Friedhof Mödling: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 18. Mai 2022, 09:24 Uhr

Der Friedhof Mödling ist der einzige Friedhof der Stadt Mödling in Niederösterreich. Er liegt am nordöstlichen Rand des Naturschutzgebietes Eichkogel und wird gegen Norden von der Guntramsdorfer Straße begrenzt.

Lage

Der Friedhof, der mehrmals erweitert wurde, weist eine Größe von 76.000 m² auf und beherbergt 60.000 Verstorbene in 7.200 Gräbern. Das Areal ist sowohl als gesamtes als auch über Einzelobjekte, wie Gebäude oder Grabkapellen denkmalgeschützt. Er ist in mehrere Teile gegliedert. Neben dem allgemeinen Teil befinden sich noch ein jüdischer Friedhof, Soldaten und Kriegsandachtsstätten, Waisenhauszöglinge und ein Urnenfriedhof, sowie ein Friedhof für Sternenkinder.

2017 befanden sich 32 Ehrengräber am Friedhof.

Die Betreuung des größten Teils des Friedhofes erfolgt durch die Stadtgemeinde Mödling. Der über 3.200 m² große jüdische Friedhof, auf dem 1991 das letzte Mal jemand beerdigt wurde, wird von der israelitischen Kultusgemeinde betreut und wurde vom Verein „Schalom“ 1995/1996 generalsaniert.

Geschichte

Frühere Friedhöfe

Der älteste Grabfund, der auch eine Bevölkerung am Stadtgebiet belegt, wurde In den Leinerinnen gemacht und stammt aus der Jungsteinzeit . Auch am Jennyberg und am Kalenderberg wurden Gräber gefunden. Die Römer bestatteten ihre Toten auf dem Gebiet des heutigen Bahnhofes. Gräber fand man auch aus der Goten- und Awarenzeit. Zahlreiche dieser Funde aus den verschiedenen Epochen werden auch im Museum Mödling ausgestellt.

Der Vorgänger des heutigen Friedhofes war der Pfarrfriedhof St. Martin, der um die St. Martinskirche angelegt wurde. Er wurde bis in das Jahr 1876 belegt. Teile davon befinden sich am heutigen Friedhof beim sogenannten Waisenhausfriedhof. Gleichzeitig zu diesem Friedhof bestand auch auf dem Platz vor der Othmarkirche rund um den Karner St. Pantaleon, dem ältesten Bauwerk Mödlings. Von 1784 bis 1786 wurden die Reichen bei der Othmarkirche, während die arme Bevölkerung auf dem Martinsfriedhof bestattet wurde. Anschließend wurden alle auf dem Martinsfriedhof begraben.

Eine der bekannten Umbettungen fand für die Gräfin Sophie Vargemont statt, die hier eine Kapelle hatte. während der größere Teil allerdings so belassen worden sein dürfte und das Gelände einfach verbaut wurde. Das zeigte sich auch bei Bauarbeiten zur Absenkung des Hyrtlplatzes im Jahr 1972, wo man auf Gräber stieß. Bei einer Neugestaltung des Platzes im Jahr 2020 wurden ebenfalls zahlreiche Knochenreste gefunden, die jetzt unter Einhaltung der notwendigen Pietät und unter Aufsicht des Bundesdenkmalamtes zur Wiederbestattung gesammelt werden.[1]

Der heutige Friedhof

Der Platzmangel am St. Martinsfriedhof führte 1875 unter dem Bürgermeister Josef Schöffel zum Beschluss einen Friedhof beim Eichkogel zu errichten, der noch im ersten Jahr erstmals belegt wurde. Die Eröffnung erfolgte 1876. Der südliche Teil wurde zuerst errichtet. Da er bereits zehn Jahre später voll belegt war wurde er unter Alois Specht wieder vergrößert und wuchs so Richtung Stadt insgesamt viermal, wobei der letzte Teil im Jahr 1976 erworben wurde.

Mit der Errichtung des Friedhofs wurde gleichzeitig auch ein Friedhof für die Mitglieder der Israelitischen Kultusgemeinde angelegt, der 1876 eingeweiht wurde. 1903 bekam die Kultusgemeinde auch einen Grund zum Bau einer Einsegnungshalle überlassen.

Im Jahr 1904 erwarb Schöffel für die Waisenhausstiftung ein am Friedhof anschließendes Areal, das wie der städtische Friedhof mit einer Umfassungsmauer aus scharlachroten Bruchsteinen, eingefasst wurde, und diente als Grabstätte für Waisenhauszöglinge. Auch das Grab des Gründers der Stiftung, dem Pfarrer und Ehrenbürgers Ferdinand Herrmann. Auch die ursprünglich am St. Martinsfriedhof beerdigten Zöglinge wurden dort exhumiert und bis 1910 hier begraben.

Noch während des Ersten Weltkrieges wurde ein Platz für die Kriegstoten aus den umliegenden Lazaretten geschaffen. Zu Beginn der 1920er Jahre wurde dan ein eigener Heldenfriedhof mit einem Kriegerdenkmal angelegt. Das Denkmal für die 219 Gefallenen und Vermissten des Ersten Weltkrieg wurde vom Architekten Karl Lehrmann entworfen.

Im Jahr 1926 wurde eine ebenfalls von Lehrmann und Otto Straeche (1889-1945) erbauten Aufbahrungshalle, sowie kurze Zeit später das Verwaltungsgebäude eröffnet. Die Aufbahrungshalle löste eine ältere, beim unteren Friedhofstor befindliche und heute Wohnzwecken dienende, ab.

Im Jahr 1938 wurde der jüdische Friedhof, wie viele andere, im Zuge der Novemberpogrome stark beschädigt. In den Jahren 1876 bis 1938 wurden auf dem rund 3.200 Quadratmeter großen Areal 373 Juden aus Mödling und den umliegenden Gemeinden begraben. Heute wird der Teil , der durch eine Steinmauer abgetrennt ist, nicht mehr belegt, aber von der Stadt Mödling mit betreut.[2]

In den Kriegsjahren wurden 130 deutsche Soldaten sowie acht Kriegstote anderer Nationen beigesetzt. Der Soldatenfriedhof wurde 1987 erneuert.

Seit dem Jahr 1952 besteht das Mahnmal für die Opfer des Faschismus zum Gedenken an die Opfer des vom 12. Februar 1934. Seither wird eine jährliche Gedenkkundgebung und Kranzniederlegung jeweils im Februar abgehalten.

Nach der Besatzungszeit wurde das Kriegerdenkmal mittels Spenden wieder durch Lehrmann neu gestaltet und auf die Opfer des Zweiten Weltkriegs erweitert und 1958 der Stadt übergeben. Nahe davon befinden sich auch die Ruhestätten der Opfer der Bombenangriffe bei Kriegsende im April 1945 mit einem Gedenkstein und darauf die Namen der Toten.

Der russische Soldatenfriedhof wurde 1975 in der heutigen Form angelegt. Einige Soldatengräber befanden sich zuvor hinter der Aufbahrungshalle, wurden aber, nachdem eine Erweiterung geplant wurde, auch hierher verlegt.

1986 wurde die Aufbahrungshalle gründlich renoviert und erweitert, wobei Bedacht genommen wurde, die ursprüngliche Charakteristik zu erhalten. Neben der Vergrößerung der Halle für 300 Personen, wurden auch Kunstwerke durch Künstler des Mödlinger Künstlerbundes geschaffen.

Im Jahr 2012 wurde ein eigener Urnenfriedhof angelegt.

Siehe auch

Literatur

  • Irene Maydl, Manfred Pongratz, Helga Schlechta: Mödlinger Friedhofsführer, 2017, Online

Einzelnachweise

  1. Knochenfund am Hyrtlplatz auf meinbezirk vom 10. August 2020 abgerufen am 11. August 2020
  2. Friedhöfe in Niederösterreich auf dem Portal der IKG Wien abgerufen am 3. September 2020

Weblinks

 Friedhof Mödling – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

48.0713616.29763Koordinaten: 48° 4′ 17″ N, 16° 17′ 51″ O