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'''Owanes Astouatzatur''', auch ''Johannes Deodat'' (''Johannes Diodato'', ''Johannes Theodat'') (* um [[1640]] in [[w:Istanbul|Istanbul]]; † [[17. Mai]] [[1725]] in [[Leopoldstadt]] im [[w:Erzherzogtum Österreich|(Erz-)Herzogtum Österreich unter der Enns]], heute Teil von [[w:Wien|Wien]], Österreich<ref>{{Czeike|2|15| |Sterbedaten von Owanes Astouatzatur}}</ref>) betrieb mehrere Jahre mit kaiserlicher Genehmigung ein "Kaffeegewölbe" in Wien. Er gehört zu jenen Personen, die als Begründer des Wiener Kaffeehauses gelten. | '''Owanes Astouatzatur''', auch ''Johannes Deodat'' (''Johannes Diodato'', ''Johannes Theodat'') (* um [[1640]] in [[w:Istanbul|Istanbul]]; † [[17. Mai]] [[1725]] in [[Leopoldstadt]] im [[w:Erzherzogtum Österreich|(Erz-)Herzogtum Österreich unter der Enns]], heute Teil von [[w:Wien|Wien]], Österreich<ref group="Einzelnachweis">{{Czeike|2|15| |Sterbedaten von Owanes Astouatzatur}}</ref>) betrieb mehrere Jahre mit kaiserlicher Genehmigung ein "Kaffeegewölbe" in Wien. Er gehört zu jenen Personen, die als Begründer des Wiener Kaffeehauses gelten. | ||
== Herkunft und Familie == | == Herkunft und Familie == | ||
Owanes Astouatzatur war der Sohn eines armenischen Kaufmanns und Juweliers. Um 1677 heiratete er eine Frau mit Namen Maria Anna († 2. Jänner 1725), die ihn bei seinen Geschäften wesentlich unterstützte. So soll sie ihn zum Beispiel als Kaffeesieder vertreten haben, während er zwischen 1693 und 1701 in Venedig war.<ref>Ulla Heise: ''Kaffee und Kaffeehaus'', 1987, S. 104. Auch Birgit Schwaner: ''Das Wiener Kaffeehaus'', 2007, S. 34, geht davon aus, dass sie ihn während seines Venedig-Aufenthaltes vertreten hat. Dass die Entscheidung des Kaisers in Bezug auf die "Hoffreiheit" sich auf das Ehepaar bezog, ist ebenfalls eine Bestätigung für ihre Mitwirkung an den Geschäften ihres Mannes.</ref>. Owanes Astouatzatur dürfte ein entfernter Verwandter von zwei weiteren Kaffeesiedern gewesen sein, die im 18. Jahrhundert in Wien nachgewiesen sind: die aus Armenien stammenden Brüder Anton und Franz Ignaz Deodat (auch Deodato oder Diodato). | Owanes Astouatzatur war der Sohn eines armenischen Kaufmanns und Juweliers. Um 1677 heiratete er eine Frau mit Namen Maria Anna († 2. Jänner 1725), die ihn bei seinen Geschäften wesentlich unterstützte. So soll sie ihn zum Beispiel als Kaffeesieder vertreten haben, während er zwischen 1693 und 1701 in Venedig war.<ref>Ulla Heise: ''Kaffee und Kaffeehaus'', 1987, S. 104. Auch Birgit Schwaner: ''Das Wiener Kaffeehaus'', 2007, S. 34, geht davon aus, dass sie ihn während seines Venedig-Aufenthaltes vertreten hat. Dass die Entscheidung des Kaisers in Bezug auf die "Hoffreiheit" sich auf das Ehepaar bezog, ist ebenfalls eine Bestätigung für ihre Mitwirkung an den Geschäften ihres Mannes.</ref>. Owanes Astouatzatur dürfte ein entfernter Verwandter von zwei weiteren Kaffeesiedern gewesen sein, die im 18. Jahrhundert in Wien nachgewiesen sind: die aus Armenien stammenden Brüder Anton und Franz Ignaz Deodat (auch Deodato oder Diodato). | ||
'''Anton Deodat''' (* um 1675; † 3. Okober 1759 in Leopoldstadt im Haus <ref>Geburts- und Sterbedaten nach Felix Czeike: ''Historisches Lexikon Wien'', Band 2, S. 15</ref>) und '''Franz Ignaz Deodat''' (auch Deodato oder Diodato) (* 1698; † 31. März 1759, in Leopoldstadt<ref>Geburts- und Sterbedaten nach Felix Czeike: ''Historisches Lexikon Wien'', Band 2, S. 15</ref>) kamen um 1720 nach Wien, wo sie um 1630 zwei nebeneinander gelegene Kaffeehütten vor den Toren der Stadt an der [[Schwedenbrücke|Schlagbrücke]] eröffneten. Aus diesen Kaffeehütten entstand später das Kaffeehaus "zum Bruder Herz", das als vielbesuchter Treffpunkt von Reisenden und Händlern aus den Ländern des Balkans und aus Armenien galt. 1765 ging es in den Besitz des Wiener Kaffeesieders [[Franz Xaver Hugelmann]] über. | '''Anton Deodat''' (* um 1675; † 3. Okober 1759 in Leopoldstadt im Haus <ref group="Einzelnachweis">Geburts- und Sterbedaten nach Felix Czeike: ''Historisches Lexikon Wien'', Band 2, S. 15</ref>) und '''Franz Ignaz Deodat''' (auch Deodato oder Diodato) (* 1698; † 31. März 1759, in Leopoldstadt<ref group="Einzelnachweis">Geburts- und Sterbedaten nach Felix Czeike: ''Historisches Lexikon Wien'', Band 2, S. 15</ref>) kamen um 1720 nach Wien, wo sie um 1630 zwei nebeneinander gelegene Kaffeehütten vor den Toren der Stadt an der [[Schwedenbrücke|Schlagbrücke]] eröffneten. Aus diesen Kaffeehütten entstand später das Kaffeehaus "zum Bruder Herz", das als vielbesuchter Treffpunkt von Reisenden und Händlern aus den Ländern des Balkans und aus Armenien galt. 1765 ging es in den Besitz des Wiener Kaffeesieders [[Franz Xaver Hugelmann]] über. | ||
Anton Deodat, der 1731 das Wiener Bürgerrecht erwarb, war außerdem im Besitz des Hauses "beim Goldenen Straußen" in der Leopoldstadt. Verheiratet war er mit [[Isaac de Luca#Herkunft und Familie|Anna Maria de Luca]], geborene Bauer († 19. September 1742, in Wien), der Witwe des Kaffeesieders [[Isaac de Luca]]. Durch diese Ehe kam er vorübergehend in den Besitz des legendären Wiener Kaffeehauses "zur Blauen Flasche". | Anton Deodat, der 1731 das Wiener Bürgerrecht erwarb, war außerdem im Besitz des Hauses "beim Goldenen Straußen" in der Leopoldstadt. Verheiratet war er mit [[Isaac de Luca#Herkunft und Familie|Anna Maria de Luca]], geborene Bauer († 19. September 1742, in Wien), der Witwe des Kaffeesieders [[Isaac de Luca]]. Durch diese Ehe kam er vorübergehend in den Besitz des legendären Wiener Kaffeehauses "zur Blauen Flasche". | ||
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Im Jahr 1654 kam Owanes Astouatzatur erstmals mit seinem Vater nach Wien, wo er sich um 1666 dauerhaft niederließ. Seit ca. 1670 ist er in der Stadt Wien als Händler nachgewiesen, der sich besonders auf Waren aus dem Osmanischen Reich spezialisiert hatte<ref>Ulla Heise: ''Kaffee und Kaffeehaus'', 1987, S. 104, hält es für möglich, dass sich unter seinen Waren bereits Kaffeebohnen befunden haben.</ref>. Zu dieser Zeit war er im Besitz eines Warengewölbes in dem Haus "zur Goldenen Gans" (heute [[Innere Stadt (Wien)|Wien 1]], Rotenturmstraße 29 / Rabensteig 2). | Im Jahr 1654 kam Owanes Astouatzatur erstmals mit seinem Vater nach Wien, wo er sich um 1666 dauerhaft niederließ. Seit ca. 1670 ist er in der Stadt Wien als Händler nachgewiesen, der sich besonders auf Waren aus dem Osmanischen Reich spezialisiert hatte<ref>Ulla Heise: ''Kaffee und Kaffeehaus'', 1987, S. 104, hält es für möglich, dass sich unter seinen Waren bereits Kaffeebohnen befunden haben.</ref>. Zu dieser Zeit war er im Besitz eines Warengewölbes in dem Haus "zur Goldenen Gans" (heute [[Innere Stadt (Wien)|Wien 1]], Rotenturmstraße 29 / Rabensteig 2). | ||
Seine Handelsgesellschaft wurde nach Zerstörung des jüdischen Ghettos, an dessen Stelle in der Folge eine [[Wiener Vorstadt]], die [[Leopoldstadt]], errichtet wurde, von Kaiser [[w:Leopold I. (HRR)|Leopold I.]] mit der Silberversorgung der [[w:Münze Österreich|kaiserliche Münz]]e betraut. Deswegen unternahm Astouatzatur eine Reise in das Osmanischen Reich, wo er sich von März bis Oktober 1671 aufhielt. Es gelang ihm aber nicht, dort einen | Seine Handelsgesellschaft wurde nach Zerstörung des jüdischen Ghettos, an dessen Stelle in der Folge eine [[Wiener Vorstadt]], die [[Leopoldstadt]], errichtet wurde, von Kaiser [[w:Leopold I. (HRR)|Leopold I.]] mit der Silberversorgung der [[w:Münze Österreich|kaiserliche Münz]]e betraut. Deswegen unternahm Astouatzatur eine Reise in das Osmanischen Reich, wo er sich von März bis Oktober 1671 aufhielt. Es gelang ihm aber nicht, dort einen regelmäßigen Betrieb der Münze durchzusetzen. | ||
1681 versuchte er, wenn gleich erfolglos, eine Stelle als Hofkurier zu erhalten. 1683 lieferte im Zusammenhang mit der [[w:Zweite Wiener Türkenbelagerung|Zweiten Wiener Türkenbelagerung]] einige Male Kriegsmaterial. 1685 erwarb er vier Grundstücke in der inzwischen entstandenen Leopoldstadt. | 1681 versuchte er, wenn gleich erfolglos, eine Stelle als Hofkurier zu erhalten. 1683 lieferte im Zusammenhang mit der [[w:Zweite Wiener Türkenbelagerung|Zweiten Wiener Türkenbelagerung]] einige Male Kriegsmaterial. 1685 erwarb er vier Grundstücke in der inzwischen entstandenen Leopoldstadt. | ||
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== Letzte Lebensjahre und Tod == | == Letzte Lebensjahre und Tod == | ||
Von ca. 1693 bis 1701 hielt sich Owanes Astouatzatur in Venedig auf, vermutlich wegen geschäftlicher Schwierigkeiten.<ref>Birgit Schwaner: ''Das Wiener Kaffeehaus'', 2007, S. 34</ref> Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in der Leopoldstadt bei Wien, wo er im Jahr 1725 in seinem Haus „zum Grünen Elefanten" (heute Wien 2: Hollandstraße 9) gestorben ist. Seine letzte Ruhestätte fand er in der Gruft der [[w:Leopoldskirche (Leopoldstadt)|Kirche St. Leopold]]<ref>{{Czeike|2|15}}</ref>) | Von ca. 1693 bis 1701 hielt sich Owanes Astouatzatur in Venedig auf, vermutlich wegen geschäftlicher Schwierigkeiten.<ref group="Einzelnachweis">Birgit Schwaner: ''Das Wiener Kaffeehaus'', 2007, S. 34</ref> Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in der Leopoldstadt bei Wien, wo er im Jahr 1725 in seinem Haus „zum Grünen Elefanten" (heute Wien 2: Hollandstraße 9) gestorben ist. Seine letzte Ruhestätte fand er in der Gruft der [[w:Leopoldskirche (Leopoldstadt)|Kirche St. Leopold]]<ref group="Einzelnachweis">{{Czeike|2|15}}</ref>) | ||
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