Diskussion:Embser Chronik
Exkursion in die Landesbibliothek
Im Rahmen einer fachlich orientierten Exkursion besuchten wir die Landesbibliothek in Bregenz, wobei der Schwerpunkt auf dem gesperrten Bestand an historischen Büchern lag. Die Führung wurde von Mag. Norbert Schnetzer, Direktorstellvertreter und Leiter der Sondersammlungen, gestaltet. Er führte uns mit großer Fachkenntnis und Begeisterung in den Kuppelsaal sowie in die Stiftsbibliothek.
Die Landesbibliothek beherbergt einen beeindruckenden Altbestand, der mehrere tausend historische Werke umfasst. Der gesperrte Bestand, der nicht zur freien Entlehnung zur Verfügung steht, beinhaltet unter anderem Werke aus dem 16. bis 19. Jahrhundert, seltene Drucke wie die «Embser Chronik» aus dem Jahre 1616, sowie handschriftliche Unikate. Diese Bücher sind nur unter Aufsicht einsehbar.[1]
Zeitreiseführer - Vorarlberg
Mit der 1616 erschienenen "Em[b]ser Chronik" (Hystorischen Relation oder Eygendtliche Beschreibung der Landschafft vnderhalb St. Lucis Stayg vnd dem Schallberg beyderseits Rheins biß an den Bodensee..., 1616) gelang Bartholomäus Schnell (dem Älteren) gleich im ersten Jahr seiner Tätigkeit in Hohenems ein "Meisterwerk der Buchdruckerkunst", das mehrfach als "das schönste je in Vorarlberg gedruckte Buch" bezeichnet wurde.[2]
zeucht am wiegen seyl
Diss wasser ist kalt, also das es zu dem baden mess gewaermbt werden, weisslärchter farb, mit angehencktem schwebel, wie dann der schwebel sein fuernembste substantz, ist gut zu kalten flüssen, so sich in das haupt setzen, für enge vnd keuchen, zu kalten magen, macht wider essen das einer meint er sey new geboren, zu der erkalten mutter nutzt es fast vil treibt den veraht dess weissen auss mit butz vnd stil, macht die erkaltete, traege, verdrossene weiber wider lustig und gayl, das einer zu jahr zeucht am wiegen seyl, die gelbsucht treibt es auss, zeucht auch auss die müde auss schenckel vnd armen, hülfft die, so raeudig vberauss, huelfft fuer erfrorne schenckel vnd fuess, dargegen aber den augen verdienstlich. Es ist auch von dem letst abgestorbnen ettlich vnd 70. jährigen abbt zu Petershausen bey Costantz, wie auch von dem alten Doctor Wendelstein tumbherren allda, hoechlich beruehmt worden, welche bezeugt, dass solches ihnen fuer das podagram sehr verhuelfflich gewest, also das ihnen solch bad mehrmahls widerumb auff die fuess geholffen, vnd sie biss zu ihrer letzten todts krankheit erhalten. [3] [4]
mit Butz und Stiel
Auf der Ebene beim Fuß des Gebirges, eine Viertelstunde von Embs, liegt der weitberühmte Schwefelbrunnen, so allda aus dem Felsen herausquellet alldann Sommerszeit von den benachbarten Städten und Orten viel fremdes Volk hinkomt, sein Gesundheit allda mit baden zu erholen:
Dieses Wasser ist kalt, also daß es zum Baden gewärmt werden, weißlicher Farbe, mit inhaltlichem Schwefel, wie dann der Schwefel sein vornehmste Substanz, ist gut für kalten Fluß so sich in das Haupt setzen, für Enge und Keuchen, zu kaltem Magen, macht wieder Appetit das einer meint er sei neu geboren, zu der erkalteten Mutter nutzt es fast viel, treibt den Unrat dessen Wesen aus mit Butz und Stiel, macht die erkalteten, trägen verdroßne Weiber wieder lustig und geil, das einer zum Jahr zieht am Wiegenseil, die Gelbsucht treibt es aus, zieht auch die Müdigkeit aus Schenkel und Armen, hilft die so räudig überaus, hilft für erfrorene Schenkel und Füß, dargegen aber den Augen undienstlich:
Es ist auch von dem letzlich Abgestorbenen etlich und 70 jährigen Abt zu Petershausen bei Konstanz, wie auch von dem alten Doktor Wendelstein Turmherr allda, höchst berühmt worden, welche bezeugt, daß solches ihnen für das Podagramm [5] sehr behilflich gewesen, also das ihnen solch Bad mehrmals wiederum auf die Füß geholfen und sie bis zu ihrer letzten Todeskrankheit erhalten.[6]
lustig und geil
Dieses Wasser ist kalt, sodass es zum Baden erwärmt werden muss. Weißlicher Farbe, mit Schwefel angereichert, der Schwefel ist seine bedeutendste Substanz, ist gut bei kalten Füßen, kann sich im Haupt (Kopf) festsetzen, für (gegen) Enge und Keuchen (Husten), für (gegen) kalten Magen, macht wieder essen (dass man wieder isst), sodass man meint, man sei wieder neu geboren. Einer erkalteten (unfruchtbaren) Mutter nützt es sehr viel. Vertreibt den Unrat (Unsicherheit) des Wissens mit Butz und Stiel. Macht erkaltete Weiber wieder lustig und geil[7], sodass einer innerhalb eines Jahres wieder zieht ein Wiegenseil (ein Kind gezeugt hat). Die Gelbsucht treibt es aus, zieht auch die Müdigkeit aus Schenkel und Armen. Hilft besonders den Räudigen (von unklarer Übelkeit Betroffenen). Hilft gegen erfrorene Schenkel und Füße, aber den Augen schadet es.
Es ist auch vom zuletzt verstorbenen über siebzigjährigen Abt von Petershausen bei Konstanz, wie auch von dem alten Doktor Wendelstein, dem Turmherren von dort, aufs Höchste gerühmt worden. Dies ist dadurch belegt, dass es (das Wasser) ihnen grundsätzlich sehr hilfreich war, also dass ihnen ein solches Bad mehrmals wieder auf die Füße geholfen hat und sie bis zu ihrer letzten Todeskrankheit erhalten hat. [8]
vil frembdes Volck
Auff der ebne beym fuß des gebirgs / einviertheil stund von Embs / liegt der weitberümbte Schwebelbrunnen / so allda auß dem Felsen herauß quellet alldahin Sommerszeit von den benachbaurten Stätten und Ohrten vil frembdes Volck hinkombt / sein gesundheit alda mit Baden zuerholen: Diß Wasser ist kalt / also das es zu dem baden müß gewärmbt werden / weißlächter farb / mit angehencktem schwebel / wie dann der schwebel sein fürnembste Substantz / ist gut zu kalten Flussen / so sich in das haupt setzen / für enge und keüchen / zu kalten Magen / macht wider Essen das einer meint er sey new geboren / zu der erkalten Mutter nutzt es fast vil treibt den unraht deß Weissen auß mit butz und stil / macht die erkaltete / träge / verdroßne Weiber wider lustig und gayl / das einer zu Jahr zeucht am Wiegen seyl / die Gelbsucht treibt es auß / zeucht auch auß die müde auß Schenckel und Armen / hülfft die / so Räudig uberauß / hülfft für erfrorne Schenckel und Füß / dargegen aber den Augen undienstlich: Es ist auch von dem letst abgestorbnen ettlich und 70. jährigen abbt zu Petershausen bey Costantz / wie auch von dem alten Doctor Wendelstein Tumbherren allda / höchlich berühmt worden / welche bezeugt / dass solches ihnen für das podagram sehr verhülfflich gewest / also das ihnen solch bad mehrmahls widerumb auff die füß geholffen / und sie biß zu ihrer letzten Todts Kranckheit erhalten. [9]
Einzelnachweise
- ↑ Wandergruppe «Wirtschaftskunde»
- ↑ Quelle
- ↑ Aron Tänzer: Die Geschichte der Juden in Tirol und Vorarlberg Seite XXXIV
- ↑ Aron Tänzer
- ↑ podagram = Fußgicht, Podagraleiden
- ↑ Hans Sandmayr, Die Embser Chronik des Georg Schleh aus Rottweyl, Abschrift, bearbeitet von Ernst Heim, Juni 2025
- ↑ Geilheit
- ↑ Abschrift von Aron Tänzer, bearbeitet von Hermann Begle, Mai 2025
- ↑ Abschrift, Seite 40, bearbeitet von Renate Heim, Juni 2025