Markgraf Leopold (III.) "der Heilige"[A 1] (* 1073, vermutlich in Gars am Kamp oder Melk; † 15. November 1136, bei Klosterneuburg), auch Leopold der Milde, Leopold der Fromme oder Markgraf Leopold III. von Österreich, herrschte über Gebiete in der heutigen Republik Österreich. Er ist der Landespatron der Bundesländer Wien und Niederösterreich, außerdem zusammen mit dem Heiligen Florian auch der Landespatron des Bundeslandes Oberösterreich.

Leopold der Heilige, obgleich hier mit dem "Erzherzogshut" gekrönt, war nur ein Markgraf von Österreich, der unter den den "Schwarzmandern" die Stellung hält.

Herkunft und Familie

Leopold "der Heilige" entstammte einer Herrscherfamilie, die heute als die Babenberger bezeichnet wird. Er war der einzige Sohn von Markgraf Leopold "dem Schönen" aus dessen Ehe mit Itha und vermutlich zweimal verheiratet.].[1]
∞ in 1. Ehe mit einer Adeligen, deren Identität nicht eindeutig gesichert ist

∞ in 2. Ehe (seit 1106) mit Agnes († 1143), Tochter von Kaiser Heinrich IV. (1084–1105) (Salier), Witwe von Herzog Friedrich (I.) von Schwaben (Hohenstaufen)[1] Aus dieser Ehe soll er 18 Kinder gehabt haben, von denen sieben jung verstorben sind.[2]

∞ mit Heinrich (III.) Burggraf von Regensburg[1]
  • Agnes († nach 1157)
∞ mit Herzog Wladislaw von Polen-Schlesien[1], dieser gilt als Stammvater der Herzöge von Schlesien[3]
∞ mit Hermann von Winzenburg[1]
  • Judith
∞ mit Wilhelm Markgraf von Montferrat[1]
  • Gertrud († 1151)
∞ mit Wladislaw (II.) König von Böhmen[1]

Herrschaften

Leopold der Heilige herrschte 1095-1136 als Markgraf über die Mark Österreich[A 2]. So weit es sich beurteilen lässt, dürfte er seinem Vater als Markgraf ohne größere Schwierigkeiten nachgefolgt sein.[4] Unter seiner Herrschaft ist um 1120/22 mit dem Amt eines Truchsesses das erste der sogenannten Hausämter belegt, die gewöhnlich nur für Höfe der Herzöge und Könige charakteristisch sind.[5]

Leben

Leopold soll erst 1104 die "Schwertleite" erhalten haben, was ein relativ später Zeitpunkt war.[6] Für seine Karriere erwies es sich als äußerst vorteilhaft, dass er, gemeinsam mit seinem Schwager, dem böhmischen König, 1105 im Krieg zwischen Kaiser Heinrich IV. und seinem gleichnamigen Sohn, dem späteren Kaiser Heinrich V. vor der entscheidenden Schlacht am Fluss Regen von der Seite des Vaters auf die Seite des Sohnes wechselte.[7] Während der Seitenwechsel in der neueren Forschung eindeutig als zweifelhafte Handlungsweise interpretiert wird, wurden ihm in der älteren Forschung auch positive Aspekte unterstellt. Das "Wormser Konkordat" (1122), der Friedensschluss zwischen Kaiser und Papst, wurde auch vom Markgrafen mitunterzeichnet. Seine Unterschrift befindet sich an einer herausragenden Stelle.[8] Obwohl nur Markgraf galt Leopold als einer der einflussreichsten Reichsfürsten.[9]

in der Forschung wird gewöhnlich davon ausgegangen, dass der Markgraf bei einem Jagdunfall starb.[10] Nach den Annalen des Klosters St. Peter in Erfurt soll er auf der Jagd getötet worden sein.[9]

Heiligsprechung

Für die Heiligsprechung von Markgraf Leopold war entscheidend, dass die Dynastie der Habsburger, welche den Babenbergern im Herzogtum Österreich nachgefolgt war, diese als ihre Vorfahren interpretierten und daher großes Interesse an der Heiligsprechung ihres "Vorfahren" hatten. Versuche, ihn vom Heiligen Stuhl zur Ehre der Altäre erheben zu lassen, finden sich seit der Mitte des 14. Jahrhunderts, zunächst unter den Herzögen Albrecht "dem Lahmen" und "Rudolf dem Stifter".[11] 1358 beginnt Herzog Rudolf der Stifter einen Heiligsprechungsprozess für Leopold einzuleiten.[12] 1465 traten die Landstände des Herzogtums Österreich auf einem Landtag für die kirchliche Anerkennung des Leopoldikultes ein.[11] Kaiser Friedrich III. erreichte auf seinem "Zweiten Romzug" vom Papst die Zusage. Die feierliche Kanonisation wurde 1483 und 1484 eingeleitet. Der feierliche Akt der Heiligsprechung fand dann am Heiligkönigtag 1485 statt.[13] 1505 erfolgte dann die feierliche Übertragung seiner Reliquien.[14] Nach dem die Verehrung des Heiligen Leopolds durch die Reformation wesentlich nachgelassen hatte, wurde sie in der Gegenreformation wesentlich wiederbelebt. 1593 wurde der Leopoldstag zum kirchlichen und weltlichen Feiertag erklärt.[15] 1663 erließ Kaiser Leopold I. ein offenes Patent, mit dem er den Heiligen Leopold zum Schutzpatron des gesamten Landes Österreich ernannte.[16]

Orte mit Bezug im heutigen Niederösterreich

Leopold der Heilige hatte seine Hauptresidenz in der Pfalz in Klosterneuburg. [17][18] 1135 schloss er mit dem Bischof von Passau den Vertrag von Greifenstein.[19] Unter ihm ist in Krems um 1130 die erste Münzstätte der Markgrafschaft Österreich belegt.[5]

Erinnerungsstätten im heutigen Österreich

Heiligenstatuen finden sich in zahlreichen Kirchen, viele Kirchen sind außerdem dem Heiligen Leopold geweiht. Der 15. November, sein Gedenktag, ist in den Bundesländern Wien und Niederösterreich ein schulfreier Tag.

Niederösterreich

Tirol

Wien

  • Wien 1: 1936 wurde aus Anlass von Leopolds 800. Todestag am niederösterreichischen Landhaus in Wien ein Mosaik des Markgrafen angebracht.[21]

Leopold in Chroniken und Annalen

Bald nach 1177 entstand das "Chronicon pii marchionis", das in einer Fassung der "Klosterneuburger Annalen" überliefert ist. Es handelt sich um eine Lebensbeschreibung von Markgraf Leopold III., und es ist die einzige Lebensbeschreibung eines Babenbergers.[22] In der Barockzeit brachte Hieronymus Pez, Benediktiner aus Melk, die "Historia S. Leopoldi" heraus, die 1756 von Martin Kropff übersetzt wurde.[16]

Leopold in Sage und Legende

Leopold und Agnes sind durch die Gründung des Stiftes Klosterneuburg und deren Verknüpfung mit der "Schleierlegende" Hauptfiguren einer sehr bekannten Sage, von der es mehrere Fassungen gibt.[23]

Leopolds Verehrung im heutigen Österreich

Um 1170 / 1180 gelobten die Chorherren des Stiftes Klosterneuburg den Todestag des Markgrafen als "Spendtag" zu feierna, dem an Gläubige Geld und Lebensmittel ausgeteilt wurden.[22] 1194 stiftete eine Agnes von Pfaffstetten ein Licht für das Grab des Markgrafen, es handelt sich dabei um die älteste Nachricht zur Verehrung des Markgrafen.[11]

Literatur

  • Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): Leopold III. und die Babenberger'. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176
  • Walter Kleindel: Österreich Chronik. Daten zur Geschichte und Kultur. Verlag Carl Ueberreuter, Wien / Heidelberg, 1978
  • Walther Krenn: Allgemeine Geschichte Europas und des nahen Ostens. Verlag Leitner & Co., Wels / Wunsiedel / Zürich, 3. Auflage 1955
  • Karl Lechner: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976–1246. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 6. Auflage 1996. ISBN 3-205-98569-9
  • Georg Scheibelreiter: Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6

Einzelnachweise

  1. 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 1,11 vgl. Walter Kleindel: ‚Österreich Chronik. Daten zur Geschichte und Kultur. Wien / Heidelberg: Ueberreuter 1978, Stammtafel der Babenberger (im Anhang)
  2. vgl. Karl Lechner: Markgraf Leopold III., seine Stellung in Kirche, Reich und Land. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): Leopold III. und die Babenberger. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 22
  3. vgl. Karl Lechner: Markgraf Leopold III., seine Stellung in Kirche, Reich und Land. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): Leopold III. und die Babenberger. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 19
  4. vgl. Georg Wacha: Leopold III. als Symbol in Österreichs Geschichte. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): Leopold III. und die Babenberger. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 25
  5. 5,0 5,1 vgl. Karl Lechner: Markgraf Leopold III., seine Stellung in Kirche, Reich und Land. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): Leopold III. und die Babenberger. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 20
  6. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6, S. 86
  7. vgl. Georg Wacha: Leopold III. als Symbol in Österreichs Geschichte. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): Leopold III. und die Babenberger. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 25
  8. vgl. Floridus Röhrig: Die Heiligkeit des Weltmannes. Gedanken über Leopold III. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): Leopold III. und die Babenberger. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 38
  9. 9,0 9,1 vgl. Karl Lechner: Markgraf Leopold III., seine Stellung in Kirche, Reich und Land. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): Leopold III. und die Babenberger. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 21
  10. vgl. Floridus Röhrig: Die Heiligkeit des Weltmannes. Gedanken über Leopold III. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): Leopold III. und die Babenberger. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 39
  11. 11,0 11,1 11,2 vgl. Georg Wacha: Leopold III. als Symbol in Österreichs Geschichte. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): Leopold III. und die Babenberger. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 27
  12. vgl. Floridus Röhrig: Die Heiligkeit des Weltmannes. Gedanken über Leopold III. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): Leopold III. und die Babenberger. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 36
  13. vgl. Georg Wacha: Leopold III. als Symbol in Österreichs Geschichte. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): Leopold III. und die Babenberger. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 27f.
  14. vgl. Floridus Röhrig: Die Heiligkeit des Weltmannes. Gedanken über Leopold III. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): Leopold III. und die Babenberger. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 37
  15. vgl. Georg Wacha: Leopold III. als Symbol in Österreichs Geschichte. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): Leopold III. und die Babenberger. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 29
  16. 16,0 16,1 vgl. Georg Wacha: Leopold III. als Symbol in Österreichs Geschichte. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): Leopold III. und die Babenberger. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 30
  17. 17,0 17,1 17,2 17,3 Walther Krenn: Allgemeine Geschichte Europas und des nahen Ostens, 1955, S. 133
  18. vgl. Karl Lechner: Markgraf Leopold III., seine Stellung in Kirche, Reich und Land. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): Leopold III. und die Babenberger. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 16
  19. vgl. Greifenstein, GedaechtnisDesLandes.AT, abgerufen am 13. Juli 2019
  20. vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten / Wien, 1999. ISBN 3-85326-114-0. S. 88
  21. vgl. Georg Wacha: Leopold III. als Symbol in Österreichs Geschichte. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): Leopold III. und die Babenberger. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 30f.
  22. 22,0 22,1 vgl. Georg Wacha: MLeopold III. als Symbol in Österreichs Geschichte. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): Leopold III. und die Babenberger. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 26
  23. vgl. Der Markgräfin Schleier, Ein Schleier für Klosterneuburg oder Die Gründung von Klosterneuburg, Sagen.AT, abgerufen am 22. Dezember 2018

Weblinks

  Leopold III. (Österreich) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Anmerkungen

  1. In der Literatur finden sich mehrere Bezeichnungen. Um Verwechslungen innerhalb der Dynastie der Babenberger, aber auch mit den Herzögen von Österreich aus dem Haus Habsburg zu vermeiden, wird in diesem Artikel der Beiname verwendet, zudem der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt ist.
  2. Aus dieser Markgrafschaft, die ursprünglich zum Stammesherzogtum Baiern gehörte, entstand 1156 das eigenständige Herzogtum Österreich, aus dem später Staaten und Staatenteile mit Namen Österreich hervorgingen. Die Mark umfasste damals aber nur Teile im heutigen Bundesland Niederösterreich, wobei sie unter den Markgrafen aus der Familie der Babenbergern wesentlich vergrößert wurde.
VorgängerAmtNachfolger
Markgraf Leopold (II.) der SchöneHerrscher über die Markgrafschaft Österreich
 
1095-1136
Markgraf Leopold (IV.) der Freigiebige
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Leopold III. (Österreich) behandelt.
Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit).