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'''Rosa Plečko''' – auch in der Schreibweise ''Pletschko'' – (* 22. März 1906 in [[Seiersberg]] bei Graz<ref>Diözese Graz-Seckau – Taufbuch VI 1901 - 1913 – Feldkirchen, S. 63</ref>; † Februar 1941 in [[Alkoven (Oberösterreich)|Alkoven]] bei Linz) war ein Opfer des nationalsozialistischen Euthanasie-Mordprogramms „Aktion T4“.<ref>Mitteilung der Dokumentationsstelle Hartheim des OÖLA vom 12. Oktober 2015</ref> | '''Rosa Plečko''' – auch in der Schreibweise ''Pletschko'' – (* 22. März 1906 in [[Seiersberg]] bei [[Graz]]<ref>Diözese Graz-Seckau – Taufbuch VI 1901 - 1913 – Feldkirchen, S. 63</ref>; † Februar 1941 in [[Alkoven (Oberösterreich)|Alkoven]] bei [[Linz]]) war ein Opfer des [[w:Nationalsozialismus|nationalsozialistischen]] [[w:Geschichte der Euthanasie|Euthanasie]]-Mordprogramms [[w:Aktion T4|„Aktion T4“]].<ref>Mitteilung der Dokumentationsstelle Hartheim des OÖLA vom 12. Oktober 2015</ref> | ||
== Leben == | == Leben == | ||
Rosa war das erste Kind von Martin Plečko<ref>Diözese Graz-Seckau – Taufbuch VI 1886 - 1935 – Wundschuh, S. 261</ref> (1875 bis 1915) und Rosalia Plečko<ref>Diözese Graz-Seckau – Taufbuch VI 1886 - 1935 – Wundschuh, S. 261</ref> geb. Logar (* 1881 bis 1971), das nicht als | Rosa war das erste Kind von Martin Plečko<ref>Diözese Graz-Seckau – Taufbuch VI 1886 - 1935 – Wundschuh, S. 261</ref> (1875 bis 1915) und Rosalia Plečko<ref>Diözese Graz-Seckau – Taufbuch VI 1886 - 1935 – Wundschuh, S. 261</ref> geb. Logar (* 1881 bis 1971), das nicht als Totgeburt auf die Welt kam. Vor Rosa hatte das Ehepaar zwei Totgeburten, beides Mädchen.<ref>Diözese Graz-Seckau – Taufbuch VI 1901 - 1913 – Feldkirchen, S. 35, 48</ref> Rosas Taufe erfolgte noch am Tag ihrer Geburt nach römisch-katholischem Ritus.<ref>Diözese Graz-Seckau – Taufbuch VI 1901 - 1913 – Feldkirchen, S. 63</ref> | ||
Sie wuchs mit der Schwester Theresia<ref>Diözese Graz-Seckau – Taufbuch VI 1901 - 1913 – Feldkirchen, S. 123</ref> (* 1908) und den beiden Brüdern Ludwig<ref>Diözese Graz-Seckau – Taufbuch VI 1901 - 1913 – Feldkirchen, S. 91</ref> (* 1907) und Friedrich<ref>Diözese Graz-Seckau – Taufbuch VI 1886 - 1935 – Wundschuh, S. 240</ref> (* 1910) auf. Von allen vier Kindern war nur ihrem Bruder Ludwig<ref>Sterbeurkunde / Diözese Graz-Seckau – Taufbuch VI 1901 - 1913 – Feldkirchen, S. 91</ref> († 1981) eine normale Lebensspanne beschieden. In Rosas Lebenszeit trafen schwere Schicksalsschläge die Familie. | Sie wuchs mit der Schwester Theresia<ref>Diözese Graz-Seckau – Taufbuch VI 1901 - 1913 – Feldkirchen, S. 123</ref> (* 1908) und den beiden Brüdern Ludwig<ref>Diözese Graz-Seckau – Taufbuch VI 1901 - 1913 – Feldkirchen, S. 91</ref> (* 1907) und Friedrich<ref>Diözese Graz-Seckau – Taufbuch VI 1886 - 1935 – Wundschuh, S. 240</ref> (* 1910) auf. Von allen vier Kindern war nur ihrem Bruder Ludwig<ref>Sterbeurkunde / Diözese Graz-Seckau – Taufbuch VI 1901 - 1913 – Feldkirchen, S. 91</ref> († 1981) eine normale Lebensspanne beschieden. In Rosas Lebenszeit trafen schwere Schicksalsschläge die Familie. | ||
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Im Jahr 1912 kam Schwester Anna<ref>Diözese Graz-Seckau – Taufbuch VI 1886 - 1935 – Wundschuh, S. </ref> zur Welt, die aber nach neun Tagen starb. Als Todesursache vermerkt das Sterbebuch „Fraisen“.<ref>Diözese Graz-Seckau – Sterbebuch IV 1912 - 1938 – Wundschuh, S. 5</ref> Der volksmedizinische Begriff umschrieb damals häufig auftretende Krämpfe und Zuckungen bei Säuglingen, denen sie bald erlagen. Die Ursache dafür war Kalk- und damit Vitamin-D-Mangel, der durch zu häufige Schwangerschaften in zu kurzer Folge entstand.<ref>Wolfgang Regal/Michael Nanut: Mit Magie gegen den Bockerlfraß, Ärzte Woche 22/2007</ref> | Im Jahr 1912 kam Schwester Anna<ref>Diözese Graz-Seckau – Taufbuch VI 1886 - 1935 – Wundschuh, S. </ref> zur Welt, die aber nach neun Tagen starb. Als Todesursache vermerkt das Sterbebuch „Fraisen“.<ref>Diözese Graz-Seckau – Sterbebuch IV 1912 - 1938 – Wundschuh, S. 5</ref> Der volksmedizinische Begriff umschrieb damals häufig auftretende Krämpfe und Zuckungen bei Säuglingen, denen sie bald erlagen. Die Ursache dafür war Kalk- und damit Vitamin-D-Mangel, der durch zu häufige Schwangerschaften in zu kurzer Folge entstand.<ref>Wolfgang Regal/Michael Nanut: Mit Magie gegen den Bockerlfraß, Ärzte Woche 22/2007</ref> | ||
Rosas Vater war Hilfsarbeiter in der [[Puntigam | Rosas Vater war Hilfsarbeiter in der [[w:Brauerei Puntigam|Brauerei Puntigam]].<ref>Diözese Graz-Seckau – Taufbuch VI 1901 - 1913 – Feldkirchen, S. 35, 48, 63, 91, 123</ref> Als sie vier Jahre alt war, kaufte der Vater im Jahr 1910 ein bäuerliches Anwesen in [[Großsulz]] südlich von Graz<ref>Diözese Graz-Seckau – Taufbuch VI 1886 - 1935 – Wundschuh, S. 240 </ref> ; im Taufregister ist der Vater 1910 als „Keuschler“ und 1912 als „Grundbesitzer“ ausgewiesen.<ref>Diözese Graz-Seckau – Taufbuch VI 1886 - 1935 – Wundschuh, S. 240, 261 </ref> | ||
Zuvor hatte die Familie in der Mietwohnung eines Mehrfamilienhauses in Rudersdorf gelebt.<ref>Diözese Graz-Seckau – Taufbuch VI 1901 - 1913 – Feldkirchen, S. 91</ref> Die Familienerzählung besagt, dass es dort einen ganz ekelhaften Hausherrn gab, | Zuvor hatte die Familie in der Mietwohnung eines Mehrfamilienhauses in [[ Rudersdorf (Graz)|Rudersdorf]] gelebt.<ref>Diözese Graz-Seckau – Taufbuch VI 1901 - 1913 – Feldkirchen, S. 91</ref> Die Familienerzählung besagt, dass es dort einen ganz ekelhaften Hausherrn gab, der immer gemeckert hat, wenn die Kinder im Hof etwas gemacht haben, wenn sie zum Beispiel irgendwo ein Loch gegraben haben. Das hat Rosas Vater immer geärgert, daher wollte er ein eigenes Haus mit Grund und Acker dabei. | ||
Rosa war geistig eingeschränkt auf die Welt gekommen, wofür es allerdings kein offizielles Dokument gibt. Aus der Familienerzählung ist weiter bekannt, dass die geistige Einschränkung nur leichter Natur war; sie war in der Lage, auf dem elterlichen Hof mitzuarbeiten. | Rosa war geistig eingeschränkt auf die Welt gekommen, wofür es allerdings kein offizielles Dokument gibt. Aus der Familienerzählung ist weiter bekannt, dass die geistige Einschränkung nur leichter Natur war; sie war in der Lage, auf dem elterlichen Hof mitzuarbeiten. | ||
In Österreich gab es seit 1885 sonderpädagogische Klassen für geistig behinderte Kinder, die Hilfsklassen genannt wurden.<ref>Österreich-Lexikon, E. Bruckmüller, Verlagsgemeinschaft Österreich-Lexikon, 2004, Band III, S. 225</ref> Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in Österreich 65 Hilfsschulen, neun davon in der Steiermark.<ref>Statistik Austria, Öffentliche und private Schulen 1923/24 bis 2015/16 (ausgewählte Jahre) </ref> Es ist nicht bekannt, ob Rosa in eine solche Klasse ging. | In Österreich gab es seit 1885 sonderpädagogische Klassen für geistig behinderte Kinder, die Hilfsklassen genannt wurden.<ref>Österreich-Lexikon, E. Bruckmüller, Verlagsgemeinschaft Österreich-Lexikon, 2004, Band III, S. 225</ref> Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in Österreich 65 Hilfsschulen, neun davon in der [[Steiermark]].<ref>Statistik Austria, Öffentliche und private Schulen 1923/24 bis 2015/16 (ausgewählte Jahre) </ref> Es ist nicht bekannt, ob Rosa in eine solche Klasse ging. | ||
Zu Kriegsbeginn 1914 – Rosa war acht Jahre alt – wurde ihr Vater zum österreich-ungarischen Militär eingezogen. Er fiel am 21. Dezember 1915 als Landsturmschütze an der russischen Front bei Rafalowka, rund 100 Kilometer östlich von Kowel (Nordwestukraine). | Zu [[w:Erster Weltkrieg|Kriegsbeginn 1914]] – Rosa war acht Jahre alt – wurde ihr Vater zum [[w:Streitkräfte von Österreich-Ungarn|österreich-ungarischen Militär]] eingezogen. Er fiel am 21. Dezember 1915 als [[w:Landsturm#Österreich_seit_dem_15._Jahrhundert|Landsturmschütze]] an der russischen Front bei Rafalowka, rund 100 Kilometer östlich von [[w:Kowel|Kowel]] (Nordwestukraine). | ||
<ref>Kriegsarchiv Wien – Karteikarte aus der Totenkartei, Karton Nr. 149</ref> | <ref>Kriegsarchiv Wien – Karteikarte aus der Totenkartei, Karton Nr. 149</ref> | ||