Widnau 10 (Feldkirch)
Das Gebäude Widnau 10 (seit 2021 als Schaffarei bezeichnet) in Feldkirch (Vorarlberg) wurde im 20. Jahrhundert als Waisenhaus errichtet und immer wieder erweitert, aus- und umgebaut und die Nutzung wurde auch immer wieder den Bedürfnissen angepasst..
Lage
Das Haus Widnau 10 steht am Fuße des Ardetzenberges und ist Teil des Gebäudekomplexes der Arbeiterkammer Vorarlberg auf dem Grundstück GSt .46[1].
Der Katzenturm seht im Südsüdwesten rund 170 Meter entfernt. Das Rathaus der Stadt Feldkirch befindet sich Süden rund 250 Meter entfernt, der Feldkircher Dom rund 180 Meter. Die Schattenburg befindet sich südsüdöstlich rund 400 Meter Luftlinie entfernt, die Ill im Südwesten rund 450 Meter. Zum Veitskapf im Westen sind es rund 470 Meter Luftlinie, zum Margarethenkapf rund 550 Meter. Das Landesgericht und die ehemalige Finanzlandesdirektion sind rund 500 Meter südwestlich gelegen.
Der Hauptbahnhof befindet sich nordostlich rund 550 Meter Luftlinie entfernt, der Busbahnhof im Südwestlich rund 150 Meter.
Geschichte
Während römischer Zeit befand sich von Anfang des 2. Jahrhunderts bis mindestens an das Ende des 3. Jahrhunderts in diesem Bereich der Gebäude der Arbeiterkammer eine Ziegelbrennerei, die während Bauarbeiten 1963 entdeckt wurden.[2]
In der Merian-Karte der Stadt Feldkirch von 1680 befindet sich an Stelle des Gebäudekomplexes der Arbeiterkammer noch Felder bzw. Gärten und vereinzelte Gebäude außerhalb der Stadtmauern. Im Franziszeischer Kataster, ein Liegenschaftskataster, der von 1810 bis 1870 erstellt wurde, sowie Im Negrelli-Plan ist in diesem Bereich des Gebäudes Widnau 10 bereits eine ähnlich große Verbauung (etwas versetzt) eingezeichnet.
Das Haus Widnau 10 auf der heutigen Grundfläche wurde 1914 als Waisenhaus errichtet und immer wieder aus- und umgebaut. Ab 1923 war im Gebäude ein Schülerheim. Während des Zweiten Weltkriegs war im Gebäude vermutlich ein Gefängnis und Lazarett. Ab 1947 eine hauswirtschaftliche Berufsschule.[3]
2006 wurde das Gebäude von der Stadt Feldkirch an die Arbeiterkammer verkauft und sollte nach 2018 abgerissen werden.[4][5]
Von 1977 bis Ende 2017 befand sich im Gebäude das Jugendzentrum Graf Hugo des Trägervereins Offene Jugendarbeit Feldkirch.[4][6] In weiterer Folge wurde das Gebäude von Februar 2020 bis Oktober 2021 von der Arbeiterkammer um rund 3,5 Millionen Euro für ihre Zwecke saniert und erhielt den Übername Schaffarei. Die feierliche Eröffnung fand vom 9. bis 11. September 2025 statt.[3][7]
Gebäude
Das unterkellerte dreigeschoßige, von Südwesten nach Nordosten ausgerichtete Haus auf etwa 458 m ü. A. ist massiv ausgeführt und hat einen doppelten Dachstock und einen polygonen Grundriss. Die maximale Länge beträgt etwa 18 Metern und die Breite etwa 17 Metern und die Höhe von rund 17 Meter. Der Umfang beträgt etwa 70 Meter und die Baufläche rund 250 m² bzw. die Gebäudenutzfläche: ca. 770 m“. Das Grundstück hat eine Fläche von 767 m². Das Haus wurde auf einem Sockel aus Rustikagestein errichtet. Im Erdgeschoß befindet sich das Gastlokal „Hunger und Durst“. In den oberen Geschossen Büros und Seminarräume.[3]
Das Haupthaus hat ein steiles, geknicktes Satteldach mit Gaupen. Die Fenster sind an der Fassade symmetrisch angeordnet. Das Haupthaus wird auf der südöstlichen Giebelseite durch vier Fensterachsen und auf der nordwestlichen Traufseite durch fünf Fensterachsen in den ersten drei Ebenen gegliedert. An der nordöstlichen Traufseite befindet sich bis zur Hälfte, zum Portal hin, ein Zubau mit Walmdach, der teilweise in eine Gaupe hineingebaut wurde. Das Portal mit einer zweiflügligen Türe hat einen Säulenvorbau (Portikus).
Schaffarei
Name
Der Name Schaffarei leitet sich von Schaffen ab, das in den Oberdeutschen Dialekten eine unterschiedliche Bedeutung haben kann (befehlen im Sinne von anschaffen, schöpferisch tätig sein, verändern, Recht sprechen (siehe Schöffe, (Amts-)Schaffner etc.[8]). In der hier von der Arbeiterkammer Vorarlberg verwendeten Bedeutung soll es vor allem arbeiten bedeuten[7] bzw. nach der Eigendefinition der Arbeiterkammer Vorarlberg: Haus der Arbeitskultur.[9]
Heutige Funktion
Im Gebäude befinden sich mehrere Einrichtungen. Gemäß dem damaligen AK-Präsident Hubert Hämmerle soll Ziel der Schaffarei sein, „ein neues Bewusstsein für Arbeitskultur zu schaffen und diese gemeinsam weiterzuentwickeln“. Wissen zur Vorarlberger Arbeitskultur soll als immaterielle Kulturerbe gesammelt, dokumentiert, diskutiert und für alle zugänglich publiziert werden.[7][10][9][11]
Geologie und Gefährdung
Der Untergrund unter dem Gebäudekomplex der Arbeiterkammer besteht zur Gänze aus einer Grund- und Erdmoräne aus unsortierten Blöcken, Steinen, Kies, Sand und Schluff.
Im Gegensatz zum Großteil der historischen Stadt von Feldkirch, besteht für diese Gebäude keine Gefährdung durch Hochwasser.[12]
Literatur
- DEHIO-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs: Vorarlberg. Bregenz. Amtsplatz 2. Bundesdenkmalamt (Hrsg.), Verlag Anton Schroll & Co, Wien 1983, ISBN 3-7031-0585-2, S. 207 (ohne Café).
Weblinks
Widnau 10 (Feldkirch) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Einzelnachweise
- ↑ KG 92124 Feldkirch.
- ↑ Julia E. Rabitsch: Wo die Römer ihre Ziegel brannten – Die Ziegelei in Feldkirch-Widnau, Webseite: ausgegraben.at, abgerufen am 25. Juli 2025.
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Isabella Marboe: Vom „Graf Hugo“ zur Schaffarei, Webseite: lebenundwohnen.vol.at vom 25. Juni 2025.
- ↑ 4,0 4,1 Plattform setzt sich für das Graf Hugo ein, Webseite: vol.at vom 4. Februar 2016.
- ↑ Arbeiterkammer plant keine Tiefgarage, Webseite: vorarlberg.orf.at vom 25. Februar 2016.
- ↑ „Graf Hugo“: Neuer Standort erntet Zustimmung, Webseite: vorarlberg.orf.at vom 2. August 2016.
- ↑ 7,0 7,1 7,2 AK eröffnet Begegnungsort „Schaffarei“, Webseite: vorarlberg.orf.at vom 9. September 2021.
- ↑ Siehe Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Suchwort: Schaffen.
- ↑ 9,0 9,1 Schaffarei: Das neue Haus für Arbeitskultur in Feldkirch, Webseite: vbg.arbeiterkammer.at, abgerufen am 24. Juli 2025.
- ↑ Feldkirch feiert die “Schaffarei”, Webseite: vn.at vom 7. September 2021.
- ↑ Über uns, Webseite: schaffarei.at, abgerufen am 24. Juli 2025.
- ↑ Abfrage Natural Hazard Overview and Risk Assessment Austria vom 25. Juli 2025.
47.2399049.597403Koordinaten: 47° 14′ 24″ N, 9° 35′ 51″ O