Neudegger

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Das Wappen der Familie der Neidegger

Die Familie von Neidegg oder Neudegg[A 1]) war eine vermögende Adelsfamilie, die im heutigen Österreich ansässig war.

Die Familie

Die Burg Ober-Ranna in Mühldorf war viele Jahre der Stammsitz des im heutigen Niederösterreich ansässigen Familienzweiges der Neidegger.

Die Familie der Neidegger war eine Ritterfamilie im Dienst der Herzöge von Österreich, die in den Herzogtümern Österreich, Steier, Kärnten und Krain sowie in der Grafschaft Tirol begütert war.[1] Im damaligen Herzogtum Österreich gehörten der Familie zum Beispiel ausgedehnte Ländereien um Unterloiben (heute Teil der Gemeinde Dürnstein), darunter riesige Waldgebiete, die bis ins Waldviertler Hochplateau reichten bis zum Zobelholz und zum Harrerland. Außerdem gehörten ihr dort 35 "Urhäuser", 14 Lehen und 21 Hofstätten. Ein Neidegger war Burggraf des Herzogsitzes in Steyr, ein anderer Neidegger war Burggraf von Rehberg.[2] Bekannt ist besonders jener Familienzweig, der seinen Sitz im Herzogtum Österreich hatte.

Die Familie der Neidegger im heutigen Niederösterreich

Durch die Ehe von Ulrich von Neidegg mit Agnes von Ranna gelangte wesentlicher Besitz der Herren von Grie-Ranna an die Familie, darunter die in Mühldorf gelegene Herrschaft Ober-Ranna, die unter seinem Sohn Hans (III.) von Neidegg und dessen Nachfahren der Hauptsitz der Familie war.[3] Dieser gründete zusammen mit seiner Ehefrau das Paulinerkloster Unterranna, dessen Kirche zusammen mit der Burgkirche von Ober-Ranna der Familie lange Zeit als Grablege diente und die im 15. Jahrhundert als Pfarre mit der in Mühlbach gelegenen Hauptpfarre Nieder-Ranna konkurrierte.[4] Seine Söhne begründeten die "ältere" Linie der Herren von Ranna (oder Ober-Ranna). Sie und ihre Kinder finden sich im Umfeld von Kaiser Friedrich III..[5]

Hans (X.) von Neidegg begründete Ende des 15. Jahrhunderts eine "jüngere" Linie der Herren von Ranna (oder Ober-Ranna), welche die ältere Linie beerbte und im 16. Jahrhundert protestantisch wurde. Sie dürfte mit dessen Söhnen in "männlicher" Linie ausgestorben sein und wurden von den Familien von Althan und Trauttmansdorff im Wesentlichen beerbt.[6]

Stammtafeln

Das ehemalige Paulinerkloster Unter-Ranna ist heute eine Kirchenruine. Das Kloster wurde von Hans (III.) von Neidegg gegründet und diente seiner Familie als Hauskloster und Grablege.

Nachfahren von Konrad von Neidegg

Konrad von Neidegg

  1. Ulrich von Neidegg ∞ mit Agnes von Ranna, Tochter von Johann von Ranna, ihre Schwester war die Ehefrau von Johann (II.) von Ried
    1. Hans (III.) von Neidegg zu Ranna († 1425) ∞ mit Kunigunde von Lasberg,
      1. Hans (IV.) von Neidegg (15. Jahrhundert, † um 1459), Begründer der älteren Linie der Herren zu Ranna ∞ Anna von Prank (Prangh) († 1457 / 1460), Schwager von Johann Ungnad und Georg von Eckartsau
        1. Agnes von Neidegg ∞ in 2. Ehe mit Sigmund von Winkl
          1. Cimburg von Winkl ∞ Koloman Scheck von Wald
        2. Tochter ∞ mit Jörg Scheck von Wald
          1. Koloman Scheck von Wald ∞ mit Cimburg von Winkl
      2. Leopold von Neidegg zu Rastenberg († um 1455) ∞ mit Katharina Gropatsch († 1495), Schwager von Heidenreich Truchseß von Grub
        1. Hans (IX.) von Neidegg
        2. Friedrich von Neidegg
          1. Leopold von Neidegg (um 1508), Vaterschaft nicht sicher
        3. Ruland von Neidegg († nach 1884) ∞ N.N. von Maltzkasten († 1539)

Die jüngere Linie der Familie der Neidegger von Ranna

Hans (X.) von Neidegg ∞ mit Barbara von Firmian[7]

  1. Roland von Neidegg zu Ranna, Vogt von Klosterranna.[8]
  2. Andreas von Neidegg, ansässig nach 1570 auf Burg Ober-Ranna
  3. Matthäus (Matthias) von Neidegg († nach 1544)[9]
  4. Sohn
  5. Katharina von Neidegg ∞ (1. Ehe um 1538) mit Bernhard (I.) Thurzó von Bethlenfalva zu Grafenegg; ∞ (2. Ehe, nicht gesichert) mit Zacharias Wochnitzky von Wochnitz[10]
    1. (1. Ehe) Alexius Thurzó von Bethlenfalva (* / † 1541), beigesetzt in der Klosterkirche des Paulinerklosters Unter-Ranna[10]
    2. (1. Ehe) Bernhard (II.) Thurzó von Bethlenfalva[10]
    3. (1. Ehe) weitere Kinder[10]
  6. Tochter
  7. Tochter
  8. Georg (IV.) von Neidegg zu Ranna († 1570) ∞ mit Siguna von Kirchberg, einer Schwester von Ludwig von Kirchberg, Landmarschall des Herzogtums Österreich unter der Enns.[11]
    1. Regina von Neidegg zu Ranna ∞ mit Wolf Wilhelm von Althan von der Goldburg zu Murstetten († 1572)[7]
      1. Wolf Georg von Althan
      2. Sigmunde von Althan
      3. Rosina von Althan
      4. Judith von Althan
      5. Susanne von Althan ∞ mit Christoph von Greiß zu Wald und Pielach[12]

Weitere Mitglieder aus der Familie

  • Ein Roland von Neidegg ("Rueland von Neydegkh") war Pfleger[A 2] der Burg Gars. Als die "Ungarnkönigin" Agnes dort 1314 für den Ort Ysper (heute Teil der Gemeinde Yspertal) einen Freibrief ausstellte, wird er als Zeuge genannt.[13]
  • Achaz von Neidegg war seit 1473 Pfleger von Baden und der Schwager von Hans von Mühlfeld († 1469)[14]
  • Hans (V.) von Neidegg (15. Jahrhundert), aus der "Rastenberger Linie" der Familie von Neidegg begründete eine jüngeren "Linie zu Ranna". Er war der Bruder von Georg von Neidegg, dem Vater von Hans (VII.) von Neidegg.
  • Ein Mathäus von Neidegg ist um 1548 urkundlich belegt.[7]
  • Clara von Neidegg (Neudeck) (* im 16. Jahrhundert; † nach 1579), Protestantin, die energisch ihren Glauben verteidigte
  • 1589 ist ein Servatius von Neidegg belegt, der aus der jüngeren Linie von Ranna stammen dürfte.[6]

Die Familie der Neudegger im heutigen Tirol

Angeblich waren die Neudegger Ministeriale der Grafen von Andechs. Ein Familienzweig ließ sich jedenfalls in der Grafschaft Tirol nieder, wo er besonders im heutigen Südtirol präsent war. Sigmund von Neudegg (Neideck) war mit Eberhardzell und Schweinhausen belehnt, später war er Schenk und Pfleger zu Altspaur. Sein Sohn Georg von Neudegg (Neideck) († 5. Juni 1514 als kaiserlicher Stadthalter von Verona) war Domherr zu Trient. 1472 wurde dieser Familienzweig in die Tiroler Adelsmatrikel aufgenommen, 1603 starb er aus.[15]

Sonstiges

Das Wappen der Familie zeigte ursprünglich drei rote Jakobsmuscheln auf silberenen Feld, die von rechts oben nach links unten angeordnet waren. Nach der Heirat von Ulrich von Neidegg mit Agnes von Ranna wurde die Wappen der beiden Familien vereinigt. Das neue Wappen der Neudegger war vierteilig. Im 1. und 4. Feld befand sich der goldene Greif auf schwarzem Feld, das Wappen der Familie von Ranna-Grie, im 2. und 3. Feld die Jakobsmuscheln der Neudegger.[15]

Erinnerungen

Niederösterreich

  • Dürnstein: Eine Waldriede bei Loiben hat den Namen: das Neudeck. Der dazu gehörige Wirtschaftshof, in dem die Verwaltung für diese Riede untergebracht ist, befindet sich zwischen dem Förthofer Zipf und der Hengl-Wand. Er wurde im Volksmund bis in 20. Jahrhundert der "Neidegger-Hof" genannt.[2]

Wien

  • Früher wurde in Forschung davon ausgegangen, dass der im 7. und 8. Bezirk gelegene Neudeggerhof nach der Familie der Neudegger benannt wäre, an den noch heute die Neudeggergasse im 8. Wiener Gemeindebezirk erinnert.

Literatur

  • Inge Resch-Rauter: Ranna. Geschichte in Geschichten. Eigenverlag, Mühldorf, o. J.
  • Leo Santifaller: Das Trienter Domkapitel in seiner persönlichen Zusammensetzung im späten Mittelalter (Mitte des 14. Jahrhunderts bis 1500). Aus dem Nachlass herausgegeben und mit einer Einleitung von Klaus Brandstätter (= Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs. Bd. 9). Verlag Athesia, Bozen, 2000. ISBN 88-8266-053-2. S. 82

Weblinks

 Wappen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493). Hof, Regierung, Politik (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 17, zugleich: Gießen, Universität, Habilitations-Schrift, 1993). Verlag Böhlau, Köln, 1997. ISBN 3-412-15595-0. Bd. 1, S. 258
  2. 2,0 2,1 vgl. Inge Resch-Rauter: Ranna. Geschichte in Geschichten. Eigenverlag, Mühldorf, o. J., S. 57
  3. vgl. Inge Resch-Rauter: Ranna. Geschichte in Geschichten. Eigenverlag, Mühldorf, o. J., S. 57f.
  4. vgl. Inge Resch-Rauter: Ranna. Geschichte in Geschichten. Eigenverlag, Mühldorf, o. J., S. 64
  5. vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493). Hof, Regierung, Politik (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 17). 3 Bände, Böhlau, Köln 1997, ISBN 3-412-15595-0 (Zugleich: Gießen, Universität, Habilitations-Schrift, 1993), Bd. 1, S. 351
  6. 6,0 6,1 vgl. Inge Resch-Rauter: Ranna. Geschichte in Geschichten. Eigenverlag, Mühldorf, o. J., S. 100
  7. 7,0 7,1 7,2 vgl. Inge Resch-Rauter: Ranna. Geschichte in Geschichten. Eigenverlag, Mühldorf, o. J., S. 71
  8. vgl. Inge Resch-Rauter: Ranna, S. 102
  9. vgl. Andreas Zajic: Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems (= Die Deutschen Inschriften 72, Wiener Reihe 3, Band 3, Teil 3). Wien, 2008, Kat. Nr. 256 digital
  10. 10,0 10,1 10,2 10,3 vgl. Andreas Zajic: Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems (= Die Deutschen Inschriften 72, Wiener Reihe 3, Band 3, Teil 3). Wien, 2008, Kat. Nr. 215 digital
  11. vgl. Inge Resch-Rauter: Ranna. Geschichte in Geschichten. Eigenverlag, Mühldorf, o. J. S. 71
  12. vgl. Inge Resch-Rauter: Ranna. Geschichte in Geschichten. Eigenverlag, Mühldorf, o. J. S. 72
  13. vgl. Inge Resch-Rauter: Ranna. Geschichte in Geschichten. Eigenverlag, Mühldorf, o. J. S. 62
  14. vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit. Studien zum 500. Todestag am 19. August 1493/1993 (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 12). Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien, 1993, ISBN 3-412-03793-1, Bd. 1. S. 285
  15. 15,0 15,1 vgl. Leo Santifaller: Das Trienter Domkapitel, 2000, S. 116 Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Ranna58“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.

Anmerkungen

  1. Während in älteren Forschungsarbeiten häufig die Schreibeweise Neudegg oder Neudeck verwendet wurde, findet sich in den neuesten Forschungsarbeiten gewöhnlich die Schreibweise Neydeck, Neidegg, Neideck etc. Daneben werden Mitglieder der Familie auch häufig als Neidegger, Neudegger etc. bezeichnet, in den Urkunden des Mittelalters sind Schreibweisen üblich, die heute recht eigenwillig wirken. Bei einzelnen Familienmitgliedern variiert zudem die Schreibweise. Hinzu kommen noch regionale Eigenheiten. Im Artikel ist aus Gründen der Übersichtlichkeit für die Familie eine einheitliche Bezeichnung verwendet: Neidegg oder Neidegger. Bei Einzelpersonen wurde allerdings auch auf die in der Forschung übliche Namensschreibung mitangeführt.
  2. Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen bedeutet die Verwaltung einer Burg. Der Burgpfleger war für diese Burg und die dazugehörige Herrschaft, zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an dieser.