Sophia von Steier (* im 11. oder 12. Jahrhundert; † im 12. Jahrhundert, um / vor 1147, in Admont[A 1]), besser bekannt als Sophia von Bayern[A 2] oder "Sofia marchionessa", war durch ihre zweite Heirat eine Markgräfin von Steier und führte als Witwe ungefähr zehn Jahre lang die Regentschaft für ihren noch minderjährigen Sohn, den steirischen Markgrafen Otakar (III.).

Sophia von Steier, mit dem Wappen der Herzöge von Baiern und von Zähringen. Darstellung aus dem 2. Band der Chroniken der Habsburger, der Zähringer und der Stadt Freiburg im Breisgau

Herkunft und Familie

Sophia von Steier entstammte väterlicherseits der mächtigen und einflussreichen Familie der Welfen, die heute als das "älteste europäische Adelssgeschlecht" gilt. Sie war eine Tochter von Herzog Heinrich (IX.) von Baiern ("Heinrich dem Schwarzen") († 1126). Ihre Mutter Wulfhild war eine der beiden Erbtöchter des sächsischen Herzogs Magnus († 1106) aus der ebenfalls einflussreichen Familie der Billunger.[1] Über die Ehen ihrer drei Brüder und ihrer vier Schwestern war Sophia von Steier mit den wichtigsten Hochadelsfamilien im Heiligen Römischen Reich verwandt und zudem in ein weitverzweigtes hochadliges Verwandtschaftsnetz mit europäischen Dimensionen eingebunden.[2] Einer ihrer Brüder war Herzog Heinrich von Bayern und Sachsen ("Heinrich der Stolze") († 1139), ein weiterer Bruder war Herzog Welf von Spoleto († 1191). Sie war eine Tante von Kaiser Friedrich I. "Barbarossa" († 1190) und von Herzog Heinrich "dem Löwen" († 1195). Eine ihrer Nichten war Gräfin Elisabeth von Bregenz († 1216), die spätere Pfalzgräfin von Tübingen und "Stammmutter" der für die Geschichte des Bundeslandes Vorarlberg bedeutenden Adelsfamilien der Montforter und der Werdenberger.

Sophia war zweimal verheiratet,

∞ in 1. Ehe mit Herzog Berthold (III.) von Zähringen († um 1122)[2][A 3]
∞ in 2. Ehe mit Markgraf Leopold (I.) von Steier († 1129).

Die erste Ehe blieb kinderlos.[2] Aus der zweiten Ehe hatte sie zwei Töchter und einen Sohn, den späteren Markgrafen Markgraf Otakar (III.) von Steier († um 1164).[3] Mit der ersten Ehe ihrer Tochter Elisabeth mit Markgraf Rudolf von der Nordmark († 1144) und der Ehe ihres Sohnes Otakar mit Kunigunde von Vohburg († 1184) wurden das "Verwandtschaftsgeflecht" von Sophia weiter ausgebaut.[4]

Leben

Sophias politische Bedeutung ergab sich aus den Herkunftsfamilien ihrer Eltern, wie genealogischen Familienaufzeichnungen der Zähringer und der Otakare belegen. Während ihre zweite Ehe zum Beispiel in der "Genealogia Zaringorum" genannt ist, findet ihre erste Ehe in der "Genealogia marchionum de Stire" keine Erwähnung.[5] In beiden Geschichtsquellen wird dagegen Sophias Herkunftsfamilie hervorgehoben.[6] Über Sophias erste Ehe sind nur zwei Schenkungen überliefert, welche sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Berthold vornahm. Nach der Chronik von Berthold von Zwiefalten ließ sie zusammen mit ihrem ersten Ehemann dem Kloster Zwiefalten, dessen Vogt bis 1131/32 ihr Bruder Heinrich war, eine Schenkung zukommen, welche aus Gütern bestand, die sie aus der "Achalmer Erbschaft" der Welfen in diese Ehe eingebracht hatte. Eine weitere Schenkung machten sie und Berthold gemeinsam dem Kloster St. Peter auf dem Schwarzwald, dessen Vogt er war. St. Peter war das Hauskloster seiner Familie und ihre Grablege, wo er ebenfalls beigesetzt wurde.[7] Ihre zweite Ehe schloss sie bereits 1123, kurz nach dem Tod ihres ersten Ehemanns.[8] Für den steirischen Markgrafen Leopold, dessen Familie und verwandtschaftliche Beziehungen sich bisher weitgehend auf den "kärntnerisch-österreichischen" Raum beschränkt hatten, dürfte sie vor allem aufgrund ihrer Herkunftsfamilie und ihrer ersten Ehe eine prestigeträchtige Partie gewesen sein.[9]

Sophias zweite Ehe dauerte etwa 7 Jahren. Während dieser Zeitspanne ist sie nur in einer einzigen Urkunde genannt, nämlich jener Schenkungsurkunde, die Markgraf Leopold um 1128 in Graz ausstellen ließ. Es handelt sich dabei aber um die einzige Urkunde, welche der Markgraf selbst ausgestellt hat.[10]

Nach dem frühen Tod von Markgraf Leopold im Jahr 1129 übernahm Sophia die Vormundschaft für ihren ca. vierjährigen und somit noch unmündigen Sohn und Erben und war ca. zehn Jahre lang Otakar (III.) bis 1139/40 von einer Reihe von Verwandten übernommen, an deren Spitze offiziell Graf Bernhard von Trixen († um 1147), ein Schwager des Verstorbenen stand. Die tatsächliche Regentschaft oblag jedoch dessen Mutter Sophia, die diese Aufgabe offensichtlich sehr erfolgreich für etwa ein Jahrzehnt meisterte. ISie kümmerte sich um die erfolgreiche Realisierung der Errichtung von Stift Rein und weitere noch von ihrem Ehemann begonnene Aktivitäten. Als Angehöriger der Familie der Welfen verfügte die Markgräfin über verwandtschaftliche Verbindungen zu den wichtigsten Familien im Reich (Staufer, Zähringer, Babenberger etc.), wovon ihr Sohn später profitieren sollte.[11]

1129, erst kurz nach dem sie Witwe geworden war, unterstützte Sophia von Steier ihren Bruder Heinrich mit eigenen Truppen bei der Eroberung der Burg Falkenstein gegen die Grafen von Bogen.[12]

Sophia von Steier verbrachte ihre letzten Lebensjahr im Chorfrauenstift Admont, wo sie vor 1147 verstarb. Beigesetzt wurde sie im Stift Weingarten (heute Teil der gleichnamigen Stadt), der Grablege ihrer Herkunftsfamilie.[1]

Sophias Beurteilung als Herrscherin über die Markgrafschaft Steier

In der landesgeschichtlichen Forschung wurde Sophias Regentschaft bisher als weitgehend erfolgreich eingestuft, dies allerdings unterschiedlich begründet. Einerseits wird dafür Sophias Persönlichkeit geltend gemacht, andererseits aber davon ausgegangen, dass die Herrschaft der Otakare beim Tod von Markgraf Leopold bereits soweit gefestigt war, dass die vormundschaftliche Regierung für den noch unmündigen Erben letztlich keinen ernsthaften Rückschritt zur Folge hatte.[13] Ein gewisses Problem bei der Beurteilung von Sophias Regentschaft bedeutet die zu dieser Zeit eher schlechte Quellenlage für das spätere Bundesland Steiermark. Eine eigenständige Geschichtsschreibung hatte sich dort zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausgebildet, die Quellenproduktion der zuständigen Bistümer Passau und Salzburg ist in diesen Jahren jedoch äußerst spärlich.[14]

Literatur

  • Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1
  • Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147). Erziehen, Regieren, Bewahren. Eine Welfin in der Steiermark. In: Bettina Elpers: Regieren, Erziehen, Bewahren. Mütterliche Regentschaften im Hochmittelalter (= Studien zur Europäischen Rechtsgeschichte. Veröffentlichungen des Marx-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte Frankfurt am Main. Bd. 166). Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main, 2003. ISBN 3-465-03274-8. S. 58-78

Weblinks

  Sophia von Steier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 58
  2. 2,0 2,1 2,2 Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 61
  3. vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 272 (Stammtafel)
  4. Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 69
  5. Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 66
  6. Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 67
  7. Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 62f.
  8. Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 63
  9. Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 64
  10. Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 68
  11. vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 280
  12. Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 58 und S. 72ff.
  13. Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 70f.
  14. Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 74

Anmerkungen

  1. Sterbedaten nach Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 58
  2. Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.
  3. Clementia von Zähringen († um 1167/1173), die erste Ehefrau von Sophias Neffen, Herzog Heinrich "dem Löwen", war eine Tochter von Bertholds Bruder und Nachfolger Konrad († um 1152). Vgl. Bettina Elpers: Sophia von Bayern († vor 1147), 2003, S. 61f.