Lienhard von Harrach: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Lienhard (I.) von Harrach''' (* im 15. Jahrhundert; † im 15. Jahrhundert, um / nach 1457/58), auch '''Leonhard von Harrach''', war ein Adliger des [[Herzogtum Österreich|Herzogtums Österreich]]<ref group="A">Das Herzogtum Österreich umfasste damals das heutige Bundesland Wien und Teile der heutigen Bundesländer Niederösterreich und Oberösterreich. 1417 kam die Stadt Steyr mit der gleichnamigen Herrschaft endgültig dazu. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts teilte sich das Herzogtum in die Teilherzogtümer Österreich ob der Enns und Österreich unter der Enns.</ref>, der im [[w:Herzogtum Kärnten|Herzogtum Kärnten]]<ref group="A">Das Gebiet des Herzogtums Kärnten umfasste damals große Teile des heutigen Bundeslandes Kärnten. Teile des heutigen Bundeslandes gehörten zwar damals bereits zum Herzogtum, standen aber zu dieser Zeit noch unter der Herrschaft des [[w:Erzstift Salzburg|Erzstiftes Salzburg]] und dessen [[w:Bistum Gurk|Suffraganbistum Gurk]] sowie der [[w:Meinhardiner#Albertinische Linie|Albertinischen Linie]] der Grafen von Görz-Tirol.</ref> Karriere machte.
'''Lienhard (I.) von Harrach''' (* im 15. Jahrhundert; † im 15. Jahrhundert, um / nach 1457/58), auch '''Leonhard von Harrach''', war ein Adliger des [[Herzogtum Österreich|Herzogtums Österreich]], der im [[Herzogtum Kärnten]] Karriere machte.


== Herkunft und Familie ==
== Herkunft und Familie ==
Lienhard von Harrach stammte aus einer in Nähe von [[Freistadt]] ansässigen Adelsfamilie des Herzogtums Österreich.<ref name ="heinig213">vgl. Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit'', 1993, Bd. 1, S. 213</ref> Sein Vater, Bernhard von Harrach, soll einer der Räte von [[Albrecht II. (HRR)|Herzog Albrecht (V.) von Österreich]], dem späteren König Albrecht II., gewesen sein.<ref name ="heinig214">vgl. Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit'', 1993, Bd. 1, S. 214</ref>
Lienhard von Harrach stammte aus einer in Nähe von [[Freistadt]] ansässigen Adelsfamilie des Herzogtums Österreich.<ref name ="heinig213">vgl. Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit'', 1993, Bd. 1, S. 213</ref> Sein Vater, Bernhard von Harrach, soll einer der Räte von [[Albrecht II. (HRR)|Herzog Albrecht (V.) von Österreich]], dem späteren König Albrecht II., gewesen sein.<ref name ="heinig214">vgl. Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit'', 1993, Bd. 1, S. 214</ref>


Lienhard von Harrach baute verwandtschaftliche Beziehungen zu den Herren von [[Konrad III. von Kraig|Kraig]], [[Leopold Asbach|Aspach]] und [[Andreas von Hollenegg|Hollenegg]] auf.<ref>vgl. Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit'', 1993, Bd. 1, S. 213f.</ref> Er war verheiratet und hatte mehrere Kinder. Sein gleichnamiger Sohn war 1478 kaiserlicher Pfleger von [[Weitersfeld]] (bei [[Mureck]]) und später auch von [[Wildon]].<ref name ="heinig214"/> Seine Nachfahren wurden später zu Grafen erhoben und ließen sich dann in [[Rohrau]] nieder.<ref>vgl. Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit'', 1993, Bd. 1, S. 214f.</ref>
Lienhard von Harrach baute verwandtschaftliche Beziehungen zu den Herren von [[Konrad III. von Kraig|Kraig]], [[Leopold Asbach|Aspach]] und [[Andreas von Hollenegg|Hollenegg]] auf.<ref>vgl. Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit'', 1993, Bd. 1, S. 213f.</ref> Er war verheiratet und hatte mehrere Kinder. Sein gleichnamiger Sohn war 1478 kaiserlicher Pfleger von [[Weitersfeld]] (bei [[Mureck]]) und später auch von [[Wildonier (Adelsfamilie)|Wildon]].<ref name ="heinig214"/> Seine Nachfahren wurden später zu Grafen erhoben und ließen sich dann in [[Rohrau]] nieder.<ref>vgl. Paul-Joachim Heinig: ''Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit'', 1993, Bd. 1, S. 214f.</ref>


== Leben ==
== Leben ==
Lienhard von Harrach war zunächst ein Lehnsmann der [[Heinrich VII. von Schaunberg|Grafen von Schaunberg]]. 1436 begleitete er [[Friedrich III. (HRR)|Herzog Friedrich (V.) von Österreich]], den späteren Kaiser Friedrich III., auf seiner Pilgerreise ins Heilige Land. Er war ein Vertrauensmann des Grafen Stephan von Montfort-Pfannberg. Nach dessen Tod trat er in die Dienste des späteren Kaisers, der ihm 1437 mit den Pflegschaften [[w:Burg Eppenstein|Eppenstein]] (bei [[Judenburg]]) und [[w:Burg Pfannberg|Pfannberg (bei [[Graz]]) betraute, über die dieser als Vormund für die unmündigen Söhne des Grafen von Montfort damals verfügte.<ref name ="heinig213"/> 1448 wurde er königlicher Rat und kam in den Besitz der [[w:Ruine Grünburg (Görtschitztal)|Grünburg]] bei Wieting (heute Teil der Gemeinde [[Klein Sankt Paul]]). 1451-1455 war er als Nachfolger von Georg von Hallegg Verweser der Hauptmannschaft des Herzogtums Kärnten, wobei ihm der dem "Großbürgertum" angehörige Niklas Gleismüller von [[Sankt Veit an der Glan|St. Veit]] als [[w:Vitztum|Viztum]] zur Seite stand.<ref name ="heinig214"/> 1457 gehört er der Ratskommission an, die für den Kaiser unter der Führung von [[w:Ulrich Sonnenberger|Bischof Ulrich von Gurk]] mit den durch den Tod von [[Ulrich II. (Cilli)|Graf Ulrich von Cilli]] "herrenlos" gewordenen Adligen von dessen Grafschaft verhandelte.
Lienhard von Harrach war zunächst ein Lehnsmann der [[Heinrich VII. von Schaunberg|Grafen von Schaunberg]]. 1436 begleitete er [[Friedrich III. (HRR)|Herzog Friedrich (V.) von Österreich]], den späteren Kaiser Friedrich III., auf seiner Pilgerreise ins Heilige Land. Er war ein Vertrauensmann des Grafen Stephan von Montfort-Pfannberg. Nach dessen Tod trat er in die Dienste des späteren Kaisers, der ihm 1437 mit den Pflegschaften [[w:Burg Eppenstein|Eppenstein]] (bei [[Judenburg]]) und [[w:Burg Pfannberg|Pfannberg]] (bei [[Graz]]) betraute, über die dieser als Vormund für die unmündigen Söhne des Grafen von Montfort damals verfügte.<ref name ="heinig213"/> 1448 wurde er königlicher Rat und kam in den Besitz der [[w:Ruine Grünburg (Görtschitztal)|Grünburg]] bei Wieting (heute Teil der Gemeinde [[Klein Sankt Paul]]). 1451-1455 war er als Nachfolger von Georg von Hallegg Verweser der Hauptmannschaft des Herzogtums Kärnten, wobei ihm der dem "Großbürgertum" angehörige Niklas Gleismüller von [[Sankt Veit an der Glan|St. Veit]] als [[w:Vitztum|Viztum]] zur Seite stand.<ref name ="heinig214"/> 1457 gehört er der Ratskommission an, die für den Kaiser unter der Führung von [[w:Ulrich Sonnenberger|Bischof Ulrich von Gurk]] mit den durch den Tod von [[Ulrich II. (Cilli)|Graf Ulrich von Cilli]] "herrenlos" gewordenen Adligen von dessen Grafschaft verhandelte.


Außer landesfürstlichen [[w:Lehen|Lehen]] übernahm er auch Lehen von den [[Friedrich (Cilli)|Grafen von Cilli]], von den [[Heinrich VI. (Görz)|Grafen von Görz]], vom [[w:Erzstift Salzburg|Erzstift Salzburg]] und vom [[w:Diözese Gurk|Bistums]] [[Gurk]]. 1444 war er Beisitzer in einem Kommissionsprozess des Klosters [[Millstatt am See|Millstatt]], der vor dem [[w:Johannes Schallermann|Bischof von Gurk]] geführt wurde.<ref name ="heinig214"/>
Außer landesfürstlichen [[w:Lehen|Lehen]] übernahm er auch Lehen von den [[Friedrich (Cilli)|Grafen von Cilli]], von den [[Heinrich VI. (Görz)|Grafen von Görz]], vom [[Erzstift Salzburg]] und vom [[w:Diözese Gurk|Bistums]] [[Gurk]]. 1444 war er Beisitzer in einem Kommissionsprozess des Klosters [[Millstatt am See|Millstatt]], der vor dem [[w:Johannes Schallermann|Bischof von Gurk]] geführt wurde.<ref name ="heinig214"/>


Lienhard von Harrach war der Vormund des späteren Kämmerers [[Hans Laun#Herkunft und Familie|Andreas von Greisenegg]], der nach seinem Tod die Vormundschaft über Lienhards noch unmündigen Söhne übernehmen sollte.<ref name ="heinig214"/> 1430 kaufte Lienhard von Harrach von [[Walther Zebinger]] und dessen Ehefrau Margarethe das von ihrer Mutter ererbte Gut in Spitalein (heute Teil der Gemeinde [[Deutsch-Griffen]]), das 1455 in den Besitz seines früheren Mündels kam.<ref name ="Sabitzer30">vgl. [[Werner Sabitzer]]: ''Land der Hemma''. Das Gurktal. Geschichte und Geschichten. Styria, Wien / Graz / Klagenfurt, 2013, ISBN 978-3-70120-100-6, S. 30</ref>
Lienhard von Harrach war der Vormund des späteren Kämmerers [[Hans Laun#Herkunft und Familie|Andreas von Greisenegg]], der nach seinem Tod die Vormundschaft über Lienhards noch unmündigen Söhne übernehmen sollte.<ref name ="heinig214"/> 1430 kaufte Lienhard von Harrach von [[Walther Zebinger]] und dessen Ehefrau Margarethe das von ihrer Mutter ererbte Gut in Spitalein (heute Teil der Gemeinde [[Deutsch-Griffen]]), das 1455 in den Besitz seines früheren Mündels kam.<ref name ="Sabitzer30">vgl. [[Werner Sabitzer]]: ''Land der Hemma''. Das Gurktal. Geschichte und Geschichten. Styria, Wien / Graz / Klagenfurt, 2013, ISBN 978-3-70120-100-6, S. 30</ref>
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== Anmerkungen ==
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Aktuelle Version vom 9. September 2022, 20:47 Uhr

Lienhard (I.) von Harrach (* im 15. Jahrhundert; † im 15. Jahrhundert, um / nach 1457/58), auch Leonhard von Harrach, war ein Adliger des Herzogtums Österreich, der im Herzogtum Kärnten Karriere machte.

Herkunft und Familie

Lienhard von Harrach stammte aus einer in Nähe von Freistadt ansässigen Adelsfamilie des Herzogtums Österreich.[1] Sein Vater, Bernhard von Harrach, soll einer der Räte von Herzog Albrecht (V.) von Österreich, dem späteren König Albrecht II., gewesen sein.[2]

Lienhard von Harrach baute verwandtschaftliche Beziehungen zu den Herren von Kraig, Aspach und Hollenegg auf.[3] Er war verheiratet und hatte mehrere Kinder. Sein gleichnamiger Sohn war 1478 kaiserlicher Pfleger von Weitersfeld (bei Mureck) und später auch von Wildon.[2] Seine Nachfahren wurden später zu Grafen erhoben und ließen sich dann in Rohrau nieder.[4]

Leben

Lienhard von Harrach war zunächst ein Lehnsmann der Grafen von Schaunberg. 1436 begleitete er Herzog Friedrich (V.) von Österreich, den späteren Kaiser Friedrich III., auf seiner Pilgerreise ins Heilige Land. Er war ein Vertrauensmann des Grafen Stephan von Montfort-Pfannberg. Nach dessen Tod trat er in die Dienste des späteren Kaisers, der ihm 1437 mit den Pflegschaften Eppenstein (bei Judenburg) und Pfannberg (bei Graz) betraute, über die dieser als Vormund für die unmündigen Söhne des Grafen von Montfort damals verfügte.[1] 1448 wurde er königlicher Rat und kam in den Besitz der Grünburg bei Wieting (heute Teil der Gemeinde Klein Sankt Paul). 1451-1455 war er als Nachfolger von Georg von Hallegg Verweser der Hauptmannschaft des Herzogtums Kärnten, wobei ihm der dem "Großbürgertum" angehörige Niklas Gleismüller von St. Veit als Viztum zur Seite stand.[2] 1457 gehört er der Ratskommission an, die für den Kaiser unter der Führung von Bischof Ulrich von Gurk mit den durch den Tod von Graf Ulrich von Cilli "herrenlos" gewordenen Adligen von dessen Grafschaft verhandelte.

Außer landesfürstlichen Lehen übernahm er auch Lehen von den Grafen von Cilli, von den Grafen von Görz, vom Erzstift Salzburg und vom Bistums Gurk. 1444 war er Beisitzer in einem Kommissionsprozess des Klosters Millstatt, der vor dem Bischof von Gurk geführt wurde.[2]

Lienhard von Harrach war der Vormund des späteren Kämmerers Andreas von Greisenegg, der nach seinem Tod die Vormundschaft über Lienhards noch unmündigen Söhne übernehmen sollte.[2] 1430 kaufte Lienhard von Harrach von Walther Zebinger und dessen Ehefrau Margarethe das von ihrer Mutter ererbte Gut in Spitalein (heute Teil der Gemeinde Deutsch-Griffen), das 1455 in den Besitz seines früheren Mündels kam.[5]

Literatur

  • Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit. Studien zum 500. Todestag am 19. August 1493/1993 (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 12). Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien, 1993, ISBN 3-412-03793-1, Bd. 1 (Rezension)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 213
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 214
  3. vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 213f.
  4. vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 214f.
  5. vgl. Werner Sabitzer: Land der Hemma. Das Gurktal. Geschichte und Geschichten. Styria, Wien / Graz / Klagenfurt, 2013, ISBN 978-3-70120-100-6, S. 30