Pfarrkirche Lermoos

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Die Pfarrkirche Lermoos "Zur Heiligen Katharina"

Die Pfarrkirche Lermoos "Zur Heiligen Katharina", auch als Pfarrkirche Lermoos oder Katharinakirche" bekannt, ist eine römisch-katholische Pfarrkirche des Bundeslandes Tirol. Sie gilt als eine seiner schönsten Barockkirchen und ist unter Denkmalschutz.[1],

Lage

Die der Heiligen Katharina von Alexandrien geweihte Kirche (Adresse: Innsbrucker Straße 14, 6631 Lermoos) ist Teil der Gemeinde Lermoos, die als einer der ältesten Orte im Außerfern gilt. Die Kirche befindet sich am Hauptplatz im Stadtteil Oberdorf.[2]

Bauwerk

Christus an der Martersäule, Skulptur von Johann Georg Witwer

Nach dem Abbruch von mindestens zwei "Vorgängerkirchen" handelt es sich bei der heute erhaltenen Pfarrkirche um eine Barockkirche aus dem 18. Jahrhundert, die von einem ummauerten Friedhof umgeben ist. Die Kirche ist als einheitlicher barocker Bau mit querschiffartigen Kapellen und einem barocken Walmdach konzipiert. Ihr Langhaus weist zur Westfassade hin abgeschrägte Ecken auf. Der Kirchturm befindet sich auf der Nordseite am Übergang des Chors zu einer der Seitenkapellen und enthält einen gotischen Baukern. Unter dem zweiten Geschoss findet sich ein kräftiges Gesims. Markant sind die Eckpilaster und die rundbogigen Schallfenster. Gekrönt wird er von einer sogenannten Zwiebelhaube.[1]

Die Kirche ist innen mit umfangreichen barocken Fresken, geschaffen um 1753/54, geschmückt, die als ein Meisterwerk des Veroneser Malers Giuseppe Gru gelten.[3] Ihre Innenausstattung stammt aus der Zeit um 1780 und wurde um 1830 ergänzt. Das Altarblatt des Hauptaltars wurde bereits um 1730 geschaffen. Es stammt aus der Werkstatt des Malers Johann Georg Witwer aus Imst und zeigt die Enthauptung der Heiligen Katharina. Die Figuren des Hauptaltares, die um 1830 geschaffen wurden, sind Schöpfungen von Franz Xaver Renns.[1] Das Altarbild eines der Seitenaltäre zeigt den Heiligen Aloisius vor einer Maria mit Kind, flankiert von den Figuren der Heiligen Josef und Stanislaus Kostka.[4] Der andere Seitenaltar dürfte eine Stiftung einer Sebastianbruderschaft sein. Er wurde um 1780 mit Figuren des Künstlers Martin Falbesoner aus Nassereith ergänzt. Aus der selben Zeit stammen die Kanzel sowie die Beichtstühle, Arbeiten des Künstlers Johann Anton Renn. Im Kirchturm befindet sich eine Glocke aus dem Jahr 1411, die als älteste noch erhaltene Tiroler Glocke gilt.[1]

Geschichte

Teil des Kirchturms mit wunderschöner Uhr

Im Mittelalter war für die seelsorgerische Betreuung des Ortes Lermoos die Altpfarre Imst zuständig, ehe dort um 1423 erstmals eigene "Seelsorgestation" aufscheint. Bereits 1441 war diese Seelsorgestation für die Betreuung der damaligen Kaplanei Berwang (heute Teil der heutigen Gemeinde Berwang) zuständig.[2] 1363 ist erstmals ein Gotteshaus in Lermoos namentlich als Katharinakirche genannt.[1]. Seit 1483 wird der Seelsorger auch als Pfarrer bezeichnet.[1] Dieser erste Pfarrer war Hans Soer. In einem Prozess um die Abhaltung eines Jahrtages an der Dingstatt zu Lermoos im Jahr 1483 fällte der damalige Richter zu Ehrenberg (heute Teil der Gemeinde Reutte) das Urteil zugunsten des Pfarrers.[5]

1552 wurde die Lermooser Katharinakirche teilweise zerstört und geplündert, 1634 wurde um sie ein Pestfriedhof angelegt. 1648 wird diese erste Katharinakirche abgebrochen. An ihrer Selle wird eine neue Kirche erbaut, die dem Heilige Martin geweiht wurde.[1] Dieser zweiten Kirche wurde 1688 die Kuratie Ehrwald (Teil der heutigen Gemeinde Ehrwald) und um 1695 die Kaplanei Biberwier (Teil der heutigen Gemeinde Biberwier) unterstellt.[2]

Die Martinskirche wurde 1751 abgerissen. Noch im selben Jahr wurde nach Plänen von Franz Kleinhans (* 1699; † 1776) aus Pinswang, dem bekannten Hof- und Stiftsbaumeister des Hochstiftes Augsburg mit einem Neubau begonnen. 1753 war der Rohbau beendet, 1767-1768 wurde der heutige Kirchturm errichtet. 1761 wurde diese dritte Kirche wieder der Heiligen Katharina geweiht.[1] Sie wurde 1891 offiziell zur Pfarre Lermoos erhoben.[2] 1957 wurde die Innenausstattung von Anton Kirchmayr (* 1887, in Schwaz; † 1965, in Innsbruck) renoviert.[1]

Literatur

  • Georg Dehio: Die Kunstdenkmäler Österreichs – Tirol (= Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Topographisches Denkmälerinventar. Herausgegeben vom Institut für österreichische Kunstforschung des Bundesdenkmalamtes Tirol. Bearbeitet von Gert Ammann, Erich Egg, Johanna Felmayer, Josef Franckenstein, Wolfram Helke, Horst R. Huber, Herta Öttl, Meinrad Pizzinini. Mit Beiträgen von Martin Bitschnau, Lois Ebner, Hans Gschnitzer, Gerhard Kaltenhauser, Helmut Krajicek, Elisabeth Scheicher, Hannsjörg Ubl, Liselotte Zemmer-Plank. Bd. 4). Verlag Anton Schroll & Co., Wien, 1980, ISBN 3-7031-0488-6 S. 478–481 (Pfarrkirche Lermoos "zur Heiligen Katharina, mit Grundrissdarstellung)
  • Klaus Wankmiller: Giuseppe Gru. Ein Maler aus Verona und seine Arbeiten in Süddeutschland und in Tirol. In: Extra Verren – Jahrbuch des Museumsvereins des Bezirkes Reutte 3, 2008, S. 49–74

Weblinks

 Pfarrkirche Lermoos – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 vgl. Pfarrkirche Hl. Katharina, Zugspitzarena.Com, abgerufen am 11. April 2020
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 vgl. Pfarrkirche Lermoos, DataMatricula-Online.EU, abgerufen am 11. April 2020
  3. vgl. Giuseppe Gru, UibK.AC.AT, abgerufen am 11. April 2020
  4. vgl. Aloisius-Altar, Tiscover.COM, abgerufen am 11. April 2020
  5. vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol. Die Gerichte und ihre Vertreter auf den Landtagen vor 1500 (= Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs. Bd. 41). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2017. ISBN 978-3-7030-0941-9, S. 335

Anmerkungen

  1. Brauchbare Überblicksdarstellung, die auch Information zur Pfarrkirche Lermoos enthält, in Details allerdings ungenau.
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Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Pfarrkirche Lermoos behandelt.
Hier auf RegiowikiAT befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit).

47.39888510.887598Koordinaten: 47° 23′ 56″ N, 10° 53′ 15″ O