Zirkus Busch Kino

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Zirkus Busch in Wien im Jahre 1892

Das Zirkus Busch Kino war ein bedeutendes Lichtspieltheater im 2. Wiener Gemeindebezirk Leopoldstadt. Es befand sich an der Stelle des ehemaligen Zirkus Busch und zählte in der Zwischenkriegszeit zu den größten und prominentesten Kinos Wiens.

Geschichte

Ursprünge als Zirkus

Das Gebäude wurde ursprünglich im Jahr 1881 als Zirkusbau im Wiener Prater errichtet. Im Jahr 1892 übernahm der deutsche Zirkusdirektor Paul Busch (1850-1927) die Leitung. Unter seiner Führung wurde das bestehende Panorama-Gebäude in nur zwei Monaten in einen massiven Zirkusbau aus Eisen und Stein umgewandelt – ein für die damalige Zeit innovativer und technischer Meilenstein.

Die Architekten Gebrüder Drexler entwickelten dabei ein völlig neues System des Zirkusbaus, das von Fachleuten breite Anerkennung fand. Der neue Bau hatte eine Höhe von 26 Metern und eine Spannweite von 42 Metern. Er war reich dekoriert, mit einer prunkvollen Hofloge, Nebenräumen und einer Ausstattung, die als Muster heimischer Kunstindustrie galt. Die Hofloge allein bot Platz für 20 Personen. Die gesamte Anlage war auf ein Publikum von 2.000 Personen ausgelegt. Besonders hervorzuheben war die die damals moderne Sicherheitsausstattung: Das Gebäude bestand vollständig aus feuerfestem Material und verfügte über 16 Notausgänge sowie getrennte Treppen für alle Sitzbereiche. Der Bau kostete insgesamt 200.000 Gulden. Paul Busch legte dabei besonderen Wert darauf, dass ausschließlich Wiener Firmen an der Errichtung beteiligt waren.

Direktor Busch selbst reiste mit einer beeindruckenden Truppe an, die aus 180 Artisten und Bediensteten, 60 Ballettmitgliedern und 112 Pferden bestand. Die Eröffnungsvorstellung im neuen Zirkus Busch fand am 4. Mai 1892 statt.[1][2]

Umbau zum Kino

Bereits während des Zirkusbetriebs fanden dort gelegentlich Filmvorführungen statt, was dem Ort frühzeitig eine Rolle in der Geschichte des Kinos sicherte. 1918 wurde das Gebäude nicht unumstritten vom Österreichischen Roten Kreuz um 2 Millionen Kronen erworben.[3] Dieses schloss ein Übereinkommen mit einer privaten Kinogesellschaft , die sich verpflichtete, die vollständige Umwandlung des Gebäudes auf eigene Kosten vorzunehmen. Ursprünglich waren dafür 1 Million Kronen veranschlagt worden, die tatsächlichen Adaptierungskosten beliefen sich jedoch letztlich auf 6,5 Millionen Kronen – mehr als das Dreifache des Kaufpreises.[4][5] Am 28. Oktober 1920 wurde das neue „Riesen-Kino“ mit Film Alkohol feierlich eröffnet. Es verfügte über einen Zuschauerraum für 2.000 Personen, was es zum größten Kino Wiens machte. Das Kino zeichnete sich durch seine monumentale Architektur, eine imposante Kuppelhalle und modernste technische Ausstattung aus. In der Stummfilmzeit sorgte ein hauseigenes Orchester mit bis zu 60 Musikern für die musikalische Begleitung.[6][7][8]

Typisch für die Stummfilmzeit war das angeschlossene Live-Orchester, das bis zu 60 Musiker umfasste.[9] Das Kino bot ein vielfältiges Filmprogramm und war ein zentraler Treffpunkt des Wiener Kulturlebens.

Im Jahr 1929 wurde das Kino auf die neue Tonfilmtechnik umgestellt und gehörte bis zum Zweiten Weltkrieg zu den führenden Lichtspielhäusern der Stadt.[10]

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Kino Busch im Jahr 1945 durch alliierte Luftangriffe schwer beschädigt. Die Ruine blieb zunächst erhalten, wurde jedoch 1949 schließlich gesprengt und abgetragen.[11]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Zirkus Busch in Wien. In: Neues Wiener Tagblatt. Demokratisches Organ / Neues Wiener Abendblatt. Abend-Ausgabe des („)Neuen Wiener Tagblatt(“) / Neues Wiener Tagblatt. Abend-Ausgabe des Neuen Wiener Tagblattes / Wiener Mittagsausgabe mit Sportblatt / 6-Uhr-Abendblatt / Neues Wiener Tagblatt. Neue Freie Presse – Neues Wiener Journal / Neues Wiener Tagblatt, 22. Mai 1892, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwg
  2. Der Zirkus Busch. In: Neues Wiener Tagblatt. Demokratisches Organ / Neues Wiener Abendblatt. Abend-Ausgabe des („)Neuen Wiener Tagblatt(“) / Neues Wiener Tagblatt. Abend-Ausgabe des Neuen Wiener Tagblattes / Wiener Mittagsausgabe mit Sportblatt / 6-Uhr-Abendblatt / Neues Wiener Tagblatt. Neue Freie Presse – Neues Wiener Journal / Neues Wiener Tagblatt, 4. Juni 1892, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwg
  3. Artikel in: Neue Kino-Rundschau, 20. Juli 1918, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nkr
  4. Adaptierungen. In: Der Bautechniker, Jahrgang 1919, S. 217 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bau
  5. Der Zirkus Busch als Riesenkino. In: Oesterreichische Kronen-Zeitung. Illustrirtes Tagblatt / Illustrierte Kronen-Zeitung / Wiener Kronen-Zeitung, 19. April 1920, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/krz
  6. Zirkus Busch Kino. In: https://www.kinthetop.at. Abgerufen am 18. Mai 2025.
  7. Zirkus Busch-Kino. In: Neue Kino-Rundschau, 1. Mai 1920, S. 15 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nkr
  8. Das Ereignis der Saison. In: Neues Wiener Journal, 29. April 1920, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwj
  9. Das größte Kino des Kontinents. In: Illustrirtes Wiener Extrablatt, 27. April 1920, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/iwe
  10. Karl Pufler: Leopoldstadt: Das war der Circus Busch. In: https://www.meinbezirk.at/. 9. August 2014, abgerufen am 18. Mai 2025.
  11. Ein Wahrzeichen des Praters fällt. In: Wiener Kurier. Herausgegeben von den amerikanischen Streitkräften für die Wiener Bevölkerung, 7. Mai 1949, S. 18 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wku