Ottokar IV. (Steiermark): Unterschied zwischen den Versionen

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[[File:Ottokar IV Styrie.jpg|thumb|Siegel des Herzogs Otakar (IV.) von Steier]]
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'''Otakar (IV.)''' (* [[19. August]] [[1163]]<ref name ="lehr">vgl. Rudolf Lehr: ''LandesChronik Oberösterreich''. 3000 Jahre in Daten, Dokumenten und Bildern. Wien: Christian Brandstätter Verlag 2012, ISBN 978-3-850-62-1, S. 73</ref>; † [[8. Mai]] [[1192]]), auch '''Ottokar''', herrschte über Teile im heutigen Österreich. Er war der letzte Markgraf und der erste Herzog von Steier. Mit ihm starb die Familie der [[w:Traungauer|Traungauer (Otakare)]] aus. Nach seinem Tod kamen seine Herrschaftsgebiete an die [[Babenberger]].
'''Otakar (IV.)''' (* [[19. August]] [[1163]]<ref name ="lehr">vgl. Rudolf Lehr: ''LandesChronik Oberösterreich''. 3000 Jahre in Daten, Dokumenten und Bildern. Wien: Christian Brandstätter Verlag 2012, ISBN 978-3-850-62-1, S. 73</ref>; † [[8. Mai]] [[1192]]), auch '''Ottokar''', herrschte über Teile im heutigen Österreich. Er war der letzte Markgraf und der erste Herzog von Steier. Durch seinen frühen Tod (mit ca. 29 Jahren) starb die Familie der [[Otakare]] aus. Nach seinem Tod kamen seine Herrschaftsgebiete an die [[Babenberger]].


== Herkunft und Familie ==
== Herkunft und Familie ==
Otakar (IV.) stammte aus der Familie der Traungauer. Er war der Sohn von [[Otakar III. (Steiermark)|Markgraf Ottokar (III.) von Steier]] († 1164) aus dessen Ehe mit Kunigunde von Vohburg († 1184) und nicht verheiratet. Mit seinem Tod erlosch die Familie der Traungauer.
Otakar (IV.) stammte aus einer Familie, die gewöhnlich als die Familie der Otakare bezeichnet wird und als ein Familienzweig der [[w:Traungauer|Traungauer]] gilt. Er war der Sohn des steirischen Markgrafen [[Otakar III. (Steiermark)|Otakar (III.) von Steier]] († um 1166) aus dessen Ehe mit [[Kunigunde von Vohburg]] († 1184). Otakar (IV.) war nicht verheiratet. Mit seinem Tod erlosch die seine Familie.
 
In der Geschichtsforschung gibt es die Vermutung, dass Otakar (IV.) mit einer der Töchter des ungarischen Königs [[w:Bela III. (Ungarn)|Bela III.]] verlobt war.<ref>vgl. [[w:Klaus Lohrmann|Klaus Lohrmann]]: "''Die Babenberger und ihre Nachbarn''". Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2020. ISBN 978-3-205-20636-1 S. 305 und S. 306</ref>


== Herrschaft und Leben ==
== Herrschaft und Leben ==
Otakar (IV.) herrschte seit 1164 über die [[Herzogtum Steier|Markgrafschaft Steier]]. Da er zum Zeitpunkt seines Herrschaftsbeginns noch minderjährig war, führte zunächst seine Mutter die Regentschaft für ihn. Unter ihrer Regentschaft konnten die Ministerialen<ref group="A">Die [[w:Ministeriale|Ministerialen]], auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den [[w:edelfrei|"edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien]].</ref> seiner Markgrafschaft ihre Position wesentlich stärken.<ref name ="Ndb640">vgl. NDB, 1999, Bd. 19, S. 640</ref>  
Otakar (IV.) herrschte seit dem Tod seines Vater<ref group="A">Gesichert ist, dass Markgraf Otakar (III.) auf einer Reise, vermutlich einer Pilgerreise ins Heilige Land, außerhalb seiner Markgrafschaft Mitte der 1160er-Jahre verstarb. Dass er tatsächlich am 31. Dezember 1164 starb, wie in der Geschichtsforschung lange Zeit angenommen wurde, lässt sich inzwischen aufgrund einiger Urkunden, die er nach diesem Zeitpunkt noch ausstellen ließ, nicht mehr halten. Vgl. dazu Bettina Elpers: ''Regieren, Erziehen, Bewahren''. Mütterliche Regentschaften im Hochmittelalter (= ''Studien zur Europäischen Rechtsgeschichte''. Veröffentlichungen des Marx-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte Frankfurt am Main. Bd. 166). Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main, 2003. ISBN 3-465-03274-8. S. 105 und Werner Robl: ''[http://www.robl.de/obergeschosskirchen/otokar/otokar.html  Otokar III. von Steier, Markgraf der Steiermark]'', 13. Februar 2019</ref> offiziell über die [[Herzogtum Steier|Markgrafschaft Steier]]. Da er zum Zeitpunkt seines Herrschaftsbeginns noch ein kleines Kind war, fungierte seine Mutter zunächst als sein Vormund und führte als solcher die Regentschaft für ihn. Unter ihrer Regentschaft konnten die Ministerialen<ref group="A">Die [[w:Ministeriale|Ministerialen]], auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den [[w:edelfrei|"edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien]].</ref> ihre Position in der steirischen Markgrafschaft wesentlich stärken. Dies hatte allerdings nicht zur Folge, dass Otakars eigene Position jemals tatsächlich bedroht war, obwohl die Regentschaft seiner Mutter durch das "Papst-Schisma" und die Kämpfe im [[Erzstift Salzburg|Erzstift Salzburg]], beides Folgen der politischen Linie von [[w:Friedrich I. (HRR)|Kaiser Friedrich I. "''Barbarorssa''"]], erschwert wurde.<ref name ="Ndb640">vgl. NDB, 1999, Bd. 19, S. 640</ref> Mit ca. 18 Jahren erhielt Markgraf Otakar (IV.) 1180 die Schwertleite, worauf seine Mutter, offensichtlich im Einvernehmen mit ihm, ihre Regentschaft beendete.<ref name ="elpers108">vgl. Bettina Elpers: ''Regieren, Erziehen, Bewahren''. Mütterliche Regentschaften im Hochmittelalter (= ''Studien zur Europäischen Rechtsgeschichte''. Veröffentlichungen des Marx-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte Frankfurt am Main. Bd. 166). Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main, 2003. ISBN 3-465-03274-8. S. 110</ref> Noch im selben Jahr wurde die Markgrafschaft zum Herzogtum erhoben.<ref name ="Kühtreiber21">vgl. Karin Kühtreiber: ''Burg Dunkelstein''. Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen eines hochmittelalterlichen Adelsitzes im südöstlichen Niederösterreich. Dissertation (ungedruckt), Universität Wien, 2006, Bd. 1, S.  21</ref>  


Nachdem Otakar (IV.) selbst die Herrschaft ausübte, baute er diese mit Unterstützung von [[w:Friedrich I. (HRR)|Kaiser Friedrich I. "''Barbarossa''"]] entscheidend aus. Obwohl das Herzogtum Steier zu dieser Zeit in ein Papst-Schisma" und in Kämpfe im [[w:Erzstift Salzburg|Erzstift Salzburg]] verwickelt war, war seine Herrschaft als Landesfürst nicht wirklich gefährtdet.<ref>vgl. NDB, 1999, Bd. 19, S. 640f.</ref> Otakar sicherte im Wesentlichen die Grenze zum benachbarten [[w:Königreich Ungarn|ungarischen Königreich]] durch den Bau wichtiger Burgen und gründete um 1170 die Stadt [[Fürstenfeld]]. 1191 verlieh er der Stadt [[Enns]] eine Marktordnung. Außerdem baute er die Stadt [[Graz]] zu seiner Residenz aus. Als nach dem Sturz von [[w:Heinrich der Löwe|Herzog Heinrich "''dem Löwen''"]] (1180) das Herzogtum Baiern<ref group="A">Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem [[w:Wiener Kongress|Wiener Kongress]] im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um das [[w:Stammesherzogtum Baiern|"Stammesherzogtum"]] bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.</ref> an [[w:Otto I. (Bayern)|Otto von Wittelsbach]] ("''Otto den Rotkopf''") fiel, wurde seine Markgrafschaft Steier aus der Zugehörigkeit zum Herzogtum Baiern gelöst und zu einem eigenen Herzogtum erhoben. Wegen seiner unheilbaren Krankheit und da er keine Kinder hatte, schloss Otakar 1186 mit [[Leopold V. (Österreich)|Herzog Leopold (V.) von Österreich]] ("''Leopold dem Tugendreichen''") auf dem Georgenberg in Enns einen gegenseitigen Erbvertrag, die [[w:Georgenberger Handfeste|Georgenberger Handfeste]] (2 Urkunden). In diesem wurde die Eigenständigkeit des Herzogtums Steier und die bestehenden Rechte der steirischen Ministerialen und der steirischen Klöster festgelegt.<ref name ="Ndb641">vgl. NDB, 1999, Bd. 19, S. 641</ref>
Als Herzog von Steier setzte Otakar (IV.) die Politik seiner Eltern im Wesentlichen fort. Durch den Bau  bzw. Ausbau einiger wichtiger Burgen sicherte er die Grenze zum benachbarten [[w:Königreich Ungarn|ungarischen Königreich]]. Seine Herrschaft baute er mit Unterstützung von [[w:Friedrich I. (HRR)|Kaiser Friedrich I. "''Barbarossa''"]] entscheidend aus. Außerdem förderte er die neu gegründete Stadt [[Judenburg]], gründete um 1170 die Stadt [[Fürstenfeld]] und verlieh 1191 der Stadt [[Enns]] jenes Stadtrecht, wegen dem sie heute als die älteste Stadt von Österreich gilt. Die Stadt [[Graz]] machte er zu seiner Hauptresidenz.<ref>vgl. NDB, 1999, Bd. 19, S. 640f.</ref>
 
Noch während seiner Regierungszeit dürfte Herzog Otakar (IV.), wohl aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes und seiner Kinderlosigkeit, die [[Babenberger|Familie der Babenberger]] zu seinen Erben bestimmt haben, auch wenn sich dazu kein Erbvertrag erhalten hat. Belegt ist jedoch, dass er deshalb seit 1184 Verhandlungen mit [[Leopold V. (Österreich)|Herzog Leopold (V.) von Österreich]] ("''Leopold dem Tugendreichen''") führte und seit ca. 1186 mit diesem gemeinsam mehrere Rechtshandlungen vollzog. 1186 wurde außerdem auf dem Georgenberg bei Enns die [[w:Georgenberger Handfeste|Georgenberger Handfeste]] ausgestellt, zwei Urkunden, in denen  der steirische Markgraf seinen Ministerialen ihre Rechte verbriefte.<ref name ="Kühtreiber21">vgl. Karin Kühtreiber: ''Burg Dunkelstein''. Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen eines hochmittelalterlichen Adelsitzes im südöstlichen Niederösterreich. Dissertation (ungedruckt), Universität Wien, 2006, Bd. 1, S.  21</ref> In einer der beiden Urkunden dieses Vertrages wurden die Eigenständigkeit des Herzogtums Steier und neben den bestehenden Rechten der steirischen Ministerialen auch jene der steirischen Klöster festgelegt.<ref name ="Ndb641"/> Herzog Leopold (V.) fungierte für beide Urkunden als Mitbesiegler.<ref name ="lohrmann302">vgl. [[w:Klaus Lohrmann|Klaus Lohrmann]]: "''Die Babenberger und ihre Nachbarn''". Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2020. ISBN 978-3-205-20636-1 S. 302</ref> Als Markgraf Otakar (IV.) 1192 starb, konnte Herzog Leopold (V.) von Österreich die Nachfolge offensichtlich ohne nennenswerte Probleme antreten.<ref name ="Kühtreiber21"/>


== Orte mit Bezug zu Otakar (IV.) im heutigen Österreich ==
== Orte mit Bezug zu Otakar (IV.) im heutigen Österreich ==
=== Niederösterreich ===
* [[Bad Fischau-Brunn]]: Nachdem bereits seine Eltern 1163 und 1166 [[w:Thing|Landtaidinge]] im  heutigen Bad Fischau abgehalten hatten, fand unter Markgraf Otakar (IV.) 1185 ein weiteres Landestaiding in Fischau statt, das inzwischen Sitz einer Münzstätte und zum Markt erhoben worden war.<ref name ="Kühtreiber21">vgl. Karin Kühtreiber: ''Burg Dunkelstein''. Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen eines hochmittelalterlichen Adelsitzes im südöstlichen Niederösterreich. Dissertation (ungedruckt), Universität Wien, 2006, Bd. 1, S.  21</ref>
=== Oberösterreich ===
=== Oberösterreich ===
* [[Enns]]: In der Fastenzeit 1176 hielt Herzog Heinrich "''der Löwe''", damals seit ca. 20 Jahren der Herzog von Baiern, letztmals einen Gerichtstag an der Enns. In seinem Gefolge befand sich damals Markgraf Otakar (IV.) von Steier, der damals noch unter der Vormundschaft seiner Mutter stand. Der Hauptfall, der auf diesem Gerichtstag verhandelt wurde, war ein Streit zwischen dem Kloster [[Reichersberg|Reichersberg am Inn]] und dem ebenfalls am Inn ansässigen Heinrich von Stein. Dass der Gerichtstag dazu in Enns abgehalten wurde, hing damit zusammen, dass der strittige Ort zu dieser Zeit ein Lehen des [[w:Hochstift Bamberg|Hochstiftes Bamberg]] an den Markgrafen von Steier war.<ref name ="österreichischegeschichte36">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278''. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1. S. 36</ref>
* [[Enns]]: In der Fastenzeit 1176 hielt Herzog Heinrich "''der Löwe''", damals seit ca. 20 Jahren der Herzog von Baiern, letztmals einen Gerichtstag an der Enns. In seinem Gefolge befand sich der noch kindliche Markgraf Otakar (IV.) von Steier, der damals noch unter der Vormundschaft seiner Mutter stand. Der Hauptfall, der auf diesem Gerichtstag verhandelt wurde, war ein Streit zwischen dem Kloster [[Reichersberg|Reichersberg am Inn]] und dem ebenfalls am Inn ansässigen Heinrich von Stein. Dass der Gerichtstag dazu in Enns abgehalten wurde, hing damit zusammen, dass der strittige Ort zu dieser Zeit ein Lehen des [[w:Hochstift Bamberg|Hochstiftes Bamberg]] an den Markgrafen von Steier war.<ref name ="österreichischegeschichte36">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278''. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1. S. 36</ref>


== Erinnerungsstätten an Otakar (IV.) im heutigen Österreich ==
== Erinnerungsstätten an Otakar (IV.) im heutigen Österreich ==
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== Otakar IV. in Legende und Sage ==
== Otakar IV. in Legende und Sage ==
=== Der Bruderkuss ===
=== Der Bruderkuss ===
Herzog Otakar soll in seinen letzten Lebensjahren am [[w:Lepra|Aussatz]] erkrankt sein. Der Legende nach schenkte ihm ein [[w:Stift Wilhering|Abt von Wilhering]] bei einem Besuch in diesem Stift trotz der Krankheit einen "Bruderkuss". Gerührt darüber schenkte der Herzog dem Stift daraufhin einen stattlichen Hof.<ref name ="lehr"/><nowiki/>
Herzog Otakar litt in seinen letzten Lebensjahren an einer unheilbaren Krankheit, in der Geschichtsforschung wird meistens davon ausgegangen, dass er am [[w:Lepra|Aussatz]] oder an [[w:Elephantiasis|Elephantiasis]] erkrankt war.<ref name ="lohrmann301">vgl. [[w:Klaus Lohrmann|Klaus Lohrmann]]: "''Die Babenberger und ihre Nachbarn''". Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2020. ISBN 978-3-205-20636-1 S. 301</ref>  Darum geht es in dieser Legende, in welcher der am Aussatz erkrankte Herzog einen bemerkenswerten Akt von Menschlichkeit erlebt. Als er das [[w:Stift Wilhering|Stift Wilhering]] besucht, gibt ihm dessen Abt trotz seiner Krankheit einen "Bruderkuss". Gerührt darüber schenkt der Herzog dem Stift daraufhin einen stattlichen Hof.<ref name ="lehr"/>


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Aktuelle Version vom 24. Juli 2024, 20:32 Uhr

Siegel des Herzogs Otakar (IV.) von Steier

Otakar (IV.) (* 19. August 1163[1]; † 8. Mai 1192), auch Ottokar, herrschte über Teile im heutigen Österreich. Er war der letzte Markgraf und der erste Herzog von Steier. Durch seinen frühen Tod (mit ca. 29 Jahren) starb die Familie der Otakare aus. Nach seinem Tod kamen seine Herrschaftsgebiete an die Babenberger.

Herkunft und Familie

Otakar (IV.) stammte aus einer Familie, die gewöhnlich als die Familie der Otakare bezeichnet wird und als ein Familienzweig der Traungauer gilt. Er war der Sohn des steirischen Markgrafen Otakar (III.) von Steier († um 1166) aus dessen Ehe mit Kunigunde von Vohburg († 1184). Otakar (IV.) war nicht verheiratet. Mit seinem Tod erlosch die seine Familie.

In der Geschichtsforschung gibt es die Vermutung, dass Otakar (IV.) mit einer der Töchter des ungarischen Königs Bela III. verlobt war.[2]

Herrschaft und Leben

Otakar (IV.) herrschte seit dem Tod seines Vater[A 1] offiziell über die Markgrafschaft Steier. Da er zum Zeitpunkt seines Herrschaftsbeginns noch ein kleines Kind war, fungierte seine Mutter zunächst als sein Vormund und führte als solcher die Regentschaft für ihn. Unter ihrer Regentschaft konnten die Ministerialen[A 2] ihre Position in der steirischen Markgrafschaft wesentlich stärken. Dies hatte allerdings nicht zur Folge, dass Otakars eigene Position jemals tatsächlich bedroht war, obwohl die Regentschaft seiner Mutter durch das "Papst-Schisma" und die Kämpfe im Erzstift Salzburg, beides Folgen der politischen Linie von Kaiser Friedrich I. "Barbarorssa", erschwert wurde.[3] Mit ca. 18 Jahren erhielt Markgraf Otakar (IV.) 1180 die Schwertleite, worauf seine Mutter, offensichtlich im Einvernehmen mit ihm, ihre Regentschaft beendete.[4] Noch im selben Jahr wurde die Markgrafschaft zum Herzogtum erhoben.[5]

Als Herzog von Steier setzte Otakar (IV.) die Politik seiner Eltern im Wesentlichen fort. Durch den Bau bzw. Ausbau einiger wichtiger Burgen sicherte er die Grenze zum benachbarten ungarischen Königreich. Seine Herrschaft baute er mit Unterstützung von Kaiser Friedrich I. "Barbarossa" entscheidend aus. Außerdem förderte er die neu gegründete Stadt Judenburg, gründete um 1170 die Stadt Fürstenfeld und verlieh 1191 der Stadt Enns jenes Stadtrecht, wegen dem sie heute als die älteste Stadt von Österreich gilt. Die Stadt Graz machte er zu seiner Hauptresidenz.[6]

Noch während seiner Regierungszeit dürfte Herzog Otakar (IV.), wohl aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes und seiner Kinderlosigkeit, die Familie der Babenberger zu seinen Erben bestimmt haben, auch wenn sich dazu kein Erbvertrag erhalten hat. Belegt ist jedoch, dass er deshalb seit 1184 Verhandlungen mit Herzog Leopold (V.) von Österreich ("Leopold dem Tugendreichen") führte und seit ca. 1186 mit diesem gemeinsam mehrere Rechtshandlungen vollzog. 1186 wurde außerdem auf dem Georgenberg bei Enns die Georgenberger Handfeste ausgestellt, zwei Urkunden, in denen der steirische Markgraf seinen Ministerialen ihre Rechte verbriefte.[5] In einer der beiden Urkunden dieses Vertrages wurden die Eigenständigkeit des Herzogtums Steier und neben den bestehenden Rechten der steirischen Ministerialen auch jene der steirischen Klöster festgelegt.[7] Herzog Leopold (V.) fungierte für beide Urkunden als Mitbesiegler.[8] Als Markgraf Otakar (IV.) 1192 starb, konnte Herzog Leopold (V.) von Österreich die Nachfolge offensichtlich ohne nennenswerte Probleme antreten.[5]

Orte mit Bezug zu Otakar (IV.) im heutigen Österreich

Niederösterreich

  • Bad Fischau-Brunn: Nachdem bereits seine Eltern 1163 und 1166 Landtaidinge im heutigen Bad Fischau abgehalten hatten, fand unter Markgraf Otakar (IV.) 1185 ein weiteres Landestaiding in Fischau statt, das inzwischen Sitz einer Münzstätte und zum Markt erhoben worden war.[5]

Oberösterreich

  • Enns: In der Fastenzeit 1176 hielt Herzog Heinrich "der Löwe", damals seit ca. 20 Jahren der Herzog von Baiern, letztmals einen Gerichtstag an der Enns. In seinem Gefolge befand sich der noch kindliche Markgraf Otakar (IV.) von Steier, der damals noch unter der Vormundschaft seiner Mutter stand. Der Hauptfall, der auf diesem Gerichtstag verhandelt wurde, war ein Streit zwischen dem Kloster Reichersberg am Inn und dem ebenfalls am Inn ansässigen Heinrich von Stein. Dass der Gerichtstag dazu in Enns abgehalten wurde, hing damit zusammen, dass der strittige Ort zu dieser Zeit ein Lehen des Hochstiftes Bamberg an den Markgrafen von Steier war.[9]

Erinnerungsstätten an Otakar (IV.) im heutigen Österreich

Heute erinnert auf dem Georgenberg in Enns ein Gedenkstein an den Abschluss der "Georgenberger Handfeste".

Oberösterreich

  • Enns: Ein Gedenkstein auf dem Georgenberg in Enns erinnert an den Abschluss der Georgenberger Handfeste im Jahr 1186. Die beiden Urkunden können heute im Stadtmuseum in Enns besichtigt werden.

Otakar IV. in Legende und Sage

Der Bruderkuss

Herzog Otakar litt in seinen letzten Lebensjahren an einer unheilbaren Krankheit, in der Geschichtsforschung wird meistens davon ausgegangen, dass er am Aussatz oder an Elephantiasis erkrankt war.[10] Darum geht es in dieser Legende, in welcher der am Aussatz erkrankte Herzog einen bemerkenswerten Akt von Menschlichkeit erlebt. Als er das Stift Wilhering besucht, gibt ihm dessen Abt trotz seiner Krankheit einen "Bruderkuss". Gerührt darüber schenkt der Herzog dem Stift daraufhin einen stattlichen Hof.[1]

Siehe auch: Sage aus Oberösterreich

Literatur

Weblinks

 Ottokar IV. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Rudolf Lehr: LandesChronik Oberösterreich. 3000 Jahre in Daten, Dokumenten und Bildern. Wien: Christian Brandstätter Verlag 2012, ISBN 978-3-850-62-1, S. 73
  2. vgl. Klaus Lohrmann: "Die Babenberger und ihre Nachbarn". Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2020. ISBN 978-3-205-20636-1 S. 305 und S. 306
  3. vgl. NDB, 1999, Bd. 19, S. 640
  4. vgl. Bettina Elpers: Regieren, Erziehen, Bewahren. Mütterliche Regentschaften im Hochmittelalter (= Studien zur Europäischen Rechtsgeschichte. Veröffentlichungen des Marx-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte Frankfurt am Main. Bd. 166). Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main, 2003. ISBN 3-465-03274-8. S. 110
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 vgl. Karin Kühtreiber: Burg Dunkelstein. Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen eines hochmittelalterlichen Adelsitzes im südöstlichen Niederösterreich. Dissertation (ungedruckt), Universität Wien, 2006, Bd. 1, S. 21
  6. vgl. NDB, 1999, Bd. 19, S. 640f.
  7. Referenzfehler: Es ist ein ungültiger <ref>-Tag vorhanden: Für die Referenz namens Ndb641 wurde kein Text angegeben.
  8. vgl. Klaus Lohrmann: "Die Babenberger und ihre Nachbarn". Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2020. ISBN 978-3-205-20636-1 S. 302
  9. vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1. S. 36
  10. vgl. Klaus Lohrmann: "Die Babenberger und ihre Nachbarn". Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2020. ISBN 978-3-205-20636-1 S. 301

Anmerkungen

  1. Gesichert ist, dass Markgraf Otakar (III.) auf einer Reise, vermutlich einer Pilgerreise ins Heilige Land, außerhalb seiner Markgrafschaft Mitte der 1160er-Jahre verstarb. Dass er tatsächlich am 31. Dezember 1164 starb, wie in der Geschichtsforschung lange Zeit angenommen wurde, lässt sich inzwischen aufgrund einiger Urkunden, die er nach diesem Zeitpunkt noch ausstellen ließ, nicht mehr halten. Vgl. dazu Bettina Elpers: Regieren, Erziehen, Bewahren. Mütterliche Regentschaften im Hochmittelalter (= Studien zur Europäischen Rechtsgeschichte. Veröffentlichungen des Marx-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte Frankfurt am Main. Bd. 166). Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main, 2003. ISBN 3-465-03274-8. S. 105 und Werner Robl: Otokar III. von Steier, Markgraf der Steiermark, 13. Februar 2019
  2. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
VorgängerAmtNachfolger
Markgraf Otakar (III.) von SteierHerrscher über Steier
(bis 1180 als Markgraf, danach als Herzog)
Blason Ducs de Styrie.svg
1164/66-1192
Herzog Leopold (V.) der Tugendreiche
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