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Am 12. März 1938 ließ [[Adolf Hitler]], 1933 zum Reichskanzler bestellt, die deutsche [[Wehrmacht]] in Österreich einmarschieren, um hier mit tätiger Mithilfe der österreichischen Nationalsozialisten, die am 11. März mit der „Machtübernahme“ begonnen hatten, die [[Austrofaschismus|austrofaschistische]] Diktatur durch die NS-Herrschaft zu ersetzen (siehe [[Anschluss Österreichs]]). | Am 12. März 1938 ließ [[Adolf Hitler]], 1933 zum Reichskanzler bestellt, die deutsche [[Wehrmacht]] in Österreich einmarschieren, um hier mit tätiger Mithilfe der österreichischen Nationalsozialisten, die am 11. März mit der „Machtübernahme“ begonnen hatten, die [[Austrofaschismus|austrofaschistische]] Diktatur durch die NS-Herrschaft zu ersetzen (siehe [[Anschluss Österreichs]]). | ||
=== Wien zur Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges === | |||
[[Datei:Wien Shoa-Mahnmal Whiteread.jpg|mini|[[Mahnmal für die österreichischen jüdischen Opfer der Schoah]] auf dem [[Judenplatz]] im 1. Wiener Gemeindebezirk]] | |||
Unmittelbar nach dem deutschen Einmarsch (1938) begannen „arische“ Wiener, jüdische Wiener zu bedrohen, zu quälen, zu berauben, und die [[Schutzstaffel]] (SS) begann, sie aus ihren Wohnungen zu werfen. | |||
Von den knapp 200.000 jüdischen Wienern wurden rund 120.000 beraubt und in die Emigration getrieben (bekanntester Flüchtling war [[Sigmund Freud]]), etwa 60.000 wurden ermordet. | |||
Die Wiener Stadtverwaltung wurde nach [[Nationalsozialismus|nationalsozialistischem]] Muster neu geordnet, durch Eingemeindungen entstand ''[[Groß-Wien]]'' mit dem Dreifachen der heutigen Stadtfläche als eigener ''Reichsgau''; eine „[[Entprovinzialisierung der Provinz]]“ wurde angestrebt. 1941 feierte die NS-Stadtverwaltung im Rahmen der „Mozartwoche des Deutschen Reiches“ ein ''Mozart-Jahr'' zum 150. Todestag des ''deutschen Komponisten''. | |||
Ab dem 17. März 1944 erfolgten [[Luftkrieg|Luftangriffe]] auf Wien. Dabei wurde rund ein Fünftel der Stadt zerstört. Nicht durch Kampfhandlungen, aber infolge einer Plünderung geriet auch der Stephansdom in Brand, der zuvor den Luftkrieg ohne Bombentreffer überstanden hatte. Im April 1945 kam es zur achttägigen [[Wiener Operation|Schlacht um Wien]], die mit der Niederlage der NS-Truppen und der Besetzung durch die aus Ungarn vorgerückte [[Rote Armee]] endete. | |||
=== Folgen der NS-Zeit === | |||
Der bis 1938 wirksame Nachhall der Hauptstadtfunktion Wiens in der Monarchie war mit dem Beginn der NS-Zeit zu Ende. Das geistige und künstlerische Leben Wiens erlitt vor allem durch die Judenverfolgung einen enormen, nicht wieder zu kompensierenden Aderlass. Das Entstehen des [[Ostblock]]s machte Wien zu einem Treffpunkt der Spione aus Ost und West, bremste aber den wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Wiederaufbau Wiens stark. | |||
Mehr als 20 Prozent des Hausbestandes waren ganz oder teilweise zerstört, beinahe 87.000 Wohnungen unbewohnbar. Im Stadtgebiet wurden mehr als 3000 Bombentrichter gezählt, zahlreiche Brücken lagen in Trümmern, Kanäle, Gas- und Wasserleitungen hatten schwere Schäden erlitten. Zunächst ging es somit um die Lösung elementarster Probleme, die Stadt musste erst wieder funktionsfähig gemacht werden.<ref>Andreas Rohatsch: ''Werksteinbeschaffung für die Baudenkmalpflege während der Zeit des Wiederaufbaus nach dem 2. Weltkrieg''. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege LVIII, 2004, Heft 3/4, S. 472ff.</ref> | |||
=== Besatzung, Zweite Republik, Wiederaufbau === | |||
[[Datei:Wien Besatzungszonen.png|mini|hochkant=1.5|Von 1. September 1945 bis 27. Juli 1955 war Wien in seinen Grenzen vor 1938 in vier [[Sektor (Geographie)|Sektoren]] geteilt. Die aufgehellten Gebiete wurden 1938 [[Groß-Wien]] eingemeindet und zählten zur sowjetischen Besatzungszone Niederösterreich.]] | |||
Wenige Tage nach dem Ende der Kämpfe des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] im Raum Wien sorgte die Sowjetarmee für den Aufbau einer neuen Stadtverwaltung. Auch politische Parteien formierten sich wieder. Erst im Herbst 1945 ließen die Sowjets auch Militärkontingente der anderen drei [[Alliierte]]n, Vereinigte Staaten, Großbritannien und Frankreich, nach Wien; es blieb dann bis 1955 [[Viersektorenstadt]]. Im 1. Bezirk, der keiner der vier Besatzungsmächte fix zugeteilt war, wechselte die Besatzung jeden Monat. | |||
Auf dem [[Schwarzenbergplatz]], dessen südlicher Teil 1946–1956 ''Stalinplatz'' hieß, errichtete die Rote Armee 1945 das als Befreiungsdenkmal, Heldendenkmal oder [[Heldendenkmal der Roten Armee|Denkmal der Roten Armee]] bezeichnete Monument. Es wurde am 19. August 1945 enthüllt und wird seither von der Stadtverwaltung instand gehalten. Seine Bestandsgarantie ist im [[Österreichischer Staatsvertrag|Staatsvertrag]] vereinbart. | |||
Nach dem Krieg erfolgte in Wien, wie überall im Land und in West[[europa]], ein beispielloser Wirtschaftsaufschwung, an dem der [[Marshall-Plan]] ganz wesentlichen Anteil hatte. Mit dem 4. Lohn-Preis-Abkommen der Sozialpartner unzufriedene, kommunistisch dominierte Arbeiter führten 1950 den ''[[Oktoberstreiks 1950|Oktoberstreik]]'' durch. Sie blieben durch das Eingreifen der sozialdemokratisch dominierten Bauarbeitergewerkschaft erfolglos. | |||
1954 konnte, nachdem die Sowjetunion ihr Veto aufgegeben hatte, die 1946 beschlossene Reduktion Groß-Wiens auf das heutige Stadtgebiet in Kraft treten. 80 frühere Ortsgemeinden kehrten zu Niederösterreich zurück, 17 blieben bei Wien. | |||
Am 15. Mai 1955 erlangte das Land mit dem ''[[Österreichischer Staatsvertrag|Österreichischen Staatsvertrag]]'' die volle Freiheit zurück. Der Vertrag trat am 27. Juli 1955 in Kraft, worauf die Besatzungstruppen binnen drei Monaten abzuziehen hatten.<br style="clear: left;" /> | |||
=== Vom Ungarnaufstand zur Gegenwart === | |||
[[Datei:Zweite reichsbruecke fahrbahn.jpg|mini|Die zweite [[Reichsbrücke]] im Jahr 1975 (1976 eingestürzt); links im Hintergrund das gerade in Bau befindliche [[Vienna International Centre]]]] | |||
[[Datei:Donau-Wien-UNOcity.jpg|mini|Das moderne Wien: Blick auf das [[Vienna International Centre]] an der Donau, dritter Sitz der [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]], die [[Donau City]] und den [[Donauturm]]]] | |||
Im Herbst 1956 nahm Wien viele Ungarn auf, die nach dem gescheiterten Aufstand gegen das kommunistische Regime nach Westen geflohen waren. Ebenso wurden 1968 viele Tschechen und Slowaken aufgenommen, die nach dem gewaltsamen Ende des [[Prager Frühling]]s die [[Tschechoslowakei]] verlassen hatten. Erst vom November 1989 an wurde Wien wieder selbstverständliches Reiseziel für die Bürger dieser Länder. | |||
1957 nahm – als erste internationale Organisation nach 1945 – die [[Internationale Atomenergie-Organisation]] (IAEO) ihren Sitz in der Stadt. Seit 1965 ist Wien zudem der Sitz der [[Organisation erdölexportierender Länder]] (OPEC). 1961 fand in Wien ein [[Gipfeltreffen Kennedy-Chruschtschow|Gipfeltreffen zwischen dem US-Präsidenten John F. Kennedy und dem sowjetischen Parteichef Nikita Chruschtschow]] statt. 1979 wurde das [[Vienna International Centre]] (der dritte Amtssitz der [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]]), das gemeinsam mit dem später erbauten [[Austria Center Vienna]] die [[UNO-City]] bildet, eröffnet. All dies trug zur Positionierung Wiens als Stadt der Kongresse und der Vermittlung in Konfliktsituationen bei. Seit 2003 gehört Wien zur [[Europaregion]] [[Centrope]] und bildet gemeinsam mit dem benachbarten [[Bratislava]] eine „[[Twin City]]“ („Zwillingsstadt“), die heute eine Bevölkerung von rund 3 Millionen Menschen umfasst. | |||
1964 fand auf dem Gelände eines früheren Mistplatzes am linken Donauufer die ''WIG 64,'' die ''Wiener Internationale Gartenschau 1964,'' statt – mit dem [[Donauturm]] als neuem Wahrzeichen. 1986 wurde die an Stelle des alten Überschwemmungsgebiets neben dem [[Donau]]strom gegrabene [[Neue Donau]] fertiggestellt, ebenso die zwischen den beiden Gewässern entstandene [[Donauinsel]], die sich zu einem beliebten Erholungsgebiet entwickelte. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurde beiderseits der Donau eine neue Skyline mit einem Hochhausviertel geschaffen. | |||
Ein wesentlicher Impuls für die Infrastruktur der Stadt war der Bau einer modernen [[U-Bahn Wien|U-Bahn]], die die aus der Zeit um 1900 stammende (und von Anfang an ungenügende) Stadtbahn ersetzen und neue Stadtviertel erschließen sollte. 1978 wurde die erste Neubau-Teilstrecke der [[U-Bahnlinie 1 (Wien)|Linie U1]] eröffnet. | |||
2001 wurde auf dem Gelände der früheren kaiserlichen Hofstallungen das [[MuseumsQuartier]], eines der größten Kulturareale Europas, eröffnet. | |||
Heute wird Wien in internationalen Bewertungen zu den Städten mit der besten Lebensqualität gezählt, zuletzt (2011) erreichte es Rang 1 weltweit vor [[Zürich]] und [[Auckland]] an zweiter und dritter sowie [[München]] und [[Vancouver]] an vierter bzw. fünfter Stelle.<ref name="Mercer">[http://www.mercer.com/qualityofliving ''Mercer 2010 Quality of Living survey highlights – Global''], Mercer LLC, 16. März 2011</ref> Dazu tragen der hohe Grünanteil am Stadtgebiet (ca. 50 Prozent), die vergleichsweise sehr gute ökologische Qualität der Stadt (mit Ausnahme der Luftqualität und des Verkehrs),<ref>[http://derstandard.at/1271377555342/Analyse-Mercer-Studie---Wien-stinkt-bei-Luftqualitaet-ab ''Mercer-Studie – Wien stinkt bei Luftqualität ab''], Der Standard, 26. Mai 2010</ref> die hohe soziale und polizeiliche Sicherheit, das erstklassige Gesundheitswesen, das hoch entwickelte Bildungswesen, die Dichte an kulturellen Einrichtungen, die effiziente öffentliche Verwaltung, die Freizeitqualität Wiens und das dichte Netz öffentlicher Verkehrsmittel wesentlich bei. | |||
Am 9. Dezember 2012 hat Wien zum ersten Mal in seiner Geschichte einen Hauptbahnhof erhalten. An diesem Tag wurde der beim [[Südtiroler Platz]] neu gebaute [[Wien Hauptbahnhof|Wiener Hauptbahnhof]] teilweise in Betrieb genommen. Die vollständige Inbetriebnahme soll bis 2014 erfolgen. Es handelt sich nicht, wie bei den traditionellen großen Wiener Bahnhöfen, um einen [[Kopfbahnhof]], sondern um einen [[Durchgangsbahnhof]], der [[Südbahn (Österreich)|Südbahn]] und [[Ostbahn (Österreich)|Ostbahn]] verknüpft, aber auch Züge von Nord- und Westbahn einbinden kann. | |||
Ein architektonischer Markstein wurde 2013 mit der Eröffnung des [[Campus WU|WU-Campus]] gesetzt. Dessen Herzstück, das ''Library and Learning Center'' stammt von [[Zaha Hadid]]. | |||
== Bevölkerung == | |||
{{Hauptartikel|Demografie Wiens}} | |||
=== Bevölkerungsentwicklung === | |||
[[Datei:Population of Vienna.svg|mini|Bevölkerung von Wien, 1590-2013]] | |||
[[Datei:Bevölkerungsentwicklung Wien.jpg|mini|Bevölkerungsentwicklung in Wien seit 2002]] | |||
Zu Beginn des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] zählte Wien rund 2,1 Millionen Einwohner. Zwischen 1910 und 1918 war sie die [[Liste der größten Städte der Welt (historisch)|viertgrößte]] Stadt der Welt, bevor Wien von [[Berlin]] überholt wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg sank die Einwohnerzahl um etwa 200.000 Personen; viele Beamte und Angestellte nichtdeutscher Muttersprache kehrten in ihre Ursprungsländer zurück. Die Jahre als Hauptstadt eines Vielvölkerstaates haben Wien jedoch nachhaltig geprägt. Damals war die Stadt ein „[[Schmelztiegel]]“ von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur und Religion. Nach Jahrzehnten der Bevölkerungsstagnation ist Wien seit den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts neuerlich eine Zuwandererstadt. | |||
Seit den 1950er Jahren machen sich im [[Ballungsraum Wien]] mehrere Siedlungstrends bemerkbar: Einerseits ist fast die gesamte Region durch große [[Geburtendefizit]]e gekennzeichnet, andererseits schützt der Zuzug aus anderen Bundesländern und aus dem Ausland Wien und seine Umlandgemeinden in den meisten Fällen vor einem Bevölkerungsrückgang. Die Einwohnerzahl sank bis 1987 auf 1.484.885 Personen, den tiefsten Stand seit 1890. Seither wächst die Bevölkerung wieder und wird laut Prognosen hauptsächlich durch Zuwanderung bis zur ersten Hälfte der 2030er-Jahre erneut zwei Millionen erreichen.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.statistik.at/web_de/statistiken/bevoelkerung/demographische_prognosen/bevoelkerungsprognosen/index.html | titel=Ergebnisse der Bevölkerungsprognose 2012 | hrsg=STATISTIK AUSTRIA | datum=2012-11-21 | zugriff=2012-12-07}}</ref> | |||
Von den im Jahr 2012 in Wien lebenden Menschen sind 22,3 Prozent nicht [[Österreichische Staatsbürgerschaft|österreichische Staatsbürger]], 31,1 Prozent wurden nicht in Österreich geboren. Von den 386.000 Einwohnern ohne österreichische Staatsbürgerschaft kommen 9 Prozent aus Deutschland, 27,2 Prozent aus den übrigen Mitgliedsländern der EU, des EWR bzw. der Schweiz, 31 Prozent aus den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens und 11,5 Prozent aus der Türkei. Vor allem die Zahl der Einwanderer aus EU- und EWR-Ländern nimmt zu, während die Anzahl von Einwohnern aus dem ehemaligen Jugoslawien seit 2002 nahezu konstant blieb.<ref name="BVZ seit 2002" /><ref>{{Internetquelle | url=http://www.statistik.at/web_de/statistiken/bevoelkerung/bevoelkerungsstruktur/bevoelkerung_nach_staatsangehoerigkeit_geburtsland/023841.html | titel=Bevölkerung am 1.1.2012 nach detailliertem Geburtsland und Bundesland | hrsg=STATISTIK AUSTRIA | datum=2012-05-14 | zugriff=2012-12-07}}</ref> | |||
=== Religion === | |||
[[Datei:Rudolf Ritter von Alt 001.jpg|mini|Der [[Stephansdom (Wien)|Stephansdom]], auch ''Steffl'' genannt, ist seit seiner Erbauung ein [[Wahrzeichen]] der Stadt (Ansicht von [[Rudolf von Alt]], 1832)]] | |||
[[Datei:Wiener Stadttempel - Innenraum.jpg|miniatur|Der [[Stadttempel]], einzige erhaltene historische Synagoge Wiens, ist Zentrum der Israelitischen Kultusgemeinde]] | |||
Die Stadt ist Sitz der römisch-katholischen [[Erzdiözese Wien]]; Erzbischof ist [[Kardinal]] [[Christoph Schönborn]]. Die römisch-katholische Gemeinde ist die größte Glaubensgemeinschaft Wiens, verliert jedoch stetig an Mitgliedern. 2011 gehörten 38,6 Prozent<ref>[http://www.wien.gv.at/statistik/pdf/menschen12.pdf Statistisches Jahrbuch 2012] (PDF; 7,9 MB), abgerufen am 10. Oktober 2013</ref> der Einwohner Wiens der römisch-katholischen Kirche an, 1961 waren es noch 82 Prozent, 2001 49 Prozent. | |||
Zweitgrößte ist die [[Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich]] (Präsident [[Fuat Sanac]], seit 2011), die ihren Sitz ebenfalls in Wien hat. In den letzten Jahrzehnten kamen viele muslimische Zuwanderer nach Wien; der Islam ist in Österreich seit 1912 anerkanntes Religionsbekenntnis (siehe [[Hanafiten#Anerkennung als Religionsgemeinschaft in Österreich|Anerkennung des Islams in Österreich]]). | |||
Drittgrößte Glaubensgemeinschaft in Wien sind die [[Orthodoxe Kirchen|Orthodoxen Kirchen]]. Die [[Russisch-Orthodoxe Kathedrale (Wien)|russisch-orthodoxe Kathedrale]] der [[Eparchie]] Österreich befindet sich im dritten Bezirk, [[Landstraße (Wien)|Landstraße]]. | |||
Wien ist Sitz des lutherischen ''Evangelischen Oberkirchenrates A.B. in Österreich'' ([[Evangelische Kirche A.B. in Österreich|Augsburger Bekenntnis]]) mit Bischof [[Michael Bünker]] an der Spitze und Sitz des reformierten ''Oberkirchenrates H.B.'' ([[Evangelische Kirche H.B. in Österreich|Helvetisches Bekenntnis]]), dem Landessuperintendent [[Thomas Hennefeld]] vorsteht. | |||
[[Baptisten]] gibt es in Wien seit 1847. 1869 konnte die erste Gemeinde (heute: Wien 6., Mollardgasse) konstituiert werden, nachdem der Staat zuvor lang die Anerkennung verweigert hatte. Daran beteiligt waren unter anderem [[Johann Gerhard Oncken]] und [[Edward Millard]]. Die Baptisten sind gegenwärtig mit acht Gemeinden in Wien vertreten, darunter zwei [[Rumänien|rumänische]], eine spanische und eine internationale englischsprachige Gemeinde. Auch befindet sich der Sitz des [[Baptisten in Österreich|österreichischen Baptistenbundes]] in Wien. | |||
Daneben bestehen in Wien Gemeinden weiterer evangelische Freikirchen, so zum Beispiel der [[Siebenten-Tags-Adventisten|Adventisten]], der [[Methodisten]], der [[Mennoniten]] und der [[Heilsarmee]] sowie Gemeinden des [[Bund evangelikaler Gemeinden|Bundes evangelikaler Gemeinden]] und der [[Pfingstbewegung]]. Ebenso ist die [[Christengemeinschaft]] mit zwei Gemeinden vertreten. | |||
Die [[Israelitische Kultusgemeinde Wien]] wird von [[Paul Chaim Eisenberg]] als Großrabbiner und von [[Oskar Deutsch]] als Präsident geleitet. Bis 1938 eine der größten jüdischen Gemeinden Europas, zählt sie heute rund 7.000 Mitglieder. | |||
{{Siehe auch|Jüdisches Leben in Wien}} | |||
Die Religionszugehörigkeit der Wiener Wohnbevölkerung setzt sich laut [[Volkszählung]] 2001 wie folgt zusammen: | |||
* 49,2 % – [[Römisch-Katholische Kirche|römisch-katholisch]] | |||
* 25,6 % – ohne Bekenntnis | |||
* {{0}}7,8 % – [[islam]]isch | |||
* {{0}}6,0 % – [[Orthodoxe Kirchen|orthodox]] | |||
* {{0}}5,7 % – sonstige bzw. keine Angabe | |||
* {{0}}4,7 % – [[evangelisch]] | |||
* {{0}}0,5 % – [[altkatholisch]] | |||
* {{0}}0,5 % – [[Jüdische Religion|jüdisch]] | |||
Per 1. Jänner 2013 betrug der Anteil der Katholiken in Wien 37,96%.<ref>{{cite web|url=http://www.wien.gv.at/statistik/pdf/menschen.pdf |title=Statistisches Jahrbuch der Stadt Wien - 2013 - Menschen in Wien|publisher=Stadt Wien |accessdate=2013-12-04}}</ref><ref>http://www.statistik.at/web_de/static/bevoelkerung_zu_quartalsbeginn_seit_2002_nach_bundesland_023582.xlsx</ref> Per 1. Jänner 2014 betrug der laut aktueller Kirchenstatistik 54.337 Mitglieder oder ein Anteil der Evangelischen in Wien von etwa 3% .<ref>http://www.kathweb.at/site/nachrichten/database/60173.html</ref> | |||
=== Söhne und Töchter der Stadt === | |||
{{Hauptartikel|Liste Wiener Persönlichkeiten|Liste der Ehrenbürger von Wien}} | |||
== Kultur == | |||
[[Datei:Spanische Hofreitschule3, Vienna.jpg|mini|Die [[Spanische Hofreitschule]] mit den Lipizzanern geht auf das Jahr 1572 zurück.]] | |||
[[Datei:Wiener Saengerknaben.jpg|mini|[[Wiener Sängerknaben]]]] | |||
In der kaiserlichen Residenzstadt wurden Museen und Sammlungen errichtet, die Kunstwerke von Weltrang besitzen. Zur Wiener Kultur zählt das kaiserliche Erbe der Stadt mit den Palästen [[Hofburg]], [[Schloss Schönbrunn]] und [[Schloss Belvedere]]. In der [[Spanische Hofreitschule|Spanischen Hofreitschule]] werden Vorstellungen der [[Hohe Schule (Reitkunst)|Hohen Schule der Reitkunst der Lipizzaner]] gezeigt. | |||
Die Zeit um 1900 wird als [[Wiener Moderne]] bezeichnet, womit der damaligen kulturellen, künstlerischen und wissenschaftlichen Großmachtstellung Wiens Rechnung getragen wird. Der Erste Weltkrieg beeinträchtigte diese Stellung der Stadt, der Terror gegen jüdische Wiener sowie der Zweite Weltkrieg beseitigten die Weltgeltung Wiens. | |||
Wissenschaftlich hat sich Wien vor allem in der Medizin hervorgetan. Hier befindet sich die älteste bis heute bestehende [[Universität Wien|Universität]] im deutschen Sprachraum; ihr prominentester Professor war [[Sigmund Freud]]. Bemerkenswert sind auch der [[Wiener Kreis]] der Philosophie und die [[Österreichische Schule]] der Wirtschaftstheorie. | |||
Von internationaler Bedeutung war und ist das Wiener Musikleben. Historisch ist es vor allem von Komponisten wie [[Wolfgang Amadeus Mozart|Mozart]], [[Ludwig van Beethoven|Beethoven]], [[Johann Strauss (Sohn)|Johann Strauss]], [[Gustav Mahler]] und [[Arnold Schönberg]] geprägt. Der [[Wiener Walzer]] war und ist weltweit bekannt. Heute sind vor allem bekannte Interpreten wie die [[Wiener Philharmoniker]], die [[Wiener Symphoniker]], das Ensemble der [[Wiener Staatsoper]] und der [[Concentus Musicus Wien]] zu nennen. Wichtige Strömungen bzw. Zirkel waren oder sind etwa die [[Wiener Schule (Vorklassik)]], die [[Wiener Klassik]] und die [[Wiener Schule (Moderne)]] der Musik. In den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde Wien auch zu einem der Zentren [[Elektronische Musik|elektronischer Musik]]. | |||
Wien gilt als Theaterstadt, mit deren vielfältigem Angebot im deutschen Sprachraum vor allem [[Berlin]] konkurriert. Im 19. Jahrhundert waren [[Franz Grillparzer|Grillparzer]], [[Ferdinand Raimund|Raimund]] und [[Johann Nestroy|Nestroy]] die bekanntesten Wiener Theaterautoren, im 20. Jahrhundert waren es [[Arthur Schnitzler]] und [[Thomas Bernhard]]. In der Literatur sind im 20. Jahrhundert Autoren wie [[Karl Kraus]], [[Robert Musil]], [[Heimito von Doderer]], [[H. C. Artmann]] und seine [[Wiener Gruppe]] hervorgetreten. | |||
Historisch ist im Wiener Kulturleben auch die [[Wiener Schule des Phantastischen Realismus]] in der Malerei zu erwähnen. | |||
Die aktuelle Kulturszene, seit 2001 mit dem [[MuseumsQuartier]] als neuem Schwerpunkt, ist mit Konzerthallen, Galerien, Ausstellungshäusern, Bühnen, Festivals und vielem anderen sehr abwechslungsreich und wird mit öffentlichen Geldern stark gefördert. Traditioneller ist die Gastronomiekultur ausgerichtet: mit dem [[Wiener Kaffeehaus]], der [[Wiener Küche]] und dem Wiener Weinbau. | |||
=== Sprache === | |||
Wien ist Zentrum der [[Österreichisches Deutsch|österreichischen Varietät der deutschen Sprache]]. Die gesprochene Stadtmundart ist ein [[Bairische Dialekte#Mittelbairisch|ostmittelbairischer Dialekt]] mit teilweise sehr eigenem Wortschatz und zahlreichen Lehnwörtern aus den Sprachen der [[Habsburgermonarchie]], vor allem dem [[Tschechische Sprache|Tschechischen]]. Ein beträchtlicher Teil der heutigen Einwohner der Stadt hat eine andere Muttersprache als Deutsch; inwieweit dennoch der Wiener Dialekt beherrscht wird, ist sehr unterschiedlich. | |||
{{Hauptartikel|Wienerisch}} |
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