Wenzel Matern Streinz
Wenzel Matern Streinz, auch Streintz (* 14. September1792[1] in Wittingau in Böhmen (heute Třeboň in Tschechien); † 15. April 1876 in Graz[2]) war Botaniker, Kreisarzt im Bidschower Kreis dann im Berauner Kreis in Böhmen, ab 1828 Protomedikus und Sanitätsreferent in Österreich ob der Enns, von 1843 bis 1849 übte er die selbe Funktion in der Steiermark aus.
Studium
Wenzel Streinz war Sohn eines Beamten und besuchte das Gymnasium in Budweis. Er erhielt unter der Leitung seiner Mutter, einer Tochter des fürstlichen Schwarzenberg'schen Hofsecretärs Ambrozowsky eine sehr sorgfältige Erziehung. Als sein Vater 1811 starb musste er sich durch das Geben von Privatstunden erhalten.[3]
Er studierte ab 1808 Medizin an der Universität Prag u. a. bei Anton Johnan von Jungmann, Johann Christian Mikan (1769-1844), Ignaz von Nadherny (1787–1867)[4], Johann Georg Ilg (1771-1836) und Julius Vincenz von Krombholz (1782-1843). 1815 wurde er Assistent an der ständigen Augenheilanstalt und am Blindeninstut in Prag. 1817 promovierte er zum Dr. med. und 1818 zum Dr. chir..[5]
Arzt
1818 wurde er als Kreisarzt im Bidschower Kreis berufen und 1819 Kreisarzt für den Berauner Kreis mit Sitz in Prag. Dort verfasste und publizierte er das Werk "Vollständiger Umriß einer Topographie des berauner Kreises im Kg.reiche Böhmen", das wahrscheinlich auch zu seiner Berufung in die höchste medizinische Funktion als Protomediker beitrug. Am 20. Jänner 1828 wurde er nach Österreich ob der Enns als Landes-Protomediker berufen.[6]
Im Schematismus von 1838 ist seine Adresse in Linz mit Landstraße 409 angegeben. Seine Funktionen zu dieser Zeit waren:
„k.k. Regierungsrat, Landes Protomedikus, Vorsteher des Collegii medici, Director sämmtlicher Heilanstalten Versorgungs- Institute, gleichwie der medizinischen und chirurgischen Studien, Korrespondierendes Mitglied der k. k. ökonomisch patriotischen Gesellschaft im Königreiche Böhmen, der medizinisch-chirurgischen Gesellschaft in Berlin, der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Dresden und der Heidelberger Gesellschaft der Naturforscher und Aerzte, der naturforschenden Gesellschaft zu Altenburg, der sächsischen Gesellschaft für Mineralogie und Geognosie in Jena und der medizinischen Gesellschaft in Leipzig“
Streinz war - aus den Akten zu schließen - ein umsichtiger und strukturierter Protomediker, allerdings litt er zunehmend an finanzieller Knappheit. Im folgenden beschreibt er seine Familiensituation und wie sich das 1832 erlassene Verbot eine Praxis zu betreiben für ihn ausgewirkt hat:
„Deshalb ist er auch jetzt noch ganz unbemittelt und alleinig auf seinen Gehalt als Regierungsrath beschränkt, welcher nachdem die gewissenhafte Befolgung des Allerhöchsten Befehls vom 5. Mai 1832, wodurch die Ausübung der ärztlichen Praxis den Protomedikern untersagt worden ist, das jährliche Einkommen des allerunterthänigst Gefertigten seither um einen Betrag von mindestens 800f CM geschmälert hat, im steigenden Verhältnisse unzureichend wird, da seine Gattin nun seit 5 Jahren brustkrank ist und stets eine kostspielige Pflege benötigt. Ferner bedarf seine aus 5 eigenen Kindern und einer an Kindes statt angenommenen Waise bestehende Familie wegen des Aufwands für Erziehung und Unterricht mehr und mehr, besonders ist aber der Aufwand für die beiden älteren bereits den Fakultätsstudien ausser dem Elternhause obliegenden Söhne neben den Kosten für die eigene Haushaltung beinahe unerschwinglich. In diesem Bedrängnisse wagt es demnach der allerunterthänigst Gefertigte Eurer Majestät die ehrfurchtsvolle Bitte zu Füßen zu legen, ihm in huldreicher Anerkennung seiner dienstlichen Verwendung sowie seiner Familienverhältnisse eine Personal-Zulage gnädigst angedeihen zu lassen“
Dieser Antrag auf einen Zuschuss wird abgelehnt und das Problem in Linz seine finanziellen Bedürfnisse zu decken, hat möglicherweise dazu geführt, dass er sich nach 13 Jahren in Linz als Protomediker nach Graz bewarb, wo er ab 8. September 1841 tätig war. In Graz trat er am 11. Dezember 1852 in den Ruhestand.[8]
Familie
Wie oben geschildert hatte Streinz 1838 eine Frau, die brustkrank war und fünf leibliche sowie ein angenommenes Kind. Zwei seiner Söhne studierten bereits. Im Matrikenverzeichnis der Universität findet sich die am 27. Juni 1843 erfolgte Promotion seines Sohnes Josef Streinz, der in Prag geboren worden war.[9]
Möglicherweise verehelichte er sich in Graz erneut, denn 1847 - im Alter von 55 Jahren - wird er noch einmal Vater einer Tochter, Francisca Romana Maria Anna. Seine Frau ist Anna geb. Warnhauser. Die Patin "Franziska von Warnhausen geb. Baronesse Teimer von Wiltau Herrschaftsbesitzersgattin" wird durch "Theresia Prandstätter geb. Baronesse Teimer k.k. Rechnungswaths-Gattin (?)" vertreten. Dabei scheint es sich um Nachkommen von Martin Rochus Teimer, Freiherr von Wildau (1778-1838) zu handeln.[10]
Zu dieser Zeit lebte er in Graz am Hauptplatz 229 und übersiedelt später - vermutlich im Zuge seiner Pensionierung - nach Graben-Straße 3.
Seine Tochter Francisca starb - noch zu seinen Lebzeiten - 24-jährig an der Lungenschwindsucht.[11] Er selbst erliegt 84-jährig am 15. April 1876 einem "Herzfehler".[2]
Werke
Die medizinsch-topographische Beschreibung seines Kreises "Vollständiger Umriß einer Topographie des berauner Kreises im Königreiche Böhmen" von 1828 ebnete ihm den Weg zum Protomediker - zur höchsten medizinischen Position. Aus seiner Tätigkeit sah er die Notwendigkeit eine Gesetzes-Kompilation für die tägliche Arbeit der medizinischen Staatsbeamten und so veröffentlichte er 1838 die "Systematische Uebersicht über die seit den Jahren 1770 bis 1836 erschienenen Gesetze und Verordnungen im Bezuge auf das Sanitätswesen im Allgemeinen u. insbes. für das Erzherzogthum Oesterreich ob d. Enns u. das Herzogthum Salzburg".
In seiner Vorrede vom 20. April 1837 schreibt Streinz: "Der wahre und bleibende Nutzen gesetzlicher Anordnungen kann alleinig durch eine vollständige und genaue Uebersicht derselben erzielt und verbürgt werden, weil derley Vorschriften, namentlich bey den raschen Fortschritten der Zeit, zum größeren Theile vereinzelt, unbekannt und ohne geregelter Wirksamkeit bleiben.
Von der Wahrheit dieser Behauptung durch eigene vieljährige Erfahrung überzeugt, hat der Verfasser des vorliegenden Werkes sich bemüht, sämmtliche das allgemeine Gesundheitswohl betreffende Gesetze und Verordnungen, welche für den österreichischen Kaiserstaat überhaupt, insbesondere aber für das Erzherzogthum Oesterreich ob der Enns und für das Herzogthum Salzburg seit dem Beginne des Jahres 1770, nämlich durch das Sanitäts - Hauptnormativ, bis zum Schlusse des Jahres 1836 erlassen worden sind, zu sammeln, nach den einzelnen Hauptgegenständen zu ordnen und auf solche Weise für Jedermann ohne viele Mühe benutzbar zu machen.
Zu diesem Zwecke sind durchgehends, bey strengem Ausschlusse aller Compendien und Repertorien, die ursprünglichen somit nur die ämtlichen Quellen sorgfältig und gewissenhaft benützt worden, um durch wortgetreue Auszüge aller mit gesetzlicher Kraft bestehenden Normen im Anbetrachte des Sanitätswesens ein belehrendes Handbuch für einen jeden Staatsbürger, besonders aber für öffentliche Beamte, für Aerzte, Wundärzte, Apotheker u. s. w. zu liefern.
Die Mühe und der Zeitaufwand des Sammlers dieser Anordnungen wird reichlich belohnt seyn, wenn vorliegende Uebersicht zur Belehrung über die Gesundheits - Vorschriften brauchbar anerkannt würde und zur genaueren Beobachtung derselben beyträge."
Wissenschaftliche Beachtung erlangte er durch sein botanisches Hauptwerk, „Nomenclator fungorum exhibens ordine alphabetico nomina tam generica quam specifica ac synonyma a scriptoribus de scientia botanica fungis imposita“ (1862). Darüber hinaus publizierte Streinz zahlreiche wissenschaftliche Abhandlungen in diversen medizinischen Jahrbüchern und naturwissenschaftlichen Journalen.
Literatur
- M. Petz-Grabenbauer: Strein(t)z, Wenzel Matern (1792–1876), Mediziner und Botaniker. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 13, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2010, ISBN 978-3-7001-6963-5, S. 391.
Einzelnachweise
- ↑ Graz-Graben, Beerdigung, 118.
- ↑ 2,0 2,1 Sterbebuch der Pfarre Graz-Graben auf matricula online
- ↑ Wenzel Matern Streinz, Jahres-Bericht des öffentlichen Stifts-Obergymnasiums der Benedictiner zu Braunau in Böhmen am Schlusse des Schuljahres 1902, 162-163, hier: 162.
- ↑ Autor des Buches: Darstellung des Physikatswesens in den österreichisch-deutschen Erblanden, mit Beziehung auf die dießfalls erlassenen Gesetze für Kreis-, Bezirks, Stadt- und Wundärzte, dann Apotheker, öffentliche Sanitätsindividuen und Behörden überhaupt, Wien 1819.
- ↑ Geschichte der Prager Universität. Zur Feier der 500-jährigen Gründung derselben verfaßt, Prag 1849; ÖBL (Österreich Biographien Lexikon) 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 391
- ↑ Medicinische Jahrbücher des kaiserlich-königlichen österreichischen Staates, Wien 1828, 502.
- ↑ Schematismus von Oesterreich ob der Enns und Salzburg: für das Jahr 1838, 419.
- ↑ Wenzel Matern Streinz, Jahres-Bericht des öffentlichen Stifts-Obergymnasiums der Benedictiner zu Braunau in Böhmen am Schlusse des Schuljahres 1902, 162-163, hier: 162.
- ↑ UAW Matrikel 176-298.
- ↑ Graz-Hl Blut, Geburt, 193.; https://de.wikisource.org/wiki/BLK%C3%96:Teimer,_Freiherr_von_Wildau,_Martin_Rochus
- ↑ Graz-Graben, Beerdigung, 55.