Burgruine Rauhenstein: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 6. September 2017, 07:30 Uhr

Die Burgruine Rauhenstein befindet nordöstlich des Flusses Schwechat im Helenental im Ortsgebiet von Baden bei Wien. Es handelt sich um die Ruine einer Höhenburg aus dem Mittealter, die an einer strategisch wichtigen Stelle errichtet wurde. Die Burg bildet mit den benachbarten Burgen Scharfeneck und Rauheneck, heute ebenfalls Ruinen, das "Badener Ruinendreieck"[1].

Geschichte

Im Mittelalter war die damalige Straße durch das Helenental die einzige Verkehrsverbindung durch den Wienerwald nach Westen. Zum Schutz dieser Straße wurde im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts die Burg Rauhenstein erbaut.[2] Vermutlich befand sich diese Burg seit dem 12. Jahrhundert im Besitz der "Tursen", einer Ministerialenfamilie im Dienst der Babenberger. 1186 werden im "Traditionskodex" des Augustiner-Chorherrenstiftes Klosterneuburg die Brüder "Alber et Chonrat de Ruhinstain" genannt.[3] Als weitere Besitzer sind ein Heinrich von Rauhenstein ("Heinricus de Ruhensteine") belegt und um 1203 Otto Turse von Rauhenstein (†1233[1]), nach dem die Rauhensteingasse in Wien benannt ist. Die Familie der Tursen dürfte gegen Ende des 13. Jahrhunderts ausgestorben sein.[2] Danach hatte die Burg Rauhenstein verschiedene Besitzer[3], ehe sie landesfürstlicher Besitz und als solcher von Pflegern verwaltet und auch verpfändet wurde. Im 15. und 16. Jahrhundert war die Burg Zentrum eines großen Landgerichtsbezirkes, der später auch die Herrschaften Rohr und Rauheneck umfasste.[2]

Angeblich wurde Rauhenstein 1408 von Johann Laun, der als berüchtigter Räuberhauptmann gilt, und seinen Leuten überfallen, wobei der damalige Burgvogt Kuno Toller ermordet und die Burg geplündert wurde.[2] Mitte des 13. Jahrhunderts kam Rauhenstein vermutlich durch Heirat in den Besitz der Familie Pillichsdorfer und 1386 durch Erbschaft in den Besitz von Hans III. von Puchheim, dessen Verwandter Wilhelm II. von Puchheim 1466 von hier aus im Rahmen der nach ihm benannten Puchheimer Fehde Fehdehandlungen ausführen ließ, darunter einen Überfall auf den Tross der Kaiserin Eleonore, während diese von Baden nach Heiligenkreuz unterwegs war. Dabei wurde einer ihrer Kammerwagen ausgeraubt. Eine Folge dieses Überfalls war, dass der Kaiser die Veste Rauhenstein durch Georg von Pottendorf belagern und nach der Einnahme zumindest teilweise zerstören ließ.[2]

In den Kriegen mit dem ungarischen König Matthias Corvinus wurde die Burg Rauhenstein gemeinsam mit den Burgen Rauheneck und Rohr zerstört. Lediglich Rauhenstein wurde wieder aufgebaut.[2] 1529 wurde Rauhenstein als Folge der Ersten Wiener Türkenbelagerung von den Osmanen Türken zerstört.[2]

1583 verkaufte Kaiser Rudolf II. die Burg Rauhenstein mit ihren Herrschaften an Georg Saurer von Sauerburg († um 1602), dem Kämmerer seines Bruders, des Erzherzogs Maximilian III. ("Maximilian der Deutschmeister"). Nach dessen Tod wurde die vereinigte Herrschaft Rauhenstein an Maria von Sinzendorf verkauft und 1617 von ihren Erben an Hans Paul Bayer. Dieser vereinigte sie mit seinem Besitz Weikersdorf, wobei er Schloss Weikersdorf zum neuen Verwaltungssitz bestimmte. Bayer wurde 1635 von Kaiser Ferdinand II. zum Freiherrn von und zu Rauhenstein ernannt und von Ferdinand III. in den Grafenstand erhoben. Wohl aufgrund finanzieller Schwierigkeiten verpfändete er 1644 Rauhenstein. Seine Schwiegertochter verkaufte Rauhenstein, das in den Jahren darauf mehrere Male seinen Besitzer wechselte.[2] Es scheint, dass die Burg, die 1705 von Franz Anton von Quarient und Raal gekauft wurde, bereits 1683 unbewohnt und zum Teil zerstört war. Um für Rauhenstein keine Gebäudesteuer zahlen zu müssen, ließ dieser sie abdecken und machte sie damit endgültig zur Ruine.[3] Über Anna Magdalena von Quarient kam Rauhenstein im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts an die Familie der Edlen von Doblhoff-Dier, die bis heute im Besitz der Burgruine ist.[2]

Anfang des 19. Jahrhunderts befand sich in der Ruine Rauhenstein eine Kienruß- und Terpentinbrennerei der Firma Mühlbeck & Hebenstreit, was weder für die damals noch erhaltene Bausubstanz noch für die Umwelt gut war. Nachdem sich mehrere Badner Kurgäste beschwert hatten, wurde sie abgesiedelt.[3] [2] Wenige Jahre später ließ sich der Buchhändler und Druckereibesitzer Johann Ferdinand von Schönfeld mit der Ruine belehnen und widmete sich ihrer Restauration und Revitalisierung. So ließ er die noch vorhandenen Mauern sichern und ausbessern und machte den noch erhaltenen Bergfried durch den Einbau von Stiegen wieder zugänglich. Außerdem legte er ein Wegenetz für den Schlosspark an.[2]

Diverses

  • Vom Bergfried aus, der als der älteste Teil der Burg gilt und sich seit dem 12. Jahrhundert erhalten hat, bietet sich ein herrlicher Blick auf Baden und das Helenental.[3]
  • Zur Zeit ihrer größten Ausdehnung soll Burg Rauhenstein mehr als 20 Räume gehabt haben, in denen bis zu 100 Menschen untergebracht werden konnten.[3]
  • Seit 1993 wird in der Walpurgisnacht (vom 30. April auf den 1. Mai) auf der Ruine Rauhenstein das "Ruinenfestl" gefeiert.
  • Nach der Website des "Vereins für Paranormale" gilt die Burgruine Rauhenstein als unheimlicher Ort, wo merkwürdige Phänomene beobachtet wurden.[4]

Die Burgruine Rauhenstein in Legende und Sage

  • Mit einer Tochter von Heinrich von Rauhenstein ("Heinricus de Ruhensteine") ist die Sage verbunden, dass ihr ein Bewerber von einem Kreuzzug Safransamen mitgebracht haben soll, auf den die bis ins 19. Jahrhundert um Baden befindlichen Safrankulturen zurückgehen sollen.[2] In einigen Versionen heißt diese Dame Hulda und soll die Tochter des ersten Rauhensteiners gewesen sein, die mit einem Adolf von Liebeck verlobt war, der 1190 an einem Kreuzzug teilnahm. Sie soll jahrelang auf seine Rückkehr gewartet haben, wobei sie mit der sagenumwobenen Figur der "Spinnerin am Kreuz" identifiziert wird. Nach einigen Versionen verzichtet Adolf von Liebeck auf sie zu Gunsten seines Freundes Walter von Merkenstein, der ebenfalls um Hulda wirbt und der ihr aus dem Heiligen Land den Safran mitbringt oder diesen dort von Adolf als Geschenk für Hulda erhält.[1]
  • Eine Sage berichtet von einer Helena von Rauheneck, die dem Helenental seinen Namen gegeben haben soll. Es ist eine "Romeo- und Julia-Geschichte" mit "Happyend". Die Herren von Rauheneck sind mit den Herren von Rauhenstein verfeindet. Die Rauheneckerin, die sich in einen Rauhensteiner verliebt hat, wird von ihrem zornigen Vater deshalb von einem Felsen in die Tiefe gestürzt. Wie durch ein Wunder überlebt sie den Sturz, worauf sich beide Familien miteinander versöhnen.[1]
  • Eine Sage um eine Elsbeth von Rauheneck, die historisch belegt ist, endet dagegen tragisch. Es handelt sich um eine Variante des "Herzmäre"-Stoffes. Elsbeth ist dem Burgherren zu Rauhenstein versprochen, aber in Ulrich von Gutenstein verliebt. Dieser stirbt auf dem Kreuzzug. Sein Knappe erfüllt seinen letzten Willen und bringt das Herz zu Elsbeth, die inzwischen den Rauhensteiner geheiratet hat. Dieser lässt den Knappen festnehmen, der unter der Folter alles gesteht. Daraufhin veranlasst er seine Frau, das Herz Ulrichs aufzuessen. Als er ihr dann enthüllt, was sie gegessen hat, verweigert sie jede weitere Speise und stirbt neun Tage später. Der Rauhensteiner wird wenig später mit einem umgedrehtem Kopf aufgefunden[A 1].[1] Die historisch belegte Elsbeth von Rauheneck († 1300) war zunächst mit Ulrich von Capellen und dann Ulrich von Pillichsdorf verheiratet, dessen Familie später die Burg Rauhenstein gehörte.[1]
  • Der Bruder dieses Ulrich von Pillichsdorf war ein gewisser Heinrich von Pillichsdorf, der auf der Burg Rauheneck gelebt haben soll. Er unternahm der Sage nach Raubzüge zu den Wiener Weinbergen, weswegen die Bürger von Wien die Burg Rauhenstein belagerten und um 1299 angeblich sogar eroberten. Die Quelle dafür ist die Chronik des Ottokar von Horneck, nach der sich Heinrich, als er den Wienern in die Hände fällt, auf den Burgvogt als den wahren Schuldigen herausredet, worauf sie ihm den Wiederaufbau von Rauhenstein erlauben.[1]
  • Einer Legende nach soll Kaiser Napoleon I. auf dem Weg nach Baden zu einer Truppenexpedition über das Helenental an der Ruine Rauhenstein vorbeigekommen sein. Bei ihrem Anblick soll er zu General Berthier, der ihn begleitete, gemeint haben: "Es müsste gut sein, in diesem stillen Örtchen St. Helena sein Leben zu beschließen."[3]

Das metallene Käuzlein von Rauhenstein

Die Burgruine Rauhenstein ist Schauplatz einer schaurigen Sagen um einen Ritter Wolf von Rauhenstein. Als die Söhne eines Glockengießers beim Wildern ertappt werden, will er diese hinrichten lassen und zwingt nach Verhandlungen, ihren Vater, der ein kunstfertiger Glockengießer ist, als Lösegeld für sich und das Leben des einen Sohnes eine Glocke zu gießen, die bei der Hinrichtung des anderen Sohnes zum ersten Mal geläutet werden soll. Damit treibt er den Glockengießer in den Wahnsinn, der ihn verflucht. Die Totenglocke wird zum todesbringenden Menetekel für das Geschlecht der Rauhensteiner und zwingt dieses letztlich zur Aufgabe ihrer Stammburg.[3]

Primärtexte online

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 vgl. Badener Ruinendreieck, eingesehen am 6. September 2017
  2. 2,00 2,01 2,02 2,03 2,04 2,05 2,06 2,07 2,08 2,09 2,10 2,11 vgl. Rauhenstein, Burgen-Austria.Com, eingesehen am 5. September 2017
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 3,7 vgl. Das metallene Käuzlein von Rauhenstein, eingesehen am 5. September 2017
  4. vgl. Viennaghosthunters, eingesehen am 5. September 2017.

Anmerkungen

  1. Ein verdrehtes Genick gilt im Volksmund als Beweis dafür, dass der Teufel die Seele des Toten geholt hat, vgl. Johannes Sachslehner: Sagenhafter Wienerwald. Mythen, Schicksale, Mysterien. Wien / Graz / Klagenfurt: Pichler Verlag, 2007, ISBN 978-3-85431-436-3. S. 106
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Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Burgruine Rauhenstein behandelt.
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