Landeskinderheim Perchtoldsdorf-Schwedenstift
Das NÖ Landeskinderheim Perchtoldsdorf-Schwedenstift ist eine Pflege- und Fördereinrichtung von schwerstbehinderten Kindern in Perchtoldsdorf.
Das Schwedenstift, wie es kurz bezeichnet wird, hat drei Pflege- und Förderabteilungen mit etwa 30 schwerst-mehrfachbehinderten Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie eine Sozialpädagogische Station mit zwei Gruppen für Kleinkinder. Träger des Heimes ist das Bundesland Niederösterreich.
Derzeit befindet sich das Heim in der Leonhardiberggasse. Da aber an diesem Standort keine Erweiterungsmöglichkeiten mehr vorhanden, sind, fand nach längerer Suche, die auch zu Differenzen innerhalb der Bevölkerung führte[1], in der gleichen Gemeinde im Mai 2014 der Spatenstich auf der Judenwiese in der Theresienau an der Gemeindegrenze zu Wien statt.[2] Hier steht eine Fläche von 6.500 m² zur Verfügung.[3] Realisiert werden soll das Projekt, das 2016 fertiggestellt werden soll, durch die Architektengruppe Loudon & Habeler.[4] Es wird die Adresse wird Ernst-Wolfram-Marboe-Gasse 1 nach dem bekannten Perchtoldsdorfer Ernst Wolfram Marboe erhalten.[5] Im November 2014 konnte die Gleichenfeier beim Neubau durchgeführt werden.[6]
Geschichte
Das Kinderheim wurde im Jahr 1921 als Evangelisches Kinderkrankenhaus und Diakonissenkrankenhaus Schwedenstift gegründet. Aber bereits im Jahr 1905 wurde eine Vorgängereinrichtung, die Privat- Lehr- und Erziehungsanstalt für schwachsinnige Kinder vom Lehrer Franz Salzlechner, dem Vater des späteren Bürgermeisters Franz Salzlechner gegründet. Diese Anstalt, die im Sinne der Kenntnisse in der Heilpädagogik aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geführt wurde, war bis 1921 in Betrieb. Auch damals war die Schüleranzahl zwischen 20 und 40. Diese private Einrichtung wurde durch den niederösterreichischen Landesfonds unterstützt.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde durch die schlechte Gesundheits- und Ernährungslage die Versorgung der Kinder gegenüber dem Unterricht immer vordringlicher. So wurde 1921 der Betrieb als Schule eingestellt und vom Verein Tagesheimstätte für Kriegskinder und Kriegswaisen übernommen. Auch baulich wurde das ganze etwas erweitert. Diese Vereinstätigkeit wurde mit beträchtlichen Geldspenden aus Schweden betrieben. Der Präsident des Kuratoriums war der Schwede Nils Lago-Enquist. Aus dieser Zeit stammt der Name Schwedenstift.
Bei der Eröffnung am 24. Juni 1921 waren auch der Bundespräsident Michael Hainisch und der schwedische Minister Oscar Everlöf, der die schwedischen Hilfsaktionen in Österreich leitete, anwesend. Bürgermeister in Perchtoldsdorf war damals Rudolf Hochmayer. Rektor des Schwedenstifts war der Liesinger Pfarrer Hans Giebner. Ausgelegt wurde das Krankenhaus für 60 Kinder. Die Pflege oblag evangelischen Diakonissinen unter der Leitung einer schwedischen Oberschwester. Für die Evangelische Pfarrgemeinde Perchtoldsdorf wurden bereits ab März 1921 im Betsaal des Stiftes Gottesdienste abgehalten. Auf Grund der großen Anzahl tuberkuloser Erkrankungen bei den Kindern wurde der allgemeine Zutritt im Juli wieder verboten. Die Gottesdienst konnten im Betsaal jedoch weitergeführt werden.
Zum Schwedenstift gehörte auch das in der Wiener Gasse befindliche Prinz-Carl-Haus, dem späteren Hummelberger. Das Haus das früher der Familie Rosental gehörte, diente ca. 30 Kinder als Genesungsheim unter der Leitung der Schwester von Pfarrer Giebner als Oberschwester über drei weitere Schwestern. Dieses Heim wurde jedoch als Folge fehlender Standards geschlossen.
Als Gebäude diente die vorerst von Salzlechner stammende Villa, die erstmals schon Anfangs des 20. Jahrhunderts umgebaut wurde. Sie wurde weiter vom Stadtbaumeister Franz Schuhöcker aus Mauer an die neuen Verhältnisse angepasst und adaptiert. So bestand das Schwedenstift nun aus zwei Teilen, dem Stockholm- und dem Smålandhaus, die durch einen neuen Mitteltrakt verbunden wurden. Die Räume innerhalb der Gebäude wurden nach der schwedischen Königsfamilie, wie ein Viktoria- oder Gustavzimmer benannt. Der Landessanitätsrat beschreibt das Schwedenstift im Jahr 1922 als:
„Die Anstalt ist reizend auf ansteigendem Gelände, frei nach Süden und Osten, sonnig und staubfrei gelegen. Besonders günstig für die Krankenzimmer sind die erhöht gelegenen offenen Veranden, welche ihrer Lage zufolge den größten Teil des Tages besonnt sind. In dem zur Anstalt gehörigen großen zum Teile mit Bäumen bepflanzten Hofe ist reichlich Gelegenheit geboten zu Spiel und körperlicher Bewegung. Die Einrichtung des Krankenhauses ist nett und dem Zwecke entsprechend“
Die offizielle Bezeichnung der Einrichtung war Kinderkrankenhaus des evangelischen Vereines Schwedenstift. Dieser Verein war Träger und Eigentümer des Krankenhauses und war auch für den Betrieb verantwortlich. Das Vereinsvermögen wurde im Jahr 1921 mit 25 Kronen angegeben. Die Tagsätze für die Patienten wurden sehr niedrig angesetzt und nur von jenen Familien eingehoben, die sie auch tatsächlich leisten konnten. Dadurch konnte aber der laufende Betrieb nicht gedeckt werden und das Defizit musst durch das Vermögen abgedeckt werden.
Die ärztliche Leitung oblag nach den Vorschriften der Landesregierung einem Doktor der gesamten Heilkunde, der in Österreich beheimatet sein musste. Nach einer öffentlichen Ausschreibung wurde dies der in Perchtoldsdorf ansässige Karl Dietl, der vorher Assistenzart an der Allgemeinen Poliklinik und später auch am Wiener Wilhelminenspital Dienst machte. Im Ersten Weltkrieg hatte er die Leitung eines Infektions- und Tuberkulosespitals in Belgrad über.
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte es wieder nach verschiedenen Beschädigungen im Oktober 1945 Kinder des Säuglingheimes Baden aufnehmen, im November 1945 kamen die nach Tschagguns evakuierten Kinder mit den Schwestern nach Perchtoldsdorf zurück. Mangels Unterbringsmöglichkeit von kranken Kinder, wurde es in ein Kleinkinderkrankenhaus umgewandelt. Im Jahr 1947 konnte man mit Umbau- und Adaptierungsarbeiten beginnen. Auch eine Liegeterrasse für die Kinder wurde errichtet. Eine Zentralheizung wurde 1948 fertiggestellt, der Mitteltrakt wurde aufgestockt und konnte so 10 Betten mehr aufnehmen.
Das Jahr 1949 bedeutete für das Schwedenstift wieder eine Widmungsänderung. Die kranken Kinder wurden in das Speising in das neu errichtete Haus Göteborg verlegt und das Heim in ein reines Säuglingsheim umgewandelt. Kinder kamen mit ihrem Betreuungspersonen von dem zu gleicher Zeit aufgelassenen Säuglingsheim in St. Andrä vor dem Hagentale, einem Ort in der Gemeinde St. Andrä-Wördern.
Durch den Bau eines Personalwohnhauses ebenfalls in der Leonhardigasse in den frühen 1950er-Jahren konnten bis zu 100 Kinder aufgenommen werden.
Die ärztliche Leitung hatte in den Jahren 1947 bis 1953 Primarius Friedrich Wengraf über. Ihn löste 1954 Erwin Schmuttermeier ab.
In den Jahren 1955 und 1956 wurde von Jugend am Werk ein Berufsvorbereitungskurs für Mädchen abgehalten. 1957 wurde ein Intenat für Fürsorgeschülerinnen erreichtet, das aber aus Platzmangel bereits 1959 wieder aufgelassen wurde. Kurze Zeit wurden Kinder sogar im Schloss Liechtenstein in Maria Enzersdorf untergebracht.
Erst in den 1970er Jahren wurde ein starker Belegungsrückgang bemerkbar. So wurde vom Land Niederösterreich ein Sonderkindergarten als Modellcharakter eingerichtet, das NÖ Landes Säuglings- und Kleinkinderheim. Vom Spitalcharakter weg wurden Schlaf-Wohneinheiten eingerichtet. Für zusätzliche Betreuung sorgten Heilgymnastinnen.
Mit den Änderungen in der Jugendwohlfahrt wurde auch eine Änderung in der Struktur des Schwedenstiftes notwendig. Es wurde in ein Pflegeheim umgewandelt. Im Personalwohnheim wurde auf Initiative von Erwin Schmuttermeier, der auch die Leitung des NÖ Landesjugendheimes Hinterbrühl übernahm, ein heilpädagogischer Kindergarten errichtet, da die Belegung mit Säuglingen stark zurückging. Durch laufende Umstrukturierungen und Aufgabenänderungen wurde dieser Heilpädagogische Kindergarten Schwedenstift im Jahr 1984 geschlossen und ein auf ausschließlich für die Kinder im Heim untergebrachten Kinder als Privatsonderkindergarten als eigene Dienststelle des Landes Niederösterreich eröffnet um eine klare Trennung zwischen Lebens- und Förderbereich zu schaffen.
Wurden ursprünglich nur Kinder bis zum dritten Lebensjahr aufgenommen, wurde das im Jahr 1987 auf das vollendete 15. Lebensjahr ausgedehnt.
Im Jahr 1992 übernahm der Lions Club Perchtoldsdorf die Patronanz des Schwedenstiftes. Eine Namensänderung des Heimes erfolgte im Jahr 1993 von NÖ Landes-Säuglingsheim Schwedenstift auf NÖ Landes-Kinderheim Schwedenstift.
Die Pflegeabteilung nahm nur mehr schwerste, immobile Pflegefälle auf, während behinderte Kinder in integrativen Einrichtungen betreut werden. Im Wohnbereich wurden eigene identitätsstiftende Wohngruppen geschaffen. So konnte 1996 in der Stuttgarter Straße mit Hilfe des Lions Clubs eine Wohnung angemietet werden. Eine erste basale Klasse wurde im Schuljahr 1998/99 in der Ambros-Rieder-Schule eingerichtet. Eine zweite folgte 2000/01. In diesen Jahren ist im Pflegebereich eine Vollbelegung von 22 Kindern erreicht.[7]
Einzelnachweise
- ↑ Standort für Schwedenstift gefunden im Kurier vom 5. Dezember 2011 abgerufen am 9. Mai 2014
- ↑ Spaten stehen bereit in der NÖN Woche 18/2014
- ↑ Schwedenstift in die sanfte Entwicklung der Theresienau eingebettet in den Bezirksblättern von 11. Jänner 2012 abgerufen am 9. Mai 2014
- ↑ Fix: Schwedenstift neu in meinbezirk.at vom 24. Mai 2013 abgerufen am 10. Mai 2014
- ↑ Perschtoldsdorfer Rundschau 06-07/2014 - Seite 3 abgerufen am 15. August 2014
- ↑ Gleichenfeier beim Schwedenstift NEU abgerufen am 9. Dezember 2014
- ↑ Quelle über alles: Die Geschichte des Schwedenstiftes auf der Seite des Landeskinderheimes abgerufen am 9. Mai 2014
Weblinks
- www.ljh-perchtoldsdorf.at/
- Die Kinder vom Schwedenstift auf Ö1 vom 26. März 2010
48.12058316.262101Koordinaten: 48° 7′ 14″ N, 16° 15′ 44″ O