Herzogtum Steier
Das Herzogtum Steier, oft auch als Herzogtum Steiermark bezeichnet, war ein Reichsfürstentum, das Teile des heutigen EU-Landes Österreichs umfasste.
Geschichtlicher Überblick
Die Markgrafschaft Steier bildete sich unter der Familie der Otakare, die sich nach der in der heutigen Stadt Steyr gelegenen Styraburg benannten. Ihnen gelang aus verschiedenen Grafschaften, Marken und Herrschaftsgebieten ein relativ geschlossenes Territorium zu bilden, das sich über das heutige Bundesland Steiermark und Teile der heutigen Bundesländer Oberösterreich und Niederösterreich sowie des Staates Slowenien erstreckte. Neben Besitzungen im Traungau und im Pittnerland bestand ihre Markgrafschaft im Wesentlichen aus der Grafschaft im Ennstal und der Mark an der (mittleren) Mur sowie der kleineren Grafschaft im Mürztal, der Grafschaft Leoben und an der Mur gelegenen Herrschaftsgebieten der Familie der Eppensteiner.[1]
Das Herzogtum Steier entstand aus der Grafschaft Steier, die nach dem Sturz von Heinrich dem Löwen 1180 vom Stammesherzogtum Baiern[A 1] gelöst und zu einem eigenständigen Herzogtum erhoben wurde. Wenig später kam sie durch einen Erbvertrag, die "Georgenberger Handfeste" (17. August 1186) an die Familie der Liutpoldiner (Leopoldiner) und wurde danach meistens gemeinsam mit dem Herzogtum Österreich "in Personalunion" regiert. In den Bestimmungen dieses Vertrages war festgelegt, dass das Herzogtum Steier weiterhin ein selbständiges Land bleiben sollte.[2] Im 15. und 16. Jahrhundert bildete sie zusammen mit den Herzogtümern Kärnten und Krain die von Familienmitgliedern der Herzöge von Österreich beherrschten "innerösterreichischen Lande". Nach der Verwaltungsreform von Kaiser Maximilian I. kam das Herzogtum Steier zur östlichen Gruppe der "österreichischen Lande" ("Habsburgerlande"). Nach dem Tod von Kaiser Ferdinand I. wurden diese vorübergehend von einer Nebenlinie der Habsburger regiert. Unter Kaiser Ferdinand II. kamen die "innerösterreichischen Lande" endgültig unter die Herrschaft des Seniors der Familie, der gewöhnlich auch Kaiser des Heiligen Römischen Reiches war.
Nach der Verwaltungsreform unter Erzherzogin Maria Theresia wurde aus dem früheren Herzogtum Steier das Kronland Steiermark. Ein größerer Teil von diesem bildete nach 1918 in der damals gegründeten Republik Österreich das heutige Bundesland Steiermark.
Geographische Fläche des Herzogtums Steier
Das Herzogtum Steier umfasste die meiste Zeit im Wesentlichen das heutige Bundesland Steiermark sowie Teile des heutigen Staates Slowenien. Bis Anfang des 15. Jahrhunderts gehörten auch Teile des heutigen Bundeslandes Oberösterreich dazu. Die Stadt und Herrschaft Steyr kam erst um 1417 zum Herzogtum Österreich. Zum Herzogtum Steier gehörte auch zeitweise die im heutigen Bundesland Niederösterreich gelegene [[w:Grafschaft Pitten|
Herrscher und Landesfürsten des Herzogtums Steiermark
Hier sind nur Personen berücksichtigt, die tatsächlich über die Markgrafschaft oder das Herzogtum und das Erzherzogtum Steier die Herrschaft ausgeübt haben dürften.
Herrscher und Landesfürsten der Markgrafschaft Steier
- Markgraf Otakar (I.) von Steier († um 1075)
- Markgraf Adalbero von Steier ("Adalbero der Raue") († um 1082)
- Markgraf Otakar (II.) von Steier († 1122)
- Markgraf Leopold (I.) von Steier ("Leopold der Starke") († um 1129)
- Markgraf Otakar (III.) von Steier († um 1164)
- Markgraf Otakar (IV.) von Steier († 1192), bis 1180
Herrscher und Landesfürsten des Herzogtums Steier
- Herzog Otakar (IV.) von Steier († 1192), seit 1180
Die Babenberger
- Herzog Leopold (II.) von Steier (Leopold der Tugendreiche)
- Herzog Leopold (III.) von Steier (Leopold der Glorreiche)
- Herzog Friedrich (I.) von Steier (Friedrich der Streitbare)
Interregnum
- Markgraf Hermann von Baden
- Herzogin Gertrud von Österreich und Steier
- König Ottokar (II.) von Böhmen
- König Rudolf I.
Die Habsburger
- Herzog Albrecht (I.) von Steier (besser bekannt als König Albrecht I.)
- Herzog Friedrich (III.) von Steier (Friedrich der Schöne, besser bekannt als König beziehungsweise Gegenkönig Friedrich III.)
- Herzog Albrecht (II.) von Steier (Albrecht der Lahme oder der Weise)]], herrschte zeitweise gemeinsam mit Herzog Otto von Österreich ("Otto der Fröhliche")
- Herzog Rudolf (I.) von Steier (Rudolf der Stifter)
- Herzog Leopold (IV.) von Steier (Leopold der Gerechte) und Herzog Albrecht (III.) von Steier (Albrecht mit dem Zopfe), zeitweise gemeinsam
- Herzog Wilhelm von Steier (Wilhelm der Freundliche)
- Herzog Ernst (I.) von Steier (Ernst der Eiserne)
- Herzog Friedrich (II.) von Steier (Friedrich der Ältere)[A 2]
- Herzog Friedrich (III.) von Steier (Friedrich der Jüngere, besser bekannt als Kaiser Friedrich III.)
Das Herzogtum Steier als Teil der "niederösterreichischen" Ländergruppe der "österreichischen" Lande ("Habsburgerlande")
Das Herzogtum Steier als Teil von "Innerösterreich"
- Erzherzog Karl (II.) von Österreich
- Erzherzog Ferdinand (III.) von Österreich, besser bekannt als Kaiser Ferdinand II.
Literatur
- Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1. S. 270-307
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1, besonders S. 285ff. und S. 288 sowie S. 287
- ↑ vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1. S. 17
Anmerkungen
- ↑ Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.
- ↑ Ob Herzog Friedrich der Ältere zu den Landesfürsten des Herzogtum Steier zu zählen ist, wäre zu diskutieren, da er die Herrschaft dort "de facto" nur als Vormund für die minderjährigen Söhne seines verstorbenen Bruders veerwaltete. Nach den von ihm ausgestellten Urkunden und nach Hinweisen aus seinem Itinerar dürfte er die Herrschaft jedoch als Landesfürst ausgeübt haben.
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