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'''Die Geschichte der Papierindustrie in Breitenau''' bezeichnet die Zeit ab der Entstehung und Verwendung der [[w:Mühle|Mühl]]-und [[w:Sägewerk|Sägewerke]] in [[w:Breitenau (Niederösterreich)|Breitenau]] im [[w: 17. Jahrhundert|17. Jahrhundert]], bis zur heute noch bestehenden [[w: Papierindustrie|Papierindustrie]]. Während dieser Zeit, war die Industrie immer wieder in den Händen unterschiedlichster Besitzer und diente verschiedenen Zwecken. Während dem [[w:Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]], wurde die "Samum"-Fabrik, welche unter dem Decknamen "Dachpappefabrik Breitenau" lief, als Auslagerungsstandort der [[w:Wiener Neustädter Flugzeugwerke|Wiener Neustädter Flugezeugwerke]] verwendet.<ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 138</ref> Im Jahre 1993 übernahm [[w:Europa|Europas]] größter Papierhülsenerzeuger, die Firma Paul & Co. GmbH und Co. KG das Werk.<ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 179</ref> Bis heute werden hier Kartondosen, Kartongebinde sowie parallel- und spiralgewickelte Spezialhülsen hergestellt. <ref>Homepage der Firma Paul & Co. GmbH und Co. KG: ''[http://paulundco.at/de/unternehmen/ paulundco.at/de/unternehmen/]'', abgerufen am 08.12.2017</ref> | '''Die Geschichte der Papierindustrie in Breitenau''' bezeichnet die Zeit ab der Entstehung und Verwendung der [[w:Mühle|Mühl]]-und [[w:Sägewerk|Sägewerke]] in [[w:Breitenau (Niederösterreich)|Breitenau]] im [[w:17. Jahrhundert|17. Jahrhundert]], bis zur heute noch bestehenden [[w:Papierindustrie|Papierindustrie]]. Während dieser Zeit, war die Industrie immer wieder in den Händen unterschiedlichster Besitzer und diente verschiedenen Zwecken. Während dem [[w:Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]], wurde die "Samum"-Fabrik, welche unter dem Decknamen "Dachpappefabrik Breitenau" lief, als Auslagerungsstandort der [[w:Wiener Neustädter Flugzeugwerke|Wiener Neustädter Flugezeugwerke]] verwendet.<ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 138</ref> Im Jahre 1993 übernahm [[w:Europa|Europas]] größter Papierhülsenerzeuger, die Firma Paul & Co. GmbH und Co. KG das Werk.<ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 179</ref> Bis heute werden hier Kartondosen, Kartongebinde sowie parallel- und spiralgewickelte Spezialhülsen hergestellt.<ref>Homepage der Firma Paul & Co. GmbH und Co. KG: ''[http://paulundco.at/de/unternehmen/ paulundco.at/de/unternehmen/]'', abgerufen am 08.12.2017</ref> | ||
[[Datei:Paul & Co Breitenau.jpg|miniatur|thumb|Firma Paul & Co. (2017)]] | [[Datei:Paul & Co Breitenau.jpg|miniatur|thumb|Firma Paul & Co. (2017)]] | ||
== Der Kehrbach als Energielieferant == | == Der Kehrbach als Energielieferant == | ||
Der [[w:Kehrbach (Kanal)|Kehrbach]], war für die Gemeinde Breitenau, schon in vorindustrieller Zeit ein wichtiger Teil für die wirtschaftliche Entwicklung. Im Jahre 1327 wurde der Kehrbach aus dem Flussbett der [[w: Schwarza (Leitha)|Schwarza]] in [[Peisching (Gemeinde Neunkirchen)|Peisching]] abgeleitet. <ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 46</ref> Nachdem er ursprünglich der Bewässerung des [[w:Steinfeld (Niederösterreich)|Steinfeldes]] diente, wurde er sehr bald für den Antrieb von Mühlwerken verwendet. Einer jener Gewerbetreibenden, die die Energie des Kehrbaches zum Antrieb von einer Getreidemühle und einer Brettersäge benutzten, war Ignaz Ehold. <ref>A. Luckeneder: ''Entstehung und Entwicklung der Buntpapierfabrik Breitenau'', Compass 1912, Bd.2, 1925</ref> | Der [[w:Kehrbach (Kanal)|Kehrbach]], war für die Gemeinde Breitenau, schon in vorindustrieller Zeit ein wichtiger Teil für die wirtschaftliche Entwicklung. Im Jahre 1327 wurde der Kehrbach aus dem Flussbett der [[w:Schwarza (Leitha)|Schwarza]] in [[Peisching (Gemeinde Neunkirchen)|Peisching]] abgeleitet.<ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 46</ref> Nachdem er ursprünglich der Bewässerung des [[w:Steinfeld (Niederösterreich)|Steinfeldes]] diente, wurde er sehr bald für den Antrieb von Mühlwerken verwendet. Einer jener Gewerbetreibenden, die die Energie des Kehrbaches zum Antrieb von einer Getreidemühle und einer Brettersäge benutzten, war Ignaz Ehold.<ref>A. Luckeneder: ''Entstehung und Entwicklung der Buntpapierfabrik Breitenau'', Compass 1912, Bd.2, 1925</ref> | ||
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts transportierte man durch den Kehrbach Holz bis nach Wien. Nach dem Bau einer Eisenbahn nach [[Gloggnitz]] im Jahre 1942 und über den [[w:Semmering-Pass|Semmering]] 1854 wurde jedoch das Holz bald nicht mehr durch die [[w:Holzschwemmanlage|Schwemme]] transportiert, sondern auf die Bahn verladen. Nachdem die Lastenschifffahrt auf dem [[w: Wiener Neustädter Kanal|Wiener Neustädter Kanal]] eingestellt wurde, diente der Kehrbach 1879 wieder vermehrt der Bewässerung von Feldern und Gärten. Nach zweifachem Dammbruch an der Schwarza musste man das Peischinger [[w:Wehr (Wasserbau)|Wehr]] wieder herstellen. Im Jahre 1806 errichtete man eine neue Einlassschleuse und die Räumung des Bachbettes wurde angeordnet, um verschiedene Umbauten tätigen zu können. <ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 59-60</ref> | Bis Mitte des 19. Jahrhunderts transportierte man durch den Kehrbach Holz bis nach Wien. Nach dem Bau einer Eisenbahn nach [[Gloggnitz]] im Jahre 1942 und über den [[w:Semmering-Pass|Semmering]] 1854 wurde jedoch das Holz bald nicht mehr durch die [[w:Holzschwemmanlage|Schwemme]] transportiert, sondern auf die Bahn verladen. Nachdem die Lastenschifffahrt auf dem [[w:Wiener Neustädter Kanal|Wiener Neustädter Kanal]] eingestellt wurde, diente der Kehrbach 1879 wieder vermehrt der Bewässerung von Feldern und Gärten. Nach zweifachem Dammbruch an der Schwarza musste man das Peischinger [[w:Wehr (Wasserbau)|Wehr]] wieder herstellen. Im Jahre 1806 errichtete man eine neue Einlassschleuse und die Räumung des Bachbettes wurde angeordnet, um verschiedene Umbauten tätigen zu können.<ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 59-60</ref> | ||
== Die Breitenauer Mühlen == | == Die Breitenauer Mühlen == | ||
Auch die zwei Mühlen Breitenaus machten sich die Energie des Kehrbaches zu Nutze. Im Jahre 1839 gab es einen [[w:Wasserrecht|Wasserrechtssteit]], im Zuge dessen der damalige Besitzer Johann Niedermayer behauptete, seine Mühle sei über 600 Jahre alt. Für diese Behauptung gibt es keine urkundlichen Belege. Möglicherweise hat ein Vorgängerbau vor der eigentlichen urkundlichen Erwähnung im 17. Jahrhundert bestanden - viele Mühlen dieser Region wurden erstmals im 16. oder 17. Jahrhundert erwähnt worden. Jedenfalls trägt der Torbogen des sogenannten "Herrenhaus" die Jahreszahl 1659. Aus den Urkunden der [[Prigglitz|Prigglitzer]] Pfarre geht hervor, dass sich die Mühle im Besitz der [[Pfarre Prigglitz]] befunden haben soll. Am 16. Mai 1651 verkaufte die Gräfin Hopolita Franziska von Carnossa, Freiin zu [[Feistritz am Wechsel|Feistritz]], die Mühle an die Freifrau Apollonia von Rothall. Im Jahre 1743/44 erwarb die Herrschaft [[Seebenstein]] die Mühle. Am 2. Juni 1790 verkauften die Besitzer von Seebenstein, die Grafen von Pergen die Mühle und ein Sägewerk an Josef Niedermayer. Die Mühle hatte zu dieser Zeit vier Mahlgänge und ein Sägewerk und blieb 52 Jahre im Besitz der Familie Niedermayer. | Auch die zwei Mühlen Breitenaus machten sich die Energie des Kehrbaches zu Nutze. Im Jahre 1839 gab es einen [[w:Wasserrecht|Wasserrechtssteit]], im Zuge dessen der damalige Besitzer Johann Niedermayer behauptete, seine Mühle sei über 600 Jahre alt. Für diese Behauptung gibt es keine urkundlichen Belege. Möglicherweise hat ein Vorgängerbau vor der eigentlichen urkundlichen Erwähnung im 17. Jahrhundert bestanden - viele Mühlen dieser Region wurden erstmals im 16. oder 17. Jahrhundert erwähnt worden. Jedenfalls trägt der Torbogen des sogenannten "Herrenhaus" die Jahreszahl 1659. Aus den Urkunden der [[Prigglitz|Prigglitzer]] Pfarre geht hervor, dass sich die Mühle im Besitz der [[Pfarre Prigglitz]] befunden haben soll. Am 16. Mai 1651 verkaufte die Gräfin Hopolita Franziska von Carnossa, Freiin zu [[Feistritz am Wechsel|Feistritz]], die Mühle an die Freifrau Apollonia von Rothall. Im Jahre 1743/44 erwarb die Herrschaft [[Seebenstein]] die Mühle. Am 2. Juni 1790 verkauften die Besitzer von Seebenstein, die Grafen von Pergen die Mühle und ein Sägewerk an Josef Niedermayer. Die Mühle hatte zu dieser Zeit vier Mahlgänge und ein Sägewerk und blieb 52 Jahre im Besitz der Familie Niedermayer. | ||
Die zweite Mühle befand sich in der sogenannten Linsern, wo zu Beginn des 18. Jahrhunderts das "Holdenhaus" errichtet wurde. Der Besitzer, der Grundholder der Herrschaft Feistritz am Wechsel, betrieb eine Landwirtschaft. Im Jahre 1758 wurde der Kehrbach, auf Wunsch von [[w: Maria Theresia|Maria Theresia]], ausgebaut, wodurch die [[w: Wasserkraft|Wasserkraft]] verstärkt wurde. Das nutzte der spätere Besitzer Ignaz Ehold aus, indem er im Jahre 1797 eine [[w: Lohmühle|Lohmühle]], mit späteren Zubau einer Brettersäge, errichtete. Die beiden Betriebe blieben über Jahrzehnte im Familienbesitz, bis der letzte Nachkomme, Josef Ehold, im Jahre 1859, starb. <ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 48-50</ref> | Die zweite Mühle befand sich in der sogenannten Linsern, wo zu Beginn des 18. Jahrhunderts das "Holdenhaus" errichtet wurde. Der Besitzer, der Grundholder der Herrschaft Feistritz am Wechsel, betrieb eine Landwirtschaft. Im Jahre 1758 wurde der Kehrbach, auf Wunsch von [[w:Maria Theresia|Maria Theresia]], ausgebaut, wodurch die [[w:Wasserkraft|Wasserkraft]] verstärkt wurde. Das nutzte der spätere Besitzer Ignaz Ehold aus, indem er im Jahre 1797 eine [[w:Lohmühle|Lohmühle]], mit späteren Zubau einer Brettersäge, errichtete. Die beiden Betriebe blieben über Jahrzehnte im Familienbesitz, bis der letzte Nachkomme, Josef Ehold, im Jahre 1859, starb.<ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 48-50</ref> | ||
=== Die Kunstmühle der Familie Engelhart-Mitterer === | === Die Kunstmühle der Familie Engelhart-Mitterer === | ||
Die Breitenauer Mahl- und Sägemühle befand sich bis zum Jahre 1842 im Besitz der Familie Niedermayer. Am 12. April 1842 erwarb sie Franz Engelhart, der auch einen großen Anteil am Ausbau der [[w: Infrastruktur|Infrastruktur]] Breitenaus hatte. Engelhart, der ein Förderer der Pfarre und Volksschule war, beteiligte sich auch aktiv am Aufbau der [[Freiwilligen Feuerwehr Breitenau|Freiwilligen Feuerwehr]]. Auch er war es, der den Grundstein zum noch heute bestehenden ''Gasthaus zum grünen Baum'' legte. Bis in die 1840er Jahre bestand links von der Mühle eine kleine Schänke, welche Engelhart im Jahre 1847 auf Grund von Platzmangel zum "Gasthaus zum grünen Baum" umbaute. Der namensgleiche Sohn von Franz Engelhart, schloss 1883 das Sägewerk und gestaltete die Mühle zu einer großen [[w:Kunstmühle|Kunst]]- und [[w:Handelsmühle|Handelsmühle]] um. In der Folge gelangte die Mühle in den Besitz seiner Tochter Katharina und deren Mann Heinrich Mitterer im Jahre 1906, welche im Jahre 1909 im rückwärtigen Teil des Gebäudes eine Holzschleiferei einrichteten. In den 1920er Jahren wurde die Holzschleiferei wieder aufgelassen, der Mühlenbetrieb aber ausgebaut. Folglich war die Mitterer-Mühle für viele Jahrzehnte die stärkste Mühle im [[Bezirk Neunkirchen|Bezirk Neunkirchen]].<ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 60-62</ref> | Die Breitenauer Mahl- und Sägemühle befand sich bis zum Jahre 1842 im Besitz der Familie Niedermayer. Am 12. April 1842 erwarb sie Franz Engelhart, der auch einen großen Anteil am Ausbau der [[w:Infrastruktur|Infrastruktur]] Breitenaus hatte. Engelhart, der ein Förderer der Pfarre und Volksschule war, beteiligte sich auch aktiv am Aufbau der [[Freiwilligen Feuerwehr Breitenau|Freiwilligen Feuerwehr]]. Auch er war es, der den Grundstein zum noch heute bestehenden ''Gasthaus zum grünen Baum'' legte. Bis in die 1840er Jahre bestand links von der Mühle eine kleine Schänke, welche Engelhart im Jahre 1847 auf Grund von Platzmangel zum "Gasthaus zum grünen Baum" umbaute. Der namensgleiche Sohn von Franz Engelhart, schloss 1883 das Sägewerk und gestaltete die Mühle zu einer großen [[w:Kunstmühle|Kunst]]- und [[w:Handelsmühle|Handelsmühle]] um. In der Folge gelangte die Mühle in den Besitz seiner Tochter Katharina und deren Mann Heinrich Mitterer im Jahre 1906, welche im Jahre 1909 im rückwärtigen Teil des Gebäudes eine Holzschleiferei einrichteten. In den 1920er Jahren wurde die Holzschleiferei wieder aufgelassen, der Mühlenbetrieb aber ausgebaut. Folglich war die Mitterer-Mühle für viele Jahrzehnte die stärkste Mühle im [[Bezirk Neunkirchen|Bezirk Neunkirchen]].<ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 60-62</ref> | ||
== Die Entstehung der Buntpapierfabrik == | == Die Entstehung der Buntpapierfabrik == | ||
=== Von der Mühle zur Buntpapierfabrik === | === Von der Mühle zur Buntpapierfabrik === | ||
Nachdem der Besitzer der [[w: Mühle|Mühle]] in der so genannten Linsern, Josef Ehold, 1859 starb, heiratete seine Witwe Elisabeth im Jahre 1862 [[w: Josef Menschik|Josef Menschik]] aus Pilsen, welcher die Mühle und das [[w: Sägewerk|Sägewerk]] weiterführte. 1872 brannte die Mühle nieder, wurde jedoch von Menschik wieder aufgebaut. Der Wiederaufbau führte zu finanziallen Schwierigkeiten und folglich zum Verkauf an Josef Maschler im Jahre 1878. Schon im Jahre 1882 fand ein neuer Besitzerwechsel statt. [[w: Michael Haiden & Comp.|Michael Haiden & Comp.]] waren nun die neuen Eigentümer. Die Firmenleitung übernahm Karl Witzmann, der Schwiegersohn von Michael Haiden, welcher den Mühlenbetrieb nur zwei Jahre später in eine [[w:Cellulose|Strohzellulosefabrik]] umfunktionierte. Zur maschinellen Einrichtung zählten damals vier Kocher, fünf [[w:Papierholländer|Waschholländer]], vier [[w:Papierholländer|Blechholländer]], ein [[w: Raffineur|Raffineur]], eine [[w: Hobelmaschine|Hobelmaschine]], vier [[w:Werkzeugkasten|Zeugkasten]], ein [[w:Rührtechnik|Rührwerk]], eine [[w:Papiermaschine|Langsiebmaschine]], ein [[w: Buddlerofen|Buddlerofen]] und eine [[w:Lauge|Laugenkocherei]]. | Nachdem der Besitzer der [[w:Mühle|Mühle]] in der so genannten Linsern, Josef Ehold, 1859 starb, heiratete seine Witwe Elisabeth im Jahre 1862 [[w:Josef Menschik|Josef Menschik]] aus Pilsen, welcher die Mühle und das [[w:Sägewerk|Sägewerk]] weiterführte. 1872 brannte die Mühle nieder, wurde jedoch von Menschik wieder aufgebaut. Der Wiederaufbau führte zu finanziallen Schwierigkeiten und folglich zum Verkauf an Josef Maschler im Jahre 1878. Schon im Jahre 1882 fand ein neuer Besitzerwechsel statt. [[w:Michael Haiden & Comp.|Michael Haiden & Comp.]] waren nun die neuen Eigentümer. Die Firmenleitung übernahm Karl Witzmann, der Schwiegersohn von Michael Haiden, welcher den Mühlenbetrieb nur zwei Jahre später in eine [[w:Cellulose|Strohzellulosefabrik]] umfunktionierte. Zur maschinellen Einrichtung zählten damals vier Kocher, fünf [[w:Papierholländer|Waschholländer]], vier [[w:Papierholländer|Blechholländer]], ein [[w:Raffineur|Raffineur]], eine [[w:Hobelmaschine|Hobelmaschine]], vier [[w:Werkzeugkasten|Zeugkasten]], ein [[w:Rührtechnik|Rührwerk]], eine [[w:Papiermaschine|Langsiebmaschine]], ein [[w:Buddlerofen|Buddlerofen]] und eine [[w:Lauge|Laugenkocherei]]. | ||
1892 übernahm Leopold Leitner die Firma, nachdem sie finanziell zusammenbrach. | 1892 übernahm Leopold Leitner die Firma, nachdem sie finanziell zusammenbrach. | ||
Schon im Jahr 1894 verkaufte Leitner die Fabrik wieder an die ''Pittner Papierfabriks-A.G.'', welche die Strozellulosefabrikation noch im selben Jahr einstellte und auf die Erzeugung von [[w:Asbest|Asbestplatten]] umstellte. Nachdem sich der gewünschte und erwartete wirtschaftliche Erfolg nicht einstellte, wurde 1899 die gesamte Einrichtung samt Rezepten an die [[Gmunden|Gmundner]] Firma Leopold Haschek verkauft und noch im gleichen Jahr begann man mit der Erzeugung von Buntpapier. | Schon im Jahr 1894 verkaufte Leitner die Fabrik wieder an die ''Pittner Papierfabriks-A.G.'', welche die Strozellulosefabrikation noch im selben Jahr einstellte und auf die Erzeugung von [[w:Asbest|Asbestplatten]] umstellte. Nachdem sich der gewünschte und erwartete wirtschaftliche Erfolg nicht einstellte, wurde 1899 die gesamte Einrichtung samt Rezepten an die [[Gmunden|Gmundner]] Firma Leopold Haschek verkauft und noch im gleichen Jahr begann man mit der Erzeugung von Buntpapier. | ||
1903 wurde die [[w:Wien|Wiener]] Buntpapierfabrik [[w: Frey & Stieber|Frey & Stieber]] gekauft, stillgelegt und das brauchbare Inventar nach Breitenau gebracht. Dadurch erlangte das Werk 1904 eine erhebliche Erweiterung. 1906 fusionierte die Pittner Papierfabrik-A.G. mit der Leykam-Josefsthal A.G. Der Leiter des Breitenauer Betriebs war Direktor Adalbert Sommer. Das Werk wurde weiter ausgebaut und modernisiert und war vor dem Ersten Weltkrieg das leistungsfähigste Werk der gesamten Monarchie auf dem Gebiet der Buntpapiererzeugung.<ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 62-63</ref> | 1903 wurde die [[w:Wien|Wiener]] Buntpapierfabrik [[w:Frey & Stieber|Frey & Stieber]] gekauft, stillgelegt und das brauchbare Inventar nach Breitenau gebracht. Dadurch erlangte das Werk 1904 eine erhebliche Erweiterung. 1906 fusionierte die Pittner Papierfabrik-A.G. mit der Leykam-Josefsthal A.G. Der Leiter des Breitenauer Betriebs war Direktor Adalbert Sommer. Das Werk wurde weiter ausgebaut und modernisiert und war vor dem Ersten Weltkrieg das leistungsfähigste Werk der gesamten Monarchie auf dem Gebiet der Buntpapiererzeugung.<ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 62-63</ref> | ||
=== Die Chromo- und Buntpapierfabrik in der Zwischenkriegszeit === | === Die Chromo- und Buntpapierfabrik in der Zwischenkriegszeit === | ||
Nach Ende des [[w:Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] brachte der Verlust des großen inländischen Handelsraums der Chromo- und Buntpapierfabrik der [[Leykam Josefsthal AG]] erst große Schwierigkeiten, jedoch gelang es schnell, neue [[w:Export|Exportmärkte]] zu finden. Bald wurde Papier abseits von Europa auch nach [[w: Südamerika|Südamerika]] und [[w: Asien|Asien]] geliefert. | Nach Ende des [[w:Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] brachte der Verlust des großen inländischen Handelsraums der Chromo- und Buntpapierfabrik der [[Leykam Josefsthal AG]] erst große Schwierigkeiten, jedoch gelang es schnell, neue [[w:Export|Exportmärkte]] zu finden. Bald wurde Papier abseits von Europa auch nach [[w:Südamerika|Südamerika]] und [[w:Asien|Asien]] geliefert. | ||
Bis zu 350 Menschen waren in der [[w:Zwischenkriegszeit|Zwischenkriegszeit]] in der Papierfabrik beschäftigt. Die Arbeiter wurden durch eine [[w:Betriebsordnung|Arbeitsordnung]] über ihre Rechte und Pflichten informiert. So galt auf dem ganzen Betriebsgelände Alkohol- und Rauchverbot und das Tragen von Abzeichen sowie die Verteilung von sämtlicher politischer [[w:Propaganda|Propaganda]] war untersagt. Die ab 1927 beginnende [[w:Weltwirtschaftskrise|Wirtschaftskrise]] machte es auch dem Breitenauer Betrieb zu schaffen. Die Folgen waren sämtlichen Entlassungen, Arbeitslosigkeit und befristete Beschäftigung. 1935/36 kam man zur Überlegung die Fabrik zu schließen, was jedoch nicht durchgeführt wurde. <ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 115-116</ref> | Bis zu 350 Menschen waren in der [[w:Zwischenkriegszeit|Zwischenkriegszeit]] in der Papierfabrik beschäftigt. Die Arbeiter wurden durch eine [[w:Betriebsordnung|Arbeitsordnung]] über ihre Rechte und Pflichten informiert. So galt auf dem ganzen Betriebsgelände Alkohol- und Rauchverbot und das Tragen von Abzeichen sowie die Verteilung von sämtlicher politischer [[w:Propaganda|Propaganda]] war untersagt. Die ab 1927 beginnende [[w:Weltwirtschaftskrise|Wirtschaftskrise]] machte es auch dem Breitenauer Betrieb zu schaffen. Die Folgen waren sämtlichen Entlassungen, Arbeitslosigkeit und befristete Beschäftigung. 1935/36 kam man zur Überlegung die Fabrik zu schließen, was jedoch nicht durchgeführt wurde.<ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 115-116</ref> | ||
== Beginn des Zweiten Weltkrieges == | == Beginn des Zweiten Weltkrieges == | ||
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges war die Chromo- und Buntpapierfabrik noch immer im Besitz der Leykam-Josefsthal-A.G., welches damals ein Konzernunternehmen der [[w:Creditanstalt-Bankverein|Creditanstalt-Bankverein]] war. Durch den Krieg sank der Export von Papier ins Ausland immer mehr und so entschloss man sich 1941 die Fabrik zu verkaufen. Die Firma ''Samum'' übernahm nun das Breitenauer Werk. Die Firma ''Jac. Schnabel&Co.'' war kurz zuvor in ''Samum Vereinigte Papier-Industrie K.G.'' umbenannt worden, welche in der [[w:Österreichische Monarchie|Monarchie]] und der Zwischenkriegszeit zu den bedeutensten Buntpapierfabriken [[w:Österreich|Österreichs]] zählte. Produziert wurden vor allem Toilettenpapier, Zigarettenpapier- und Hülsen, Papierservietten, Chromo- und [[w:Buntpapier|Buntpapier]] etc. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges war das Unternehmen durch die Produktion von [[w:Verdunkelung (Luftschutz)|Verdunkelungspapier]] ein wehrwirtschaftlich wichtiges Unternehmen und so konnten die Gewinne nach den schwierigen Jahren der Krise wieder gesteigert werden. <ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 138</ref> | Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges war die Chromo- und Buntpapierfabrik noch immer im Besitz der Leykam-Josefsthal-A.G., welches damals ein Konzernunternehmen der [[w:Creditanstalt-Bankverein|Creditanstalt-Bankverein]] war. Durch den Krieg sank der Export von Papier ins Ausland immer mehr und so entschloss man sich 1941 die Fabrik zu verkaufen. Die Firma ''Samum'' übernahm nun das Breitenauer Werk. Die Firma ''Jac. Schnabel&Co.'' war kurz zuvor in ''Samum Vereinigte Papier-Industrie K.G.'' umbenannt worden, welche in der [[w:Österreichische Monarchie|Monarchie]] und der Zwischenkriegszeit zu den bedeutensten Buntpapierfabriken [[w:Österreich|Österreichs]] zählte. Produziert wurden vor allem Toilettenpapier, Zigarettenpapier- und Hülsen, Papierservietten, Chromo- und [[w:Buntpapier|Buntpapier]] etc. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges war das Unternehmen durch die Produktion von [[w:Verdunkelung (Luftschutz)|Verdunkelungspapier]] ein wehrwirtschaftlich wichtiges Unternehmen und so konnten die Gewinne nach den schwierigen Jahren der Krise wieder gesteigert werden.<ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 138</ref> | ||
== Umfunktionierung zum Rüstungsbetrieb == | == Umfunktionierung zum Rüstungsbetrieb == | ||
Da im Breitenauer Werk künftig Flugzeugteile gefertigt werden sollen, wurde die Papierfabrik zu einem [[w:Rüstungsindustrie|Rüstungsbetrieb]] umfunktioniert. Die Maschinen zur Papierproduktion wurden abgebaut um Platz für die Fertigung der [[w:Wiener Neustädter Flugzeugwerke|Wiener Neustädter Flugzeugwerke]] zu schaffen. Im Jahre 1942 galten die Wiener Neustädter Flugzeugwerke zu den wichtigsten Betrieben dieser Branche im gesamten deutschen Reich. Die Zulieferbetriebe, welchen auch die Firma [[w:Schoeller-Bleckmann Stahlwerke|Schoeller-Bleckmann]], mit der Herstellung von Fahrwerkstreben diente, ermöglichten eine Erhöhung der Produktion. <ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 138</ref> | Da im Breitenauer Werk künftig Flugzeugteile gefertigt werden sollen, wurde die Papierfabrik zu einem [[w:Rüstungsindustrie|Rüstungsbetrieb]] umfunktioniert. Die Maschinen zur Papierproduktion wurden abgebaut um Platz für die Fertigung der [[w:Wiener Neustädter Flugzeugwerke|Wiener Neustädter Flugzeugwerke]] zu schaffen. Im Jahre 1942 galten die Wiener Neustädter Flugzeugwerke zu den wichtigsten Betrieben dieser Branche im gesamten deutschen Reich. Die Zulieferbetriebe, welchen auch die Firma [[w:Schoeller-Bleckmann Stahlwerke|Schoeller-Bleckmann]], mit der Herstellung von Fahrwerkstreben diente, ermöglichten eine Erhöhung der Produktion.<ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 138</ref> | ||
=== Auslagerung === | === Auslagerung === | ||
Im Sommer 1943 wurden die Flugzeugwerke vermehrt zum Ziel [[w:Alliierte|alliierter]] Bombenangriffen, weshalb man auch mit der Auslagerung der Produktion begann. Am 13. August 1943, wurden durch den ersten großen Bombenangriff auf die Rüstungsindustrie in [[w:Wiener Neustadt|Wiener Neustadt]] mehrere Produktionslager stark beschädigt. Das Breitenauer Werk der Firma Samum war, im Gegensatz zu dem Wiener Schwester-Werk in [[w:Heiligenstadt (Wien)|Heiligenstadt]], von Bombenangriffen verschont geblieben. <ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 149</ref> Folglich wurde die Teilverlagerung der Flugzeugwerke, in 24 angemietete Objekte, rund um Wiener Neustadt angeordnet. Nach weiteren Bombenangriffen entwickelte sich die Teilauslagerung zu einer Totalauslagerung. In der "Samum"-Fabrik in Breitenau waren laut einer Aufstellung vom September 1944 der allgemeine Teilebau für die [[w:Flugzeugrumpf|Rumpfmontage]] untergebracht, welche im Monat 500 Stück herstellen sollten. <ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 138</ref> | Im Sommer 1943 wurden die Flugzeugwerke vermehrt zum Ziel [[w:Alliierte|alliierter]] Bombenangriffen, weshalb man auch mit der Auslagerung der Produktion begann. Am 13. August 1943, wurden durch den ersten großen Bombenangriff auf die Rüstungsindustrie in [[w:Wiener Neustadt|Wiener Neustadt]] mehrere Produktionslager stark beschädigt. Das Breitenauer Werk der Firma Samum war, im Gegensatz zu dem Wiener Schwester-Werk in [[w:Heiligenstadt (Wien)|Heiligenstadt]], von Bombenangriffen verschont geblieben.<ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 149</ref> Folglich wurde die Teilverlagerung der Flugzeugwerke, in 24 angemietete Objekte, rund um Wiener Neustadt angeordnet. Nach weiteren Bombenangriffen entwickelte sich die Teilauslagerung zu einer Totalauslagerung. In der "Samum"-Fabrik in Breitenau waren laut einer Aufstellung vom September 1944 der allgemeine Teilebau für die [[w:Flugzeugrumpf|Rumpfmontage]] untergebracht, welche im Monat 500 Stück herstellen sollten.<ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 138</ref> | ||
== Belegschaft: Fremd- und Zwangsarbeiter == | == Belegschaft: Fremd- und Zwangsarbeiter == | ||
Die Zahl der Belegschaft belief sich am 10. September auf 290 Personen, der Soll-Belegschaftsstand umfasste jedoch nur 200 Mitarbeiter. Am 11. November 1944 arbeiteten 301 Personen auf einer Fläche von 3.800 m²-darunter ausländische Fremd- und Zwangsarbeiter. Am 5. Dezember 1944 stieg der Belegschaftsstand auf 324 Mitarbeiter. Als Zulieferer für das [[w: Heer|Heer]] diente zwischen 1939 und 1945 auch die [[ Mitterer-Mühle|Mitterer-Mühle]], wo gegen Kriegsende auch gefangene [[w:Serben|Serben]] untergebracht waren. | Die Zahl der Belegschaft belief sich am 10. September auf 290 Personen, der Soll-Belegschaftsstand umfasste jedoch nur 200 Mitarbeiter. Am 11. November 1944 arbeiteten 301 Personen auf einer Fläche von 3.800 m²-darunter ausländische Fremd- und Zwangsarbeiter. Am 5. Dezember 1944 stieg der Belegschaftsstand auf 324 Mitarbeiter. Als Zulieferer für das [[w:Heer|Heer]] diente zwischen 1939 und 1945 auch die [[ Mitterer-Mühle|Mitterer-Mühle]], wo gegen Kriegsende auch gefangene [[w:Serben|Serben]] untergebracht waren. | ||
Der Rüstungsindustrie und Zwangsarbeit in Breitenau waren im [[w:Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] insgesamt 324 Menschen, darunter auch ausländische [[w:Zwangsarbeit|Zwangs- und Fremdarbeiter]], unterworfen. Die Belegschaft bezieht sich auf jene Arbeiter, die in der "Samum"-Fabrik, welche unter dem Decknamen "Dachpappefabrik [[w:Breitenau (Niederösterreich)|Breitenau]]" lief, beschäftigt waren. Wie auch im gesamten [[w:deutsches Reich|deutschen Reich]] waren auch bei den Bauern Breitenaus Zwangsarbeiter aus dem Osten beschäftigt. <ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 139-140</ref> | Der Rüstungsindustrie und Zwangsarbeit in Breitenau waren im [[w:Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] insgesamt 324 Menschen, darunter auch ausländische [[w:Zwangsarbeit|Zwangs- und Fremdarbeiter]], unterworfen. Die Belegschaft bezieht sich auf jene Arbeiter, die in der "Samum"-Fabrik, welche unter dem Decknamen "Dachpappefabrik [[w:Breitenau (Niederösterreich)|Breitenau]]" lief, beschäftigt waren. Wie auch im gesamten [[w:deutsches Reich|deutschen Reich]] waren auch bei den Bauern Breitenaus Zwangsarbeiter aus dem Osten beschäftigt.<ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 139-140</ref> | ||
== Nach dem Zweiten Weltkrieg == | == Nach dem Zweiten Weltkrieg == | ||
Die Fabrik wies durch die jahrelange Inanspruchnahme durch den Zwangsmieter starke Bauschäden auf. Etliche Materialvorräte waren verschwunden, 150 Waggons mit wertvollem Papier wurde von den [[w:Rote Armee|sowjetischen Soldaten]] beschlagnahmt und an eine Wiederaufnahme des Betriebes war aufgrund der fehlenden Kohlevorräte nicht zu denken. Für die Betriebsaufnahme war die Zustimmung der [[ w: Besatzungsmacht|Besatzungsmacht]] notwendig und nach der Vorlage eines Aufbauplanes zeigte die provisorische Regierung Interesse am Wiederaufbau. Das wichtige Dokument, das für die Beschaffung eines Kredits und die Beschaffung notwendiger Materialien ermöglichte, wurde vom späteren Bundeskanzler [[w:Julius Raab|Julius Raab]] unterzeichnet. <ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 149</ref> | Die Fabrik wies durch die jahrelange Inanspruchnahme durch den Zwangsmieter starke Bauschäden auf. Etliche Materialvorräte waren verschwunden, 150 Waggons mit wertvollem Papier wurde von den [[w:Rote Armee|sowjetischen Soldaten]] beschlagnahmt und an eine Wiederaufnahme des Betriebes war aufgrund der fehlenden Kohlevorräte nicht zu denken. Für die Betriebsaufnahme war die Zustimmung der [[ w: Besatzungsmacht|Besatzungsmacht]] notwendig und nach der Vorlage eines Aufbauplanes zeigte die provisorische Regierung Interesse am Wiederaufbau. Das wichtige Dokument, das für die Beschaffung eines Kredits und die Beschaffung notwendiger Materialien ermöglichte, wurde vom späteren Bundeskanzler [[w:Julius Raab|Julius Raab]] unterzeichnet.<ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 149</ref> | ||
=== Wiederaufnahme des Betriebes === | === Wiederaufnahme des Betriebes === | ||
Nach und nach widmete man sich wieder Produktilinien wie Zigarettenpapier- und Hülsen, Kunstdruckpapier etc. Der Bereich [[w:Bilderdruckpapier|Kunstdruckpapier]] sollte ausgebaut werden und so entwickelte sich der Standort Breitenau zum fabrikationstechnischen Schwergewicht. Es wurden neue Anlagen für eine verstärkte Bunt- und Kunstdruckpapier-Erzeugung erschaffen. Eine neue dreistöckige Werkshalle mit einem 26 Meter hohen [[w: Wasserturm|Wasserturm]], ein neues [[w: Kesselhaus|Kesselhaus]], eine [[w:Wärmekraftanlage|Wärmekraftanlage]] und zahlreiche Maschinen wurden errichtet. In Zukunft sollten 90 Millionen Quadratmeter Papier in dem Breitenauer Werk verarbeitet werden. Die Belegschaft belief sich im Jahr 1948 bereits wieder auf 170 Beschäftigte, die aus Rohpapier durch aufwendige Veredelungsprozesse Buntpapiere, Glanzpapiere, Lederpapiere, Chromo- und Buntpapier und Phantasiepapiere herstellten, die auch im Ausland (oft im Fernen Osten) Absatz fanden. <ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 149-151</ref> | Nach und nach widmete man sich wieder Produktilinien wie Zigarettenpapier- und Hülsen, Kunstdruckpapier etc. Der Bereich [[w:Bilderdruckpapier|Kunstdruckpapier]] sollte ausgebaut werden und so entwickelte sich der Standort Breitenau zum fabrikationstechnischen Schwergewicht. Es wurden neue Anlagen für eine verstärkte Bunt- und Kunstdruckpapier-Erzeugung erschaffen. Eine neue dreistöckige Werkshalle mit einem 26 Meter hohen [[w:Wasserturm|Wasserturm]], ein neues [[w:Kesselhaus|Kesselhaus]], eine [[w:Wärmekraftanlage|Wärmekraftanlage]] und zahlreiche Maschinen wurden errichtet. In Zukunft sollten 90 Millionen Quadratmeter Papier in dem Breitenauer Werk verarbeitet werden. Die Belegschaft belief sich im Jahr 1948 bereits wieder auf 170 Beschäftigte, die aus Rohpapier durch aufwendige Veredelungsprozesse Buntpapiere, Glanzpapiere, Lederpapiere, Chromo- und Buntpapier und Phantasiepapiere herstellten, die auch im Ausland (oft im Fernen Osten) Absatz fanden.<ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 149-151</ref> | ||
== Gegenwart == | == Gegenwart == | ||
In den "goldene Zeiten" gab es in der Firma Samum bis zu 350 Mitarbeiter. Nach und nach war man aber mit der Tatsache konfrontiert, dass die papiererzeugende Industrie selbst begann, Papier zu veredlen, so dass ein Betrieb, wie der Breitenauer, der auf Zulieferung des Rohpapieres angewiesen war, nicht mehr konkurrenzfähig war. 1972 ging die Firma Samum in den [[w:Konkurs|Konkurs]], die Erzeugung wurde eingestellt und die Maschinen verkauft. Die Pittner Papier- und Pappefabrik W. Hamburger erwarb das gesamte Areal, erweiterte 1976 die bestehenden Objekte und übersiedelte vom [[w:Pitten|Pittner]] Stammwerk nach Breitenau. Nun wurden unter der Marke ''Hamopack'' Papperohre und Hülsen hergestellt. <ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 179</ref> | In den "goldene Zeiten" gab es in der Firma Samum bis zu 350 Mitarbeiter. Nach und nach war man aber mit der Tatsache konfrontiert, dass die papiererzeugende Industrie selbst begann, Papier zu veredlen, so dass ein Betrieb, wie der Breitenauer, der auf Zulieferung des Rohpapieres angewiesen war, nicht mehr konkurrenzfähig war. 1972 ging die Firma Samum in den [[w:Konkurs|Konkurs]], die Erzeugung wurde eingestellt und die Maschinen verkauft. Die Pittner Papier- und Pappefabrik W. Hamburger erwarb das gesamte Areal, erweiterte 1976 die bestehenden Objekte und übersiedelte vom [[w:Pitten|Pittner]] Stammwerk nach Breitenau. Nun wurden unter der Marke ''Hamopack'' Papperohre und Hülsen hergestellt.<ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 179</ref> | ||
=== Von der "Samum" zu Paul und Co. === | === Von der "Samum" zu Paul und Co. === | ||
1993 übernahm Europas größter Papierhülsenerzeuger, die Firma Paul & Co. GmbH und Co. KG das Werk. Bis heute werden hier Kartondosen, Kartongebinde sowie parallel- und spiralgewickelte Spezialhülsen hergestellt. Neben dem heimischen Markt sind auch die östlichen Nachbarländer als Exportmarkt von großer Bedeutung.<ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 179</ref> Die 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter produzieren jährlich zirka 14.000 Tonnen Hülsen und Kantenschutz.<ref>Homepage der Firma Paul & Co. GmbH und Co. KG: ''[http://paulundco.at/de/unternehmen/ paulundco.at/de/unternehmen/]'', abgerufen am 27. | 1993 übernahm Europas größter Papierhülsenerzeuger, die Firma Paul & Co. GmbH und Co. KG das Werk. Bis heute werden hier Kartondosen, Kartongebinde sowie parallel- und spiralgewickelte Spezialhülsen hergestellt. Neben dem heimischen Markt sind auch die östlichen Nachbarländer als Exportmarkt von großer Bedeutung.<ref>René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006, S. 179</ref> Die 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter produzieren jährlich zirka 14.000 Tonnen Hülsen und Kantenschutz.<ref>Homepage der Firma Paul & Co. GmbH und Co. KG: ''[http://paulundco.at/de/unternehmen/ paulundco.at/de/unternehmen/]'', abgerufen am 27. November 2017</ref> | ||
== Entwicklung der Fabrik ab 1862 == | == Entwicklung der Fabrik ab 1862 == | ||
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| Josef Menschik aus Pilsen || 1862|| Mühle und Sägewerk | | Josef Menschik aus Pilsen || 1862|| Mühle und Sägewerk | ||
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| Josef Maschler | | Josef Maschler || 1878|| Mühle und Sägewerk | ||
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| Michael Haiden & Comp. || 1882|| Strohzellulosefabrik (ab1884) | | Michael Haiden & Comp. || 1882|| Strohzellulosefabrik (ab1884) | ||
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| Leopold Leitner | | Leopold Leitner || 1892|| Strohzellulosefabrik | ||
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| Pittner Papierfabriks-A.G. || 1894|| Erzeugung von [[w:Asbest|Asbestplatten]] | | Pittner Papierfabriks-A.G.|| 1894|| Erzeugung von [[w:Asbest|Asbestplatten]] | ||
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|Leopold Haschek || 1899|| Erzeugung von Buntpapier | |Leopold Haschek || 1899|| Erzeugung von Buntpapier | ||
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* René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006 | * René Harather: ''Breitenau, Unsere Heimatgemeinde im Wandel der Zeit'', Eigenverlag der Gemeinde Breitenau, Breitenau 2006 | ||
* Gerhard A. Stadler: ''Das industrielle Erbe Niederösterreichs'', S. 113f., ISBN 3-20577460-4 | * Gerhard A. Stadler: ''Das industrielle Erbe Niederösterreichs'', S. 113f., ISBN 3-20577460-4 | ||
== Einzelnachweise == | |||
<references/> | |||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
* [http://paulundco.at/de/unternehmen/ Homepage der Firma Paul & Co. GmbH und Co. KG] | * [http://paulundco.at/de/unternehmen/ Homepage der Firma Paul & Co. GmbH und Co. KG] | ||
* [http://www.hamburger-austria.com/home_de.html Homepage der Firma W. Hamburger GmbH] | * [http://www.hamburger-austria.com/home_de.html Homepage der Firma W. Hamburger GmbH] | ||
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[[Kategorie:Breitenau]] | |||
[[Kategorie:Geschichte (Niederösterreich)]] | |||