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''Sophia von Steier''' (* im 11. oder 12. Jahrhundert; † im 12. Jahrhundert, um | '''Sophia von Steier''' (* im 11. oder 12. Jahrhundert; † im 12. Jahrhundert, um / vor 1147, am 10. oder 12. Juli, in [[Admont]]<ref group="A">Sterbedaten nach Bettina Elpers: ''Sophia von Bayern († vor 1147)'', 2003, S. 58 und S. 78</ref>), besser bekannt als '''Sophia von Bayern'''<ref group="A">Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem [[w:Wiener Kongress|Wiener Kongress]] im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.</ref> oder '''"Sofia marchionessa"''', war durch ihre zweite Heirat eine Markgräfin von Steier und führte als Witwe ungefähr zehn Jahre lang die Regentschaft für ihren noch minderjährigen Sohn, den steirischen Markgrafen [[Otakar III. (Steier)|Otakar (III.)]]. | ||
== Herkunft und Familie == | == Herkunft und Familie == | ||
Sophia von Steier entstammte der [[w:Welfen|Familie der Welfen]]. Sie war eine Tochter von [[w:Heinrich der Schwarze|Herzog Heinrich (IX.) von Baiern]] ("''Heinrich dem Schwarzen''") († 1126) und | Sophia von Steier entstammte väterlicherseits der mächtigen und einflussreichen [[w:Welfen|Familie der Welfen]], die heute als das "älteste europäische Adelssgeschlecht" gilt. Sie war eine Tochter von [[w:Heinrich der Schwarze|Herzog Heinrich (IX.) von Baiern]] ("''Heinrich dem Schwarzen''") († 1126). Ihre Mutter Wulfhild war eine der beiden Erbtöchter des sächsischen Herzogs [[w:Magnus (Sachsen)|Magnus]] († 1106) aus der ebenfalls einflussreichen Familie der [[w:Billunger|Billunger]].<ref name ="elpers58">Bettina Elpers: ''Sophia von Bayern († vor 1147)'', 2003, S. 58</ref> Über die Ehen ihrer drei Brüder und ihrer vier Schwestern war Sophia von Steier mit den wichtigsten Hochadelsfamilien im [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reich]] verwandt und zudem in ein weitverzweigtes hochadliges Verwandtschaftsnetz mit europäischen Dimensionen eingebunden.<ref name ="elpers61">Bettina Elpers: ''Sophia von Bayern († vor 1147)'', 2003, S. 61</ref> Einer ihrer Brüder war [[w:Heinrich der Stolze|Herzog Heinrich von Bayern und Sachsen]] ("''Heinrich der Stolze''") († 1139), ein weiterer Bruder war [[w:Welf VI.|Herzog Welf von Spoleto]] († 1191). Sie war eine Tante von [[w:Friedrich I. (HRR)|Kaiser Friedrich I. "''Barbarossa''"]] († 1190) und von [[w:Heinrich der Löwe|Herzog Heinrich "''dem Löwen''"]] († 1195). Eine ihrer Nichten war [[Elisabeth von Bregenz|Gräfin Elisabeth von Bregenz]] († 1216), die spätere Pfalzgräfin von Tübingen und "Stammmutter" der für die Geschichte des Bundeslandes Vorarlberg bedeutenden Adelsfamilien der [[Stammtafel der Grafenfamilie von Montfort|Montforter]] und der [[w:Werdenberg (Adelsgeschlecht)|Werdenberger]]. | ||
Sophia war zweimal verheiratet, in 1. Ehe mit [[w:Berthold III. (Zähringen)|Herzog Berthold (III.) von Zähringen]] († um 1122) und in 2. Ehe mit [[Leopold I. (Steier)|Markgraf Leopold (I.) von Steier]] († 1129). Aus der zweiten Ehe hatte sie zwei Töchter und | Sophia war zweimal verheiratet, | ||
:⚭ in 1. Ehe mit [[w:Berthold III. (Zähringen)|Herzog Berthold (III.) von Zähringen]] († um 1122)<ref name ="elpers61"/><ref group="A">[[w:Clementia von Zähringen|Clementia von Zähringen]] († um 1167/1173), die erste Ehefrau von Sophias Neffen, [[w:Heinrich der Löwe|Herzog Heinrich "''dem Löwen''"]], war eine Tochter von Bertholds Bruder und Nachfolger [[w:Konrad I. (Zähringen)|Konrad]] († um 1152). Vgl. Bettina Elpers: ''Sophia von Bayern († vor 1147)'', 2003, S. 61f.</ref> | |||
:⚭ in 2. Ehe mit [[Leopold I. (Steier)|Markgraf Leopold (I.) von Steier]] († 1129). | |||
Die erste Ehe blieb kinderlos.<ref name ="elpers61"/> Aus der zweiten Ehe hatte sie zwei Töchter und einen Sohn, den späteren Markgrafen [[Otakar III. (Steiermark)|Markgraf Otakar (III.) von Steier]] († um 1164).<ref name ="Österr.Geschichte272">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 272 (Stammtafel)</ref> Mit der ersten Ehe ihrer Tochter Elisabeth mit [[w:Rudolf II. (Stade)|Markgraf Rudolf von der Nordmark]] († 1144) und der Ehe ihres Sohnes Otakar mit [[Kunigunde von Vohburg]] († 1184) wurden das "Verwandtschaftsgeflecht" von Sophia weiter ausgebaut.<ref name ="elpers69">Bettina Elpers: ''Sophia von Bayern († vor 1147)'', 2003, S. 69</ref> | |||
== Leben == | == Leben == | ||
Sophias politische Bedeutung ergab sich aus den Herkunftsfamilien ihrer Eltern, wie genealogischen Familienaufzeichnungen der Zähringer und der [[Otakare]] belegen. Während ihre zweite Ehe zum Beispiel in der "Genealogia Zaringorum" genannt ist, findet ihre erste Ehe in der "Genealogia marchionum de Stire" keine Erwähnung.<ref name ="elpers66">Bettina Elpers: ''Sophia von Bayern († vor 1147)'', 2003, S. 66</ref> In beiden Geschichtsquellen wird dagegen Sophias Herkunftsfamilie hervorgehoben.<ref name ="elpers67">Bettina Elpers: ''Sophia von Bayern († vor 1147)'', 2003, S. 67</ref> Über Sophias erste Ehe sind nur zwei Schenkungen überliefert, welche sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Berthold vornahm. Nach der [[w:Zwiefalter Chroniken|Chronik von Berthold von Zwiefalten]] ließ sie zusammen mit ihrem ersten Ehemann dem [[w:Kloster Zwiefalten|Kloster Zwiefalten]], dessen Vogt bis 1131/32 ihr Bruder Heinrich war, eine Schenkung zukommen, welche aus Gütern bestand, die sie aus der "Achalmer Erbschaft" der Welfen in diese Ehe eingebracht hatte. Eine weitere Schenkung machten sie und Berthold gemeinsam dem [[w:Kloster St. Peter auf dem Schwarzwald|Kloster St. Peter auf dem Schwarzwald]], dessen Vogt er war. St. Peter war das Hauskloster seiner Familie und ihre Grablege, wo er ebenfalls beigesetzt wurde.<ref>Bettina Elpers: ''Sophia von Bayern († vor 1147)'', 2003, S. 62f.</ref> Ihre zweite Ehe schloss sie bereits 1123, kurz nach dem Tod ihres ersten Ehemanns.<ref name ="elpers63">Bettina Elpers: ''Sophia von Bayern († vor 1147)'', 2003, S. 63</ref> Für den steirischen Markgrafen Leopold, dessen Familie und verwandtschaftliche Beziehungen sich bisher weitgehend auf den "kärntnerisch-österreichischen" Raum beschränkt hatten, dürfte sie vor allem aufgrund ihrer Herkunftsfamilie und ihrer ersten Ehe eine prestigeträchtige Partie gewesen sein.<ref name ="elpers64">Bettina Elpers: ''Sophia von Bayern († vor 1147)'', 2003, S. 64</ref> Als Angehörige der Familie der Welfen verfügte die Markgräfin über verwandtschaftliche Verbindungen zu den wichtigsten Familien im Reich ([[w:Staufer|Staufer]], [[w:Zähringer|Zähringer]], [[Babenberger]] etc.), wovon nicht nur ihr Ehemann, sondern auch ihr Sohn später profitieren sollten.<ref name ="Österr.Geschichte280">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 280</ref> Sophias zweite Ehe dauerte etwa 7 Jahren. Während dieser Zeitspanne ist sie nur in einer einzigen Urkunde genannt, nämlich jener Schenkungsurkunde, die Markgraf Leopold um 1128 in [[Graz]] ausstellen ließ. Es handelt sich dabei aber um die einzige Urkunde, welche der Markgraf selbst ausgestellt hat.<ref name ="elpers68">Bettina Elpers: ''Sophia von Bayern († vor 1147)'', 2003, S. 68</ref> | |||
Nach dem frühen Tod von Markgraf Leopold im Jahr 1129 übernahm Sophia die Vormundschaft für ihren ca. vierjährigen und somit noch unmündigen Sohn und Erben und war ca. zehn Jahre lang bis etwa 1139/40 Regentin der Markgrafschaft Steier. In der Geschichtsforschung ist bisher nicht eindeutig geklärt, ob es auch weitere Vormunde für den späteren Markgrafen Otakar (III.) gab. Am häufigsten wurde für diese Rolle [[Bernhard von Spanheim|Graf Bernhard von Trixen]] († um 1147), der Ehemann einer Schwester von Markgraf Leopold, favorisiert. Aufgrund der bisherigen Quellenlage hat sich bisher keine wie auch immer geartete Vormundschaft für den Markgrafen Otakar (III.) nachweisen lassen. Gesichert scheint nur, dass er Sophia wohl unterstützt hat, was auch für den Ehemann der anderen Schwester von Markgraf Leopold, [[Ekbert II. von Vornbach|Graf Ekbert von Vornbach-Pitten]] († um 1144) der Fall gewesen sein dürfte.<ref name ="elpers77">Bettina Elpers: ''Sophia von Bayern († vor 1147)'', 2003, S. 77</ref> Als Regentin von Steier kümmerte sich Sophia um die erfolgreiche Realisierung der Errichtung von [[Stift Rein]] und setzte weitere, noch von ihrem Ehemann begonnene Aktivitäten fort.<ref name ="Österr.Geschichte280">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 280</ref> Beeinflusst wurde ihre Regentschaft sicherlich von den Auswirkungen des Investiturstreites, der erst 1122 mit dem "Wormser Konkordat" beendet worden war. Da die Markgrafschaft Steier weitgehend zum Bistum Salzburg gehörte, war sie wohl auch die Auseinandersetzungen zwischen dem Salzburger Erzstift, den Herzögen von Kärnten und Sophias Schwager Bernhard von Trixen verwickelt.<ref name ="elpers77"/> | |||
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== Sophias Beurteilung als Herrscherin über die Markgrafschaft Steier == | |||
[[File:Stift Admont, NO-Asicht.jpg|thumb|Stift Admont heute. In dem nicht erhaltenen früheren Frauenkloster verbrachte die steirische Markgräfin ihre letzten Lebensjahre.]] | |||
In der landesgeschichtlichen Forschung wurde Sophias Regentschaft bisher als weitgehend erfolgreich eingestuft, dies allerdings unterschiedlich begründet. Einerseits wird dafür Sophias Persönlichkeit geltend gemacht, andererseits aber davon ausgegangen, dass die Herrschaft der [[Otakare]] beim Tod von Markgraf Leopold bereits soweit gefestigt war, dass die vormundschaftliche Regierung für den noch unmündigen Erben letztlich keinen ernsthaften Rückschritt zur Folge hatte.<ref>Bettina Elpers: ''Sophia von Bayern († vor 1147)'', 2003, S. 70f.</ref> Ein gewisses Problem bei der Beurteilung von Sophias Regentschaft bedeutet die zu dieser Zeit eher schlechte Quellenlage für das spätere Bundesland Steiermark. Eine eigenständige Geschichtsschreibung hatte sich dort zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausgebildet, die Quellenproduktion der zuständigen Bistümer Passau und Salzburg ist in diesen Jahren jedoch äußerst spärlich.<ref name ="elpers74">Bettina Elpers: ''Sophia von Bayern († vor 1147)'', 2003, S. 74</ref> | |||
== Literatur == | == Literatur == | ||
* [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278''. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1 | * [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278''. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1 | ||
* Bettina Elpers: ''Sophia von Bayern († vor 1147)''. Erziehen, Regieren, Bewahren. Eine Welfin in der Steiermark. In: Bettina Elpers: ''Regieren, Erziehen, Bewahren''. Mütterliche Regentschaften im Hochmittelalter (= ''Studien zur Europäischen Rechtsgeschichte''. Veröffentlichungen des Marx-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte Frankfurt am Main. Bd. 166). Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main, 2003. ISBN 3-465-03274-8. S. 58-78 | |||
* [[w:Tobias Weller (Historiker)|Tobias Weller]]: ''Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert'' (= Rheinisches Archiv. Veröffentlichungen des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande der Universität Köln. Bd. 149). Böhlau, Köln / Weimar / Wien, 2004. ISBN 3-412-11104-X, S. 402f. | |||
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Aktuelle Version vom 19. Juli 2024, 22:02 Uhr
Sophia von Steier (* im 11. oder 12. Jahrhundert; † im 12. Jahrhundert, um / vor 1147, am 10. oder 12. Juli, in Admont[A 1]), besser bekannt als Sophia von Bayern[A 2] oder "Sofia marchionessa", war durch ihre zweite Heirat eine Markgräfin von Steier und führte als Witwe ungefähr zehn Jahre lang die Regentschaft für ihren noch minderjährigen Sohn, den steirischen Markgrafen Otakar (III.).
Herkunft und Familie
Sophia von Steier entstammte väterlicherseits der mächtigen und einflussreichen Familie der Welfen, die heute als das "älteste europäische Adelssgeschlecht" gilt. Sie war eine Tochter von Herzog Heinrich (IX.) von Baiern ("Heinrich dem Schwarzen") († 1126). Ihre Mutter Wulfhild war eine der beiden Erbtöchter des sächsischen Herzogs Magnus († 1106) aus der ebenfalls einflussreichen Familie der Billunger.[1] Über die Ehen ihrer drei Brüder und ihrer vier Schwestern war Sophia von Steier mit den wichtigsten Hochadelsfamilien im Heiligen Römischen Reich verwandt und zudem in ein weitverzweigtes hochadliges Verwandtschaftsnetz mit europäischen Dimensionen eingebunden.[2] Einer ihrer Brüder war Herzog Heinrich von Bayern und Sachsen ("Heinrich der Stolze") († 1139), ein weiterer Bruder war Herzog Welf von Spoleto († 1191). Sie war eine Tante von Kaiser Friedrich I. "Barbarossa" († 1190) und von Herzog Heinrich "dem Löwen" († 1195). Eine ihrer Nichten war Gräfin Elisabeth von Bregenz († 1216), die spätere Pfalzgräfin von Tübingen und "Stammmutter" der für die Geschichte des Bundeslandes Vorarlberg bedeutenden Adelsfamilien der Montforter und der Werdenberger.
Sophia war zweimal verheiratet,
- ⚭ in 1. Ehe mit Herzog Berthold (III.) von Zähringen († um 1122)[2][A 3]
- ⚭ in 2. Ehe mit Markgraf Leopold (I.) von Steier († 1129).
Die erste Ehe blieb kinderlos.[2] Aus der zweiten Ehe hatte sie zwei Töchter und einen Sohn, den späteren Markgrafen Markgraf Otakar (III.) von Steier († um 1164).[3] Mit der ersten Ehe ihrer Tochter Elisabeth mit Markgraf Rudolf von der Nordmark († 1144) und der Ehe ihres Sohnes Otakar mit Kunigunde von Vohburg († 1184) wurden das "Verwandtschaftsgeflecht" von Sophia weiter ausgebaut.[4]
Leben
Sophias politische Bedeutung ergab sich aus den Herkunftsfamilien ihrer Eltern, wie genealogischen Familienaufzeichnungen der Zähringer und der Otakare belegen. Während ihre zweite Ehe zum Beispiel in der "Genealogia Zaringorum" genannt ist, findet ihre erste Ehe in der "Genealogia marchionum de Stire" keine Erwähnung.[5] In beiden Geschichtsquellen wird dagegen Sophias Herkunftsfamilie hervorgehoben.[6] Über Sophias erste Ehe sind nur zwei Schenkungen überliefert, welche sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Berthold vornahm. Nach der Chronik von Berthold von Zwiefalten ließ sie zusammen mit ihrem ersten Ehemann dem Kloster Zwiefalten, dessen Vogt bis 1131/32 ihr Bruder Heinrich war, eine Schenkung zukommen, welche aus Gütern bestand, die sie aus der "Achalmer Erbschaft" der Welfen in diese Ehe eingebracht hatte. Eine weitere Schenkung machten sie und Berthold gemeinsam dem Kloster St. Peter auf dem Schwarzwald, dessen Vogt er war. St. Peter war das Hauskloster seiner Familie und ihre Grablege, wo er ebenfalls beigesetzt wurde.[7] Ihre zweite Ehe schloss sie bereits 1123, kurz nach dem Tod ihres ersten Ehemanns.[8] Für den steirischen Markgrafen Leopold, dessen Familie und verwandtschaftliche Beziehungen sich bisher weitgehend auf den "kärntnerisch-österreichischen" Raum beschränkt hatten, dürfte sie vor allem aufgrund ihrer Herkunftsfamilie und ihrer ersten Ehe eine prestigeträchtige Partie gewesen sein.[9] Als Angehörige der Familie der Welfen verfügte die Markgräfin über verwandtschaftliche Verbindungen zu den wichtigsten Familien im Reich (Staufer, Zähringer, Babenberger etc.), wovon nicht nur ihr Ehemann, sondern auch ihr Sohn später profitieren sollten.[10] Sophias zweite Ehe dauerte etwa 7 Jahren. Während dieser Zeitspanne ist sie nur in einer einzigen Urkunde genannt, nämlich jener Schenkungsurkunde, die Markgraf Leopold um 1128 in Graz ausstellen ließ. Es handelt sich dabei aber um die einzige Urkunde, welche der Markgraf selbst ausgestellt hat.[11]
Nach dem frühen Tod von Markgraf Leopold im Jahr 1129 übernahm Sophia die Vormundschaft für ihren ca. vierjährigen und somit noch unmündigen Sohn und Erben und war ca. zehn Jahre lang bis etwa 1139/40 Regentin der Markgrafschaft Steier. In der Geschichtsforschung ist bisher nicht eindeutig geklärt, ob es auch weitere Vormunde für den späteren Markgrafen Otakar (III.) gab. Am häufigsten wurde für diese Rolle Graf Bernhard von Trixen († um 1147), der Ehemann einer Schwester von Markgraf Leopold, favorisiert. Aufgrund der bisherigen Quellenlage hat sich bisher keine wie auch immer geartete Vormundschaft für den Markgrafen Otakar (III.) nachweisen lassen. Gesichert scheint nur, dass er Sophia wohl unterstützt hat, was auch für den Ehemann der anderen Schwester von Markgraf Leopold, Graf Ekbert von Vornbach-Pitten († um 1144) der Fall gewesen sein dürfte.[12] Als Regentin von Steier kümmerte sich Sophia um die erfolgreiche Realisierung der Errichtung von Stift Rein und setzte weitere, noch von ihrem Ehemann begonnene Aktivitäten fort.[10] Beeinflusst wurde ihre Regentschaft sicherlich von den Auswirkungen des Investiturstreites, der erst 1122 mit dem "Wormser Konkordat" beendet worden war. Da die Markgrafschaft Steier weitgehend zum Bistum Salzburg gehörte, war sie wohl auch die Auseinandersetzungen zwischen dem Salzburger Erzstift, den Herzögen von Kärnten und Sophias Schwager Bernhard von Trixen verwickelt.[12]
Sophia dürfte lebenslang ihrer Herkunftsfamilie verbunden geblieben sein.[13] 1129, erst kurz nach dem sie Witwe geworden war, unterstützte sie ihren Bruder Heinrich mit eigenen Truppen bei der Eroberung der Burg Falkenstein gegen die Grafen von Bogen.[14] Nach der Welfenchronik soll sie auch in den Folgejahren ihren Bruder und seinen Schwiegervater, Kaiser Lothar († 1137), tatkräftig unterstützt haben.[13] Ihre letzten Lebensjahre verbrachte die Markgräfin, vermutlich als Nonne, in Stift Admont, dem 1121 ein Frauenkloster angeschlossen worden war. Hier starb sie vor 1147. Beigesetzt wurde sie im Stift Weingarten (heute Teil der gleichnamigen Stadt), der Grablege ihrer welfischen Herkunftsfamilie.[15]
Sophias Beurteilung als Herrscherin über die Markgrafschaft Steier
In der landesgeschichtlichen Forschung wurde Sophias Regentschaft bisher als weitgehend erfolgreich eingestuft, dies allerdings unterschiedlich begründet. Einerseits wird dafür Sophias Persönlichkeit geltend gemacht, andererseits aber davon ausgegangen, dass die Herrschaft der Otakare beim Tod von Markgraf Leopold bereits soweit gefestigt war, dass die vormundschaftliche Regierung für den noch unmündigen Erben letztlich keinen ernsthaften Rückschritt zur Folge hatte.[16] Ein gewisses Problem bei der Beurteilung von Sophias Regentschaft bedeutet die zu dieser Zeit eher schlechte Quellenlage für das spätere Bundesland Steiermark. Eine eigenständige Geschichtsschreibung hatte sich dort zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausgebildet, die Quellenproduktion der zuständigen Bistümer Passau und Salzburg ist in diesen Jahren jedoch äußerst spärlich.[17]
Literatur
- Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1
- Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147). Erziehen, Regieren, Bewahren. Eine Welfin in der Steiermark. In: Bettina Elpers: Regieren, Erziehen, Bewahren. Mütterliche Regentschaften im Hochmittelalter (= Studien zur Europäischen Rechtsgeschichte. Veröffentlichungen des Marx-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte Frankfurt am Main. Bd. 166). Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main, 2003. ISBN 3-465-03274-8. S. 58-78
- Tobias Weller: Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert (= Rheinisches Archiv. Veröffentlichungen des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande der Universität Köln. Bd. 149). Böhlau, Köln / Weimar / Wien, 2004. ISBN 3-412-11104-X, S. 402f.
Weblinks
Sophia von Steier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Einzelnachweise
- ↑ Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 58
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 61
- ↑ vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 272 (Stammtafel)
- ↑ Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 69
- ↑ Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 66
- ↑ Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 67
- ↑ Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 62f.
- ↑ Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 63
- ↑ Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 64
- ↑ 10,0 10,1 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 280
- ↑ Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 68
- ↑ 12,0 12,1 Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 77
- ↑ 13,0 13,1 Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 78
- ↑ Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 58 und S. 72ff.
- ↑ Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 58 und S. 78
- ↑ Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 70f.
- ↑ Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 74
Anmerkungen
- ↑ Sterbedaten nach Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 58 und S. 78
- ↑ Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.
- ↑ Clementia von Zähringen († um 1167/1173), die erste Ehefrau von Sophias Neffen, Herzog Heinrich "dem Löwen", war eine Tochter von Bertholds Bruder und Nachfolger Konrad († um 1152). Vgl. Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 61f.
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