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Aktuelle Version vom 31. Oktober 2022, 13:12 Uhr
Das Dorotheerkloster (lang Augustinerchorherrenstift St. Dorothea) ist ein ehemaliges Augustiner-Chorherrenstift in Wien, das im Mittelalter gegründet wurde und zu den reichsten Klöstern der Stadt zählte. Es wurde gemeinsam mit seiner Klosterkirche unter Kaiser Joseph II. aufgehoben.
Lage der früheren Klosteranlage
Die Dorotheerkapelle, aus der später die Dorotheerkirche wurde und an die das Dorotheerkloster angebaut war, befand sich im ersten Wiener Gemeindebezirk zwischen der jetzigen Spiegelgasse (früher: Laderstraße) und der jetzigen Dorotheergasse (früher: Färberstraße), die an das Kloster erinnert.[1] Das später erbaute Kloster befand sich in etwa in Dorotheergasse 19, der dazugehörige Dorotheerhof in Dorotheergasse 13-15.[2]. Heute befindet sich an der Stelle des Dorotheerklosters das Palais Dorotheum.[3]
Geschichte der Dorotheerkirche
Die Dorotheerkapelle
Diese Kapelle, eine Stiftung von Herzog Albrecht (II.) dem Weisen († 1358), wird erstmals am 27. Oktober 1353 erwähnt[4]. Nach diesem sollte sie der Jungfrau Maria und der Hl. Dorothea geweiht werden[1]. 1460, nach Albrechts Tod, weihte der Bischof von Passau für Herzog Rudolf (IV.) den Stifter die Kapelle den Heiligen Dorothea und Katharina sowie den 12 Aposteln und den Erzengeln[4]. Herzog Albrecht (IV.) das Weltwunder beauftragte seinen Kanzler Andreas Plank mit der Umwandlung der Kapelle in ein Kloster, doch wurde die Realisierung dieses Planes wegen seines Todes zunächst nicht ausgeführt. 1406 wurde Andreas Plank zum Rektor der Dorotheerkapelle ernannt.[4] Um 1410 wurde die Kapelle durch Andreas Plank erweitert und in eine Propstei umgewandelt, weswegen er die benachbarten Häuser kaufte. Das von ihm errichtete Kollegium wurde 1421 von den Augustiner-Chorherren bezogen.[1]
Die Dorotheerkirche
Aus der Kapelle entstand inzwischen eine Klosterkirche, die 1459 erneut geweiht wurde, dieses Mal den Heiligen Dorothea, Katharina und Agnes. Nach dem Hochaltarbild, das die heilige Dorothea darstellte, erhielt die Kirche den Namen Dorotheerkirche und das Kloster wurde Dorotheerkloster genannt.[2] Ende des 15. Jahrhunderts soll die Dorotheerkirche den schönsten Kirchenschmuck von ganz Wien besessen haben.[4]
Von dem Niedergang des Dorotheerklosters, der im 16. Jahrhundert begann, war auch die Kirche betroffen, die aber im 17. Jahrhundert noch eine weitere Blütezeit erlebte, als sie für viele katholische Adelige der bevorzugte Ort für ihre letzte Ruhestätte war.[4] 1620 ließ der Propst des Dorotheerklosters, Hieronymus König, einen Kirchturm anbauen.[2] 1705 wurde die Kirche zum eindrucksvollen Mittelpunkt eines Gebäudeskomplexes umgestaltet. Südlich befand sich das inzwischen zweistöckige Kloster, nördlich der Dorotheerhof. Die Klosterkirche wurde barockisiert und erhielt zwei mit Kupfer gedeckte Türme. Ihr Portal bekrönte damals eine Statue der heiligen Dorothea.[2] Nach diesem Umbau von 1705 zählte die Dorotheerkirche wieder zu den prächtigsten Gotteshäuser von Wien.[4]
Nachdem als Folge der Josephinischen Kirchenreformen das Dorotheerkloster mit dem Stift Klosterneuburg zusammengelegt worden war, wurde die Dorotheerkirche am 24. April 1787 profaniert und geschlossen. Ihre Türme wurden bis auf Firsthöhe abgetragen und die Außenfassade ihres Schmuckes entkleidet. Die Kirchengruft wurde geräumt und die dort befindlichen Gräber verlegt.[2]
Geschichte des Dorotheerklosters
15. / 16. Jahrhundert
Das Dorotheerkloster wurde im Jahr 1414 bei der Kirche St. Dorothea in Wien von Andreas Plank, dem früheren Lehrer und Kanzler von Herzog Albrecht (V.) von Österreich gegründet. Es ist nicht ausgeschossen, dass es sich dabei um eine Stiftung des Herzogs handelte, die er durch seinen Kanzler ausführen ließ. Der Plan der Klostergründung dürfte auf Herzog Albrecht (IV.) († 1404), den Vater des Herzogs zurückgehen, der ihn wegen seines frühen Todes nicht mehr selbst realisieren könnte.[5]
Als erster Propst wurde Magister Egidius eingesetzt. Dieser hatte zuvor seine Profess in Wittingau (heute in Tschechien abgelegt und war danach in das Augustiner-Chorherrenstift in Dürnstein eingetreten. Am 14. Mai 1415 wurde er von Bischof Georg von Passau in dieser Position bestätigt.[5] In der Folge erwarb das Dorotheerkloster viele Grundstücke, darunter auch Weingärten. Mit dem Wiener Bürgermeister Hans Heml wurde Vereinbarungen zum Weinausschank und zur Versteuerung getroffen.[4] Der ungarische König Matthias Corvinus bestätigte dem Dorotheerstift die ihm bereits 1443 verliehene Freiheiten und Privilegien.[4] 1530-1533 wurde im Kloster ein Denkmal für den Grafen Niklas von Salm (†1530), der sich als Feldherr Verdienste um die Verteidigung der Stadt Wien erworben hatte, erbaut, das nach der Profanierung im 18. Jahrhundert verlegt wurde und sich heute in der w:Votivkirche befindet.[2]
17. / 18. Jahrhundert
Im 16. Jahrhundert begann der Niedergang des Dorotheerklosters. Während der Ersten Türkenbelagerung (1529) wurden seine vielen außerhalb der Stadt gelegenen Besitzungen zerstört. Am 24. September 1535 erhielt das Dorotheerkloster von Herzog Ferdinand (I.) von Österreich als Entschädigung die Besitzungen des Nicolaiklosters, das während der Belagerung abgebrannt war. Dafür musste sich das Dorotheerkloster verpflichten, einen Teil der Einkünfte aus diesen der Wiener Universität zu überlassen.[4]
Nach dem Tod von Propst Ignaz Miller († 31. August 1782), dem Beichtvater von Maria Theresia, wurde das Dorotheerkloster mit dem Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg zusammengelegt, wobei die Administration und der Besitz dem Stift Klosterneuburg übertragen wurden.[4] Bereits am 26. Oktober 1782 wurde das Dorotheerkloster dann von Joseph II. aufgehoben. Einen Teil der Objekte des Dorotheerklosters ging in den Besitz des Stiftes Klosterneuburg über. Mit ihnen wurde der Klosterneuburger Hof und die Plankengasse errichtet.[2] Nach der Profanierung der Kirche (1786) wurde 1788 hier das Versatzamt, das spätere Dorotheum, untergebracht.[4]
Das Dorotheerkloster nach seiner der Profanierung
1898-1901 wurde das frühere Klostergebäude nach den Plänen des Architekten Emil von Förster umgestaltet. Während dieser Umgestaltung wurden sechs römische Gräber entdeckt, darunter die Leiche einer jungen, reich geschmückten Frau, Gefäße aus Terra sigillata, Lampen, Keramik- und Glasgefäße und andere Gebrauchsgegenstände.[4]
Das Dorotheerbad
1434 kaufte das Dorotheerkloster außerdem eine Badestube am Schweinemarkt, die im 14. Jahrhundert im Besitz von Stibor Chrezzel gewesen war. Als "Dorotheerbad" wurde sie mehrmals verpachtet, ehe sie 1687 von Hieronymus (III.) Hayden, dem Prälat des Klosters, an den Grafen Philipp Sigmund von Dietrichstein, den Oberststallmeister, verkauft wurde. Dieser ließ die Badstube und das in Richtung Augustinerstraße gelegene Nachbarhaus abtragen und errichtete dort um 1689 das Palais Dietrichstein, das spätere Palais Lobkowitz.[6]
Literatur
- Felix Czeike (Hrsg.): Dorotheerkirche. In: Historisches Lexikon Wien. Band 2, Kremayr & Scheriau, Wien 1993, ISBN 3-218-00544-2, S. 84–85. digital
Weblinks
Dorotheerkloster – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
- (1) Dorotheerkloster im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Dorotheerkirche. In: Historisches Lexikon Wien. Band 2, Kremayr & Scheriau, Wien 1993, ISBN 3-218-00544-2, S. 84.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Historisches Lexikon Wien. Band 2, Kremayr & Scheriau, Wien 1993, ISBN 3-218-00544-2, S. 85–Dorotheerkirche.
- ↑ Felix Czeike: Wien Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Jugend und Volk, Wien 1993, S. 35
- ↑ 4,00 4,01 4,02 4,03 4,04 4,05 4,06 4,07 4,08 4,09 4,10 4,11 vgl. (1) Dorotheerkloster im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
- ↑ 5,0 5,1 vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien: Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 118f.
- ↑ vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Dorotheerbad. In: Historisches Lexikon Wien. Band 2, Kremayr & Scheriau, Wien 1993, ISBN 3-218-00544-2, S. 84. digital
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Dorotheerkloster behandelt. Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit). |