K.A.V. Bajuvaria Wien
Wappen | Karte |
---|---|
Basisdaten | |
Bundesland: | Wien |
Gründung: | 19. Juni 1920 in Wien |
Verband: | ÖCV |
Eintritt in CV: | 1932 |
Kürzel: | Baj! |
Adresse: | Naglergasse 13 1010 Wien |
Website: | www.bajuvaria.at |
E-Mail: | chc(at)baj.at |
Die Katholisch Akademische Verbindung Bajuvaria (K.A.V. Bajuvaria) zu Wien im ÖCV ist eine farbentragende, nichtschlagende Studentenverbindung, die dem größten Akademikerverband Österreichs, dem Österreichischen Cartellverband (ÖCV) angehört.
Geschichte
Eine Gruppe engagierter Mittelschüler gründete im 3. Wiener Gemeindebezirk in der Pfarre St. Rochus die katholische Mittelschulverbindung K.ö.St.V. Frankonia, in die auch Studenten aufgenommen werden sollten. Da eine gemeinsame Verbindung für Mittelschüler und Hochschüler nicht zulässig war, beschloss der Burschenconvent der Frankonia am 19. Juni 1920 die Gründung der Katholisch Akademischen Verbindung Bajuvaria.
Die Gründungsburschen waren: Eduard Chaloupka, Otto Krammer, Johann Löw, Ernst Rechtlehner und Josef Nagler.
Bereits 1923 hatte die Verbindung das nicht leicht zu erlangende Recht durchgesetzt, an der Universität Wien in Farben aufzutreten. Als in sich gefestigte Verbindung suchte Bajuvaria 1924 erstmals um Aufnahme in den Cartellverband an. Nachdem Bajuvaria 1929 auf der Cartellversammlung den Status einer „freien Verbindung“ (Probemitglied) erlangt hatte, wurde sie 1932 endgültig in den CV aufgenommen.
Der Druck der Nationalsozialisten auf die österreichischen CV-Verbindungen führte 1933 zu deren Loslösung vom CV und zur Gründung des Österreichischen Cartellverbandes (ÖCV). Die Korporationen des ÖCV schlossen Nationalsozialisten aus ihren Reihen aus und CVer waren an politisch führender Stelle aktiv im Kampf für eine selbständiges Österreich. An der Spitze standen die CV-Mitglieder und Bundeskanzler Engelbert Dollfuß und Kurt Schuschnigg. Am 11. März 1938 folgten auch Bajuvaren dem Aufruf des CV zum bewaffneten Widerstand gegen den Anschluss. Unmittelbar nach dem Einmarsch Hitlers wurde die Bajuvaria wie alle anderen ÖCV-Verbindungen verboten.
Nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft und der Befreiung Wiens sammelte sich bereits im April 1945 eine kleine Schar Bajuvaren mit der Absicht, die Verbindung zu reaktivieren. Schon im Herbst 1945 konnte ein improvisierter Verbindungsbetrieb aufgenommen werden. Sogar die Prunkfahne überlebte die Kriegswirren. Ab 1946 gehörten Stiftungsfest und Weihnachtskommers wieder zu den Fixpunkten des Verbindungslebens.
Handfest stellten Bajuvaren im Herbst 1950 ihr Engagement für ein freies demokratisches Österreich unter Beweis. Sie trugen durch die Beteiligung bei Barrikadenräumaktionen zur Abwehr des Putschversuches der österreichischen Kommunisten bei. Am 14. Mai, dem Vorabend der Staatsvertragsunterzeichnung, verlieh Bajuvaria im Rahmen des Kommerses zum 35. Stiftungsfest Bundeskanzler Julius Raab das Ehrenband (in Anwesenheit des Außenministers Leopold Figl, der schon 1947 das Ehrenband erhielt).
Im Studienjahr 1968/69 stellte Bajuvaria erstmals den Vorort (Vorsitz) im ÖCV. In dieser von Studentenunruhen bewegten und schwierigen Zeit suchte der ÖCV nach einem neuen Selbstverständnis.
Verbindungsleben
Die K.A.V. Bajuvaria hat um die 40 Aktive und 310 alte Herren und zählt damit in Wien zu den größten Verbindungen. Ihre Mitglieder kommen aus den verschiedensten Fachrichtungen der Universität Wien, Universität für Bodenkultur Wien, Medizinische Universität Wien, Wirtschaftsuniversität und anderer.
Seit ihren Anfängen pflegt die Bajuvaria traditionelles studentisches Brauchtum und lebt nach folgenden vier Prinzipien, die allen Verbindungen im ÖCV gemeinsam sind.
- Religio: Bekenntnis zum katholischen Glauben, zu einem Leben nach christlichen Grundsätzen im privaten und öffentlichen Leben und zu einer ökumenischen Geisteshaltung.
- Patria: Bekenntnis zur souveränen Republik Österreich und ihrer besonderen Stellung im zusammenwachsenden Europa.
- Scientia: Bekenntnis zum Wert unvoreingenommenen Strebens nach Wahrheit, Wissen und lebenslangen Aus- und Weiterbildung: Nach der Überzeugung der Mitglieder verpflichtet die akademische Ausbildung zu erhöhter Verantwortung in der Gesellschaft.
- Amicitia: Bekenntnis zur Idee der Brüderlichkeit, der redlichen Hilfsbereitschaft und des bewussten Vertrauensvorschusses. Unter allen Mitgliedern der Verbindung und des Verbandes wird ausschließlich das „Du“-Wort verwendet.
Als farbentragenden Verbindung trägt Bajuvaria Band und Deckel (Couleur). Dies sind Symbole der weltanschaulichen Zusammengehörigkeit nach innen und nach außen. Die Farben sind dunkelblau–rot-gold. Der Wahlspruch lautet „Für Volk und Glauben“.
Die Verbindung gliedert sich in einen Studentenverband (die Aktivitas) und einen Altherrenverband. Neu aufgenommene Mitglieder werden Fuxen genannt. Sie stellen den Verbindungsnachwuchs dar und werden in das Verbindungsleben eingeführt. Die Burschung stellt das Ende dieser Probezeit dar und ist die Aufnahme als vollberechtigtes Mitglied, das Bursch genannt wird. Jeweils sechs Burschen werden für ein Semester zum Verbindungsvorstand gewählt, welcher Chargenconvent (ChC) heißt. Sie gestalten und organisieren die Veranstaltungen eines Semesters. Mitglieder, die ihr Studium erfolgreich abgeschlossen haben, werden in den Altherrenverband der Bajuvaria aufgenommen. Sie nehmen weiterhin aktiv am Verbindungsleben teil und stehen den aktiven Mitgliedern mit ihrer Erfahrung unterstützend zur Seite.
Budengeschichte
Bajuvaria hat sich seit den 1950er Jahren von einer kleinen Landstraßer Verbindung zu einer Großverbindung entwickelt, die nicht nur ein neues Verbindungsheim benötigten, sondern auch ein Kommuniaktionszentrum, das für alle Mitglieder gleichermaßen leicht erreichbar war. 1958 übersiedelte die Verbindung deshalb in den 1. Bezirk, in die Walfischgasse 4. Bald jedoch konnte auch dieses Lokal den steigenden Bedürfnissen nicht mehr gerecht werden.
1980 wurden mit dem Ziel, hier für die Bajuvaria in zwei Stockwerken eine neues Heim zu schaffen, die Obergeschosse des Leerstehenden und vom Verfall bedrohten Hauses Wien 1., Naglergasse 13, erworben. Die Renovierung erforderte von allen Beteiligten viel Planungsarbeit, Kraft und Zeit. Von den Fundamenten bis zum Dach musste das ganze Haus vollkommen saniert werden. Der erforderliche Umbau wurde unter der Federführung von mehreren Bajuvaren wie Dkfm. Peter Weninger, dem Architekten Ing. Gustav Blei und Utz Purr sowie der finanziellen Unterstützung zahlreicher Bundesbrüder durchgeführt.
Die Einweihung der neuen Bajuvarenbude erfolgte durch den Bajuvaren Erzbischof Cesare Zacchi am 20. November 1982. Sie erhielt nach dem Gründungsburschen, langjährigen Philistersenior der Bajuvaria und gleichzeitigem Vorsitzenden der Verbandsführung des ÖCV den Namen „Dr. Eduard Chaloupka-Bude“. Im Sommer 2007 wurde die Bude neu eingerichtet und renoviert, sie erstrahlt seitdem in neuem Glanz.
Bekannte Mitglieder
- Eduard Chaloupka (1902–1967), Jurist und Beamter
- Engelbert Dollfuß (1892–1934), Bundeskanzler (Ehrenmitglied)
- Leopold Figl (1902–1965), Bundeskanzler (Ehrenmitglied)
- Theodor Innitzer 1875–1955), Erzbischof (Ehrenmitglied)
- Thomas Klestil (1932–2004), Bundespräsident
- Franz Korinek (1907–1985), Bundesminister
- Ernst Marboe (1909–1957), Publizist und Beamter
- Ernst Wolfram Marboe (*1938), Journalist und Intendant
- Peter Marboe (*1942), Politiker
- Alois Mock (*1934), Politiker (Ehrenmitglied)
- Julius Raab (1891–1964), Baumeister und Bundeskanzler (Ehrenmitglied)
- Nivard Schlögl (1864–1939), Priester und Bibelwissenschaftler (Ehrenmitglied)
- Josef Taus (* 1933), Industrieller, Manager und Politiker
- Hannspeter Winter (1941–2006), Physiker
Siehe auch
- Österreichischer Cartellverband
- Studentenverbindung
- Liste der Dachverbände von Studentenverbindungen