Brauerei Jenbach

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die Brauerei Jenbach 1904

Die Brauerei Jenbach bzw. das Brauhaus Jenbach, seit dem 17. Jahrhundert auch als Pistorinisches Brauhaus bekannt, ist erstmals für das Jahr 1427 belegt und war eine der ältesten Tiroler Brauereien. Sie bestand bis Mitte der 1920er-Jahre.

Lage und Bauwerk

Die Jenbacher Brauerei befand sich am Kasbach, wo heute noch Informationstafeln an sie erinnern. Zu ihr gehörten neben dem Brauhaus weitere Gebäude wie ein eigenes Sudhaus und ein "Faßlschuppen".[1] Spätestens unter der Familie Magginger gab es ein Herrschaftshaus, in dem sich seit dem 18. Jahrhundert die (private) Hauskapelle "Zu Ehren des Heiligen Kreuzes" (Maggeringersche Kapelle) befand. Diese wurde vermutlich im 19. Jahrhundert, spätestens aber zu Anfang des 20. Jahrhunderts aufgelassen.[2]

Geschichte der Jenbacher Brauerei[A 1]

Skizze von der Brauerei

Nach einer Steuerliste, die sich aus dem Jahr 1427 erhalten hat, wurde bereits zu dieser Zeit auf dem Platz "Zu Windegg" bzw. "Auf dem Haus" Gerstensaft für die Knappen und Schmelzer gebraut. Nach den Zunft-Stangen, die heute in der Pfarrkirche Jenbach "Zum Heiligen Wolfgang" besichtigt werden können, war die Jenbacher Brauerei seit 1508 als Gewerbe eingetragen. Zu dieser Zeit gehörte Platz "Zu Windegg" der Familie Fugger, die 1658 mehrere der dortigen Gebäude, darunter das dortige Brauhaus, an Christian Unterberger, einem Händler aus Achenkirch verkaufte, dem damals die "Jenbacher Schmölzwerke" gehörten. Die Erben von Christoph Unterberger verkauften diesen Besitz mit der Brauhaus um 1683 an Anton Franz Pistorini. Dieser war ein Kammerdiener des bairischen Kurfürsten. Nach ihm wurde das Jenbacher Brauhaus auch "Pistorinisches Brauhaus" genannt.[1]

1690 kam die Brauerei durch Kauf in den Besitz von Matthias Magginger († 1737), dessen Familie mit ihr ein beachtliches Vermögen erwirtschaftete. Mit dem Erwerb der Wirtsgerechtigkeit, wurde unter ihnen das Braugasthaus eröffnet.[1] Matthias Magginger stiftete 1721 die vorderen Kirchenstühle in der Pfarrkirche Jenbach, einer seiner Nachfahren, Anton Anselm Magginger stiftete 1780 dort die hinteren Kirchenstühle. Mit dem Tod von Josef Michael Magginger († 1811), der unverheiratet war, gelangte die Brauerei mit allen dazugehörigen Realitäten, darunter dem Herrschaftshaus mit der Hauskapelle, durch Kauf in den Besitz der in Kufstein ansässigen Therese Gräfin von Trautmannsdorff und ihrer Tochter Johanna. Diese heiratete 1813 den Bamberger Hauptmann Johann Pretzschner.[1] Sie stiftete den linken Seitenaltar in der Jenbacher Pfarrkirche. Einer ihrer Söhne war der Arzt und Politiker Norbert Pretzschner (Pfretzschner) (* 11. Januar 1817, Jenbach; † 21. Juni 1905, Innsbruck) ), der als Erfinder der Trockenfotoplatte in die Geschichte eingehen sollte. 1853 erbte er die Brauerei, die er aber nicht mehr selbst führte, sondern zunächst verpachtete. 1889 verkaufte er sie dann an Josef Köle aus Pfunds.

Nachdem die Brauerei durch einen verheerenden Brand nachhaltig beschädigt worden war, verkaufte Josef Köle sie an den Münchner Adligen Hermann Ritter von Maffei. Unter diesem kam Franz Kröninger als Teilhaber und Verwalter in den Brauereibetrieb. Nach einer umfangreichen Modernisierung wandelte dieser die Jenbacher Brauerei in einen Großbetrieb um, dem eine weitere Blütezeit vergönnt war, ehe es 1927 zur Fusionierung der Jenbacher Brauerei mit der Brauerei Kundl kam. 1928 entstanden daraus die Vereinigten Brauereien Kundl-Jenbach.[1]Bereits am 31.Juli 1927 war die Biererzeugung der Jenbacher Brauerei in Jenbach endgültig eingestellt worden.[3]

Die einstigen Gebäude der Jenbacher Brauerei wurden dann verpachtet, mehrere der Pächter versuchten bis 1945 das Brauhandwerk in Jenbach vor Ort weiterzuführen. Der Bombenangriff im Februar 1945, bei dem drei Menschen getötet wurden, bedeutete das endgültige Aus für die Jenbacher Brauerei. Bei diesem wurde das Braugasthaus völlig zerstört, brannte das Sudhaus aus, und auch derIm Herrschaftshaus befand sich seit dem 18. Jahrhundert die (private) Hauskapelle "Zu Ehren des Heiligen Kreuzes" (Maggeringersche Kapelle), ein beliebter Ort für Eheschließungen, die spätestens zu Anfang des 20. Jahrhunderts aufgelassen wurde.[2] wurde schwer beschädigt.[1]

Nach 1945

Nach der Zerstörung des Braugasthofes wurde bis Anfang der 1960er Jahre im Erdgeschoß des früheren Brauereigebäudes ein Gastbetrieb weitergeführt. Dieser wurde 1963 nach einem Besitzerwechsel eingestellt.[1]

Die Brandruine des früheren Braugasthofs gehörte lange Zeit der Brau-AG in Linz und wurde später von den Brüder Georg und Konrad Jeschke aus Ludwigsburg gekauft. Sie setzten das Haus wieder instand und betrieben dort eine Band- und Litzenfabrik. Nachdem diese aufgelassen worden war, wurde die Räumlichkeiten von weiteren Gewerbebetrieben und auch künstlerisch genutzt.[1]

Weblinks

 Brauerei Jenbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 vgl. Brauerei, Website Ortszeit-Jenbach, abgerufen am 4. Juli 2025
  2. 2,0 2,1 vgl. Wissenswertes, Website der Marktgemeinde Jenbach, abgerufen am 4. Juli 2025
  3. vgl. Brauerei Kundl, Website Heimatverein Kundl, abgerufen am 4. Juli 2025

Anmerkungen

  1. Die Angaben in diesem Abschnitt wurden durch Information aus dem Jenbacher Museum ergänzt