Pilgrim IV. von Puchheim

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Pilgrim (VI.[A 1]) von Puchheim (* im 14. Jahrhundert, genannt erstmals 1374; † im 15. Jahrhundert, um 1402)[A 2] entstammte der bedeutenden Adelsfamilie der Puchheimer. Nach dem Sturz des Hofmeisters Johann von Liechtenstein war er dessen Nachfolger am herzoglichen Hof der Herzöge von Österreich (Habsburger). Er begründete die Linie der Puchheimer zu Horn-Göllersdorf.

Herkunft und Familie

Pilgrim (VI.) von Puchheim war ein Enkel des Adeligen Pilgrim (IV.) von Puchheim († um 1341/43) und ein Neffe von Erzbischof Pilgrim von Salzburg († 1396). Er war einer der Söhne von Albero (V.) von Puchheim († um / nach 1368), Hauptmann von Steier[A 3] und Oberster Truchsess in Österreich, aus dessen Ehe mit Gräfin Anna von Mattersdorf-Forchtenstein. Durch mehrere Heiraten zwischen den Familien der Puchsteiner und der Liechtensteiner war Pilgrim (VI.) mit dem Hofmeister Johann von Liechtenstein verschwägert.

Pilgrim (VI.) von Puchheim war mit Margaretha von Maissau († nach 1419) verheiratet. Ihre Eltern waren Heidenreich von Maissau, Hauptmann des Herzogtums Österreich[A 4], und Anna von Kuenring, welche die Kartause Aggsbach gegründet hatten. Aus dieser Ehe hatte er zwei Söhne[1]:

  • Pilgrim (VII.) von Puchheim († im 15. Jahrhundert), Landmarschall des Herzogtums Österreich
  • Hans (IV.) von Puchheim († im 15. Jahrhundert), verwendete ein Siegel mit dem einfachen schmucklosen Bindenschild, welches bereits sein Großvater Albero (V.) und dessen Bruder Hans (I.) verwendet hatten[2]

Eine ursprünglich geplante Ehe Pilgrims (VI.) mit Elisabeth, der Witwe von Kolos von Aufenstein-Saldenhofen, kam nicht zustande.[3]

Pilgrim (VI.) von Puchheim verwendete ein Siegel mit einem nach rechts geneigten Bindenschild im Vierpass, auf dem sich ein nach rechts geneigter Helm mit Krone und Decke befand. Die Umschrift seines Siegels lautete: "sigillvm pilgrimi de pveuchaim".[2] Mit seiner Ehefrau Margaretha begründete er den Familienzweig der Puchheimer auf Horn und Göllersdorf. Am 1. September 1419 schlossen seine Söhne einen Vertrag mit den Maissauern, auf dessen Grundlage er nach dem Tod des "letzten Maissauers" († 1440) Horn, Allentsteig und Wildberg (heute Teil der Gemeinde Irnfritz-Messern) erben sollten.[3]

Leben

Pilgrim (VI.) von Puchheim ist erstmals 1374 genannt. Damals war er bereits Hauptmann von Friesach.[3] Um 1386 eroberte Niklas Ostraba mit Helfern ohne vorherige Ansage die Festung Raabs (heute Teil der Gemeinde Raabs an der Thaya) eroberte, welche Pilgrims Familie gehörte. Nur unter großen Anstrengungen konnte Pilgrim (VI.) sie zurückgewinnen. 1389 war er Hauptmann von Salzburg, wo sein gleichnamiger Onkel zu dieser Zeit noch immer als Fürsterzbischof wirke.[4]

1389 musste sich Pilgrim (VI.) von Puchheim für den gewaltsamen Tod von Niklas von Reichenstein gerichtlich verantworten und wurde schuldig gesprochen, wobei die Tat als Totschlag eingestuft wurde.[4] Als Buße wurde ihm unter anderen die Zahlung einer höheren Summe aufgetragen, mit welcher Seelenmessen für den Getöteten finanziert werden sollten. Da dieser der Letzte seiner Familie war, händigte Pilgrim Albrecht dem Stuchsen, der sowohl mit Niklas von Reichenstein als auch mit den Puchheimern verwandt war, diese Geldsumme aus. Die Hintergründe dieser Tötung sind bisher unbekannt.[4] Am 3. März 1396 erhielt Pilgrim (VI.) von Andre von Winden einen Urfehdebrief, nachdem dieser ihn auf der Feste von Drösing gefangen gehalten hatte. Der Grund dafür ist bisher ebenfalls unbekannt.[5]

Die Familie der Puchheimer führte Anfang der 1390er-Jahre einen Erbschaftsstreit gegen Johann von Liechtenstein († 1397), den einflussreichen Hofmeister und Vertrauten von Herzog Albrecht (III.) von Österreich ("Albrecht mit dem Zopfe"). Sie dürften an dessen Sturz (1394/95) wesentlich beteiligt gewesen sein.[6] Pilgrim (VI.) zählte zu jenen Personen, denen Johann von Liechtenstein bei seiner Freilassung am 7. Februar 1395 Urfehde schwören musste.[4]

Pilgrim (VI.) von Puchheim folgte Johann von Liechtenstein als Hofmeister des Herzogs nach, erlangte allerdings nie dessen dominierende Machtposition. Erstmals am 29. November 1394 als herzoglicher Hofmeister genannt, blieb er bis zum Tod des Herzogs im August 1395 in dieser Position.[7] Am 18. September 1397 wird er erstmals als Hofmeister von Herzog Albrecht IV. von Österreich ("Albrecht dem Geduldigen"). Diese Position sollte er bis zu seinem Tod behalten.[8] Als Herzog Albrecht (IV.) 1398 ins Heilige Land reiste, stellte er Pilgrim (VI.) an die Spitze jenes Kollegiums, welches er zum Schutz von seiner Ehefrau Johanna und seinem Cousin Wilhelm sowie zur Verwaltung seiner landesfürstlichen Einkünfte eingesetzt hatte.[9]

Nach dem Auslaufen eines Waffenstillstandes, der bis zum 20. Februar 1397 gegolten hatte, kam es an der böhmisch-mährischen Grenze des Herzogtums Österreich zu einer besonders schweren Fehde mit dem böhmischen und mährischen Adel, in welche auch die Familie der Puchheimer verwickelt war. Nachdem die Adelsfamilie von Neuhaus Weikertsschlag, wo die Puchheimer begütert waren, und die Herrschaft Drosendorf eingenommen hatte, konnte diese wenig später rückerobert werden. Der Versuch, die Fehde im Herbst 1399 durch mehrere Schiedssprüche zu beenden, für die eine Reihe bedeutender Gefolgsleute der Herzöge von Österreich (Habsburger) zuständig war, hatte zur Folge, dass Pilgrim (VI.) und seine Halbbrüder Albrecht und Jörg sowie Hermann von Neuhaus und seine Familie zur Einstellung der Kampfhandlungen aufgefordert wurden. Ulrich von Neuhaus, der während der Fehde in die Gefangenschaft der Puchheimer geraten war, sollte freigelassen werden, nachdem er und weitere Gefangene Urfehde geleistet hatten. Zudem wurden die Familie von Neuhaus aufgefordert, einen Schuldbrief, den die Puchheimer besaßen, inerhalb der nächsten zwei Wochen einzulösen. Außerdem wurden beide Familien verpflichtet, der anderen Seite Schadenersatz und Wiedergutmachung zu leisten.[1]

Am 28. Jänner 1401 bezeugte Pilgrim (VI.) von Puchheim als Hofmeister mit seinem Siegel das sogenannte Judenprivileg der Herzöge Albrecht (IV.) und Wilhelm.[8] Am 10. Oktober 1401 wird Pilgrim (VI.) letztmals genannt. Er dürfte im folgenden Jahr verstorben sein.[1]

Besitzungen

Bei einer Verwaltungsteilung ("Mutschierung") der Besitzungen, welche die vier Söhne von Albero von Puchheim geerbt hatten, überließen Pilgrim (IV.), der als älterster Sohn zu dieser Zeit das Seniorat ausübte, und sein jüngerer Brüder Albero (VI.) zunächst ihren Halbbrüdern Albero (VII.) und Jörg (I.) die Herrschaft Heidenreichstein. Diese erhielten sie von den jüngeren Halbbrüdern 1389 zurück, welche noch im selben Jahr für zwei Jahre auf ihre Teilhabe an den Herrschaften Raabs, Lichtenwörth und Wulfingstein verzichteten. 1391 kam es zu einer Realteilung ("Watschierung"), durch welche Pilgrim (IV.) und sein Bruder Albero (VI.) als Senioren das "oberste Truchsessenamt" mit allen seinen Ehren und Rechten sowie die Herrschaft, Festung und Stadt Litschau, die Feste Illmau (heute Teil der Gemeinde Kautzen), das Dorf Göpfritzschlag (heute Teil von Karlstein an der Thaya), das Haus Viendorf (heute Teil der Gemeinde Göllersdorf, die Getreide- und Weinzehente und den kleinen Zehent zu Hollabrunn sowie das Dorf Leopoldsdorf bei Litschau (heute Teil der Gemeinde Reingers) mit dem großen und dem kleinen Zehent erhielten.[10]

Literatur

  • Christoph Tepperberg: Die Herren von Puchheim im Mittelalter. Beiträge zur Geschichte des landsässigen Adels von Niederösterreich. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1978

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Christoph Tepperberg: Die Herren von Puchheim im Mittelalter, 1978, S. 64
  2. 2,0 2,1 vgl. Christoph Tepperberg: Die Herren von Puchheim im Mittelalter, 1978, S. 68
  3. 3,0 3,1 3,2 vgl. Christoph Tepperberg: Die Herren von Puchheim im Mittelalter, 1978, S. 61
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 vgl. Christoph Tepperberg: Die Herren von Puchheim im Mittelalter, 1978, S. 62
  5. vgl. Christoph Tepperberg: Die Herren von Puchheim im Mittelalter, 1978, S. 62f.
  6. vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft. Rat, Kanzlei und Regierung der österreichischen Herzöge (1365-1406) (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Erg.Bd. 41). R. Oldenbourg Verlag, Wien / München, 2002. ISBN 3-7029-0456-5. S. 66
  7. vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft. Rat, Kanzlei und Regierung der österreichischen Herzöge (1365-1406) (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Erg.Bd. 41). R. Oldenbourg Verlag, Wien / München, 2002. ISBN 3-7029-0456-5. S. 67
  8. 8,0 8,1 vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft. Rat, Kanzlei und Regierung der österreichischen Herzoge (1365 - 1406) (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Erg.Bd. 41). R. Oldenbourg Verlag, Wien / München, 2002. ISBN-978-3-702-904562, S. 81
  9. vgl. Christoph Tepperberg: Die Herren von Puchheim im Mittelalter, 1978, S. 63
  10. vgl. Christoph Tepperberg: Die Herren von Puchheim im Mittelalter, 1978, S. 69f.

Anmerkungen

  1. die Nummerierung variiert in der Sekundärliteratur. Die Zählung in diesem Artikel orientiert sich an der Nummerierung von Christoph Tepperberg. In einschlägiger Fachliteratur wird er häufig auch als Pilgrim IV. von Puchheim gezählt.
  2. Hinweise zum ungefähren Geburts- und Sterbedatum, vgl. Christoph Tepperberg: Die Herren von Puchheim im Mittelalter, 1978, S. 61
  3. Der Hauptmann von Steier gilt als der Vorläufer des Landeshauptmanns des heutigen Bundeslandes Steiermark.
  4. Der Hauptmann des Herzogtum Österreich gilt als der Vorläufer der Landeshauptleute der heutigen Bundesländer Oberösterreich und Niederösterreich.