Murbruch Schliefwaldtobel

Der Murbruch Schliefwaldtobel bezeichnet einen großen Murgang der in der Gemeinde Nenzing in Vorarlberg liegt.
Name
Bereits 1652 wird dieses Gebiet in einer Urkunde als Schlifwald bezeichnet, was allgemein nach dem Walgauer Flurnamenbuch als Abrutschung interpretiert wird.[1] Im Franziszeischer Kataster, einem Liegenschaftskataster, der von 1810 bis 1870 erstellt wurde, ist der Murbruch verzeichnet, jedoch noch in einem weitaus geringerem Ausmaß.
Lage und Ausmaß
Der Murbruch liegt am südöstlichen Ende der Gemeinde Nenzing im Schliewaldtobel, das vom Schliefwaldtobelbach durchflossen wird. Der untere Teil des Schliefwaldtobels befindet sich auf dem Gemeindegebiet von Brand.
Das Ortszentrum von Nenzing ist im Norden rund 6,5 Kilometer Luftlinie entfernt. Das Ortszentrum von Brand ist im Südosten rund 1500 Meter entfernt, das Ortszentrum von Bürserberg rund 5,5 Kilometer. Der Schesa-Murbruch ist im Nordosten rund 3,5 Kilometer entfernt.
Die höchste Kante des Murbruchs liegt auf etwa 1478 m ü. A. und fällt auf eine Länge von rund 750 Metern um 260 Meter ab. Der Murbruch hat eine sichtbare Breite an offenen Gestein von maximal etwa 450 Metern. Die heute noch sichtbare offene Fläche des Murbruchs beträgt weit über 22 ha.
Durch das Schliefwaldtobel fließt der 5,27 Kilometer lange Schliefwaldtobelbach und die Seele. Der heute am besten sichtbare (offene) Murbruch befindet sich dabei bei Gewässerkilometer (GwKm) 2,6 bis 1,65. Im ganzen Schliefwaldtobel sind auch frühere – inzwischen wieder bewachsene – Murbrüche erkennbar. Ebenso im nördlich hereinragenden Marktobel, der vom 0,96 Kilometer langen Trübenbach durchflossen wird und bei GwKm 1,43 auf 1160 müA in den Schliefwaldtobelbach mündet.
Entstehung und Ausdehnung
Das gesamte Einzugsgebiet Schliefwaldtobel mit dem seitlichen Zubringer Marktobel erstreckt sich über die Gemeindegebiete Brand, Nenzing und Bürserberg. Das Schliefwaldtobel umfaßt eine Fläche von rund 775 ha.
Nach den spätglazialen Ablagerungen durch den Gletscher kam und kommt es nun zu massiven Ausräumung im Schliefwaldtobel. Der spät- und nacheiszeitliche Schliefwaldtobelbach tiefte sich dabei südlich des früheren, durch konglomerierten Schotter verstopften Gerinnes, in den Sanderflächen-, Terrassen- und Moränenschottern ein. 1933 kam es zum Abgang von 100.000m³ Geschiebemasse in die Alvier. Bei weiteren Einzelereignissen werden etwa 75.000 m³ Geschiebe erwartet. Die Gefahr von Rutschungen ist im Schliefwaldtobel im mittleren und im Marktobel vor allem im oberen Bereich weiter gegeben.
Das Schliefwaldtobel selbst hat einen ausgeprägten Wildbachcharakter und damit verbundenen großes Gefährdungspotential.[2]
Biotopinventar
Der Wald- und Schluchtbiotopkomplex konnte aufgrund der Steilheit des Geländes, der Unzugänglichkeit nie intensiv wirtschaftlich genutzt werden. An Waldgesellschaften finden sich Kalk-Buchen-Tannenwälder, Kalk-Tannen-Fichtenwälder, Reitgras-Fichtenwälder, fragmentarische Latschengebüsche, Grauerlen-Hang- und Grauerlen-Auwälder sowie Lavendelweidengebüsche.[3] des Daleuwalds und des Schliefwaldtobels mit einem Ausmaß von 77,15ha. Diese Wälder haben eine beutende Schutzwaldfunktion.[2]
Geologie
Die Geologie im Schliefwaldtobel ist mehrschichtig. Im hinteren Bereich zur Inneren Parpfienzalpe besteht eine Grund- und Erdmoräne (unsortierte Blöcke, Steine, Kies, Sand, Schluff), die leicht löslich ist. Im vorderen Bereich des Schliefwaldtobels und des Marktobels sind Nordalpine Raibler Schichten, die vor allem aus Gips bestehen und verfestigtes Bürserberger Konglomerat. Es liegen daher ungünstige Verbindungen von labilen Grundgesteinen, tektonischen Einflüssen und eiszeitlichen Ablagerungen vor und durch das massive Auftreten von leicht löslichem Gips sind die Tobelhänge instabil. Hangsackungen und -rutschungen sind allgegenwärtig zu sehen.
Im hinteren Bereich des Marktobels sind Nordalpine Raibler Schichten aus Sandstein, sandigem Tonschiefer, Mergel, Rauwacke und Gips, etwas Kalkstein und Dolomit.[2][4][5][6]
Im Schliefwaldtobel findet sich eine bedeutende Evaporitlagerstätte des Rhätikons. Diese Vorkommen wurden aber wegen der schwierigen Zugänglichkeit bisher nicht umfangreich genutzt (im Gegensatz im Montafon).[7] Im Gegensatz zum Schesa-Murbruch wird der Murbruch Schliefwaldtobel auch nicht gewinnbringend zur Kies- und Schottergewinnung abgebaut.
Der Drachentöter von Brand
Der Sage nach, soll oberhalb des Ortes Brand in alter Zeit ein schrecklicher Drache gehaust haben. Er verursachte großes Unheil bei Mensch und Tier. Zwei Alpen galten als unsicher und waren wenig wert. Alle Versuche der einheimischen Bevölkerung, den Drachen loszuwerden, waren schon gescheitert. Als ein „Fahrender Schüler“ – ein Adept der Magie – kam, versprach er zu helfen. Er wollte von den Bauern wissen, ob der Drachen durch Feuer oder durch Wasser getötet werden soll. Diese entschieden sich für das Wasser. In der Nacht kam ein gewaltiges Unwetter. Es war so stark, dass selbst die Bewohner auf die anderer Talseite flüchten mussten. Im Schein der Blitze konnten sie sehen, wie der Hang abrutschte und den Drachen unter den Steinen begrub. Dieser Hang ist heute inaktiv. Doch unmittelbar nördlich davon, im Schliefwaldtobel, bereiten die Schottermassen noch immer Probleme.[8]
Literatur
- Ganahl, E. (1997): Grundlagenerhebungen zur Abschätzung der Abfluß- und Erosionsdisposition im kalkalpinen Einzugsgebiet Schliefwaldtobel / Brand. – unveröff. Dipl.Arb. BOKU Wien.
- J. Georg Friebe: Geologie der österreichischen Bundesländer : Vorarlberg, Wien 2007, ISBN 978-3-85316-037-4, S. 134 ff.
- Markus Zimmermann: „Murgänge erkennen und bewerten“, Björn Oddson (Hrsg.) in „Instabile Hänge und andere risikorelevante natürliche Prozesse: Nachdiplomkurs in angewandten Erdwissenschaften“, Birkhäuser Verlag, Basel 1996, ISBN=3-7643-5472-0 (online)
Weblinks
Murbruch Schliefwaldtobel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Einzelnachweise
- ↑ Flurnamen Walgau, herausgegeben von der Vorarlberger Landesregierung, 2021, S. 168.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Parameterstudie zur Schutzwaldsanierung als Grundlage zur Erstellung von Planungsunterlagen am Beispiel des Flächenwirtschaftlichen Projektes EGGA/BRAND, Webseite: boku.ac.at, Universität für Bodenkultur, Wien 1998.
- ↑ Biotop 10501.
- ↑ Siehe Vorarlberger Geoinformationssystem (vogis.cnv.at).
- ↑ Aktualisierung des Biotopinventars Vorarlberg, Gemeinde Brand, Webseite: apps.vorarlberg.at, S. 21.
- ↑ Otto Ampferer: Geologische Bauformen und Baufragen des Rätikon Gebirges, Webseite: zobodat.at, S. 24.
- ↑ Beitrag zur Kenntnis der Gipslagerstätten des Montafons (Vorarlberg), Webseite: zobodat.at, Innsbruck, März 1980.
- ↑ J. GEORG FRIEBE: Von Drachen und Riesen: Erdwissenschaftliche Motive in Österreichs Sagenwelt, Webseite: zobodat.at, abgerufen am 1. Juni 2025, S. 43.
47.1181789.729403Koordinaten: 47° 7′ 5″ N, 9° 43′ 46″ O