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=Der Einsatz der Gendarmerie= | =Der Einsatz der Gendarmerie= | ||
==Verstorbene Gendarmeriebeamte in der Zeit vom 28. August 1921 bis 25. März 1922== | ==Verstorbene Gendarmeriebeamte in der Zeit vom 28. August 1921 bis 25. März 1922== | ||
'''gefallene Beamte:''' | '''gefallene Beamte:''' | ||
*Rayonsinspektor Michael Trattner, gefallen bei St. Margarethen am 28. August 1921, | *Rayonsinspektor Michael Trattner, gefallen bei St. Margarethen am 28. August 1921, | ||
*Patrouillenleiter Adalbert Cervicek, gefallen bei Sinnersdorf am 04. September 1921, | *Patrouillenleiter Adalbert Cervicek, gefallen bei Sinnersdorf am 04. September 1921, | ||
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'''verunfallte Beamte''' | '''verunfallte Beamte''' | ||
:bei Edlitz kamen bei einer Ablösung durch einem Autounfall am 03. November 1921 ums Leben: | :bei Edlitz kamen bei einer Ablösung durch einem Autounfall am 03. November 1921 ums Leben: | ||
*Patrouillenleiter Johann Hofer, | *Patrouillenleiter Johann Hofer, | ||
*Patrouillenleiter Joahnn Mader, | *Patrouillenleiter Joahnn Mader, | ||
*Patrouillenleiter Josef Siegl.<ref>Sonderausgabe 10 Jahre Gendarmerie im Burgenland, Seiten 17 u. 18</ref> | *Patrouillenleiter Josef Siegl.<ref>Sonderausgabe 10 Jahre Gendarmerie im Burgenland, Seiten 17 u. 18</ref> | ||
==Nach den Erinnerungen des Sektionschefs Dr. Friedrich Gampp, Gendarmerie-Zentraldirektor i.R. in Wien== | ==Nach den Erinnerungen des Sektionschefs Dr. Friedrich Gampp, Gendarmerie-Zentraldirektor i.R. in Wien== | ||
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:- Abschnitt V. in Fehring, Abteilung Güssing. | :- Abschnitt V. in Fehring, Abteilung Güssing. | ||
:Hierzu kamen 11 Bezirksgendarmeriekommandos und 65 Gendarmerieexposituren mit genau festgelegten Bereichen im neuen Burgenland. | :Hierzu kamen 11 Bezirksgendarmeriekommandos und 65 Gendarmerieexposituren mit genau festgelegten Bereichen im neuen Burgenland. | ||
:Die interalliierte Militärkommission in Ödenburg hatte ausdrücklich festgestellt, dass nur eine friedliche Besetzung des Burgenlandes in Frage kommen würde. Der Einsatz des Bundesheeres wäre daher untersagt. Daraufhin wurde der Gendarmeriegrenzschutz im Juli 1921 auf rund 2000 Beamte verstärkt und ein Plan für die Marschwege entworfen. Elf Kolonnen sollten am 28. August 1921 bis zur Mitte des Burgenlandes und am 29. Augsut 1921 bis zur Ostgrenze vorrücken. In den jeweils erreichten Orten sollten die eingeplanten Gendarmeriebeamten ihren Dienst aufnehmen. | :Die interalliierte Militärkommission in Ödenburg hatte ausdrücklich festgestellt, dass nur eine friedliche Besetzung des Burgenlandes in Frage kommen würde. Der Einsatz des Bundesheeres wäre daher untersagt. Daraufhin wurde der Gendarmeriegrenzschutz im Juli 1921 auf rund 2000 Beamte verstärkt und ein Plan für die Marschwege entworfen. Elf Kolonnen sollten am 28. August 1921 bis zur Mitte des Burgenlandes und am 29. Augsut 1921 bis zur Ostgrenze vorrücken. In den jeweils erreichten Orten sollten die eingeplanten Gendarmeriebeamten ihren Dienst aufnehmen. | ||
:Während dieser Arbeiten liefen immer wieder Berichte ein, das gut ausgerüstete Banden gebildet würden, welche die Übernahme des Burgenlandes mit Gewalt verhindern sollten. Die Versuche des damaligen Bundeskanzlers Schober, Teile des Heeres zur Sicherung der Gendarmieriekolonnen einzusetzen, scheiterten alle an dem Widerstand der interalliierten Militärkommission. Die Interessen der Ungarn wurden von dieser Kommission höher eingeschätzt. | :Während dieser Arbeiten liefen immer wieder Berichte ein, das gut ausgerüstete Banden gebildet würden, welche die Übernahme des Burgenlandes mit Gewalt verhindern sollten. Die Versuche des damaligen Bundeskanzlers Schober, Teile des Heeres zur Sicherung der Gendarmieriekolonnen einzusetzen, scheiterten alle an dem Widerstand der interalliierten Militärkommission. Die Interessen der Ungarn wurden von dieser Kommission höher eingeschätzt. | ||
:Am 28. April 1921 setzten sich die 11 Kolonnen von ihren Standorten in Berg, Bruck an der leitah, Ebenfurth, Wiener Neustadt, Hochwolkersdorf, Kirchschlag, Friedberg, Hartberg, Burgau, Fürstenfeld und Fehring in Bewegung. Die nördlichen 6 Kolonnen erreichten ihre Marschziele und konnten die vorgesehen Posten aufstellen. Es kam hierbei nur zu kleineren Gefechten. Die Kolonnen 7 bis 9 sahen sich schon kurz nach dem Übertreten der Grenze überlegenen Kräften gegenüber. Trotz heftiger Abwehr mussten die Kolonnen in die morgens verlassenen Standorte zurück kehren. Die Kolonnen 10 und 11 erreichten ihre Ziele richteten die vorgesehenen Posten ein. Am Ende des ersten Marschtages waren ein Toter, 3 Schwer- und 4 Leichtverletzte zu beklagen. Für ihren Einsatz bei Agendorf, pinkafeld, Allhau und Burgau erhielten vom Bundesministerium des Inneren Gendarme für ihre tapferes Verhalten eine Auszeichnung. | :Am 28. April 1921 setzten sich die 11 Kolonnen von ihren Standorten in Berg, Bruck an der leitah, Ebenfurth, Wiener Neustadt, Hochwolkersdorf, Kirchschlag, Friedberg, Hartberg, Burgau, Fürstenfeld und Fehring in Bewegung. Die nördlichen 6 Kolonnen erreichten ihre Marschziele und konnten die vorgesehen Posten aufstellen. Es kam hierbei nur zu kleineren Gefechten. Die Kolonnen 7 bis 9 sahen sich schon kurz nach dem Übertreten der Grenze überlegenen Kräften gegenüber. Trotz heftiger Abwehr mussten die Kolonnen in die morgens verlassenen Standorte zurück kehren. Die Kolonnen 10 und 11 erreichten ihre Ziele richteten die vorgesehenen Posten ein. Am Ende des ersten Marschtages waren ein Toter, 3 Schwer- und 4 Leichtverletzte zu beklagen. Für ihren Einsatz bei Agendorf, pinkafeld, Allhau und Burgau erhielten vom Bundesministerium des Inneren Gendarme für ihre tapferes Verhalten eine Auszeichnung. | ||
:Am Abend des 28. April 1921 ordnete der Vorsitzende der interalliierten Militärkommission an, dass der Vormarsch der Kolonnen auf Grund des gewaltsamen Widerstandes der Freischärler einzustellen sei. Ein Sonderzug, der Personal des Landesverwaltungsamtes ins Burgenland bringen sollte, fuhr daraufhin nur mit 200 Gendarmeriebeamten ab, die die Kolonne in Agendorf in der Nacht verstärken sollte. | :Am Abend des 28. April 1921 ordnete der Vorsitzende der interalliierten Militärkommission an, dass der Vormarsch der Kolonnen auf Grund des gewaltsamen Widerstandes der Freischärler einzustellen sei. Ein Sonderzug, der Personal des Landesverwaltungsamtes ins Burgenland bringen sollte, fuhr daraufhin nur mit 200 Gendarmeriebeamten ab, die die Kolonne in Agendorf in der Nacht verstärken sollte. | ||
:Da die Kolonnen 7 bis 9 am 29. August die Weisung der Militärkommission noch nicht erhalten hatten, versuchten sie den vorgesehenen Zielstandort vom Vortage zu erreichen. Die Freischärler griffen wieder mit überlegenen Kräften an und so mussten sich die südlichen Kolonnen wieder zurück ziehen. Am 31. August 1921 waren diese Kolonnen wieder in ihre Ausgangs-Standorte zurück gekehrt. Die Kämpfe hatten vier Schwerverletzte gekostet. | :Da die Kolonnen 7 bis 9 am 29. August die Weisung der Militärkommission noch nicht erhalten hatten, versuchten sie den vorgesehenen Zielstandort vom Vortage zu erreichen. Die Freischärler griffen wieder mit überlegenen Kräften an und so mussten sich die südlichen Kolonnen wieder zurück ziehen. Am 31. August 1921 waren diese Kolonnen wieder in ihre Ausgangs-Standorte zurück gekehrt. Die Kämpfe hatten vier Schwerverletzte gekostet. | ||
:Die Freischärler verlegten ihre Aktivitäten jetzt. So waren die Posten in Pilgersdorf und Geresdorf Anfang September 1921 neue Ziele für sie. Der Angriff auf Geresdorf wurde von so starken Kräften durchgeführt, dass sich die Beamten nach Kirchschlag zurück zog. Man hatte einen Toten und 4 Gefangennahmen zu beklagen. Auch auf das Gebiet der Republik Österreich drangen die Aufrüher vor. Ein Beamter wurde hierbei getötet, ein anderer erlitt schwere Verletzungen. Die Zentraldirektion der Gendarmerie sah sich daher gezwungen, eine erhebliche Verstärkung des an der Grenze eingesetzten Personals vorzunehmen. Zwei Bundesminister kamen in das Kampfgebiet und überzeugten sich von der prekären Lage im Grenzgebiet. Der Bundeskanzler schlug den Alliierten vor, das Bundesheer einzusetzen, um die geplanten Maßnahmen im Burgenland doch noch zu ermögliche. Hiermit war man aber nicht einverstanden. Weitere Zwischenfälle waren zu verzeichnen: | :Die Freischärler verlegten ihre Aktivitäten jetzt. So waren die Posten in Pilgersdorf und Geresdorf Anfang September 1921 neue Ziele für sie. Der Angriff auf Geresdorf wurde von so starken Kräften durchgeführt, dass sich die Beamten nach Kirchschlag zurück zog. Man hatte einen Toten und 4 Gefangennahmen zu beklagen. Auch auf das Gebiet der Republik Österreich drangen die Aufrüher vor. Ein Beamter wurde hierbei getötet, ein anderer erlitt schwere Verletzungen. Die Zentraldirektion der Gendarmerie sah sich daher gezwungen, eine erhebliche Verstärkung des an der Grenze eingesetzten Personals vorzunehmen. Zwei Bundesminister kamen in das Kampfgebiet und überzeugten sich von der prekären Lage im Grenzgebiet. Der Bundeskanzler schlug den Alliierten vor, das Bundesheer einzusetzen, um die geplanten Maßnahmen im Burgenland doch noch zu ermögliche. Hiermit war man aber nicht einverstanden. Weitere Zwischenfälle waren zu verzeichnen: | ||
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:Durch die Sicherung der Grenzen zu Ungarn und einer Intervention der Bundesregierung in Budapest beruhigte sich die Situation weiter und mit der Zeit konnten die Überzähligen Beamten aus dem Burgenland wieder abgezogen werden. | :Durch die Sicherung der Grenzen zu Ungarn und einer Intervention der Bundesregierung in Budapest beruhigte sich die Situation weiter und mit der Zeit konnten die Überzähligen Beamten aus dem Burgenland wieder abgezogen werden. | ||
==Nach den Erinnerungen um den Kampf bei Agendorf von Gendarmerie-Abteilungsinspektor Johann Müllner, Graz== | ==Nach den Erinnerungen um den Kampf bei Agendorf von Gendarmerie-Abteilungsinspektor Johann Müllner, Graz== | ||
:Am ersten Tag der Landnahme des Burgenlandes sollten die eingesetzten 11 Kolonnen bis zu einer Demarkationslinie vorrücken, die ungefähr in der Mitte des neuen Burgenlandes lag. Agendorf lag im Bereich dieser Grenze des ersten Tages. Die Demarkationslinie lief auf der Kammlinie des Agendorfer Waldes im Süden von Agendorf, dann weiter über Kote 357 zum Agendorfer Bahnhof und ging dann nach Norden weiter. An der Demarkationslinie wurde durch Feldwachen die Sicherheit hergestellt. | :Am ersten Tag der Landnahme des Burgenlandes sollten die eingesetzten 11 Kolonnen bis zu einer Demarkationslinie vorrücken, die ungefähr in der Mitte des neuen Burgenlandes lag. Agendorf lag im Bereich dieser Grenze des ersten Tages. Die Demarkationslinie lief auf der Kammlinie des Agendorfer Waldes im Süden von Agendorf, dann weiter über Kote 357 zum Agendorfer Bahnhof und ging dann nach Norden weiter. An der Demarkationslinie wurde durch Feldwachen die Sicherheit hergestellt. | ||
:Am 29. August 2921 trafen Probegendarmen in der Mittagszeit in Agendorf ein. Hier befand sich das Gruppenkommando der Gendarmerie, dem 100 Gendarmen angehörten. Außerdem befanden sich noch weitere 200 Beamte vor Ort, die für die Stadt Ödenburg vorgesehen waren. Das neue Personal erhielt den Auftrag, die Positionen von zwei Feldwachen zu besetzen und einen Patrouillengang durchzuführen. Der erste Standort befand sich an Straße von Agendorf nach Ödenburg, nur einige hundert Schritte nordöstlich vom Bahnhof. Die zweite Feldwache bezog ihren Posten nördlich von der ersten Feldwache. Die Patrouille wurde personell besetzt. Vom Friedhof ging es in südlich bis zum Kamm des Agendorfer Waldes. Auf dem Höhenrücken hielt man sich südlich und kam dann an die Brennberger Eisenbahnlinie. Die Patrouille musste diesen Weg immer wieder begehen. | :Am 29. August 2921 trafen Probegendarmen in der Mittagszeit in Agendorf ein. Hier befand sich das Gruppenkommando der Gendarmerie, dem 100 Gendarmen angehörten. Außerdem befanden sich noch weitere 200 Beamte vor Ort, die für die Stadt Ödenburg vorgesehen waren. Das neue Personal erhielt den Auftrag, die Positionen von zwei Feldwachen zu besetzen und einen Patrouillengang durchzuführen. Der erste Standort befand sich an Straße von Agendorf nach Ödenburg, nur einige hundert Schritte nordöstlich vom Bahnhof. Die zweite Feldwache bezog ihren Posten nördlich von der ersten Feldwache. Die Patrouille wurde personell besetzt. Vom Friedhof ging es in südlich bis zum Kamm des Agendorfer Waldes. Auf dem Höhenrücken hielt man sich südlich und kam dann an die Brennberger Eisenbahnlinie. Die Patrouille musste diesen Weg immer wieder begehen. | ||
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:Die Gendarmeriebeamten waren mit Säbel und Karabinern ausgerüstet und verfügten über 70 Schuss Munition. Munitionsnachschub gab es nicht. Ebenso keine Fernmeldemittel, Spaten und Sanitätsausstattung. Die Rucksäcke mit ihren Habseligkeiten hatten die Beamten beim Rückzug zurück lassen müssen und waren in Feindeshand gelangt. Unter diesen Umständen muss man den Beteiligten bescheinigen, dass Sie das Beste gegeben hatten, was gegen reguläres ungarischer Militär möglich war. | :Die Gendarmeriebeamten waren mit Säbel und Karabinern ausgerüstet und verfügten über 70 Schuss Munition. Munitionsnachschub gab es nicht. Ebenso keine Fernmeldemittel, Spaten und Sanitätsausstattung. Die Rucksäcke mit ihren Habseligkeiten hatten die Beamten beim Rückzug zurück lassen müssen und waren in Feindeshand gelangt. Unter diesen Umständen muss man den Beteiligten bescheinigen, dass Sie das Beste gegeben hatten, was gegen reguläres ungarischer Militär möglich war. | ||
==Nach den Erinnerungen des Gendarmerie-Revierinspektors Anton Petzl über die Erlebnisse der Kolonne aus Kirchschlag in Niederösterreich== | ==Nach den Erinnerungen des Gendarmerie-Revierinspektors Anton Petzl über die Erlebnisse der Kolonne aus Kirchschlag in Niederösterreich== | ||
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:In der Nacht zum 04. September 1921 griffen die Freischärler dann mit einer 20fachen Übermacht an. Eine Feldwache erschoss einen der angreifenden Banditen, der mit einem Karabiner und Handgranaten bewaffnet war. Die Freischärler hatten sich zwischenzeitlich auf gut 300 Schritt an den Ort herangearbeitet und eröffneten auch von den Höhen mit Maschinengewehren das Feuer auf die Gendarmen. Diese erwiderten das Feuer, konnten dem Druck aber nicht standhalten. Man zog sich auf den Ortsausgang und neben dem Friedhof zurück in Richtung der österreichischen Grenze. Hierbei wurden die Beamten weiter auch von den Seiten unter Feuer genommen. Anton Petzl und zwei seiner Kameraden erreichten dann den Ort Bubendorf. Weiter ging es zum Ortsausgang von Bubendorf, da am Ortseingang bereits die Freischärler eingedrungen waren. Als Maschinengewehrfeuer einsetzte, wurde die Flucht fortgesetzt. Man schaffte es bis zu einer Brücke über einen Bach Richtung Pilgersdorf. Dort sollte eine Einheit der Bahngendarmerie in Stärke von rd. 50 Beamten einquartiert sein. Ein Bauer, der hinter der Brücke angetroffen wurde, wusste, dass die Beamten in Pilgersdorf sich vor drei Stunden zurückgezogen hätten. Die drei Beamten entschlossen sich, im Bachbereich zu bleiben, da dieser eine gewisse Deckung bot. Auf der weiteren Flucht sah man weitere Beamte der Gendarmerie auf der Flucht Richtung Grenze. Nach einem starken Fußmarsch wurde dann die ehemalige österreichisch-ungarische Grenze erreicht. Man war erleichtert, dieses Ziel erreicht zu haben. | :In der Nacht zum 04. September 1921 griffen die Freischärler dann mit einer 20fachen Übermacht an. Eine Feldwache erschoss einen der angreifenden Banditen, der mit einem Karabiner und Handgranaten bewaffnet war. Die Freischärler hatten sich zwischenzeitlich auf gut 300 Schritt an den Ort herangearbeitet und eröffneten auch von den Höhen mit Maschinengewehren das Feuer auf die Gendarmen. Diese erwiderten das Feuer, konnten dem Druck aber nicht standhalten. Man zog sich auf den Ortsausgang und neben dem Friedhof zurück in Richtung der österreichischen Grenze. Hierbei wurden die Beamten weiter auch von den Seiten unter Feuer genommen. Anton Petzl und zwei seiner Kameraden erreichten dann den Ort Bubendorf. Weiter ging es zum Ortsausgang von Bubendorf, da am Ortseingang bereits die Freischärler eingedrungen waren. Als Maschinengewehrfeuer einsetzte, wurde die Flucht fortgesetzt. Man schaffte es bis zu einer Brücke über einen Bach Richtung Pilgersdorf. Dort sollte eine Einheit der Bahngendarmerie in Stärke von rd. 50 Beamten einquartiert sein. Ein Bauer, der hinter der Brücke angetroffen wurde, wusste, dass die Beamten in Pilgersdorf sich vor drei Stunden zurückgezogen hätten. Die drei Beamten entschlossen sich, im Bachbereich zu bleiben, da dieser eine gewisse Deckung bot. Auf der weiteren Flucht sah man weitere Beamte der Gendarmerie auf der Flucht Richtung Grenze. Nach einem starken Fußmarsch wurde dann die ehemalige österreichisch-ungarische Grenze erreicht. Man war erleichtert, dieses Ziel erreicht zu haben. | ||
:An der Grenze hatte das Bundesheer die Absicherung gegen Freischärlerbanden übernommen. Den Banden ging es darum, nach Kirchschlag zu kommen, weil ihre Anführer ihnen die Plünderung des Ortes zugesagt hatten. Das Bundesheer wurde in starke Kämpfe verwickelt und hatte alleine in diesem Bereich sieben Tote zu verzeichnen. Die Freischärler hatten starke Verluste zu beklagen. Unter deren Toten befand sich auch ein ungarischer Oberleutnant. Die am 28. April 1921 abgegangene Kolonne hatte eine Toten Gendarm, mehrere Verletzte und 16 gefangen genommene Beamte zu beklagen, letztere überwiegend Zollwachbeamte. | :An der Grenze hatte das Bundesheer die Absicherung gegen Freischärlerbanden übernommen. Den Banden ging es darum, nach Kirchschlag zu kommen, weil ihre Anführer ihnen die Plünderung des Ortes zugesagt hatten. Das Bundesheer wurde in starke Kämpfe verwickelt und hatte alleine in diesem Bereich sieben Tote zu verzeichnen. Die Freischärler hatten starke Verluste zu beklagen. Unter deren Toten befand sich auch ein ungarischer Oberleutnant. Die am 28. April 1921 abgegangene Kolonne hatte eine Toten Gendarm, mehrere Verletzte und 16 gefangen genommene Beamte zu beklagen, letztere überwiegend Zollwachbeamte. | ||
==Nach den Erinnerungen des Gendarmeriebeamten Wenzel Stich aus Linz== | ==Nach den Erinnerungen des Gendarmeriebeamten Wenzel Stich aus Linz== | ||
:Im August 1921 versah Wenzel Stich seinen Gendarmeriedienst in St. Valentin. Am 30. August 1921 wurde nach Wien abgeordnet. Er kam dort zu einer Gendarmerieeinheit, die in das neue Burgenland abkommandiert wurde. Der Einsatzort war Agendorf bei Ödenburg. Mit der Bahn ging die Fahrt über Wiener Neustadt, Sauerbrunn und Mattersdorf dorthin. Die Gruppe hatte den Auftrag, am Bestimmungsort die bereits dort befindliche Gendarmerieabteilung zu verstärken und den Ort Agendorf feldmäßig zu sichern und damit Überfälle auf Agendorf in jedem Falle zu verhindern. Für die verantwortlichen Aufgaben wurden die in der Abteilung Dienst tuenden Gendarmen eingesetzt, die als frühere Unteroffiziere über Kriegserfahrung verfügten. Da Wenzel Stich früher Offiziersstellvertreter war, wurden ihm 16 Gendarmen zugeteilt. Mit diesen musste er an der Bahnstrecke Agendorf - Ödenburg eine Durchfahrt absichern, die strategisch sehr wichtig war. Erst bei Dunkelheit erreichte die Gruppe den Straßentunnel und sicherte ihn auf beiden Seiten ab. Patrouillen wurden ausgeschickt, um das Umfeld zu erkunden. Eine dieser Patrouillen hatte dann auch Kontakt mit einer Patrouille der Freischärler, die sich aber sofort zurück zogen. Aus dem nahen Wald wurden Leuchtraketen abgeschossen und die Gendarmen hörten Signale. In breiter Front rückten die schwerbewaffneten Freischärler auf die Stellung der Gendarmen vor. Es kam zu einem schweren Feuergefecht. Zu seinen Aufgaben gehörte es, die eigenen Stellungen aufzusuchen und sich einen Überblick über den Stand des Kampfes zu machen. Hierbei munterte er die Gendarmen auf, die Stellung unbedingt zu halten, damit die Banditen nicht nach Agendorf vordringen konnten. Da ereilte ihn ein Blutsturz. Bis zum Morgen konnte die Gruppe den Straßentunnel halten. Die Gruppe wurde abgelöst und konnte in Agendorf Quartier beziehen. Wenzel Stich erhielt ein Strohlager in einer Scheune und wurde dann, gegen seinen Willen, in ein Krankenhaus nach Wien verlegt. Von diesem Blutsturz hat er sich, trotz Operationen, nicht vollständig erholt und musste 1926 aus dem Gendarmeriedienst ausscheiden. | :Im August 1921 versah Wenzel Stich seinen Gendarmeriedienst in St. Valentin. Am 30. August 1921 wurde nach Wien abgeordnet. Er kam dort zu einer Gendarmerieeinheit, die in das neue Burgenland abkommandiert wurde. Der Einsatzort war Agendorf bei Ödenburg. Mit der Bahn ging die Fahrt über Wiener Neustadt, Sauerbrunn und Mattersdorf dorthin. Die Gruppe hatte den Auftrag, am Bestimmungsort die bereits dort befindliche Gendarmerieabteilung zu verstärken und den Ort Agendorf feldmäßig zu sichern und damit Überfälle auf Agendorf in jedem Falle zu verhindern. Für die verantwortlichen Aufgaben wurden die in der Abteilung Dienst tuenden Gendarmen eingesetzt, die als frühere Unteroffiziere über Kriegserfahrung verfügten. Da Wenzel Stich früher Offiziersstellvertreter war, wurden ihm 16 Gendarmen zugeteilt. Mit diesen musste er an der Bahnstrecke Agendorf - Ödenburg eine Durchfahrt absichern, die strategisch sehr wichtig war. Erst bei Dunkelheit erreichte die Gruppe den Straßentunnel und sicherte ihn auf beiden Seiten ab. Patrouillen wurden ausgeschickt, um das Umfeld zu erkunden. Eine dieser Patrouillen hatte dann auch Kontakt mit einer Patrouille der Freischärler, die sich aber sofort zurück zogen. Aus dem nahen Wald wurden Leuchtraketen abgeschossen und die Gendarmen hörten Signale. In breiter Front rückten die schwerbewaffneten Freischärler auf die Stellung der Gendarmen vor. Es kam zu einem schweren Feuergefecht. Zu seinen Aufgaben gehörte es, die eigenen Stellungen aufzusuchen und sich einen Überblick über den Stand des Kampfes zu machen. Hierbei munterte er die Gendarmen auf, die Stellung unbedingt zu halten, damit die Banditen nicht nach Agendorf vordringen konnten. Da ereilte ihn ein Blutsturz. Bis zum Morgen konnte die Gruppe den Straßentunnel halten. Die Gruppe wurde abgelöst und konnte in Agendorf Quartier beziehen. Wenzel Stich erhielt ein Strohlager in einer Scheune und wurde dann, gegen seinen Willen, in ein Krankenhaus nach Wien verlegt. Von diesem Blutsturz hat er sich, trotz Operationen, nicht vollständig erholt und musste 1926 aus dem Gendarmeriedienst ausscheiden. | ||
==Nach den Erinnerungen des Gendarmerie-Bezirksinspektors Anton Villgrattner== | ==Nach den Erinnerungen des Gendarmerie-Bezirksinspektors Anton Villgrattner== | ||
:Anton Villgrattner war 1921 Vorsitzender der Personalkommission der Gendarmen Tirols. In seinem Bericht bedauert er es, dass die Gendarmerie ihren Einsatz bei der Landnahme mit beträchtlichen Blutopfern zahlen musste. Die damaligen Beamten vertraten die Meinung, dass damals das Bundesheer als erster die Landnahme hätte übernehmen müssen, da die Gendarmen keine Kampftruppe waren. Die Bundes-Gendarmierie zeigte aber ein sehr großes Pflichtbewußtsein und stellte sich der ihr gesetzten Aufgabe. Um dieses auch unter Beweis zu stellen, meldete sich die gesamte Personalkommission Tirols freiwillig zum Dienst im Grenzschutzdienst. Hierdurch sollte geholfen werden, Bandenüberfälle aus Ungarn zu verhindern und den Schutz der Grenzbewohner sicher zu stellen. In der beschlossenen Resolution heißt es weiter, dass man erwarte, dass die Zahl der eingesetzten Beamten so groß sein müsste, dass sie zusammen mit dem Bundesheer ihre Aufgaben erfüllen könnten. Es wurde auch gebeten, nach 4 Wochen die Ablösung der eingesetzten Beamten einzuplanen. Das Landesgendarmeriekommando begrüßte die Resolution. In der ersten Oktoberhälfte wurden die Mitglieder der gesamten Personalkommission Tirols in den Einsatz bei der Landnahme geschickt. Nur der Vorsitzende wurde in den Zentralausschuss der Bundesgendarmerie gewählt und dann zur Wiener Bahngendarmerie versetzt, die dann ins Burgenland ging. Dort versah er unter schwersten Verhältnissen für längere Zeit seinen Dienst. | :Anton Villgrattner war 1921 Vorsitzender der Personalkommission der Gendarmen Tirols. In seinem Bericht bedauert er es, dass die Gendarmerie ihren Einsatz bei der Landnahme mit beträchtlichen Blutopfern zahlen musste. Die damaligen Beamten vertraten die Meinung, dass damals das Bundesheer als erster die Landnahme hätte übernehmen müssen, da die Gendarmen keine Kampftruppe waren. Die Bundes-Gendarmierie zeigte aber ein sehr großes Pflichtbewußtsein und stellte sich der ihr gesetzten Aufgabe. Um dieses auch unter Beweis zu stellen, meldete sich die gesamte Personalkommission Tirols freiwillig zum Dienst im Grenzschutzdienst. Hierdurch sollte geholfen werden, Bandenüberfälle aus Ungarn zu verhindern und den Schutz der Grenzbewohner sicher zu stellen. In der beschlossenen Resolution heißt es weiter, dass man erwarte, dass die Zahl der eingesetzten Beamten so groß sein müsste, dass sie zusammen mit dem Bundesheer ihre Aufgaben erfüllen könnten. Es wurde auch gebeten, nach 4 Wochen die Ablösung der eingesetzten Beamten einzuplanen. Das Landesgendarmeriekommando begrüßte die Resolution. In der ersten Oktoberhälfte wurden die Mitglieder der gesamten Personalkommission Tirols in den Einsatz bei der Landnahme geschickt. Nur der Vorsitzende wurde in den Zentralausschuss der Bundesgendarmerie gewählt und dann zur Wiener Bahngendarmerie versetzt, die dann ins Burgenland ging. Dort versah er unter schwersten Verhältnissen für längere Zeit seinen Dienst. | ||
==Nach den Erinnerungen des Gendarmerie-Reyonsinspektors Franz Marz, Wien== | ==Nach den Erinnerungen des Gendarmerie-Reyonsinspektors Franz Marz, Wien== | ||
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:Am 28. August 1921 marschierten die Gendarmerieabteilungen in das Burgenland ein. Die Bevölkerung feierte die Beamten als Befreier. Dann aber wurde man von ungarischen Freischärlern, die mit Maschinengewehren und Gewehren bewaffnet waren, aus dem Hinterhalt überfallen. Bei den Kämpfen waren Bahngendarmerie und Landgendarmen gemeinsam im Einsatz. Ein Beispiel hierfür waren die verlustreichen Kämpfe in Agendorf. Mit großer Übermacht griffen die Banditen die Einsatzkräfte an, so dass diese ihre Stellungen aufgeben mussten. In kleinen Gruppen sammelte man sich dann wieder in Mattersdorf. Die Situation war unübersichtlich. Es gab weder einen Rückzugs-, noch einen Angriffsbefehl. Dann erschien der Zentraldirektor der österreichischen Bundesgendarmerie Dr. Friedrich Gampp persönlich in Mattersdorf und erteilte die Weisung, den Ort unter allen Umständen zu halten. Damit sollte den restlichen Abteilungen die Möglichkeit gegeben werden, geordnet den Rückzug zur alten Grenze anzutreten. Nur Freiwillige sollten die Stellungen in Mattersdorf halten. Unter diesen Freiwilligen befanden sich viele Mitglieder der Bahngendarmerie. | :Am 28. August 1921 marschierten die Gendarmerieabteilungen in das Burgenland ein. Die Bevölkerung feierte die Beamten als Befreier. Dann aber wurde man von ungarischen Freischärlern, die mit Maschinengewehren und Gewehren bewaffnet waren, aus dem Hinterhalt überfallen. Bei den Kämpfen waren Bahngendarmerie und Landgendarmen gemeinsam im Einsatz. Ein Beispiel hierfür waren die verlustreichen Kämpfe in Agendorf. Mit großer Übermacht griffen die Banditen die Einsatzkräfte an, so dass diese ihre Stellungen aufgeben mussten. In kleinen Gruppen sammelte man sich dann wieder in Mattersdorf. Die Situation war unübersichtlich. Es gab weder einen Rückzugs-, noch einen Angriffsbefehl. Dann erschien der Zentraldirektor der österreichischen Bundesgendarmerie Dr. Friedrich Gampp persönlich in Mattersdorf und erteilte die Weisung, den Ort unter allen Umständen zu halten. Damit sollte den restlichen Abteilungen die Möglichkeit gegeben werden, geordnet den Rückzug zur alten Grenze anzutreten. Nur Freiwillige sollten die Stellungen in Mattersdorf halten. Unter diesen Freiwilligen befanden sich viele Mitglieder der Bahngendarmerie. | ||
:Aber auch an vielen anderen Orten waren Mitglieder der Bahngendarmerie an den Kämpfen beteiligt. Später wurden ihnen auch der Dank für Ihre Leistungen und das tapfere Verhalten ausgesprochen. Bei den Kämpfen verloren die Patrouillenführer Adalbert Cervicek, Arnold Mosch und Ernst Funke ihr Leben. Fünf Beamte der Bahngendarmerie wurden schwer verletzt und leichtere Verletzungen 17 Personen. | :Aber auch an vielen anderen Orten waren Mitglieder der Bahngendarmerie an den Kämpfen beteiligt. Später wurden ihnen auch der Dank für Ihre Leistungen und das tapfere Verhalten ausgesprochen. Bei den Kämpfen verloren die Patrouillenführer Adalbert Cervicek, Arnold Mosch und Ernst Funke ihr Leben. Fünf Beamte der Bahngendarmerie wurden schwer verletzt und leichtere Verletzungen 17 Personen. | ||
:Der Abzug der Gendarmerie aus den schon besetzten Gebieten erfolgte erst, als reguläre ungarische Truppen zusätzlich zu den Banden in die Kampfhandlungen eingriffen. Das Bundesheer wurde dann im November 1921 bei der zweiten Landnahme eingesetzt. Bei diesem Einmarsch kam die Gendarmerie dann als Polizeitruppe mit zum Einsatz. Die dann eingerichteten Gendarmerieposten umfassten auch viele Beamten der Bahngendarmerie, die als Sicherheitskräfte ihren Dienst versahen. | :Der Abzug der Gendarmerie aus den schon besetzten Gebieten erfolgte erst, als reguläre ungarische Truppen zusätzlich zu den Banden in die Kampfhandlungen eingriffen. Das Bundesheer wurde dann im November 1921 bei der zweiten Landnahme eingesetzt. Bei diesem Einmarsch kam die Gendarmerie dann als Polizeitruppe mit zum Einsatz. Die dann eingerichteten Gendarmerieposten umfassten auch viele Beamten der Bahngendarmerie, die als Sicherheitskräfte ihren Dienst versahen. | ||
=Einzelnachweise= | =Einzelnachweise= |