Johann Dengler

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Johann Nepomuk Dengler (* 29. November 1813, in Untermaßing, heute Teil der Stadt Greding), Deutschland; † 25. März 1866, in München)[A 1], in der älteren Literatur auch Johann Franz Dengler, war ein Angehöriger der im Umfeld der Stadt Wien im 19. Jahrhundert ansässigen und aus dem heutigen Bayern bedeutenden Brauereibesitzerdynastie Dengler-Bosch. Gemeinsam mit seiner Ehefrau und seinem Schwiegervater war er Besitzer des Fünfhauser Brauhauses und für einige Monate Bürgermeister von Fünfhaus.

Herkunft und Familie

Johann Dengler stammte aus im heutigen Bayern ansässigen Brauerfamilie. Er war der Neffe des Braumeisters Franz Dengler († um 1845) und einer der vermutlich vier Söhne des Braumeisters Michael Dengler aus dessen Ehe mit Katharina Gilchin.[1] Einer seiner Brüder war der Bierversilberer Maximilian Dengler, der einige Zeit im Fünfhauser Brauhaus mitarbeitete.[2]

Johann Dengler war mit Katharina Bosch (* 2. Juni 1816, in Jedlesee; † 27. Mai 1853, in Fünfhaus) verheiratet, der einzigen Tochter von Anton Bosch († 1868), dem Besitzer des Jedleseer Brauhauses.[3] Dieser war ein Freund seines Onkels Franz Dengler.[2] Die Eheleute Johann und Katharina Dengler hatten sieben Kinder, darunter:

  • Anton Dengler († 1900), erbte von seinem Großvater das Jedleseer Brauhaus erbte.[3]
  • Ernst (Ernest) Dengler (* um 1843, in Fünfhaus; † 20. Mai 1865)[4]
  • Franz Dengler der Jüngere (* in Fünfhaus; † 6. Juni 1893)[4]

Leben

Die Eheschließung von Johann Dengler mit Katharina Bosch sollte sich für ihn auszahlen. Als Mitgift für seine Tochter kaufte sein Schwiegervater Anton Bosch für die Eheleute das Fünfhauser Brauhaus, erneuerte dessen schon ziemlich heruntergekommene Gebäudeteile bzw. ersetzte sie durch qualitätsvolle Neubauten. Er dürfte auch den Anbau einer geräumigen und eindrucksvollen Bierhalle finanziert haben.[5] Diese fand nicht nur in den damaligen Printmedien große Beachtung, sondern entwickelte sich unter den Gastwirten Ferdinand Wunderer und Johann Vallentin zu einem bekannten und beliebten Ausflugsziel für die Wiener Bevölkerung und konnte mit den Auftritten beliebter Musiker wie Josef Lanner und Johann Strauß mit ihren Kapellen punkten.[6][4]

Johann Dengler, der mit seiner Ehefrau in Fünfhaus ansässig war, betätigte sich seit Anfang der 1840er-Jahre politisch und wurde im Revolutionsjahr 1848 "Bezirks=Commandant" der neu gegründeten Nationalgarden von Fünfhaus.[7] Seit 1853 war er unter dem Bürgermeister Heinrich Herklotz (Herrklotz) († 1856) "Gemeinderath" von Fünfhaus.[8] Nach dessen Tod stieg er zum Bürgermeister bzw. Gemeindevorsteher von Fünfhaus auf und wurde am 31. Jänner 1861 durch Wahl in diesem Amt bestätigt. Wenig später stellte er sich der Wahl zum Landtags-Abgeordneten und wurde Anfang März 1861 mit absoluter Stimmmehrheit zum "Wahlmann" gewählt.[9] Seine politische Karriere war aber wenige Monate später zu Ende, als über das Fünfhauser Brauhaus vom Bezirksgericht Sechshaus der Konkurs verhängt wurde. Er musste seine Position als Bürgermeister von Fünfhaus daraufhin wieder abgeben und machte sich aus dem Staub.[10]

Spätestens nach 1848, nach der Autobiographie seines Schwiegervaters bereits früher[11], waren Johann Dengler und seine Ehefrau Katharina in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Zwischen 1849-1861 musste die Bierproduktion des Brauhauses stark reduziert werden. Nach dem Tod seiner Ehefrau war Johann Dengler 1853 für einige Zeit gezwungen, das Fünfhauser Brauhaus von seinem Schwiegervater Anton Bosch zu pachten, der dieses mit großzügigen Investitionen für seine Enkelkinder zu sanieren versuchte[12].[13] Johann Dengler dürfte jedoch diese finanzielle Unterstützung zum Teil für seine politische Karriere zweckentfremdet haben.[12] Nachdem Konkurs von Johann Dengler, der am 10. September 1861 öffentlich gemacht wurde, übernahm sein Schwiegervater Anton Bosch nochmals das Fünfhauser Brauhaus und beglich die Schulden, womit er erreichte, dass 1863 der Konkurs vom Bezirksgericht wieder aufgehoben wurde.[14] Nach der älteren Geschichtsforschung soll das Fünfhauser Brauhaus dann Anton Dengler, der älteste Sohn von Johann Dengler übernommen haben. Nachdem dieser von seinem Großvater das Jedleseer Brauhaus erbte, Anton Dengler das Fünfhauser Brauhaus an Jakob Christian und August Schik, Kattun- und Walzendruckfabrikanten aus Prag, und die Großhändler Josef und Max Mauthner veräußert haben.[13] Nach der aktuellen Forschung wurde das Fünfhauser Brauhaus aber schon 1862 an diese Personen verkauft.[15] Johann Dengler dürfte Fünfhaus gleich nach der Verhängung des Konkurses verlassen haben und nie mehr dorthin zurückgekehrt sein. Im Februar 1862 hielt er sich einige Tage in einem Hotel in Salzburg auf. Er dürfte dann ins heutige Bayern zurückgekehrt sein, wo er 1866 starb.[16]

Erinnerungen an Johann Dengler

Nach der Eingemeindung des Vorortes Fünfhaus nach Wien wurde nach Johann Dengler nach Beschluss des Wiener Stadtrates am 13. Juli 1894 die Sigmundgasse in Fünfhaus in Denglergasse umbenannt.[17]

Literatur

  • Anton Bosch: Biographie von Anton Bosch, Brauhaus- und Realitäten-Besitzer zu Jedlesee bei Wien. Eigenverlag, Wien, 1868 digital
  • Felix Czeike (Hrsg.): Dengler, Johann Franz. In: Historisches Lexikon Wien. Band 2, Kremayr & Scheriau, Wien 1993, ISBN 3-218-00544-2, S. 12.
  • Christian M. Springer - Alfred Paleczny - Wolfgang Ladenbauer (Hrsg.): Wiener Bier-Geschichte. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2017. ISBN 978-3-205-20437-4. S. 164-168
  • Eva Anna Welles: Adelige, Mönche, Feuergewehre und Bier. Vom Nentwichhof zum Fünfhauser Brauhaus (= Brigitte Neichl (Hrsg.): Edition Bezirksmuseum 15, Nr. 14). Eigenverlag, Wien, 2022. ISBN 978-3-9503795-8-7

Weblinks

Einzelnachweise

  1. ↑ vgl. Eva Anna Welles: Adelige, Mönche, Feuergewehre und Bier, 2022, S. 74 und S. 75
  2. ↑ 2,0 2,1 vgl. Eva Anna Welles: Adelige, Mönche, Feuergewehre und Bier, 2022, S. 74
  3. ↑ 3,0 3,1 vgl. Johann Nepomuk Dengler im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien, abgerufen am 1, November 2024
  4. ↑ 4,0 4,1 4,2 vgl. Eva Anna Welles: Adelige, Mönche, Feuergewehre und Bier, 2022, S. 73
  5. ↑ vgl. Eva Anna Welles: Adelige, Mönche, Feuergewehre und Bier, 2022, S.76f., S. 78 und S. 79
  6. ↑ vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Dengler, Johann Anton. In: Historisches Lexikon Wien. Band 2, Kremayr & Scheriau, Wien 1993, ISBN 3-218-00544-2, S. 12.
  7. ↑ vgl. Eva Anna Welles: Adelige, Mönche, Feuergewehre und Bier, 2022, S. 92
  8. ↑ vgl. Eva Anna Welles: Adelige, Mönche, Feuergewehre und Bier, 2022, S. 98
  9. ↑ vgl. Eva Anna Welles: Adelige, Mönche, Feuergewehre und Bier, 2022, S. 99f.
  10. ↑ vgl. Eva Anna Welles: Adelige, Mönche, Feuergewehre und Bier, 2022, S. 100f.
  11. ↑ vgl. Eva Anna Welles: Adelige, Mönche, Feuergewehre und Bier, 2022, S. 74 und S. 97
  12. ↑ 12,0 12,1 vgl. Eva Anna Welles: Adelige, Mönche, Feuergewehre und Bier, 2022, S. 99
  13. ↑ 13,0 13,1 Referenzfehler: Es ist ein ungültiger <ref>-Tag vorhanden: Für die Referenz namens wienwiki wurde kein Text angegeben.
  14. ↑ vgl. Eva Anna Welles: Adelige, Mönche, Feuergewehre und Bier, 2022, S. 100
  15. ↑ vgl. Eva Anna Welles: Adelige, Mönche, Feuergewehre und Bier, 2022, S. 100 und S. 101
  16. ↑ vgl. Eva Anna Welles: Adelige, Mönche, Feuergewehre und Bier, 2022, S. 101
  17. ↑ vgl. Denglergasse im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien, abgerufen am 1, November 2024

Anmerkungen

  1. ↑ Geburts- und Sterbedaten nach Eva Anna Welles: Adelige, Mönche, Feuergewehre und Bier, 2022, S. 75; nach WienWiki starb Johann Dengler bereits am 10. November 1862. Vgl. Johann Nepomuk Dengler im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien.
  2. ↑ Der Eintrag auf der WienWiki basiert auf dem Artikel bei Felix Czeike, den er in einigen Punkten korrigiert bzw. aktualisiert.
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