170.031
Bearbeitungen
Langer (Diskussion | Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 8: | Zeile 8: | ||
| [[Wiener Wappen|'''Landeswappen''']] | | [[Wiener Wappen|'''Landeswappen''']] | ||
|- align="center" | |- align="center" | ||
| width="50%" | | | width="50%" | | ||
| width="50%" | | | width="50%" | | ||
|- class="hintergrundfarbe5" | |- class="hintergrundfarbe5" | ||
| colspan="2" align="center" | '''Logo''' | | colspan="2" align="center" | '''Logo''' | ||
|- | |- | ||
| colspan="2" align="center" | | | colspan="2" align="center" | | ||
|- class="hintergrundfarbe5" | |- class="hintergrundfarbe5" | ||
! colspan="2" align="center"| Basisdaten | ! colspan="2" align="center"| Basisdaten | ||
Zeile 127: | Zeile 127: | ||
rect 273 0 544 408 [[Stephansdom (Wien)|Stephansdom]] | rect 273 0 544 408 [[Stephansdom (Wien)|Stephansdom]] | ||
rect 545 1 816 408 [[Kunsthistorisches Museum]] | rect 545 1 816 408 [[Kunsthistorisches Museum]] | ||
rect 0 409 272 612 | rect 0 409 272 612 | ||
rect 273 0 544 612 [[Sachertorte]] | rect 273 0 544 612 [[Sachertorte]] | ||
rect 545 1 816 612 [[Johann-Strauß-Denkmal|Denkmal Johann Strauss Sohn]] | rect 545 1 816 612 [[Johann-Strauß-Denkmal|Denkmal Johann Strauss Sohn]] | ||
Zeile 161: | Zeile 161: | ||
== Geografie == | == Geografie == | ||
Wien ist mit einer Fläche von 414,87 Quadratkilometern<ref name="Fläche" /> das kleinste Land Österreichs und vollständig vom Land [[Niederösterreich]] umgeben, zu dem es bis 1920 / 1921 (siehe [[Trennungsgesetz]]) gehörte. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 22,8 Kilometer, die West-Ost-Ausdehnung 29,4 Kilometer.<ref name="Broschüre Wien in Zahlen 2011">[http://www.wien.gv.at/statistik/pdf/wieninzahlen.pdf ''Wien in Zahlen 2011''] (PDF; 3,1 MB), Stadt Wien, aufgerufen am 30. September 2011</ref> Der höchste Punkt ist der [[Hermannskogel]] ({{Höhe|543|AT|link=true}}) am nordwestlichen Stadtrand, der tiefste die [[Lobau]] ({{Höhe|151|AT}}) am südöstlichen Stadtrand.<ref name="Broschüre Wien in Zahlen 2011" /> | Wien ist mit einer Fläche von 414,87 Quadratkilometern<ref name="Fläche" /> das kleinste Land Österreichs und vollständig vom Land [[Niederösterreich]] umgeben, zu dem es bis 1920 / 1921 (siehe [[Trennungsgesetz]]) gehörte. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 22,8 Kilometer, die West-Ost-Ausdehnung 29,4 Kilometer.<ref name="Broschüre Wien in Zahlen 2011">[http://www.wien.gv.at/statistik/pdf/wieninzahlen.pdf ''Wien in Zahlen 2011''] (PDF; 3,1 MB), Stadt Wien, aufgerufen am 30. September 2011</ref> Der höchste Punkt ist der [[Hermannskogel]] ({{Höhe|543|AT|link=true}}) am nordwestlichen Stadtrand, der tiefste die [[Lobau]] ({{Höhe|151|AT}}) am südöstlichen Stadtrand.<ref name="Broschüre Wien in Zahlen 2011" /> | ||
Zeile 196: | Zeile 195: | ||
=== Stadtgliederung === | === Stadtgliederung === | ||
{{Hauptartikel|Wiener Gemeindebezirke}} | {{Hauptartikel|Wiener Gemeindebezirke}} | ||
{{Siehe auch|Demografie Wiens}} | {{Siehe auch|Demografie Wiens}} | ||
Zeile 283: | Zeile 281: | ||
| align="left" | {{SortKey|23}}{{AT-923}} || 32,02 || 93.629 || 10.597 || 11,3 % | | align="left" | {{SortKey|23}}{{AT-923}} || 32,02 || 93.629 || 10.597 || 11,3 % | ||
|- class="sortbottom" align="right" | |- class="sortbottom" align="right" | ||
| align="left" class="hintergrundfarbe5" | | | align="left" class="hintergrundfarbe5" | '''Stadt Wien''' || class="hintergrundfarbe5" | '''414,95''' || class="hintergrundfarbe5" | '''1.714.142''' || class="hintergrundfarbe5" | '''368.178''' || class="hintergrundfarbe5" | '''21,5 %''' | ||
|} | |} | ||
Zeile 394: | Zeile 392: | ||
=== Flora === | === Flora === | ||
Durch Wien verläuft eine Grenze zwischen zwei Florenregionen, welche beide dem [[holarktis]]chen Florenreich angehören. Nur der westlichste, zum Wienerwald gehörige Teil der Stadt zählt, wie fast das ganze restliche Österreich, zur Mitteleuropäischen Florenregion, während das restliche Stadtgebiet der [[Pannonische Florenprovinz|Pannonischen Florenprovinz]] angehört, welche wiederum den westlichsten Teil der [[Südsibirisch-Pontisch-Pannonische Florenregion|südsibirisch-pontisch-pannonischen Florenregion]] darstellt. Außerhalb von Wien haben in Österreich sonst nur noch das Burgenland und Niederösterreich Anteil an der südsibirisch-pontisch-pannonischen Florenregion, welche sich von [[Südsibirien]] über die [[Ukraine]], [[Siebenbürgen]], die [[Vojvodina]] und die [[Ungarische Tiefebene]] bis an den [[Alpenostrand]] erstreckt. Zudem ist in Wien ein submediterraner Einfluss feststellbar. Aus diesem Grund wachsen in Wien viele Arten, die in Österreich einzigartig und entsprechend schützenswert sind.<ref>Manfred A. Fischer: ''Ein Hauch Orient - pannonische Vegetation und Flora'', in: ''Natur im Herzen Mitteleuropas'', 2002, ISBN 3-85214-776-X</ref> | Durch Wien verläuft eine Grenze zwischen zwei Florenregionen, welche beide dem [[holarktis]]chen Florenreich angehören. Nur der westlichste, zum Wienerwald gehörige Teil der Stadt zählt, wie fast das ganze restliche Österreich, zur Mitteleuropäischen Florenregion, während das restliche Stadtgebiet der [[Pannonische Florenprovinz|Pannonischen Florenprovinz]] angehört, welche wiederum den westlichsten Teil der [[Südsibirisch-Pontisch-Pannonische Florenregion|südsibirisch-pontisch-pannonischen Florenregion]] darstellt. Außerhalb von Wien haben in Österreich sonst nur noch das Burgenland und Niederösterreich Anteil an der südsibirisch-pontisch-pannonischen Florenregion, welche sich von [[Südsibirien]] über die [[Ukraine]], [[Siebenbürgen]], die [[Vojvodina]] und die [[Ungarische Tiefebene]] bis an den [[Alpenostrand]] erstreckt. Zudem ist in Wien ein submediterraner Einfluss feststellbar. Aus diesem Grund wachsen in Wien viele Arten, die in Österreich einzigartig und entsprechend schützenswert sind.<ref>Manfred A. Fischer: ''Ein Hauch Orient - pannonische Vegetation und Flora'', in: ''Natur im Herzen Mitteleuropas'', 2002, ISBN 3-85214-776-X</ref> | ||
Zeile 410: | Zeile 407: | ||
=== Urgeschichte, Römerzeit, Mittelalter === | === Urgeschichte, Römerzeit, Mittelalter === | ||
Archäologische Funde zeigen, dass schon während der [[Altsteinzeit]] Menschen das Gebiet begangen haben und dass ab der [[Jungsteinzeit]] das [[Wiener Becken]] kontinuierlich besiedelt war. Von der [[bronzezeit]]lichen Urnenfelderkultur zeugen in Wien etliche Brandgräber aber auch Siedlungsspuren. Die ältere [[eisenzeit]]liche Hallstattkultur ist in Wien u. a. durch einen noch immer gut sichtbaren [[Grabhügel]] und Siedlungsreste vertreten. Aus [[Kelten|keltischer]] Zeit ist ein [[Oppidum (Kelten)|Oppidum]] auf dem [[Leopoldsberg]] und eine keltischen Siedlung mit dem Namen ''Vedunia'' („Waldbach“) bekannt. | Archäologische Funde zeigen, dass schon während der [[Altsteinzeit]] Menschen das Gebiet begangen haben und dass ab der [[Jungsteinzeit]] das [[Wiener Becken]] kontinuierlich besiedelt war. Von der [[bronzezeit]]lichen Urnenfelderkultur zeugen in Wien etliche Brandgräber aber auch Siedlungsspuren. Die ältere [[eisenzeit]]liche Hallstattkultur ist in Wien u. a. durch einen noch immer gut sichtbaren [[Grabhügel]] und Siedlungsreste vertreten. Aus [[Kelten|keltischer]] Zeit ist ein [[Oppidum (Kelten)|Oppidum]] auf dem [[Leopoldsberg]] und eine keltischen Siedlung mit dem Namen ''Vedunia'' („Waldbach“) bekannt. | ||
Zeile 423: | Zeile 419: | ||
=== Habsburger === | === Habsburger === | ||
Mit dem Sieg [[Rudolf I. (HRR)|Rudolfs I.]] 1278 über [[Ottokar II. Přemysl|Ottokar II.]] von [[Böhmen]] begann die Herrschaft der [[Habsburg]]er in Österreich. Unter den [[Haus Luxemburg|Luxemburgern]] wurde [[Prag]] zur kaiserlichen Residenzstadt, in deren Schatten Wien stand. Die frühen Habsburger versuchten, die Stadt auszubauen, um Schritt zu halten. | Mit dem Sieg [[Rudolf I. (HRR)|Rudolfs I.]] 1278 über [[Ottokar II. Přemysl|Ottokar II.]] von [[Böhmen]] begann die Herrschaft der [[Habsburg]]er in Österreich. Unter den [[Haus Luxemburg|Luxemburgern]] wurde [[Prag]] zur kaiserlichen Residenzstadt, in deren Schatten Wien stand. Die frühen Habsburger versuchten, die Stadt auszubauen, um Schritt zu halten. | ||
Große Verdienste erwarb sich [[Rudolf IV. (Österreich)|Rudolf IV.]], der durch eine kluge Wirtschaftspolitik den Wohlstand hob. Zwei Entscheidungen haben ihm den Beinamen ''der Stifter'' eingetragen: die Gründung der [[Universität Wien]] 1365 (Vorbild war Prag) und der Bau des gotischen Langhauses von St. Stephan. Die folgende Zeit der Erbstreitigkeiten unter den Habsburgern brachte nicht nur viele Wirren, sondern auch einen wirtschaftlichen Niedergang. | Große Verdienste erwarb sich [[Rudolf IV. (Österreich)|Rudolf IV.]], der durch eine kluge Wirtschaftspolitik den Wohlstand hob. Zwei Entscheidungen haben ihm den Beinamen ''der Stifter'' eingetragen: die Gründung der [[Universität Wien]] 1365 (Vorbild war Prag) und der Bau des gotischen Langhauses von St. Stephan. Die folgende Zeit der Erbstreitigkeiten unter den Habsburgern brachte nicht nur viele Wirren, sondern auch einen wirtschaftlichen Niedergang. | ||
1438 wurde Wien nach der Wahl Herzog [[Albrecht II. (HRR)|Albrechts V.]] zum [[Römisch-deutscher König|römisch-deutschen König]] (Albrecht II.) Residenzstadt des Heiligen Römischen Reiches; mit dem Namen Albrecht ist auch die [[Wiener Gesera]] verbunden, im Zuge derer in den Jahren 1421/22 die Wiener Juden vertrieben oder getötet wurden. 1469 wurde die aufstrebende Stadt zum [[Bischof]]ssitz und damit der [[Stephansdom (Wien)|St. Stephan]] zur [[Kathedrale]]. In der Ära des schwachen [[Friedrich III. (HRR)|Friedrich III.]] war Wien immer auf der Seite seiner Gegner, da er den Landfrieden gegen umherziehende Söldnerbanden nicht gewährleisten konnte. 1556 schließlich wurde Wien endgültig Sitz des [[Römisch-deutscher Kaiser|Kaisers]], nachdem [[Ungarn]] und [[Böhmen]] zum Herrschaftsbereich der Habsburger hinzugekommen waren. | 1438 wurde Wien nach der Wahl Herzog [[Albrecht II. (HRR)|Albrechts V.]] zum [[Römisch-deutscher König|römisch-deutschen König]] (Albrecht II.) Residenzstadt des Heiligen Römischen Reiches; mit dem Namen Albrecht ist auch die [[Wiener Gesera]] verbunden, im Zuge derer in den Jahren 1421/22 die Wiener Juden vertrieben oder getötet wurden. 1469 wurde die aufstrebende Stadt zum [[Bischof]]ssitz und damit der [[Stephansdom (Wien)|St. Stephan]] zur [[Kathedrale]]. In der Ära des schwachen [[Friedrich III. (HRR)|Friedrich III.]] war Wien immer auf der Seite seiner Gegner, da er den Landfrieden gegen umherziehende Söldnerbanden nicht gewährleisten konnte. 1556 schließlich wurde Wien endgültig Sitz des [[Römisch-deutscher Kaiser|Kaisers]], nachdem [[Ungarn]] und [[Böhmen]] zum Herrschaftsbereich der Habsburger hinzugekommen waren. | ||
Zeile 439: | Zeile 431: | ||
{{Hauptartikel|Erste Wiener Türkenbelagerung|Zweite Wiener Türkenbelagerung|Türkenkriege}} | {{Hauptartikel|Erste Wiener Türkenbelagerung|Zweite Wiener Türkenbelagerung|Türkenkriege}} | ||
Im Jahre 1529 wurde Wien das erste Mal von den [[Osmanisches Reich|Türken]] [[Erste Wiener Türkenbelagerung|erfolglos belagert]]. Die Grenze zwischen dem habsburgischen und dem osmanischen Teil Ungarns verlief fast zweihundert Jahre lang nur etwa 150 Kilometer östlich der Stadt, was ihre Entwicklung ziemlich einschränkte. Immerhin erhielt Wien nunmehr moderne [[Festung|Befestigungsanlagen]]. | Im Jahre 1529 wurde Wien das erste Mal von den [[Osmanisches Reich|Türken]] [[Erste Wiener Türkenbelagerung|erfolglos belagert]]. Die Grenze zwischen dem habsburgischen und dem osmanischen Teil Ungarns verlief fast zweihundert Jahre lang nur etwa 150 Kilometer östlich der Stadt, was ihre Entwicklung ziemlich einschränkte. Immerhin erhielt Wien nunmehr moderne [[Festung|Befestigungsanlagen]]. | ||
Zeile 446: | Zeile 437: | ||
=== Glanzzeit von Barock und Klassizismus === | === Glanzzeit von Barock und Klassizismus === | ||
In der Folge setzte rege Bautätigkeit ein, die Stadt blühte auf. Im Zuge des Wiederaufbaus wurde Wien weitgehend [[barock]]isiert ''(Vienna gloriosa)''. Zahlreiche Adelspalais wurden gebaut; dies ist vor allem mit den Namen der [[Architekt]]en [[Johann Bernhard Fischer von Erlach]] und [[Johann Lukas von Hildebrandt]] verbunden. Rege Bautätigkeit gab es aber auch außerhalb der Stadtmauern. Seit 1704 hatten die Vorstädte ihr eigenes, großzügig angelegtes Befestigungssystem, den [[Linienwall]], etwa im Verlauf der heutigen Gürtelstraße. | In der Folge setzte rege Bautätigkeit ein, die Stadt blühte auf. Im Zuge des Wiederaufbaus wurde Wien weitgehend [[barock]]isiert ''(Vienna gloriosa)''. Zahlreiche Adelspalais wurden gebaut; dies ist vor allem mit den Namen der [[Architekt]]en [[Johann Bernhard Fischer von Erlach]] und [[Johann Lukas von Hildebrandt]] verbunden. Rege Bautätigkeit gab es aber auch außerhalb der Stadtmauern. Seit 1704 hatten die Vorstädte ihr eigenes, großzügig angelegtes Befestigungssystem, den [[Linienwall]], etwa im Verlauf der heutigen Gürtelstraße. | ||
Zeile 455: | Zeile 445: | ||
=== Die Kaiserstadt zwischen Konservativismus und Avantgarde === | === Die Kaiserstadt zwischen Konservativismus und Avantgarde === | ||
In den [[Koalitionskriege]]n wurde Wien zweimal – 1805 und 1809 – von [[Napoleon Bonaparte|Napoleons]] Truppen eingenommen. 1804 wurde es die [[Hauptstadt]] eines neuen Staates – des [[Kaisertum Österreich|Kaisertums Österreich]]. 1806 wurde in Wien das Erlöschen des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]] verkündet. Nach dem Sieg über Napoleon fand 1814/15 der [[Wiener Kongress]] statt, der die politischen Verhältnisse in Europa neu ordnete. | In den [[Koalitionskriege]]n wurde Wien zweimal – 1805 und 1809 – von [[Napoleon Bonaparte|Napoleons]] Truppen eingenommen. 1804 wurde es die [[Hauptstadt]] eines neuen Staates – des [[Kaisertum Österreich|Kaisertums Österreich]]. 1806 wurde in Wien das Erlöschen des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]] verkündet. Nach dem Sieg über Napoleon fand 1814/15 der [[Wiener Kongress]] statt, der die politischen Verhältnisse in Europa neu ordnete. | ||
Zeile 485: | Zeile 471: | ||
Wien bildet seither, ausgenommen die Zeit 1934–1945 (''bundesunmittelbare Stadt'' im [[Austrofaschismus]], ''[[Reichsgau]]'' unter [[Österreich in der Zeit des Nationalsozialismus|NS-Herrschaft]]), ein eigenes [[Land (Österreich)|Land]]. Einer der Gründe der Trennung vom Umland waren (neben der von bevölkerungsärmeren Bundesländern befürchteten Dominanz Niederösterreichs im neuen Kleinstaat) die Differenzen zwischen mehrheitlich sozialdemokratischer Stadt- und mehrheitlich christlichsozialer Landbevölkerung. Die Trennung war für die weitere Entwicklung Wiens sehr bedeutsam, da die Stadt nunmehr Steuerhoheit besaß. | Wien bildet seither, ausgenommen die Zeit 1934–1945 (''bundesunmittelbare Stadt'' im [[Austrofaschismus]], ''[[Reichsgau]]'' unter [[Österreich in der Zeit des Nationalsozialismus|NS-Herrschaft]]), ein eigenes [[Land (Österreich)|Land]]. Einer der Gründe der Trennung vom Umland waren (neben der von bevölkerungsärmeren Bundesländern befürchteten Dominanz Niederösterreichs im neuen Kleinstaat) die Differenzen zwischen mehrheitlich sozialdemokratischer Stadt- und mehrheitlich christlichsozialer Landbevölkerung. Die Trennung war für die weitere Entwicklung Wiens sehr bedeutsam, da die Stadt nunmehr Steuerhoheit besaß. | ||
Die Politik der Stadtregierung dieser Zeit („[[Rotes Wien]]“) wurde international als Pionierleistung anerkannt. Es wurde ein dichtes Netz an Sozialeinrichtungen und den Arbeitern in „[[Gemeindebau]]ten“ (kommunalen Wohnbauten) Wohnraum in großem Stil geschaffen. | Die Politik der Stadtregierung dieser Zeit („[[Rotes Wien]]“) wurde international als Pionierleistung anerkannt. Es wurde ein dichtes Netz an Sozialeinrichtungen und den Arbeitern in „[[Gemeindebau]]ten“ (kommunalen Wohnbauten) Wohnraum in großem Stil geschaffen. | ||
Zeile 496: | Zeile 481: | ||
=== Wien zur Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges === | === Wien zur Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges === | ||
Unmittelbar nach dem deutschen Einmarsch (1938) begannen „arische“ Wiener, jüdische Wiener zu bedrohen, zu quälen, zu berauben, und die [[Schutzstaffel]] (SS) begann, sie aus ihren Wohnungen zu werfen. | Unmittelbar nach dem deutschen Einmarsch (1938) begannen „arische“ Wiener, jüdische Wiener zu bedrohen, zu quälen, zu berauben, und die [[Schutzstaffel]] (SS) begann, sie aus ihren Wohnungen zu werfen. | ||
Zeile 512: | Zeile 496: | ||
=== Besatzung, Zweite Republik, Wiederaufbau === | === Besatzung, Zweite Republik, Wiederaufbau === | ||
Wenige Tage nach dem Ende der Kämpfe des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] im Raum Wien sorgte die Sowjetarmee für den Aufbau einer neuen Stadtverwaltung. Auch politische Parteien formierten sich wieder. Erst im Herbst 1945 ließen die Sowjets auch Militärkontingente der anderen drei [[Alliierte]]n, Vereinigte Staaten, Großbritannien und Frankreich, nach Wien; es blieb dann bis 1955 [[Viersektorenstadt]]. Im 1. Bezirk, der keiner der vier Besatzungsmächte fix zugeteilt war, wechselte die Besatzung jeden Monat. | Wenige Tage nach dem Ende der Kämpfe des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] im Raum Wien sorgte die Sowjetarmee für den Aufbau einer neuen Stadtverwaltung. Auch politische Parteien formierten sich wieder. Erst im Herbst 1945 ließen die Sowjets auch Militärkontingente der anderen drei [[Alliierte]]n, Vereinigte Staaten, Großbritannien und Frankreich, nach Wien; es blieb dann bis 1955 [[Viersektorenstadt]]. Im 1. Bezirk, der keiner der vier Besatzungsmächte fix zugeteilt war, wechselte die Besatzung jeden Monat. | ||
Zeile 525: | Zeile 507: | ||
=== Vom Ungarnaufstand zur Gegenwart === | === Vom Ungarnaufstand zur Gegenwart === | ||
Im Herbst 1956 nahm Wien viele Ungarn auf, die nach dem gescheiterten Aufstand gegen das kommunistische Regime nach Westen geflohen waren. Ebenso wurden 1968 viele Tschechen und Slowaken aufgenommen, die nach dem gewaltsamen Ende des [[Prager Frühling]]s die [[Tschechoslowakei]] verlassen hatten. Erst vom November 1989 an wurde Wien wieder selbstverständliches Reiseziel für die Bürger dieser Länder. | Im Herbst 1956 nahm Wien viele Ungarn auf, die nach dem gescheiterten Aufstand gegen das kommunistische Regime nach Westen geflohen waren. Ebenso wurden 1968 viele Tschechen und Slowaken aufgenommen, die nach dem gewaltsamen Ende des [[Prager Frühling]]s die [[Tschechoslowakei]] verlassen hatten. Erst vom November 1989 an wurde Wien wieder selbstverständliches Reiseziel für die Bürger dieser Länder. |