, und als Künstler, der verschiedene Statuen von Ante Pavelić und Fantasien über Ustascha-Überfälle anfertigte.
Wann Kraus genau starb ist nicht bekannt. Gesichertes Lebenszeichen gibt es noch vom 17. Februar 1945. Ob er beim Ausbruch der Lagerinsassen am 22. April starb oder kurz danach ist nicht bekannt.[1]
Zahlreiche Zeichnungen aus dem Lager sind im Kroatischen Geschichtsmuseum ausgestellt. Sie sind dank Mladen Iveković erhalten geblieben.
Literatur
- Ognjen Kraus: Zna li se 1941 - 1945: Antisemitizam. Holokaust. Antifašizam, 1996, Zagreb, kroatisch, ISBN 953-96836-0-2
Einzelnachweise
- ↑ Ognjen Kraus, 1996, S. 166, 167, 168, 169, 170
Weblinks
- Kraus, Walter im Židovsky biografski lekxikon (kroatisch) (deutsche Übesetzung)