Jüdische Gemeinde Mattersburg: Unterschied zwischen den Versionen

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* [https://web.archive.org/web/20070707131336/http://www.vhs-burgenland.at/downloads/judgem/06mattersburg1.pdf Mattersdorf/Mattersburg] Archivlink aus den Burgenländische Volkshochschulen
* [https://web.archive.org/web/20070707131336/http://www.vhs-burgenland.at/downloads/judgem/06mattersburg1.pdf Mattersdorf/Mattersburg] Archivlink aus den Burgenländische Volkshochschulen
* [https://www.jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/m-o/1280-mattersdorf-mattersburg-burgenland-oesterreich Mattersdorf-Mattersburg] aus der Geschichte der jüdischen Gescichte im deutschen Sprachraum


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Version vom 27. Februar 2021, 09:41 Uhr

Der jüdische Friedhof im Jahr 2018
Grabsteine am jüdischen Friedhof in Mattersburg, 2018
Gedenkstätte in Mattersburg

Die jüdische Gemeinde Mattersburg wurde seriösen Quellen zu Folge im Jahre 1527 gegründet.

Gründung und Entwicklung

Der Sage nach sind für die Gründung der jüdischen Gemeinde Mattersburg zum Ende des 15. Jahrhunderts sechs sephardische Brüder, welche aus Spanien fliehen mussten, zuständig gewesen. Sie soll aber 1527 auf dem zum herrschaftlichen Meierhof gehörigen herrschaftlichen Gelände entstanden sein.[1] Im Jahre 1622 wurde die Verwaltung der damals so genannten Gemeinde Mattersdorf von den Esterházys übernommen. Dies führte zu einer positiven Wende im Leben der Jüdinnen und Juden der kleinen Gemeinde. Als 1671 Leopold I. alle Juden aus seiner Machtsphäre vertreiben ließ, mussten die Juden Esterházys Mattersburg zwar verlassen, die meisten von ihnen warteten aber in mährischen Gemeinden auf die Möglichkeit einer Rückkehr. Das Exil dauerte bis 1675 an, also knapp vier Jahre. Im Jahre 1694 stellte Paul Esterházy dann endlich den lang ersehnten Schutzbrief aus, der im Laufe der Zeit auch immer wieder verlängert wurde. Diese rechtliche Sicherheit sorgte für die Weiterentwicklung der Gemeinde. Der Schutzbrief verlieh den Juden eine Art politische Autonomie, sodass sie selbst ihre Vertretungsorgane wählen durften. [2]

Die jüdische Bevölkerung stieg im Laufe des 18. Jahrhunderts rasant an. Im Jahre 1785 zählte man bereits 767 Mitglieder. Zu Mitte des 19. Jahrhunderts waren es fast 1500 Mitglieder, dann allerdings war ein deutlicher Rückgang zu erkennen. [2]

Das Leben der Juden

Mattersburg war eine sehr kleine Gemeinde. Der Alltag bestand hauptsächlich darin, dass in der Früh und am Abend im Tempel gebetet wurde. Die Juden waren alle sehr religiös. Dazwischen wurde gelernt und studiert, einen Zeitvertreib gab es hingegen kaum. Ein Highlight war allerdings der große Fußballplatz der Gemeinde. Hier spielten jüdische Mannschaften gegeneinander.

Der Mittelpunkt des jüdischen Lebens spielte sich sehr lange in einem Siedlungskern in direkter Nähe des Wulkabaches ab. Aufgrund des ständigen Wachstums der Gemeinde und der fehlenden Erlaubnis eines Landzukaufs kam es oftmals zu prekären Lebensumständen. Die Juden durften ihre Wohnungen und Häuser zwar aufstocken und mit anderen teilen, diese Enge führte jedoch manchmal zu raschen Verbreitung von Seuchen und ansteckenden Krankheiten. Auch die Gefahr eines Brandes war oft gegeben. Aus diesem Grund gründete sie 1890 den Israelitischen Feuerwehrverein, der auch mit den anderen Freiwilligen Feuerwehr in der damaligen Marktgemeinde Mattersdorf und anderen zusammenarbeitete und sich dabei auf Grund ihrer Schlagkraft einen Namen machte. Die Juden waren hauptsächlich im Handel und Gewerbe tätig, da es ihnen nicht erlaubt war, über landwirtschaftlichen Besitz zu verfügen. Der Lebensmittelmarkt des Ortes wurde bis 1859 in der berühmten Judengasse abgehalten. Diese war über einen langen Zeitraum das Geschäftszentrum von Mattersdorf.[3] Aufgrund der ihnen zugesicherten Selbstverwaltung verfügten die Juden über eine eigenständige Tradition, Kultur und Identität. [2]

Das Ende der jüdischen Gemeinde Mattersdorf

Bereits im September 1938 wurde vom NS-Bürgermeister Franz Giefing auf der Synagoge eine weiße Fahne als Zeichen für ein judenfreies Mattersburg gehisst. Die jüdische Bevölkerung wurde innerhalb kürzester Zeit enteignet, ausgebürgert und vollständig aus der kleinen Stadt vertrieben. Ein Teil der Juden und Jüdinnen flüchtete in andere Länder, aber mehr als 100 von ihnen fanden in der Vernichtungsmaschinerie der Nazidiktatur ihren Tod. Die Bereitschaft der überlebenden Jüdinnen und Juden, nach der Zeit des Nationalsozialismus nach Mattersdorf zurückzukehren, war dementsprechend gering. [4]

Erinnerungen aus der damaligen Zeit

Geht man heute durch die Straßen Mattersburgs, so erinnern nur mehr wenige Zeichen an die einst jüdische Gemeinde. Die Synagoge wurde bereits 1940 von den Nationalsozialisten zerstört. Ein unscheinbarer Gedenkstein, platziert am Rande eines kleinen Parks, erinnert heute noch an das Schicksal des Tempels. Im Zentrum des Ortes findet man eine Informationstafel, welche die Juden, sowie den Zweiten Weltkrieg im Allgemeinen und die damit verbundenen Greuel der Nazis, mit keinem Wort erwähnt. Nicht einmal die Judengasse lässt erahnen, was sich hier früher zugetragen hat. Der jüdische Friedhof ist denkmalgeschützt[5]. und wird als großes, grünes Arial präsentiert, mit schriftlichen Hinweisen, was sich auf diesem großen Feld befindet.

Die Gemeinde Mattersburg ist heute vor allem durch ihren Fußballverein, den SV Mattersburg, bekannt. An die historischen Wurzeln der jüdischen Gemeinde hingegen erinnert nicht mehr viel. [6]

Der letzte Oberrabiner der Gemeinde Shmuel Ehrenfeld, der 1938 in die Vereinigten Staaten flüchten konnte und weiter nach Israel kam, war der Gründer der Siedlung Kirjat Mattersdorf, die noch heute den Namen von Mattersdorf trägt.

Literatur

Einzelnachweise

  1. „Mattersburg judenfrei!“ im Blog von Herbert Brettl vom 14. Mai 2016 abgerufen am 25. Juni 2020
  2. 2,0 2,1 2,2 Christof Habres / Reis Elisabeth: Jüdisches Burgenland: Entdeckungsreisen, Metroverlag, Wien 2012, S.61ff
  3. Wann sprießen im „Schewa Khilles“ die Blumen? in Brettls Blog vom 16. August 2019 abgerufen am 25. Juni 2020
  4. Christof Habres / Reis Elisabeth: Jüdisches Burgenland: Entdeckungsreisen, Metroverlag, Wien 2012, S.67
  5. Burgenland – unbewegliche und archäologische Denkmale unter Denkmalschutz vom 17. Jänner 2018 abgerufen am 7. Februar 2018
  6. Christof Habres / Reis Elisabeth: Jüdisches Burgenland: Entdeckungsreisen, Metroverlag, Wien 2012, S.73ff

Weblinks

 Jüdischer Friedhof in Mattersburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons



PH-Eisenstadt 8777.JPG Dieser Artikel wurde auf Wikiversity im Zuge des Hochschul-Projektes an der Pädagogische Hochschule Burgenland mit dem Thema Jüdische Gemeinde Mattersburg erstellt oder maßgeblich erweitert.