Schrankzaun
Der Schrankzaun (auch: Lattazaun, Lattazu, Knüppelzaun, Schräg- bzw. Schrägezaun, Scharzaun, Graggenzaun, Schrag(g)azaun bzw. Schragazu, Schratthag, Scheiazaun, Gischenzaun, Walserzaun, Sarner Bettlzaun oder Lechtaler Spaltzaun etc. genannt) ist ein stabiler Weidezaun vollständig aus Holz, der vorwiegend in Wald- und Alpgebieten errichtet wurde bzw. wird.[1][2][3][4]
Name
Das Wort Schrankzaun ist im ersten Wortbestandteil aus den heute noch gebräuchlichen Worten im Sinne von verschranken / verschränken / abschranken abgeleitet. Bedeutet also einen Zaun, der aus verschränkten (Holz-)Teilen besteht, zur Abschrankung eines Raums von einem anderen.[5] Beachte: unter Schrankzaun (auch Spannseilzaun) werden auch Barrieren bei Regalen in Booten und Wohnwagen verstanden, die bei der Fahrt ein Herunterfallen von Gegenständen aus Regalen verhindern sollen.
Knüppelzaun oder Steckenzaun bzw. in der alemannischen Mundart auch Stäckäzu(u) oder Stegelzu(u), bezieht sich auf den, behandelten oder unbehandelten Holzast oder Stecken, aus dem der Zaun gebildet werden kann (siehe auch Knüppeldamm bzw. Knüppelbrücke etc.).[6] Lattenzu(u) bzw. Lattenzaun bezieht sich auf die Holzlatte, hat aber auch die Bedeutung für einen Zaun, mit senkrecht stehenden oder waagrechten Latten.[7] Unter Knüppelzaun wird auch eine Zaunform verstanden, bei der (Knüppel-)Holz waagrecht zwischen Pfosten aufgeschlichtet wird. Unter Steckzaun (auch: Kreuzzaun) wird ein baulich ähnlicher Zaun verstanden (Latten waagrecht), der jedoch weitaus offener und auch nicht schnell abbaubar ist.
Scharzaun bezieht sich auf das Grundwort scheren und ebenfalls auf die Form und Funktion des Zaunes. Das Grundwort im Germanischen ist dabei im Sinne von abtrennen bzw. abteilen zu verstehen.[8]
Schrägzaun bzw. Schrägezaun oder Schreegzaun bezieht sich auf die Form des Zaunes, kreuzweise bzw. schräg gesetzten Stecken.[9] Schrag(g)azaun bzw Schragazu(u), Graggenzaun, Schratthag etc. bezieht sich auf das Grundwort schrage im Sinne von schräg, einem schrägen oder kreuzweise stehenden Holzwerk.[10]
Gischenzaun von gischen im Sinne der indorgermanischen Wurzel: ghi- im Sinne von gähnen, klaffen.[11]
Der Begriff Walserzaun für den Schrankzaun bezieht sich auf die Region bzw. das Verbreitungsgebiet des Volksstamms der Walser, also vor allem die Schweiz, Liechtenstein und Vorarlberg sowie Teile Tirols.
Die Bezeichnung Spaltzaun bezieht sich auf die verwendeten, gespalteten, Holzteile (Spälten) für Stecken und Latten, aus denen der Schrankzaun errichtet wurde bzw. wird.
Hag ist im ganzen deutschen Sprachraum vorkommendes Wort, dass u. a. auch Zaun bedeutet, -zu) eine vereinfachte Form von Zaun.
Funktion und Aufbau
Der Schrankzaun dient vor allem dem Abhalten oder Eingrenzen von großen Tieren, kann aber auch, wenn der Zaun enger gebaut wird, auch Kleintiere (z. B. Hühner) eingrenzen oder ausgrenzen. Aufgrund der Verschränkung der Elemente des Schrankzauns erhält dieser eine hohe Stabilität.
Bei den Holzteilen, die in den Boden geschlagen wurden, wurde früher das Holz leicht angebrannt, wodurch es länger der Feuchtigkeit standhielt. Heute werden in den Erdboden ragende Holzelemente von Zäunen mit Holzschutzmittel, durch Druckimprägnierungen, mit Öl (z. B.: Carbolineum) etc. behandelt.
Schrankzäune sollen 15 bis 50 Jahre halten, je nach verwendeten Materialien, Beanspruchung und Schutzmaßnahmen gegen Feuchtigkeit.[12][2]
Bei der Herstellung des Schrankzauns werden ca. 1,5 bis etwa 2 m lange Steckenpaare kreuzweise und einander berührend so in den Boden geschlagen, dass sie eine Schere (im Volksmund „Schar“) bilden, in die dann ca. 1,5 m lange oder längere Stecken, Äste, gespaltene Stangen oder Latten eingelegt werden. Schrankzäune unterscheiden sich von Ringzäunen durch die schräg stehenden Steher und die bei den Ringzäunen verwendeten Ringe, die es beim Schrankzaun nicht braucht. Schrankzäune haben etwas mehr Flächenbedarf als Ringzäune.
Vorteile
Der größte Vorteil von Schrankzäunen ist, dass diese aus unterschiedlichsten Holzstärken und -längen sowie anderen Materialien kombiniert werden und der Ersatz eines Teil ist leicht möglich. Es ist auch nicht notwendig, dass die Stecken gleichmäßig oder gerade sind.
Schrankzäune können recht einfach z. B. im Herbst umgelegt und vor der Nutzung (z. B. Alpzeit) wieder aufgestellt werden. Es sind keinerlei Nägel, Schrauben, Klemmen, Drähte oder sonstige Befestigungsmaterialien erforderlich, um eine große Stabilität zu erreichen.
Die Bearbeitung der Stecken, soweit erforderlich, kann ohne Säge, nur mit einem Beil vor Ort erfolgen.
Schrankzäune können sehr dich oder auch lockerer gebaut werden, so dass sie für Kleintiere durchlässig sind und solange diese stehen, kann sich z. B. unter den Zäunen ein gesichertes Habitat für Tiere und Pflanzen bilden.
Schrankzäune könne auch im Gebirge bei geringer Humusdecke und auch bei großen Steigungen gebaut werden und sind sehr leicht reparierbar.
Nachteile
Je nach Dichte des Zauns, müssen für 100 Meter Schrankzaun etwa 200 bis 300 Stecken und 150 bis 250 Latten gerechnet werden.[13][14]
Vergleich: Für einen einfachen Lattenzaun mit senkrechten Pfosten und zwei waagrechten Latten werden etwa für 100 Meter Zaunlänge 50 bis 80 Pfosten und 200 Meter Latten benötigt. Für einen Maschendrahtzaun mit 100 Meter Zaunlänge etwa 100 Pfosten und 100 Meter Maschendraht.
Weblinks
Schrankzaun – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Einzelnachweise
- ↑ Von schrägen Zäunen, Webseite: luaga.ch, abgerufen am 25. Dezember 2025.
- ↑ 2,0 2,1 Suchwort: Schrankzaun, Webseite: eliechtensteinensia.li, abgerufen am 25. Dezember 2025.
- ↑ „Schragazu“ Seminar mit Friedrich Juen, Webseite: montafon.at vom 7. Juni 2019.
- ↑ Walserzaun, Webseite: pro-guscha.ch, abgerufen am 25. Dezember 2025.
- ↑ Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Webseite: dwds.de, abgerufen am 25. Dezember 2025.
- ↑ Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Webseite: dwds.de, abgerufen am 25. Dezember 2025.
- ↑ Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Webseite: dwds.de, abgerufen am 25. Dezember 2025.
- ↑ Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Webseite: dwds.de, abgerufen am 25. Dezember 2025.
- ↑ Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Webseite: dwds.de, abgerufen am 25. Dezember 2025.
- ↑ Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Webseite: dwds.de, abgerufen am 25. Dezember 2025.
- ↑ Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Webseite: dwds.de, abgerufen am 25. Dezember 2025.
- ↑ Schrägezaun bauen, Webseite: schulederalm.at, abgerufen am 25. Dezember 2025.
- ↑ Schrägzaun, Webseite: flickr.com, abgerufen am 25. Dezember 2025.
- ↑ Tamara Kainz: Von einem besonderen Zaun in Padaun, Webseite: meinbezirk.at vom 19. März 2019.