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Die '''Papierfabrik Schlöglmühl''' war eine der größten [[w:Papierfabrik|Papierfabriken]] der österreichisch-ungarischen Monarchie in [[Payerbach]] in Niederösterreich, die von 1851 bis 1982 in Betrieb war. | Die '''Papierfabrik Schlöglmühl''' war eine der größten [[w:Papierfabrik|Papierfabriken]] der österreichisch-ungarischen Monarchie in [[Payerbach]] in Niederösterreich, die von 1851 bis 1982 in Betrieb war. | ||
== Vorgeschichte == | ==Vorgeschichte== | ||
Die Papierfabrik ging aus einer Mahl- und Sägemühle, mit dem Vulgonamen ''Schlegelmühle'' hervor. Sie wurde ursprünglich im Jahr 1781 vom [[w:Ärar|Ärar]] gekauft und wurde in eine [[w:Schmalte|Schmaltefabrik]] und eine Arsenik-Sublimierungshütte umgebaut. Es sollten in dem Werk ungarische [[w:Kobalt|Kobalterze]] verarbeiten. Als in den 1830er Jahren die Glasschmelze und die Spiegelerzeugung in [[Neuhaus (Gemeinde Weissenbach an der Triesting)|Neuhaus an der Triesting]] unrentabel wurde und geschlossen wurde, wurde diese Produktion nach Schlögmühl verlegt. Doch auch diese Produktion wurde 1840/1841 geschlossen. | Die Papierfabrik ging aus einer Mahl- und Sägemühle, mit dem Vulgonamen ''Schlegelmühle'' hervor. Sie wurde ursprünglich im Jahr 1781 vom [[w:Ärar|Ärar]] gekauft und wurde in eine [[w:Schmalte|Schmaltefabrik]] und eine Arsenik-Sublimierungshütte umgebaut. Es sollten in dem Werk ungarische [[w:Kobalt|Kobalterze]] verarbeiten. Als in den 1830er Jahren die Glasschmelze und die Spiegelerzeugung in [[Neuhaus (Gemeinde Weissenbach an der Triesting)|Neuhaus an der Triesting]] unrentabel wurde und geschlossen wurde, wurde diese Produktion nach Schlögmühl verlegt. Doch auch diese Produktion wurde 1840/1841 geschlossen. | ||
== Geschichte == | ==Geschichte== | ||
Im Jahr 1851 wurde begonnen, die Immobilie in Schlöglmühl zu einer Papierfabrik umzubauen. Diese neue staatliche Papierfabrik war vorgesehen den Papierbedarf der [[w:k.k. Hof- und Staatsdruckerei|k.k. Hof- und Staatsdruckerei]] möglichst preisgünstig und sicher zu decken. So konnte das direkt dem Finanzministerium unterstellte Unternehmen 1852 mit der Produktion beginnen. | Im Jahr 1851 wurde begonnen, die Immobilie in Schlöglmühl zu einer Papierfabrik umzubauen. Diese neue staatliche Papierfabrik war vorgesehen den Papierbedarf der [[w:k.k. Hof- und Staatsdruckerei|k.k. Hof- und Staatsdruckerei]] möglichst preisgünstig und sicher zu decken. So konnte das direkt dem Finanzministerium unterstellte Unternehmen 1852 mit der Produktion beginnen. | ||
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Im Jahr 1882 wurde die erste Papiermaschine im damaligen Österreich in Schlöglmühl mit einem Elektroantrieb ausgestattet. Für die Rohstoffversorgung kaufte die Aktiengesellschaft Forste in der Umgebung auf, die in neu entstandenden Holzschleifereien in Payerbach und Schmidsdorf das Holz zur Weiterverarbeitung bearbeiteten. | Im Jahr 1882 wurde die erste Papiermaschine im damaligen Österreich in Schlöglmühl mit einem Elektroantrieb ausgestattet. Für die Rohstoffversorgung kaufte die Aktiengesellschaft Forste in der Umgebung auf, die in neu entstandenden Holzschleifereien in Payerbach und Schmidsdorf das Holz zur Weiterverarbeitung bearbeiteten. | ||
Im Jahr 1882 wurde die von der 1870 von der Fürstin [[w:Franziska Kinsky von Wchinitz und Tettau|Franziska von Liechtenstein]] gegründeten ''Liechtensteinische Papierfabrik Stuppach'' übernommen.<ref name=ff_stuppach>[http://www.ff-stuppach.at/chronik/ Chronik] der FF Stuppach als Nachfolger der BtF Stuppach abgerufen am 26. Juli 2019</ref> Mit dieser in [[Gloggnitz]] liegenden Fabrik waren insgesamt mehr als 1.000 Mitarbeiter beschäftigt, die im Jahr etwa 7.500 Tonnen Papier herstellten. | Im Jahr 1882 wurde die von der 1870 von der Fürstin [[w:Franziska Kinsky von Wchinitz und Tettau|Franziska von Liechtenstein]] gegründeten ''Liechtensteinische Papierfabrik Stuppach'' übernommen.<ref name="ff_stuppach">[http://www.ff-stuppach.at/chronik/ Chronik] der FF Stuppach als Nachfolger der BtF Stuppach abgerufen am 26. Juli 2019</ref> Mit dieser in [[Gloggnitz]] liegenden Fabrik waren insgesamt mehr als 1.000 Mitarbeiter beschäftigt, die im Jahr etwa 7.500 Tonnen Papier herstellten. | ||
Die Sortierung der ungereinigten Hadern und Lumpen verursachte in vielen Fällen Erkrankungen, denen allein 1870 20 Personen erlagen. So wurden ugs. diese Fabriksräume als die ''Totenkammern von Schlöglmühl'' genannt. Auch sonst wurde von harten Arbeitsbedingungen berichtet. | Die Sortierung der ungereinigten Hadern und Lumpen verursachte in vielen Fällen Erkrankungen, denen allein 1870 20 Personen erlagen. So wurden ugs. diese Fabriksräume als die ''Totenkammern von Schlöglmühl'' genannt. Auch sonst wurde von harten Arbeitsbedingungen berichtet. | ||
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Zu Beginn der 1970er Jahre kam es durch allgemeine Krisen in der Papierindustrie fast zur Schließung des Werkes, die nur durch die Übernahme von [[w:Salzer Gruppe|Salzer Papier]] abgewendet werden konnte. | Zu Beginn der 1970er Jahre kam es durch allgemeine Krisen in der Papierindustrie fast zur Schließung des Werkes, die nur durch die Übernahme von [[w:Salzer Gruppe|Salzer Papier]] abgewendet werden konnte. | ||
Während die Fabrik in Stuppach 1972 schließen musste<ref name=ff_stuppach/>, wurde Schlöglmühl mit 270 Mitarbeitern im Jahr 1982<ref>[https://www.derstandard.at/story/2629345/fabrik-des-kummers Fabrik des Kummers] im Standard vom 14. Dezember 2006 abgerufen am 26. Juli 2019</ref> endgültig geschlossen, wobei das gesamte Gelände bis 1991 in der Verwaltung des Masseverwalters stand.<ref>[http://www.feuerwehr-schloeglmuehl.at/content/geschichte/ Geschichte] der FF Schlöglmühl als Nachfolger der BtF Schlögmühl</ref> Das Industrie-Ensemble steht heute zum Teil unter [[w:Liste der denkmalgeschützten Objekte in Payerbach|Denkmalschutz]]. | Während die Fabrik in Stuppach 1972 schließen musste<ref name="ff_stuppach" />, wurde Schlöglmühl mit 270 Mitarbeitern im Jahr 1982<ref>[https://www.derstandard.at/story/2629345/fabrik-des-kummers Fabrik des Kummers] im Standard vom 14. Dezember 2006 abgerufen am 26. Juli 2019</ref> endgültig geschlossen, wobei das gesamte Gelände bis 1991 in der Verwaltung des Masseverwalters stand.<ref>[http://www.feuerwehr-schloeglmuehl.at/content/geschichte/ Geschichte] der FF Schlöglmühl als Nachfolger der BtF Schlögmühl</ref> Das Industrie-Ensemble steht heute zum Teil unter [[w:Liste der denkmalgeschützten Objekte in Payerbach|Denkmalschutz]]. | ||
== Nachnutzung == | ==Nachnutzung== | ||
In Betrieb ist noch das Kleinkraftwerk, das im Jahr 1983 in den Besitz der [[w:EVN AG|EVN]] überging und wurde nur zum Teil technisch überholt. Während die beiden im Jahr 1924 errichteten [[w:Francis-Turbine|Francis-Turbinen]] weiterhin laufen, wurden beispielsweise die Generatoren erneuert und eine Turbinensteuerung eingebaut. Mit einer Leistung von 290 kW wird aktuell Strom ins Netz der EVN gespeist, womit etwa 340 Haushalte versorgt werden können.<ref>[https://www.evn.at/EVN-Group/Medien/Pressemeldungen-(2)/EVN-Kleinwasserkraftwerk-Gloggnitz-Kleinwasserkraf.aspx EVN Kleinwasserkraftwerk Gloggnitz: Kleinwasserkraftwerk oder doch Lustschlösschen des Adels?] auf der Seite der EVN vom 27. März 2019 abgerufen am 27. März 2019</ref> | In Betrieb ist noch das Kleinkraftwerk, das im Jahr 1983 in den Besitz der [[w:EVN AG|EVN]] überging und wurde nur zum Teil technisch überholt. Während die beiden im Jahr 1924 errichteten [[w:Francis-Turbine|Francis-Turbinen]] weiterhin laufen, wurden beispielsweise die Generatoren erneuert und eine Turbinensteuerung eingebaut. Mit einer Leistung von 290 kW wird aktuell Strom ins Netz der EVN gespeist, womit etwa 340 Haushalte versorgt werden können.<ref>[https://www.evn.at/EVN-Group/Medien/Pressemeldungen-(2)/EVN-Kleinwasserkraftwerk-Gloggnitz-Kleinwasserkraf.aspx EVN Kleinwasserkraftwerk Gloggnitz: Kleinwasserkraftwerk oder doch Lustschlösschen des Adels?] auf der Seite der EVN vom 27. März 2019 abgerufen am 27. März 2019</ref> | ||
Ein Blick auf die Feuerwehren zeigt, dass zuerst nach dem Schließen des Werkes in Stuppach, die auch den Brandschutz der Ortschaft Stuppach über hatte, im Jahr 1972 in die Ortsfeuerwehr mit der heutigen Bezeichnung [[Freiwillige Feuerwehr Gloggnitz-Stuppach]] überging. Ähnlich war die Situation in Schlöglmühl, wo die Betriebsfeuerwehr im Jahr 1991 in die [[Freiwillige Feuerwehr Schlöglmühl|FF | Ein Blick auf die Feuerwehren zeigt, dass zuerst nach dem Schließen des Werkes in Stuppach, die auch den Brandschutz der Ortschaft Stuppach über hatte, im Jahr 1972 in die Ortsfeuerwehr mit der heutigen Bezeichnung [[Freiwillige Feuerwehr Gloggnitz-Stuppach]] überging. Ähnlich war die Situation in Schlöglmühl, wo die Betriebsfeuerwehr im Jahr 1991 in die [[Freiwillige Feuerwehr Schlöglmühl|FF Schlöglmühl]] umgewandelt wurde. | ||
== Verfilmung == | ==Verfilmung== | ||
Schlöglmühl ist der Schauplatz der Dokumentation [[w:Postadresse 2640 Schlöglmühl|Postadresse 2640 Schlöglmühl]], welche im Jahr 1990 nach Schließung der Papierfabrik von [[w:Egon Humer|Egon Humer]] gedreht worden ist. In dm Film werden die Folgen des Konkurses der Papierfabrik für die Bewohner des Ortes und der näheren Umgebung thematisiert. | Schlöglmühl ist der Schauplatz der Dokumentation [[w:Postadresse 2640 Schlöglmühl|Postadresse 2640 Schlöglmühl]], welche im Jahr 1990 nach Schließung der Papierfabrik von [[w:Egon Humer|Egon Humer]] gedreht worden ist. In dm Film werden die Folgen des Konkurses der Papierfabrik für die Bewohner des Ortes und der näheren Umgebung thematisiert. | ||
== Literatur == | ==Literatur== | ||
* {{Stadler|691ff.}} | * {{Stadler|691ff.}} | ||
== Einzelnachweise == | *Lehrerarbeitsgemeinschaft Neunkirchen: ''Mein Heimatbezirk Neunkirchen. Heimat- und wirtschaftskundliche Arbeitsblätter des Bezirkes Neunkirchen'', ca. 1967, Franz Feilhauer OGH, Neunkirchen. S.100ff | ||
<references/> | *Karl Stierba: ''Festschrift 900 Jahre Gloggnitz 1094-1994'', 1994, Stadtgemeinde Gloggnitz, Gloggnitz | ||
*[[w:Franz Mathis|Franz Mathis]]: ''Schlöglmühl'' in ''Big Business in Österreich'', 1987, Oldenburg, S.254, ISBN 3-486-53771-7 | |||
==Einzelnachweise== | |||
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==Weblinks== | |||
:{{Commonscat}} | :{{Commonscat}} | ||
:{{Wikidata|Q65952328}} | :{{Wikidata|Q65952328}} | ||
* [http://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4003691 Akten im Österreichischen Staatsarchiv] | |||
* [http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj259/ar259174 M. Sembritzki's Maschine zur Erzeugung von geschöpftem Bogenpapier] im Polytechnischen Journal | *[http://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4003691 Akten im Österreichischen Staatsarchiv] | ||
*[http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj259/ar259174 M. Sembritzki's Maschine zur Erzeugung von geschöpftem Bogenpapier] im Polytechnischen Journal | |||
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