Die Säumer von Braz waren Personen, die Lasten von ihrer Heimatgemeinde Braz auf dem Rücken von Saumtieren über den Arlberg nach Hall im Tirol transportierten. Jahrhundertelang beförderten sie vor allem Salz, Branntwein, Obst, Schmalz, Käse, Wein und Tuchballen über den Arlbergpass. In Hall bestand seit dem 13. Jahrhundert das Salzbergwerk im Halltal, welches die zentrale Industrie der Stadt und der Umgebung darstellte und von wo weit über Tirol hinaus vor allem die Bauern mit Salz versorgt wurden.[1][2]

Josua Zinsli, der letzte Säumer am Saumweg über den Glaspass, vor 1880

Säumerzug und Säumerweg

Ein Säumerzug bestand zumindest aus einem Säumer[3][4] und fünf bis acht Tragtieren. Der Weg von Braz nach Hall dauerte mit den Saumtieren etwa neun Tage, beladen zurück etwa elf Tage, wobei an Sonntagen nicht gearbeitet wurde. Die ergibt eine Tagesstrecke von etwa 30 Kilometer. Der Saumzug ging in der Regel an einem Montag oder Dienstag von Braz ab. Von Vorarlberg ins Tirol wurden gedörrtes Fleisch oder Speck und andere Handelswaren transportiert. Die Nachtruhe wurde z. B. in St. Anton am Arlberg, Zams, Magerbach, Pettneu am Arlberg und einem Vorort von Innsbruck und in Hall aufgeschlagen.[1]

Die Säumerei wurde als fiere (dt.: führen) bezeichnet. Dies leitete sich nach Hans Thöni aus dem italienischen Fierant ab (dt.: Marktfahrer).[5]

Wann die Säumerei von Hall nach Vorarlberg aufgenommen wurde, ist nicht überliefert. Im Vorarlberger Landesarchiv finden sich Unterlagen zur Säumerei vom Klostertal in das Stanzertal bzw. ins Tirol aus dem 17. und 18. Jahrhundert.[6] In St. Christoph am Arlberg, beim Hospitz, bestand seit dem Mittelalter ein Salzstadel, der um 1790 um einen weiteren Stadel ergänzt wurde. Diese wurden um 1900 abgebrochen, die Grundmauern waren auf Lichtbildern noch bis 1930 erkennbar.[7]

Der ursprünglich auch für Fuhrwerke geeignete Weg über den Arlberg verfiel ab dem 15. bis ins 17. Jahrhunderte immer mehr[8][9], wodurch die Säumerei mehr Gewicht bekam. Ab 1782 wurde dann unter der Regierungszeit von Joseph II. die Straße über den Arlberg ausgebaut und 1787 wurde die Josephinische Straße über den Arlbergpass eröffnet. Damit war die Säumerei nicht mehr erforderlich und wurde der Transport durch Fuhrwerke besorgt, ab 1884 auch durch die Arlbergbahn.[10]

Traglasten

Zum Transport des Salzes wurde Bulgen verwendet. In eine Bulge wurden etwa 72 Pfund Salz eingefüllt (etwa 36 Kilogramm). Drei Bulgen wurden einem Tragtier aufgelastet, je eine auf der Seite und eine Bulge auf dem Tragsattel (Obsack). Insgesamt musste daher ein ausgewachsenes Tragtier etwa 216 Pfund (= 108 Kilogramm) Salz und den Tragsattel mit etwa 12 Kilogramm von Hall nach Braz (rund 150 Kilometer) tragen (gesamt etwa 120 Kilogramm).[1] Gesamt wurden so je Saumzug (fünf bis acht Tragtieren) rund 540 bis 860 Kilogramm befördert.

Für den Transport einer Bulge wurde fünf bis sechs Kreuzer verrechnet.[5] Verlor ein Pferd ein Hufeisen, musste das Tier unterwegs um etwa drei Kreuzer wieder beschlagen werden oder um 12 Kreuzer ein neues Hufeisen gekauft werden. [11]

Bekannte Säumer

Aufgrund eines Aufschreibebuches des Wilhelm Wasle (1728 - 1801) aus St. Anton, der darin die Geschäftsbeziehungen zu Säumern und Fuhrleuten verzeichnete, sind einige Namen der Säumer aus Braz überliefert. So z. B. Martin Grass, Josef Zäch (genannt: Zächly), Zacharias Tschol, dessen Bruder Josef Tschol, Hans Christian Frei (Vry), Anton Mähr und dessen Sohn Josef Mähr.

Literatur

  • Oliver Benvenuti: Säumer und Fuhrleute. Die Transporteure der Vergangenheit, Feldkirch 2001, 3. Auflage, ISBN 3-901522-03-4.
  • Hans Thöni: Aus dem Hausbuch des Wilhelm Wasle in St. Anton am Arlberg, Bludenz, Verlag Freipresse, ISBN 3-85193-027-5.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Hans Thöni: Aus dem Hausbuch des Wilhelm Wasle in St. Anton am Arlberg, S. 94.
  2. Franz J. Heeb: Alpe Rauz 100 Jahre im Eigentum der Gemeinde Gamprin, Stand: Juni 2014, S. 26.
  3. Duden online: Säumer
  4. Das heute nicht mehr gebräuchliche Wort Saum bedeutet so viel wie „Last“ (Saum).
  5. 5,0 5,1 Hans Thöni: Aus dem Hausbuch des Wilhelm Wasle in St. Anton am Arlberg, S. 94/95.
  6. Vorarlberger Landesarchiv Rep. 14-93 Vogteiamt Bludenz Akten, Webseite: vorarlberg.at.
  7. Hans Thöni: Die Bruderschaft St. Christoph am Arlberg, 6. Ausgabe, Juli 1999, S. 9 ff, 18.
  8. Hans Thöni: Die Bruderschaft St. Christoph am Arlberg, 6. Ausgabe, Juli 1999, S. 9 ff, 12.
  9. Robert Büchner: St. Christoph am Arlberg. Die Geschichte von Hospiz und Taverne, Kapelle und Bruderschaft, von Brücken, Wegen und Straßen, Säumern, Wirten und anderen Menschen an einem Alpenpass. (Ende des 14. bis Mitte des 17. Jahrhunderts), Böhlau, Wien u. a. 2005, ISBN 3-205-77282-2, S. 169.
  10. Franz J. Heeb: Alpe Rauz 100 Jahre im Eigentum der Gemeinde Gamprin, Stand: Juni 2014, S. 27.
  11. Hans Thöni: Aus dem Hausbuch des Wilhelm Wasle in St. Anton am Arlberg, S. 96.