Berthold von Garsten
Berthold von Garsten (* im 11. Jahrhundert; † 27. Juli 1142, in Garsten[A 1]) war Benediktinermönch, Prior von Stift Göttweig und Abt von Stift Garsten bei Steyr. Er gilt als Heiliger der katholischen Kirche und wurde seit seinem Tod als solcher besonders im Ennstal verehrt. Offiziell wurde er allerdings erst im 20. Jahrhundert vom Heiligen Stuhl seliggesprochen.
Herkunft
Über die Herkunft von Berthold von Garsten gibt es keine gesicherten Informationen. In der Forschung wird davon ausgegangen, dass er adliger Herkunft war. Nach Heinrich von Zeißberg († 1899) entstammte er der Grafenfamilie von Wirtemberg (Württemberg), war mit den Familien der Babenberger und der Otakare verwandt und zunächst mit einer Gräfin Adelhaid(sic!) von Lechsgemünd verheiratet. Nach ihrem Tod soll er in den Benediktinerorden eingetreten sein.[1] Dies gilt inzwischen als historisch widerlegt. In der neueren Geschichtsforschung wird eine Verwandtschaft mit den Domvögten von Regensburg bzw. der Grafenfamilie von Bogen vermutet.[2] Nach einer lokalen Überlieferung soll Berthold ein Verwandter der Adelsfamilie von Raabs gewesen sein und aus der Umgebung von Raabs an der Thaya stammen.
Leben
Berthold von Garsten war jedenfalls Benediktinermönch. Zunächst war er Prior und Bibliothekar des Benediktinerklosters St. Blasien im Schwarzwald.[2] Als solcher soll er der Beichtvater von König Konrad III. († 1152) gewesen sein.[3]
1107 wurde Berthold Prior des Benediktinerstiftes zu Göttweig (gegründet um 1072, Besiedlung durch Benediktiner aus dem Kloster St. Blasien um 1094).[2] Als solcher dürfte er die Bekanntschaft des steirischen Markgrafen Otakar († 1122) gemacht haben.[3] Dieser hatte mit seiner Ehefrau Elisabeth († um 1107), einer Schwester des österreichischen Markgrafen Leopold III. († 1136), um 1082 ein Kanonikatsstift in Garsten bei Steyr gegründet. Als der steirische Markgraf dieses um 1111 in ein Benediktinerkloster umwandelte, das von Stift Göttweig aus besiedelt wurde, wurde Berthold als dessen erster Abt eingesetzt.[2]
Berthold, dem nachgesagt wurde, dass er persönliche Demut und Frömmigkeit mit großer Sittenstrenge und Zucht in seiner Persönlichkeit vereinigte, brachte als Abt von Garsten die Ideen der Hirsauer Kongregation ins heutige Österreich. Unter ihm erlebte das Kloster Garsten eine erste Blütezeit in spiritueller, kultureller und wirtschaftlicher Hinsicht. Durch Güterschenkungen, Rodung und Neusiedlungen konnte er zudem den klösterlichen Besitz wesentlich vermehren. Berthold unterhielt zudem enge Verbindung mit anderen österreichischen und steirischen Benediktinerklöstern wie Göttweig, Admont und Kremsmünster.[2]
Nachleben und Verehrung als Heiliger
Berthold von Garsten soll bereits zu Lebzeiten im Ruf der Heiligkeit gestanden haben. Bereits 1175 wurde sein Leben von einem Mönch aus dem Kloster Garsten im Auftrag von Abt Konrad von Garsten beschrieben. Auch wenn es sich dabei um eine typische Heiligenvita mit vielen Mirakeln handelt, vermittelt dieser Bericht einen sehr guten Einblick in das klösterliche Leben zu dieser Zeit.[2]
.Bald nach dem Tode B.s entwickelte sich in Garsten eine lokale kultische Verehrung. 1883 wurde vom Heiligen Stuhl die festliche Feier des Todestages am 27. Juli für die Diözese Linz gestattet, 1952 erfolgte dann die Seligsprechung durch diesen.[2] Sein Gedenktag des Heiligen Berthold ist der 29. Juli.[3]
Heiligendarstellung
Berthold von Garsten wird gewöhnlich als Benediktinermönch mit Abtinsignien wie einem Abtstab dargestellt, manchmal auch mit einem Stiftsmodell. Sein bekanntestes Attribut sind zwei Fische.
Erinnerungen an den Seligen beziehungsweise seine Verehrung im heutigen Österreich
Niederösterreich
- Göttweig: Der Heilige Berthold war Prior des Stiftes Göttweig.[3]
- Irnfritz-Messern: Nach der Vita von Abt Berthold soll sich auf der Burg Wildberg in Messern, damals der Witwensitz von Gräfin Adelheid von Wildberg, das Weinwunder ereignet haben.[4]
Oberösterreich
- Steyr: Der Heilige Berthold war Abt des heute in der Stadt Steyr gelegenen Stiftes Garsten, in dessen Stiftskirche er beiegesetzt wurde.[5]
Ausstellungen
Der Heilige in Literatur und Belletristik
Literatur
- Karl Lechner: Berthold. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 163 digital
- Josef Minichthaler: Heilige in Österreich. Verlag Tyrolia, Innsbruck / Wien / München, 1935, S. 75f.
Weblinks
Berthold von Garsten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
- Literatur von und über Berthold von Garsten im Katalog des Österreichischen Bibliothekenverbundes
- Heiliger Berthold von Garsten, Website der Diözese Linz
- Joachim Schäfer: Artikel Berthold von Garsten. In: Ökumenisches Heiligenlexikon Link
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Heinrich von Zeißberg: Berthold (Abt von Garsten). In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Duncker & Humblot, Leipzig, 1875, Band 2, S. 521f. digital
- ↑ Hochspringen nach: 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 vgl. [Neue Deutsche Biographie (NDB), 1955, S. 163
- ↑ Hochspringen nach: 3,0 3,1 3,2 3,3 vgl. Josef Minichthaler: Heilige in Österreich, 1935, S. 75
- ↑ vgl. Pfarrkirche Martinsberg, Weinsbergerwald.AT, abgerufen am 18. April 2020
- ↑ vgl. Josef Minichthaler: Heilige in Österreich, 1935, S. 76
Anmerkungen
- ↑ Sterbedatum lt. Neue Deutsche Biographie (NDB), S. 163
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