Ladislaus Prager

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Ladislaus Prager (* im 15. Jahrhundert; † im 16. Jahrhundert, um 1515), auch Ladislaus (I.) von Prag oder Ladislaus Prager (der Ältere) war Kämmerer von Kaiser Friedrich III. und gilt als bedeutendster erbländischer Kreditgeber in den späten Jahren des Kaisers[1].

Herkunft und Familie

Ladislaus Pragers Familie stammte aus dem Herzogtum Kärnten.[2] Er war dreimal verheiratet[3],
∞ in 1. Ehe mit Regina Tanpeck, einer begüterten Erbtochter im Herzogtum Österreich (ob der Enns)[A 1]. Diese Ehe hatte ihm Christoph Jörger vemittelt.
∞ in 2. Ehe mit einer Schwester des kaiserlichen "Großfinanziers" Balthasar Eggenberger, einem Bürger der Stadt Graz. Durch die Ehe einer ihrer Schwestern mit Sigmund Prüschenk war er dessen Schwager.
∞ in 3. Ehe mit Anna Fuchs von Fuchsberg, einer Verwandten des Hofmarschalls Georg Fuchs von Fuchsberg. Sie war die Tochter des kaiserlichen Salzmeiers zu Hall in Tirol und soll vor ihrer Eheschließung das Amt der obersten Hofmeisterin bei der Kaiserin bekleidet haben.[2]

  • Johann von Prag (Hans Prager)
∞ mit Magdalena von Scherffenberg
∞ mit Gräfin Katharina von Lamberg[2]vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking. Eine Spurensuche. Melk, 2016, S. 310</ref>
  • Friedrich von Prag
  • Christoph von Prag (der Jüngere)
  • Ursula von Prag
∞ seit 1563 mit Carl Ludwig von Zelking[5]
∞ um 1576 mit Veit Sigmund von Zelking[5]

Leben

Ladislaus Prager war Erbmarschall des Herzogtums Kärnten.[2] Er hatte zunächst Besitzungen in den Herzogtümern Steier[A 2] und Kärnten[A 3]. Während der Kriege gegen den ungarischen König Matthias Corvinus ließ er sich im Herzogtum Österreich (ob der Enns) nieder, wo ihm zuvor bereits die Herrschaft Mauthausen verpfändet worden war. Hier erbaute er auf einer Donauinsel noch vor 1491 den Burgstall Pragstein. Den Kampf um das Erbe seiner Ehefrau Regina konnte er mit Unterstützung des Kaisers und mehreren von dessen Kämmerern für sich entscheiden. So gelangte er in den Besitz mehrerer landesfürstlicher Lehen des Herzogtums Österreich, mit denen er seine Stellung dort wesentlich ausbauen konnte. Zu diesen Lehen gehörte auch die Herrschaft Windhaag mit den Pfarren Altenburg und Münzbach, in deren Besitz er 1485 gelangt war[2].[3]

Gemeinsam mit Wolfgang Jörger profitierte Ladislaus Prager wesentlich vom Sturz des Adligen Niklas von Liechtenstein zu Murau, die ihm neben Lehen im Herzogtum Steier auch das Amt des Erbmarschalls des Herzogtums Kärnten einbrachte. 1492 wurde er Hauptmann von Radkersburg und mit dem Amt des Erbmarschalls des Herzogtums Kärnten belehnt.[3]

1486 wurde Ladislaus Prager im Rahmen der Krönung des späteren Kaisers Maximilian I. zum römisch-deutschen König zum Ritter geschlagen. 1491 kaufte Ladislaus Prager Sigmund von Niedertor ein Haus in Wiener Neustadt ab. [3] Ladislaus Prager, der Kaiser Friedrich III. mehrmals auf Reisen ins Reich begleitete, auf denen er auch eigene Geldforderungen eintrieb, konnte seine Position auch unter Maximilian I. halten.[6]

Literatur

  • Georg Grüll: Geschichte des Schlosses und der Herrschaft Windhag bei Perg. In: Jahrbuch des oberösterreichischen Musealvereines. Bd. 87, Linz 1937, S. 185–311 digital
  • Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit. Studien zum 500. Todestag am 19. August 1493/1993 (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 12). Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien, 1993, ISBN 3-412-03793-1, Bd. 1 (Rezension)

Einzelnachweise

  1. vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 236f.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking. Eine Spurensuche. Melk, 2016, S. 310
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 236
  4. vgl. Georg Grüll: Geschichte des Schlosses und der Herrschaft Windhag bei Perg, 1937, S. 202 digital
  5. 5,0 5,1 vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking. Eine Spurensuche. Melk, 2016, S. 270f.
  6. vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 237

Anmerkungen

  1. Das Herzogtum Österreich umfasste damals das heutige Bundesland Wien und Teile der heutigen Bundesländer Niederösterreich und Oberösterreich. 1417 kam die Stadt Steyr mit der gleichnamigen Herrschaft endgültig dazu. Im 15. Jahrhundert spaltete sich das Herzogtum Österreich in zwei Teilherzogtümer auf: Österreich ob der Enns (heute im Wesentlichen: Oberösterreich) und Österreich unter der Enns (heute im Wesentlichen: Niederösterreich)
  2. Das Herzogtum Steier(mark) umfasste damals Teile der heutigen Bundesländer Steiermark und Niederösterreich und des heutigen Staates Slowenien.
  3. Das Gebiet des Herzogtums Kärnten umfasste damals im Wesentlichen die meisten Teile des heutigen Bundeslandes Kärnten. Einige Teile des heutigen Bundeslandes standen zu dieser Zeit aber noch unter der Herrschaft des Erzstiftes Salzburg und kamen erst im 18. Jahrhundert endgültig unter die Herrschaft der Habsburger als Herzöge von Kärnten. Die Herrschaft über das Herzogtum Kärnten wurde im 15. Jahrhundert außerdem die Besitzungen und Lehen weiterer Herrschaftsinhaber beeinträchtigt, darunter neben dem Erzstift Salzburg mehrere Hochstifte wie zum Beispiel Gurk oder Bamberg und die Grafen von Görz und Grafen von Cilli.
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