Absturz einer B-17 bei Langenwang am 26. Juli 1944
Am 26. Juli 1944 stürzte um 11.05 Uhr im Gemeindegebiet von Langenwang ein amerikanischer Bomber vom Typ Boeing B-17 Fortress der 301. Bomber-Gruppe (419. Staffel) nach einem Luftkampf ab. Das Flugzeug hatte im Verband der 15. US-Luftflotte am Großangriff auf Ostösterreich teilgenommen und wurde dabei von Obergefreiten Heinz Westerdorf von der 5. Staffel des Jagdgeschwaders 300 abgeschossen. Wenig später wurde der deutsche Pilot selbst Opfer eines amerikanischen P-51-Begleitjägers und stürzte bei Langenwang tödlich ab.
Der amerikanische Bomber hatte noch alle Bomben an Bord. Vier Besatzungsmitglieder konnten sich mit dem Fallschirm retten, sechs Crewmitglieder starben bei diesem Absturz.
Schicksal der Besatzung der Maschine 42-102915
Funktion | Name | Dienstgrad | Verbleib |
---|---|---|---|
Pilot | Martin Alonzo L. | First Lieutenant | POW (Prisoner of War) |
Co-Pilot | McDonald Harry J. | First Lieutenant | POW |
Navigator | Tenenbom Harold N. | First Lieutenant | POW |
Bombenschütze | Thorson Robert E. | Second Lieutenant | KIA (Killed in Action) |
Bordingenieur | Baril Joseph H. | Sergeant | POW |
Funker | Hollingsworth Oscar R. | Technical Sergeant | KIA |
Bordschütze | Fischer Charles H. | Corporal | KIA |
Bordschütze | Thortson Maurice C. | Staff Sergeant | KIA |
Bordschütze | Barnhart Jack G. | Staff Sergeant | KIA |
Bordschütze | Hutton Hiram S. | Sergeant | KIA |
Ablauf des Abschusses
Berichte von amerikanischen Augenzeugen während des Krieges
Der Missing Aircrew Report (MACR) 7123[1], der üblicherweise innerhalb 48 Stunden nach Abschuss einer Maschine erstellt wurde, enthält einen Augenzeugenbericht über die Umstände des Absturzes:
- Second Lieutenant Paul E. Gerhart, Bombenschütze von Flugzeug Nr. 186:
„Flugzeug Nummer 42-102915 flog in Position 2-1 in der linken niedrig fliegenden Staffel. Es wurde um 11.05 Uhr von mehreren feindlichen Jägern getroffen. Die Motoren Nummer 3 und 4 brannten beide, und etwa drei Fuß (1 Meter) des linken Flügels waren weggeschossen. Das Querruder war zu ungefähr dreiviertel weggeschossen und man konnte Flammen innerhalb der Nase sehen. Das Flugzeug löste sich aus der Formation und ging zu Boden und entfernte sich aus meinem Blickfeld. Ich sah keine Fallschirme aus dem Flugzeug herauskommen. Die genauen Koordinaten waren 47 Grad 50 Minuten Nord und 15 Grad 50 Minuten Ost. Es war 11.05 Uhr.“
- Sergeant Sidney D. Weiss, Bombenschütze im Boden-Gefechtsstand von Flugzeug Nr. 185:
„Ich sah Flugzeug Nummer 42-102915 zuerst als Motor Nummer 4 zu brennen begann, nachdem das Flugzeug von feindlichen Jägern attackiert worden war. Kurze Zeit später fiel das Flugzeug aus der Formation und dann bemerkte ich, dass auch Motor 3 brannte. Das Flugzeug stieg in Richtung der Wolken. Ich sah den rechten Flügel abbrechen in dem Moment in dem es die Wolken erreichte. Ich glaube, ich sah fünf oder sechs Fallschirme aus dem Flugzeug kommen, bevor ich es aus den Augen verlor. Gute Überlebenschancen.“
Berichte von deutschen Quellen
Der MACR enthält eine Übersetzung deutscher Dokumente, welche die näheren Umstände des Absturzes beschreiben. So wird die Absturzzeit mit 11.07 Uhr angegeben. Das Flugzeug explodierte in der Luft und Teile stürzten 4 Kilometer nordöstlich von Langenwang in den Pretulgraben, allerdings waren Trümmer über 5 Kilometer verstreut. Vier tote Besatzungsmitglieder wurden laut diesem Dokument am 27. Juli 1944 auf dem Ortsfriedhof von Langenwang bestattet, wobei nur eines, Robert Thorson identifiziert werden konnte. Am 29. Juli 1944 wurde Jack Barnhart, der seinen Verletzungen erlegen war, auf dem Friedhof bestattet. Einer der Offiziere wurde verwundet in ein Spital eingeliefert. Über die Gefangennahme der Überlebenden gibt es ebenfalls Informationen:
- Pilot Alonso Martin wurde um 14.00 Uhr in der Nähe des Aufschlagortes gefangen und in das Kriegsgefangenenlager Dulag Luft verlegt.
- Harold Tenenbom wurde verwundet gefangen genommen.
- Joseph Baril wurde gefangen und in das Kriegsgefangenenlager Stalag Luft IV verlegt.
- Harry McDonald wurde nach der Gefangennahme in das Kriegsgefangenenlager Stalag Luft III verlegt.
Berichte von amerikanischen Augenzeugen nach dem Krieg
Der Missing Aircrew Report (MACR) 7123[1] enthält auch Aussagen der überlebenden Besatzungsmitglieder, welche diese nach dem Krieg geäußert haben:
- über Robert Thorson: seine Kameraden vermuteten, dass er nach dem Navigator absprang aber sich sein Fallschirm nicht öffnete. Von einer Frau hörten sie, dass diese einen Mann ohne Fallschirm in der Luft gesehen hatte.
- über Oscar Hollingsworth: dürfte mit der Maschine mehrfach verwundet abgestürzt sein
Übersicht über die Verluste der 301. Bomber-Gruppe
An diesem Tag wurden insgesamt elf B-17-Bomber der 301. Bomber-Gruppe abgeschossen. 66 Besatzungsmitglieder fanden dabei den Tod, 43 weitere gerieten in Gefangenschaft. Zu diesen Opfern könnten eventuell noch Tote und Verwundeten in den 15 verbleibenden Flugzeugen kommen, die den Angriff fortsetzten und zur Heimatbasis zurückkehrten.
Die folgende Tabelle zeigt die wichtigsten Daten zu diesen abgestürzten Maschinen und enthält Links zu den einzelnen Detailseiten:
Ereignis | MACR - Uhrzeit | Absturzstelle | Typ/Seriennummer | MACR | Einheit | KIA | POW |
---|---|---|---|---|---|---|---|
19440726/B-17/42-31652 | 11.05 Uhr | Stinatz | B-17/42-31652 | 301. Bomber-Gruppe/353. Squadron | |||
19440726/B-17/Alland | 11.18 Uhr | Alland | B-17/42-30385 | 301. Bomber-Gruppe/353. Squadron | |||
19440726/B-17/Alland | 11.18 Uhr | Alland | B-17/42-102929 | 301. Bomber-Gruppe/352. Squadron | |||
19440726/B-17/42-102915 | 11.05 Uhr | Langenwang | B-17/42-102915 | 301. Bomber-Gruppe/419. Squadron | |||
19440726/B-17/44-6189 | 11.10 Uhr | Reichenau an der Rax | B-17/44-6189 | 301. Bomber-Gruppe/32. Squadron | |||
19440726/B-17/42-31625 | 11.05 Uhr | Ratten | B-17/42-31625 | 301. Bomber-Gruppe/419. Squadron | |||
19440726/B-17/St.Jakob | 11.10 Uhr | Sankt Jakob im Walde | B-17/42-32107 | 301. Bomber-Gruppe/419. Squadron | |||
19440726/B-17/St.Jakob | 11.10 Uhr | Sankt Jakob im Walde | B-17/42-3157 | 301. Bomber-Gruppe/32. Squadron | |||
19440726/B-17/42-31523 | 11.05 Uhr | St. Kathrein am Hauenstein | B-17/42-31523 | 301. Bomber-Gruppe/419. Squadron | |||
19440726/B-17/Strallegg | 11.10 Uhr | Strallegg | B-17/42-102913 | 301. Bomber-Gruppe/32. Squadron | |||
19440726/B-17/Strallegg | 11.05 Uhr | Strallegg | B-17/44-6168 | 301. Bomber-Gruppe/352. Squadron | |||
Summe: |
Weblinks
siehe auch: Liste der abgeschossenen alliierten Flugzeuge im 2. Weltkrieg
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Scan von MACR 7123, Webseite http://www.fold3.com/, abgerufen am 14. November 2014
- ↑ Scan von MACR 7136, Webseite http://www.fold3.com/, abgerufen am 14. November 2014
- ↑ Scan von MACR 7000, Webseite http://www.fold3.com/, abgerufen am 14. November 2014
- ↑ Scan von MACR 7143, Webseite http://www.fold3.com/, abgerufen am 14. November 2014
- ↑ Scan von MACR 7141, Webseite http://www.fold3.com/, abgerufen am 14. November 2014
- ↑ Scan von MACR 7135, Webseite http://www.fold3.com/, abgerufen am 14. November 2014
- ↑ Scan von MACR 7129, Webseite http://www.fold3.com/, abgerufen am 14. November 2014
- ↑ Scan von MACR 7138, Webseite http://www.fold3.com/, abgerufen am 9. Dezember 2014
- ↑ Scan von MACR 7127, Webseite http://www.fold3.com/, abgerufen am 14. November 2014
- ↑ Scan von MACR 7124, Webseite http://www.fold3.com/, abgerufen am 14. November 2014
- ↑ Scan von MACR 7142, Webseite http://www.fold3.com/, abgerufen am 14. November 2014