Benutzer:Lucaconi2000/Stammersdorfer Kino
Das Stammersdorfer Kino war ein lokales Lichtspieltheater im Wiener Stadtteil Stammersdorf, das von 1912 bis 1969 bestand und im Gasthaus Zum Schwarzen Adler untergebracht war.
Geschichte
Die Stammersdorfer Lichtspiele wurden im Jahr 1912 im Saal des Gasthauses Zum Schwarzen Adler in der damaligen Hauptstraße 27 (heute Stammersdorfer Straße 96) eröffnet. Mit 268 Sitzplätzen zählte das Kino zu den kleineren Vorstadtkinos Wiens.
Bis März 1938 war das Kino im Besitz von Katharina und Karl Grögl (gemeinsam 35%), Katharina Wagner (35%) und Paul Berger (30%). Die offizielle Konzession zur Führung des Betriebs lag bei Katharina Grögl. Im Zuge der politischen Entwicklungen nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich schied Paul Berger aus der Eigentümergemeinschaft aus. Die Anteile wurden daraufhin neu aufgeteilt: Katharina und Karl Grögl sowie Katharina Wagner hielten je 50% des Unternehmens. Die Spielbewilligung zur weiteren Führung des Betriebs wurde Katharina Grögl und Katharina Wagner gemeinsam erteilt.
Karl Grögl galt ab 1938 als Anwärter der NSDAP und war ab 1941 offizielles Parteimitglied. Auch der Ehemann von Katharina Wagner war Mitglied der NSDAP. Katharina Grögl und Katharina Wagner selbst gehörten keiner nationalsozialistischen Organisation an.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs geriet das Kino unter alliierte Kontrolle. Am 24. Oktober 1945 stellte Dr. Alfred Migsch für die Alliierten Kommandantur Wien fest, dass sich 50 % des Unternehmens im Besitz ehemaliger Nationalsozialisten befänden. Dies widersprach dem Veranstaltungsbetriebsgesetz vom 27. Juli 1945, weshalb am 11. November desselben Jahres eine öffentliche Verwaltung über den Betrieb verhängt wurde. Zum Geschäftsführer wurde Johann Rieder (* 1921) bestellt.
Im Jahr 1947 stellten die bisherigen Eigentümer auf Grundlage des neuen Verbotsgesetzes den Antrag, die öffentliche Verwaltung aufzuheben. Am 9. Dezember 1948 wurde diesem Antrag stattgegeben. In der Begründung hieß es, dass nach dem Inkrafttreten des Nationalsozialistengesetzes von 1947 die rechtlichen Sühnefolgen ausschließlich in diesem Gesetz geregelt seien und die frühere Grundlage für die öffentliche Verwaltung damit entfallen sei.
Der Kinobetrieb ging damit wieder vollständig an die früheren Eigentümer über. Das Kino blieb bis 1969 in Betrieb und wurde anschließend endgültig geschlossen.
Weblinks
- Angela Heide: XXI. Floridsdorf. In: https://www.kinthetop.at/. Abgerufen am 6. Juli 2025.
Literatur
- Franz Polly: Stammersdorf. Eigenverlag, Groß-Enzersdorf 1979.
- Kurt Landsmann, Käthe Springer: Floridsdorf 1945 das Kriegsende ; ein Beitrag zur Zeitgeschichte. Brandstätter, Wien 1995, ISBN 3854476221, S. 95.
- Florian Pauer, Thomas Jelinek: Die Wiener Kinos : Dokumentation 1896-2022. Band 4, Kinos der Bezirke XVI-XXIII. verlag filmarchiv austria, Wien 2023, S. 432-436.