Bahnhof Kennelbach
Bahnhof Kennelbach in Vorarlberg | |
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Bahnhof Kennelbach (Rückseite)
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Daten | |
Betriebsart | Durchgangsbahnhof |
Eröffnung | 15. September 1902 |
Auflassung | 29. Jänner 1985 |
Lage | |
Ort | Kennelbach |
Bundesland | Vorarlberg |
Staat | Österreich |
Koordinaten | 47° 28′ 47,4″ N, 9° 45′ 37,6″ O47.479839.760452Koordinaten: 47° 28′ 47,4″ N, 9° 45′ 37,6″ O |
Höhe | 422 m ü. A. |
Liste der Bahnhöfe in Österreich |
Der Bahnhof Kennelbach ist ein Bahnhof der ehemaligen Bregenzerwaldbahn in Vorarlberg, der über 80 Jahre in Betrieb war. Teile des Bahnhofes sind heute noch gut erkennbar erhalten.
Name
Der Bahnhof leitete seinen Namen von der damaligen zur Gemeinde Rieden gehörigen Ortschaft Kennelbach ab. Vom 15. Mai 1939 bis zum 23. März 1946, als Kennelbach nach Bregenz zwangseingemeindet war, lautete der Name des Bahnhofs „Bregenz-Kennelbach“.
Bahnhofsgebäude
Nach der Jahrhundertwende (19./20.) wurde als erstes neues Gebäude in Kennelbach der Bahnhof erbaut und termingerecht zur Eröffnung der Bregenzerwaldbahn (Schmalspubahn mit 760 mm Spur) zum 15. September 1902 fertiggestellt und in Betrieb genommen.
Das heute noch erhaltene und bis 1902 errichtete Bahnhofsgebäude steht beim ehemaligen Streckenkilometer 4,7 auf der Grundparzelle GST 2163/19 (GB 91114 Kennelbach) und hat die Adresse: Bahnhofstraße 4. Das Gebäude wurde im Laufe der Jahrzehnte mehrfach umgestaltet, wobei der Kernbau (Aufnahmegebäude) seit 1902 weitgehend erhalten blieb. Das ehemalige, südöstlich gelegene, hölzerne Gütermagazin erhielt einen massiven Garagenanbau. Das damals hier ansässige, südwestlich situierte, Unternehmen UHL Bug-Alutechnik Ges.m.b.H. bzw. die hier in weiterer Folge tätigen Unternehmen, nutzen einen Teil der Fläche, auf dem einst die Gleise der Bregenzerwaldbahn verlegt waren und verbauten diesen.[1] Das Grundstück mit dem ehemaligen Aufnahmegebäude steht seit 24. August 2009 im Eigentum von Gertrud Ittensohn-Eckstein aus Lochau.[2]
Der Baustil des Bahnhofs Kennelbach orientierte sich am damaligen typischen Reichsbahnstil der österreichisch-ungarischen Monarchie.
Die Bauarbeiten für die Bregenzerwaldbahn und in weiterer Folge für den Bahnhof Kennelbach begannen in Bregenz und Kennelbach zeitgleich am 7. September 1900. [3] [4]
Im Bahnhofsgebäude in Kennelbach war ursprünglich eine kleine Wohnung für den Stationsvorsteher. 1903 wurde zudem eine Bahnhofsrestauration eingerichtet und von Johann Schwendinger, Wirt und Käsehändler aus Schwarzach, bis 1909 betrieben. Ab 1909 wurde der Restaurantbetrieb vom Schreiner Leo Wolf und seiner Familie betrieben, danach von dessen Tochter Lina Kessler. In weiterer Folge wurde es von Anna Bugna übernommen. Am 16. Mai 1904 wurde im Bahnhofsgebäude bei der Bahnhofsrestauration auch das erste Postamt von Kennelbach eingerichtet und von Maria Dorner aus Bolgenach betreut. Davor gab es in Kennelbach lediglich eine Postablage, die vom Postamt Bregenz aus betreut wurde. Dieses Postamt im Bahnhofsgebäude bestand bis 1921, bis es in das Gebäude Bregenzerstraße 20 verlegt wurde.[5]
Das Gebäude ist heute etwa 38 Meter lang und zehn Meter breit sowie sieben Meter hoch. Es ist von Nordwesten (Blickrichtung Bregenz) nach Südosten ausgerichtet und hat eine polygonen symmetrischen Grundriss. Es ist teilweise zweistöckig ausgeführt. Das Dach ist als Satteldach ausgebildet, wobei das Dach des Aufnahmegebäude um 90°zur Hauptfluchtrichtung des Gebäudes gedreht ist. Das Bahnhofsgebäude hat gemäß Grundbuch eine Baufläche von 258 m² und steht auf einer Grundstücksfläche von 452 m². Dazu gehören 194 m² sonstige Betriebsfläche.
Betriebstechnische Eigenheiten
Zur Bewältigung des ursprünglich reichlichen Güterverkehrs, insbesondere für die umliegenden Gemeinden und Unternehmen (z. B. Jenny & Schindler), wurde 1906 ein zweites Geleis installiert.[6] Zur Hochzeit des Betriebes am Bahnhof Kennelbach bestanden drei Geleise.
Der Bahnhof Kenenlbach war auch dauerhaft während der Betriebszeit besetzt, da der Bahnhofsvorstand auch für die Betätigung der nordwestseitig gelegenen Schranken an der Hofsteigstraße verantwortlich war. Zugreisenden mussten am Bahnhof Kennelbach zwischen Juli 1980 und 9. Jänner 1983 wegen der Streckenunterbrechung in den Omnibus (Schienenersatzverkehr) umsteigen. Ab 10. Jänner 1983 wurde anstelle der Bregenzerwaldbahn ein regelmäßiger Omnibusverkehr eingerichtet.[7]
Zwischen der damaligen Gemeinde Rieden und der dazugehörigen Ortschaft Kennelbach konnten die Züge der Bregenzerwaldbahn die volle und zulässige Streckenhöchstgeschwindigkeit von rund 45 km/h erreichen.[8]
Nach dem Bahnhof Kennelbach verlief die im Gesamten rund 35,5 Kilometer lange Trasse rund 19[9] Kilometer (rund 53,5 %) weitgehend direkt an der Bregenzer Ach an deren orographisch rechtsseitigem Ufer durch die vordere Bregenzerachschlucht.
Die Trasse der Bregenzerwaldbahn ab Kennelbach war aufgrund der geologischen Besonderheiten vielfach von Streckenunterbrechungen betroffen. So löste sich z. B. am 14. Juli 1980 ein großer Felsen und verlegte das Geleise mit mehreren tausenden Kubikmetern Gestein und Schutt.[10]
In den letzten Betriebsjahren wurden vom Bahnhof Kennelbach aus zur Einnahmenoptimierung Kanus in bestimmte Personenzüge in der Sommersaison in einem oder zwei offenen Güterwagen bis zu den Stationen Doren-Sulzberg, Langenegg-Krumbach oder Lingenau-Hittisau transportiert.[11]
Nachdem der regelmäßige Omnisbusverkerh ab 10. Jänner 1983 die Bregenzerwaldbahn ersetzte und am 29. Jänner 1985 der Vorarlberger Landeshauptmann den Österreichischen Bundesbahnen die Bewilligung zur dauernden Einstellung des Gesamtverkehrs auf der Strecke Bregenz – Bezau, erteilte, verlor auch der Bahnhof Kennelbach seine Funktion endgültig als eisenbahntechnische Betriebseinrichtung.
Weblinks
Bahnhof Kennelbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Einzelnachweise
- ↑ Die Nachnutzung der Trasse von 1983 bis heute auf bregenzerwaldbahn-frueher-heute.at, abgerufen am 25. April 2025
- ↑ Grundbuchabfrage am 26. April 2025.
- ↑ Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen, Band 40, Nr. 79, S. 1198
- ↑ Wälderbähnle aktuell – Mitteilungsblatt des Vereines Bregenzerwaldbahn-Museumsbahn, Heft Nummer 25, Juni 2002
- ↑ Egon Sinz: Kennelbach, Die Geschichte einer Industriegemeinde, Gemeinde Kennelbach, S. 283, 291, 293, 335.
- ↑ Norbert Fink: Die Bregenzerwaldbahn 1902 bis 1983. Sutton, Erfurt 2009, ISBN 978-3-86680-442-5, S. 33
- ↑ Die Bahnhöfe auf bregenzerwaldbahn-frueher-heute.at, Webseite: bregenzerwaldbahn-frueher-heute.at, abgerufen am 25. April 2025
- ↑ Norbert Fink: Die Bregenzerwaldbahn 1902 bis 1983. Sutton, Erfurt 2009, ISBN 978-3-86680-442-5, S. 31
- ↑ Karl Blodig: Die Bregenzerwaldbahn. In: Heinrich Hess (Red.): Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Nr. 12/1902 (XXVIII. Jahrgang), München/Wien 1902, S. 143 f.
- ↑ Geschichte, Webseite: waelderbaehnle.at, abgerufen am 25. April 2025.
- ↑ Norbert Fink: Die Bregenzerwaldbahn 1902 bis 1983. Sutton, Erfurt 2009, ISBN 978-3-86680-442-5, S. 35, 37